Chronik der Kirchgemeinde St. Marien – St. Johannis

Als ich im Juni 1968 nach Neubrandenburg kam, war keine Gemeindechronik vorhanden (nur eine für wenige Jahre des 19. Jhds. für St. Johannis). Jetzt, im September 1999 - im 6. Jahr meines Ruhestandes - versuche ich, eine Chronik anzufangen. Ich beginne mit dem Zeitpunkt meines Dienstantritts. Da ich nicht an Vorhandenes anknüpfen kann, schildere ich zunächst die Situation, die ich vorgefunden habe.

 

Erst aber möchte ich mich kurz vorstellen:

Am 28. Dezember 1928 bin ich, Paul-Friedrich Martins, als erstes von vier Kindern des Architekten Dr. Paul Martins und seiner Frau Martha, geb. Schiefer, in Rostock geboren. Nach der Schulzeit in Güstrow und Osterode (Harz) habe ich in Hamburg (Kirchl. Hochschule), Erlangen und Göttingen Theologie studiert und im Herbst 1954 in Hannover das 1. Examen bestanden. Nach einem kurzen Anlauf als Vikar in Penzlin war ich im Vorbereitungsdienst der Hannoverschen Landeskirche, bis ich im Dezember 1956 die Zuzugsgenehmigung in die Deutsche Demokratische Republik erhielt. Am 4. Advent 1956 wurde ich als Vikar zum Dienst in der Gemeinde Sülstorf (Kr. Schwerin) ordiniert. Im Herbst 1957 habe ich das 2. Examen in Schwerin bestanden und meinen Dienst als Pastor in Sülstorf weitergeführt. Seit dem 20. Juni 1962 bin ich verheiratet mit Dorothea, geb. Dreßel, Tochter des Chirurgen Dr. Friedrich Dreßel und der Krankenschwester Katharina geb. Noth. Auf Bitten des OKRs habe ich mich 1968 auf die 1. Pfarrstelle an St.Marien zu Neubrandenburg beworben. Nach dem Vorstellungsgottesdienst am 31. März hat der KGR meiner Berufung durch den OKR zugestimmt. Wir kamen mit unseren ersten drei Kindern am 12. Juni 1968 nach Neubrandenburg, das vierte wurde am 11. August d.J. in Neubrandenburg geboren. (1974 kam unser fünftes Kind dazu.) Landessuperintendent Bosinski hat mich am 23. Juni in St. Johannis einge­führt (obwohl am Vortag Landessuperintendent Stegen bereits als sein Nachfolger in Neustrelitz eingeführt worden war).

 

Die Situation in der Stadt

Neubrandenburg hatte im Sommer 1968 etwa 40.000 Einwohner. Die 1945 durch Brand zum größten Teil zerstörte Innenstadt war neu aufgebaut und das erste Neubaugebiet – die Südstadt – fertiggestellt. Im Juli war Heinz Hahn als Bürgermeister berufen. Neubrandenburg war zur Bezirkshauptstadt erklärt, aber die Bezirksbehörden arbeiteten noch in Neustrelitz. Nur die Verwaltung des Landkreises Neubrandenburg war hier. Zur Stadt gehörten die Ortsteile Broda, Weitin, Tannenkrug, Fünfeichen, Hinterste Mühle, Fritscheshof, Carlshöhe, Küssow und Monkeshof.

 

Kirchliche Situation

Die Pastoren der beiden lutherischen Gemeinden St.Marien und St.Michael trafen sich meist monatlich als „Geistliches Ministerium“, ebenso die Pastoren der Propstei (außer den 5 Stadtpastoren die Pastoren von Neddemin, Neuenkirchen, Rühlow, Staven, Warlin, Weitin Und Wulkenzin). Durch die Evangelische Allianz war ein enger Kontakt zur Landeskirchlichen Gemeinschaft (im ehemaligen Marstall in der Behmenstraße) und zu den beiden Freikirchen: den Baptisten (in der ehemaligen Friedhofskapelle zwischen Katharinen- und Scheunenstraße) und den Methodisten (in einem ehemaligen Laden in der Kl. Krauthöferstraße) mit regelmäßigen Treffen der Prediger, allmonatlichen Allianzgebetsstunden und der Allianzgebetswoche im Januar. Eine „Katholisch-Apostolische“ Gemeindegruppe traf sich einmal im Monat zu Nachmittagsgottesdiensten in St.Georg. Sonst hatte sie sich in die Mariengemeinde integriert. Einige von ihnen waren im KGR und Helferkreis aktiv. - Zur katholischen Gemeinde gab es nur lockere Kontakte: Zu Vorträgen eines bekannten Jesuiten-Paters wurden die evangelischen Gemeinden mit eingeladen. Etwa einmal im Jahr lud der alte Pfarrer Timmerbeil seine evangelischen Amtsbrüder in seine Wohnung (Engels-Ring – Ecke Bernhardstraße) ein, es gab auch Gegeneinladungen.

 

Die Situation der St. Marien-Gemeinde

Nach der Abtrennung der Michaelsgemeinde im Jahre 1953 umfaßte die St.Marien-Gemeinde das Stadtgebiet südlich der Bahnlinie Pasewalk–Güstrow ohne die Ortsteile Weitin (zusammen mit Zirzow und Neuendorf eigene Pfarre) und Küssow (Pfarre Warlin). Dieser Bereich war in drei Seelsorge-Bezirke aufgeteilt:
1. Schul-, Pfaffen- und Neutorstraße sowie der Bereich östlich und südlich der Innenstadt (vom Pferdemarkt bis zur Schwedenstraße einschließlich der Ortsteile Carlshöhe und Fritscheshof).
2. Die übrige Innenstadt und der Westen von der Lessingstraße bis zum Pferdemarkt mit Broda.
3. Die Südstadt mit der Neustrelitzer Straße ab Gätenbach mit Augustabad, Tannenkrug und Fünfeichen.

 

Mitarbeiter der Mariengemeinde waren hauptberuflich: Pastorin Christa Haack, Propst Dr. Christian Bunners, Kantor Wolfgang Rosenmüller, Diakon (für Jugendarbeit und Diako­nie) Wolfgang Lück, die Katechetinnen Herta Müller und Waltraud Rehder und der Küster Ernst-August Knebusch. Teilbeschäftigt: Annemarie Oehlschläger (im „Büro“ für Bücher­tisch und Geldannahme), Ernst Fanter (Küster an St.Georg), Käte Strautz (Reinigen und Heizen der Gemeinderäume) und Helga Lück (Kassenführerin). Zum Organistendienst, bei den gleichzeitigen Gottesdiensten in Johannis und St. Georg und während des Urlaubs oder sonstiger Verhinderung von Herrn Rosenmüller vertraten ihn Katharina Pfannschmidt oder Hannelore Rehfeld, dann auch Dorothea Martins. (Katharina Pfannschmidt, bis Kriegsende Organistin an St. Jacobi in Stettin, war dann Organistin an Johannis gewesen. Als Rentnerin war sie „in den Westen“ übergesiedelt, aber zurückgekommen, da sie dort nicht heimisch werden konnte. Jetzt war sie fast völlig erblindet.) Ehrenamtlich: Die Kirchenältesten (im Juni d. J. neu gewählt): Ursula Fischer, Ernst-August Knebusch, Wolfgang Lück, Werner Matz, Hans Müller (stellvertr. Vorsitzender), Hannelore Rehfeld, Hans-Rüdiger Reisgies, Hartmut Schroeder, Rolf Schulenburg, Wolfgang Staack, Werner Stope und Monika Turek, Ehrenmitglied des KGR Regierungsbaurat a.D. Erich Brückner. - Etwa 30 „Helfer“ verteilten monatlich die „Nachrichtenblätter“, sammelten Spenden ein, halfen bei den Straßensammlungen in Frühjahr und Herbst und informierten die Mitarbeiter über Umzüge (einen Daten­verbund zum Einwohnermeldeamt gab es nicht), Krankheiten und Hausbesuchswünsche in „ihrem Bezirk“. Ihre Arbeit wurde angeleitet von der „Helfermutter“ Frieda Pförtner. Der Helferkreis versammelte sich monatlich.

 

Zu den oben erwähnten „Nachrichtenblättern“: Beide Gemeinden ließen monatlich ein Informationsblatt drucken. Inhalt: Monats- und Wochensprüche, Gottesdienste und sonstige Veranstaltungen und - gemeinsam für beide Gemeinden – Namen der Jubilare (Geburtstage über 80 und Ehejubiläen), die Termine der Landeskirchlichen Gemeinschaft sowie unter der Überschrift „aus den Kirchenbüchern“ die Zahl der Taufen und die Namen der Beerdigten und Getrauten. Für jede Ausgabe mußte das Manuskript bei der „Abteilung Inneres“ der Stadtverwaltung zur Genehmigung und Zuteilung des Papierkontingents eingereicht werden. Die Auflage war knapp limitiert, das Format klein.

 

Über die Zahl der Gemeindeglieder konnte man keine zuverlässlichen Angaben machen, da der größte Teil der einmal Getauften es nicht für nötig hielt, den Kirchenaustritt vor dem „Staatlichen Notariat“ zu erklären, sondern einfach die Zahlungen von Kirchensteuern einstellte, ohne auf Bescheide oder Zahlungserinnerungen zu reagieren. Im Kirchlichen Amtsblatt war für die beiden Stadtgemeinden von je etwa 14.000 Mitgliedern die Rede. Tatsächlich erfasst werden 1968 schätzungsweise etwa 4.000 Personen pro Gemeinde gewesen sein.

 

Gebäude: St. Marien war Ruine, nach der Zerstörung 1945 und Enttrümmerung standen nur die Umfassungsmauern und der Turm, neu gedeckt mit einem flachen Kupferdach, darin die drei Stahlglocken (nicht einsatzfähig wegen verschiedener Schäden), erreichbar über eine hölzerne Treppe. Innerhalb der Mauern standen am Ostgiebel erste Bauteile aus Beton für ein in den 50er Jahren dort geplantes Gemeindehaus. Im Übrigen war der Kirchenraum eine mit Brennnesseln, Buschwerk und allerlei Schutt verwilderte Fläche. Die Ruine war eine Quelle steter Sorgen: Die Brettertüren vor den Eingängen wurden häufig aufgebrochen, denn das Innere verlockte Kinder und Jugendliche als „Abenteuerspielplatz“ oder zum Taubenschießen. Die Verantwortung bei möglichen Unfällen lag bei der Gemeinde. - Für einen Wiederaufbau der Kirche nach Plänen von Prof. Wendland, Berlin, waren um 1960 Bau­anträge genehmigt gewesen, aber nach Scheitern des ersten Anlaufs (der „beauflagte“ Betrieb aus Potsdam war eingegangen) war die Genehmigung trotz regelmäßiger Anträge nicht erneuert. Auf dem Kirchplatz lagerte unter Dach die stählerne Dachkonstruktion für den Wiederaufbau.

 

St. Johannis war unzerstört geblieben, 1890 bis 94 zum letzten Mal gründlich saniert. Zur Beleuchtung waren an dem alten Gaskronleuchter elektrische Glühlampen notdürftig be­festigt. Die Dampfheizung war nur noch beschränkt einsatzfähig. Sie wurde fast nur zu Weih­nachten betrieben. Unter der Orgelempore war ein schmaler, langer Raum (16 x 5 m) als „Winterkirche“ durch eine Holzfensterwand abgetrennt. Mit elektrischen „Bahnheizkörpern“ konnte er ein wenig erwärmt werden. Die Südseite war durch eine Stufe, dunkle Farbgebung der Wand, ein kupfernes Wandkreuz und einen hölzernen Altar samt Lesepult und Tauf­ständer einigermaßen würdig hergerichtet, der Raum selbst aber mit verschiedenartigen alten Holzbänken wenig ansprechend ausgestattet.

 

Die Kapelle St. Georg war kürzlich renoviert: der Eingang von der Nord- auf die Westseite verlegt, ein Windfang mit kleinem Nebenraum unter einer schmalen Empore eingebaut, ein Altar neu gemauert und der Raum mit Kanzel, Taufständer, Stühlen und elektrischen Leuchten ausgestattet. Sie war durch einen großen eisernen Ofen heizbar. 

Wohngebäude in der Gr.Wollweberstraße: In Nr. 1 gab es außer einem Gemeinderaum mit kleinem Nebenraum und zwei Pfarrwohnungen zwei bescheidene Wohnungen für die Kate­chetin Herta Müller und eine Mitarbeiterin des Kirchensteueramts. Hinter dem Hause befan­den sich einige Schuppen (in einem davon konnte ich mir eine Garage einbauen) und ein großer Garten bis an die Ringstraße. - In Nr. 3 („Pfarrwitwenhaus“) waren im Erdgeschoß ein Unterrichtsraum, Wohnräume für Frau Pastorin Haack und eine primitive Küche für die im Nebenhaus wohnende Frau Rehder, im Obergeschoß zwei weitere Wohnungen; im Garten stand eine kleine Baracke mit je einem Raum für Christenlehre und „Büro“. - Im „Küsterhaus“ Nr. 5 war im EG die Wohnung des Ehepaars Knebusch, darin ein Zimmer für Frau Rehder, im OG Wohnräume für Familie Rosenmüller und für die letzte Hausmutter der früheren Internatsschule „Bethanien“, Frau Anna Lubnau. - In Nr. 11 waren im EG das Kirchensteueramt und die Wohnung der Pfarrwitwe Reinhold, im OG die Pfarrwohnung Fehlandt; – in Nr. 13 unten Familie Lück, oben die Pfarrwohnung Trenkler. (Jürgen Fehlandt und Wolfgang Trenkler waren die Pastoren von St. Michael). Im Hofgebäude waren Wohnungen neu ausgebaut, genutzt von den Familien von Diakon Paul und Katechet Möller, beide Mitarbeiter der Michaelsgemeinde. - Alle Wohnungen waren in einem für damalige Verhältnisse leidlichen Zustand, heizbar durch Kachelöfen.

 

Regelmäßige Veranstaltungen: An allen Sonn- und Feiertagen waren um 9.30 Uhr Gottesdienste in St.Johannis und in St. Georg (im Winterhalbjahr gleichzeitig, im Sommer in St. Georg um 8 Uhr), einmal im Monat mit Abendmahl, in St. Johannis um 11 Uhr Kindergot­tesdienst und im Sommerhalbjahr sonnabends um 18 Uhr Wochenschlußandacht im Altarraum. Auch in einer Wohnung in Carlshöhe wurden ab und zu Gottesdienste gehalten, im Altersheim „Haus Gottes Güte“ an jedem Sonntag, wechselnd von allen Pastoren der Stadt. Bibelstunden waren an jedem Donnerstag um 15 Uhr in Gr.Wollweberstraße 1 – (in der Advents- und Passionszeit ersetzt durch eine Andacht) und einmal im Monat in zwei Wohnungen in der Südstadt und in Carlshöhe. (Die „kirchlichen Veranstaltungen“ in nichtkirchlichen Räumen mußten jeweils im Volkspolizei-Kreisamt, Abteilung „Erlaubniswesen“, angemeldet werden. Diese Anmeldepflicht wurde von der VP gerne als Genehmigungspflicht ausgelegt: Es kam vor, dass man sich weigerte, den Anmeldezettel entgegenzunehmen und zu quittieren.) Monatlich trafen sich außerdem Missions-, Mütter-, (Alt-) Männer- und „Helfer­kreis“ und eine Besuchsdienstgruppe. Christenlehre- und Konfirmandenklassen sowie mehrere Gruppen der Jungen Gemeinde und zwei Kinderchorgruppen („Kurrende“) kamen wöchentlich zusammen. Ein kleiner Singkreis probte jeden Mittwoch, ein übergemeindlicher Motettenkreis in größerem Abstand. Eine Laienspielgruppe, ein Posaunenchor und eine „Combo“ übten in der Kirche oder in der Gr.Wollweberstraße. In beiden Stadtgemeinden und den Nachbargemeinden wurde eingeladen zu Treffen für Behinderte, Gehörlose und nach St. Georg zu „Monatsrüsten“ für Jugendliche. Ein kleiner Arbeitskreis kam in St. Michael zusammen, um – meist nach eigenen Entwürfen – viel beachtete Schautafeln herzustellen für sechs Schaukästen in der Stadt und vier in Landgemeinden der Umgegend (Latex auf Hart­faserplatten).

 

Eine Partnerbeziehung zur Gemeinde St. Petri und Pauli in Hamburg-Bergedorf war entstanden in der Zeit, als Hermann Timm Pastor in Neubrandenburg und einer seiner Brüder Pastor in Bergedorf war. 1968 bestand diese Beziehung nur noch in einigen Kontakten von Gemeindegliedern untereinander, von denen ich zufällig erfuhr. Erst im Oktober 1969 erhielt ich einen Brief des Bergedorfer Pastors Nerling, der die Beziehung vorsichtig erneuerte. Die vom Diakonischen Werk vermittelte Partnerschaft zu einer bayrischen Landgemeinde ist m.W. nie zustandegekommen. Politische Stellen durften von solchen Partnerbeziehungen nichts wissen.

 

 

Zweites Halbjahr 1968

Besondere Themen:  Bei meinem Antrittsbesuch im Rathaus am 16. Juli sagt der „Stellvertreter für Inneres“ des Bürgermeisters, die Ruine von St. Marien sei ein Schandfleck für die Stadt. Es sei beschlossen, dass sie abgerissen werde. Meinen Hinweis, dass es sich um ein wertvolles Kulturdenkmal handle, beantwortet er damit, dass es technisch möglich sei, den Giebel später an anderer Stelle wiederaufzubauen! – In einem Gespräch von Pastoren mit Verantwortlichen der Stadt wird das Thema Marienkirche erneut angesprochen. Zwei Möglichkeiten werden diskutiert: entweder Abbruch der Ruine oder Wiederaufbau für kulturelle Nutzung. Dabei fällt zum ersten Mal das Wort „Konzerthalle“. –Ein besonderes Thema be­herrscht über Monate die Gespräche im „Geistlichen Ministerium“ (Treffen der fünf lutheri­schen Pastoren der Stadt): Die Verwendung der Gelder, die für „Neubrandenburg – Stadt des kirchlichen Wiederaufbaus“ in ganz Deutschland gesammelt worden sind. Etwa eine Million Mark der DDR sei zusammengekommen. Die Neubrandenburger haben aus der Presse erfah­ren, dass die Stadtkirche Neustrelitz mit Geldern aus diesem Fonds renoviert worden sei. In langem Schriftwechsel wird schließlich erreicht, dass 85.000 von den verwendeten 135.000 M als zinsloses Darlehen gelten und dass ein Verteilerausschuss gebildet werden soll, in den Vertreter der Neubrandenburger Gemeinden einbezogen werden.

 

Auf den Schreibtisch der Pastoren kommen stapelweise Zettel vom Kirchensteueramt mit Namen von Gemeindegliedern, die trotz mehrmaliger Mahnung keine Kirchensteuern gezahlt haben. Sie sollen besucht werden. Falls auch das keinen Erfolg bringt, soll ihnen mitgeteilt werden, dass „die kirchlichen Rechte ruhen“. Solche Mitteilungen sind in den vergangenen Jahren in größerer Zahl ausgeschickt worden. Als Reaktion darauf hört man häufig die Äußerung: „die Kirche hat uns ausgestoßen.“ Probeweise besuche ich in einer Straße meines Bezirks die mir benannten Adressen. Reaktion: einige wenige Austritte (oder doch der erklärte Wille zum Austritt), sonst entweder die Ankündigung, nachzuzahlen, oder die Erklä-rung, weder austreten noch zahlen zu wollen. Tatsächlich hat keiner der Besuchten dann gezahlt. Nach Gesprächen beschließt das „Geistliche Ministerium“, keine Mitteilungen über den Verlust von Rechten mehr zu verschicken, sondern lediglich in der Gemeindekartei einen Vermerk zu schreiben, um bei etwaigen Wünschen (Patenschein, Taufen, Beerdigungen o.a.) darauf ansprechen zu können. Ich verzichte auf weitere Besuche bei diesem Personenkreis.

 

Besondere Ereignisse: 21. Juli: Ausflug des Männerkreises mit Frauen per Bahn nach Hohen Mistorf, der neuen Pfarre meines Vorgängers Hans-Leopold Wossidlo. -  27. Juli: Konzert der Thüringer Sängerknaben (380 Besucher). - Am 2. Aug. wird die Katechetin Waltraud Rehder mit dem Vikar Herbert Bremer aus Eichhorst getraut. -  25. August: Konfirmation in Johannis. -  5. bis 8. Sept. eine Allianz-Jugendwoche in St. Joh. (Die Themen: „Glaube und Wissen – verträgt sich das?“ – „Alles dreht sich um Liebe“ – „Gott ist anders, als du denkst“ – „Zukunft – wie?“. Durchschnittlich 230 Besucher pro Abend!). -  Ein Gemeindeabend am 12. Nov. informiert über die Konferenz des Weltkirchenrats in Uppsala (70 Teiln.). - 8. Dez.: Weih­nachtsliedersingen (130 Besucher). - 14. Dez. im Saal der Landeskirchlichen Gemeinschaft  Adventsfeier für die älteren Gemeindeglieder, am Abend gemeinsame Weihnachtsfeier für alle Gemeindekreise. -  Am 4. Advent Familiengottesdienst mit Krippenspiel. -  Weihnachten können nach längerer Pause wieder alle drei Glocken von Marien läuten. Das ist möglich geworden, weil Mitarbeiter der Reichsbahnwerkstätten es gewagt haben, ohne Auftrag ihrer Dienststelle helfend tätig zu werden durch Neuwickeln der Motoren und Anfertigen neuer Befestigungsbolzen für die Glocken.

 

Aus dem KGR (Vorsitz Dr. Bunners): 16. September: Das Siegel (Einheitsgestaltung für alle

Stadtkirchen in Meckl.-Strelitz) soll durch ein neues ersetzt werden. (Entwurf meines Vaters mit dem Giebel von St. Marien. Es wird ab Januar 1969 verwendet.) -  14. Okt.: An den nicht gesetzlichen Feiertagen (Ostermontag, Himmelfahrt, Bußtag und Reformationsfest sind seit 1967 abgeschafft) soll zu Gottesdiensten am Vormittag und am Abend eingeladen werden. - 11. Nov.: Der KGR spricht sich gegen den Wiederaufbau von St. Marien aus; die Ruine soll als Mahnmal gesichert werden. Gespräche darüber mit der Stadt sollen angestrebt werden. - Der diakonische Ausschuss entwirft einen Fragebogen für die Gemeindeglieder über Bereitschaft zur Mitarbeit.

 

Zahlen für 1968: 48 Taufen, 34 Konfirmierte, 19 Trauungen, 106 Beerdigungen, 1.200 Kommunikanten, 200 Christenlehrekinder, 70 Austrittserklärungen. Summe der Gottesdienst-teilnehmer: 11.787, an Sonn- und Feiertagen durchschnittlich 113 in Joh. und 33 in Georg, dazu durchschn. 15 Teiln. am Kindergottesdiest. Gesamtopfer (Kollekten, Spenden und Straßen­sammlungen): 31.844 MDN

 

Das Jahr 1969

Die Stadt wird mit Jahresbeginn kreisfrei, mit einem Oberbürgermeister. -  In der Neustrelitzer Straße werden zwischen Stargarder Tor und Südstadt sechs Scheibenhochhäuser mit je 120 Wohnungen gebaut, („Straße der Wolga-Deutschen“, weil dort u.a. die politische Prominenz einzieht, die den PKW „Wolga“ fährt). -  Der Bau der Stadthalle und die Arbeiten für einen „Kulturpark“ zwischen Stadt und See beginnen.

 

Besondere Ereignisse. Vom 6. bis 12. Januar: Allianzgebetswoche. - Am 1. Februar: Gast­spiel der kirchlichen Schauspieltruppe „Die Brücke“ aus Potsdam mit „Szenen der Passion“ von Heinz Flügel (515 Besucher). - Bibelwoche vom 10. bis 15.Februar in der Gr. Wollweberstr.1 täglich um 15 und 19.30 Uhr; auf Beschluß des KGRs abends in der Form, dass ein Pastor in den Text einführt, dann das Gespräch in Gruppen von Laien geleitet wird. In Carlshöhe ist Bibelwoche vom 24. Februar bis 1. März in einer Wohnung. - Am 19. April Einsatz vieler Gemeindeglieder zum Aufräumen in der Ruine von St. Marien, am 12. Mai „Kirchenreinigung“ mit vielen Helfern. – Der Laienspielkreis der Gemeinde lädt am 18. Oktober zu einem „Spiel auf zwei Bühnen“, das 170 Gemeindeglieder sehen. -  Themen von Gemeindeabenden: Missionsberichte (27. Januar, 95 Besucher), „Christsein in der kathol. Kirche“ (16. November, 55 Bes.). - Zu einem „Nachtgebet für den Frieden der Welt“ wird erstmalig am 24. Dezember um 23 Uhr eingeladen, mit neuen Liedern, biblischer Meditation, Informationen über besondere Spannungsgebiete und Fürbitten, gestaltet von Pastoren ohne Talar und Laien - etwa 15 Teilnehmer. - Wolfgang Lück ist es nach vielen Mühen gelungen, einen Telefonanschluß für seine Arbeit zu erhalten.

 

Mitarbeiter: Das Ehepaar Wolfgang und Helga Lück trennt sich. Helga Lück zieht in ihre Heimat nach Cottbus. Die Kassenführung übernimmt Regina Bunners. - Waltraut Bremer beendet ihren Dienst zum 1. September; Christa Sander bewirbt sich um ihre Stelle (Arbeits­beginn am 1. Januar 1970). Annemarie Oehlschläger beendet ihren Dienst am 1. September aus Altersgründen. Herta Müller will ihre Aufgaben ab Januar übernehmen bei reduzierter Christenlehre-Stundenzahl. - Die Kirchenälteste Monika Turek heiratet Wolfgang Lasa.

 

Kirchgemeinderat (Vorsitz: Martins): Die Sitzungen beginnen (wie schon im Vorjahr) mit einer „geistlichen Besinnung“ (Themen z.B.: kirchl.Zusammenschlüsse; eine Bischofserklä­rung über „Schrift, Bekenntnis, Lehrautorität“; Arbeitsberichte von Mitarbeitern; Revision des Apostolikums). Schwerpunktthemen sind:

 

1. Die Zukunft von St. Marien: Die Pastoren berichten über Gespräche mit Vertretern der Stadt, in denen eine mögliche kulturelle Nutzung angesprochen wurde. Der KGR lehnt es ab, dass Mittel aus dem Spenden-Fonds zum Wiederaufbau von St. Marien verwendet werden, um Arbeiter für Sicherungsarbeiten an der Ruine anzustellen, bevor nicht die Finanzierung der Renovierung und Neugestaltung von St. Johannis gesichert ist. (Für die Neudeckung des Daches sind Aufträge erteilt, die Arbeiten beginnen im Dezember. Für die Innengestaltung sind bisher nur Vorgespräche geführt, u.a. über Möglichkeiten der Beheizung. Der Innen­architekt Harald Heyde wird zur Mitarbeit im Bauauschuss gewonnen.)

 

2. Politisches Engagement von Pastoren und Mitarbeitern: Anlass ist eine Einladung der „Nationalen Front“ zur Mitarbeit im Arbeitskreis „Christliche Kreise“. Nachdem der KGR auf einer Sondersitzung am 4. September solche Mitarbeit nach lebhafter Aussprache mehrheitlich abgelehnt, der KGR St.Michael aber anders entschieden hat, beraten beide KGRe auf einer gemeinsamen Sitzung am 10. November. Ergebnis: Ablehnung der Mitarbeit in den „Christlichen Kreisen“, statt dessen der Vorschlag von regelmäßigen Gesprächen zwischen Stadt- und Kirchenvertretern (Pastoren und KÄe!), abwechselnd in kirchlichen und kommunalen Räumen, und Angebot verantwortlicher Mitarbeit in Kommissionen für Jugendpflege und Sozialwesen. (Die Stadt ist auf beides nicht eingegangen).

 

Kirchenmusik: Ein Spinett wird gekauft (vorfinanziert durch einen Kredit der Landeskirche, den Wolfgang Rosenmüller durch zusätzliche Konzerte in Landgemeinden tilgen will). Eine Reihe verschiedenartiger Kirchenmusiken wird gestaltet: am 19. April vom Singkreis österliche Werke. Am 15. Mai wird die Gemeinde von Singkreis und Kurrende zum Mitsingen von Volksliedern eingeladen unter dem Titel „Lob des Schöpfers“ (90 Besucher). Kammermusik erklingt am 5. Juni (70 Bes.) und in St. Georg am 10.August (90 Bes.). Besondere Höhepunkte sind ein geistliches Chorkonzert am 7. Juli u.a. mit zweichörigen Psalmvertonungen von Heinrich Schütz (Singkreis und Motettenkreis und ein Chor unter Leitung von Hans-Werner Fehlandt, Waren, 85 Bes.), sowie Konzerte der Kurrende der Studentengemeinde Halle (am 31. August, Leitung Reinhard Ohse, 100 Bes.) und der Dresdener Kapellknaben (10. Juli – eingeladen von der katholischen Gemeinde). Eine „Weihnachtsmusik im Kerzen­schein“ am 21. Dezember wird wieder von Sing- und Motettenkreis gemeinsam gestaltet.

 

Zahlen: 34 Taufen, 29 Konfirmierte, 9 Trauungen, 118 Beerdigungen, 977 Kommunikanten, 9.850 Gottesdienstbesucher (im Schnitt – ohne die Christvespern – in Joh.:99, in Georg: 29) und 750 im Kindergottesdienst (Schn.:20 Kinder). Gesamtopfer: 34.800 M.

 

Das Jahr 1970

Einwohnerzahl der Stadt erhöht sich im Laufe des Jahres auf über 45.000. Im April wird der Grundstein für das neue Wohngebiet „Oststadt“ gelegt, die ersten Wohnungen werden schon vor Jahresende bezogen. Zur Errichtung des dreispurigen Straßenringes um die Innenstadt werden Häuser vor dem Treptower Tor und „An der Linde“ abgerissen.

 

Besondere Ereignisse: Pastor Julius Kretschko in Weitin geht zum Jahresbeginn in den Ruhestand. Martins übernimmt die Kura, die Pastoren der Stadt übernehmen abwechselnd die Gottesdienste in Weitin (jeden Sonntag) und Zirzow (14-tägig). - Vom 5. bis 11. Januar: Allianzgebetswoche (Räume: Gemeinderaum Gr. Wollweberstr.1, St. Michael und Landeskirchl. Gemeinschaft). - Die luth. Pastoren feiern mit Frauen am 1. Februar als „Geist­liches Ministerium einmal anders“ in der Wohnung Martins ein fröhliches Fest, das lange in Erinnerung bleibt und für die Dienstgemeinschaft wichtig ist. - Vom 23. bis 28. Febr. ist Bibelwoche um 15 und 19.30 Uhr in der Gr. Wollw. 1. - Am 16. März (erstmalig?) „Ökumeni­scher Arbeitskreis“, eine Beratung aller evang. und kath. Geistlichen der Stadt. – Am 6. Mai fahren Martins, Lück, Herta Müller, Frieda Pförtner und einige weitere Gemeindeglieder mit PKWs nach Stettin (evang.Gemeinde) und Stargard (Besuch bei einer Familie, der mehrfach Pakete geschickt worden sind). –  Am Pfingstmontag (18. Mai) um 19.30 Uhr in St.Johannis erstmalig Gemeinsamer Gottesdienst der evang. und kath. Gemeinden als „Gebetsgottesdienst für die Einheit der Christen“. Die Predigt in der voll besetzten Kirche (ca. 450 Teilnehmer) hält der kathol. Pastor Timmerbeil. - 24. Mai: Kreis-Kinderkirchentag in Neubrandenburg. – Am 14. Juni: Kreiskirchentag in Neustrelitz. – Vom 3. bis 6. September: „Jugendwoche“ mit Friedrich-Karl Sagert in St.Joh. (Themen: „Welche Sprache spricht Gott?“, „Der Mensch soll groß sein“, „Du und die neben dir“, „Wohin gehst du, Mensch?“). Dazu wird eine Ausstel­lung gezeigt: „Der Hunger hat viele Gesichter“. In der Gemeinde erscheinen erstmalig „Bau­soldaten“, die hier in den Kasernen stationiert sind. Sie suchen Kontakt besonders zur Jungen Gemeinde.  (Vor allem auf Drängen der Kirchen hat die DDR – als einziger Ostblockstaat – die Möglichkeit geschaffen zum waffenlosen Wehrdienst. Als „Bausoldaten“ tragen die jungen Männer Uniform – mit einem Spaten auf den Schulterstücken – deshalb auch „Spatensoldaten“ genannt. Sie sind kaserniert und werden zu allerlei Hilfsdiensten im Rahmen der Nationalen Volksarmee eingesetzt.) 

 

Mitarbeiter: Am 25. Januar wird Christa Sander als Nachfolgerin von Waltraud Bremer als Katechetin eingeführt. - Seit dem 20. Mai ist Christian Hartmann als Diakonen-Praktikant in der Gemeinde. Er soll je ein Drittel für Jugendarbeit, Katechetik und Diakonie eingesetzt werden. – Herta Müller übernimmt den Dienst im „Büro“ in der Hofbaracke mit Büchertisch und Bargeldannahme. - Pastor Wossidlo in Hohen Mistorf ist plötzlich gestorben. - Monika Lasa scheidet wegen Wohnungswechsel aus dem KGR, Frieda Pförtner rückt nach.

 

Das neue Wohngebiet Oststadt beschäftigt die verschiedenen Gremien immer wieder. Schon im Januar fordert LS Stegen bei einem Gespräch mit der Stadtverwaltung, dass bei der Planung der Bedarf an Räumen für die kirchliche Arbeit berücksichtigt wird, zumal auch kirchlicher Landbesitz für die Oststadt in Anspruch genommen werden soll. Bei jeder Begegnung mit Stadtvertretern wird diese Forderung wiederholt. Für die Planung der kirchli­chen Arbeit erbitten die Gemeinden ein Gespräch der KGRe zusammen mit LS Stegen und Landesbischof Beste. Der Bau eines „Fertigteilhauses“ in Küssow als Wohnung für einen Mitarbeiter im neuen Wohngebiet wird vorbereitet. Die Baracke auf dem Kirchhof in Küssow könne auch als Raum für Gottesdienste genutzt werden.

 

Themen im Kirchgemeinderat (Vorsitz Haack): Wohnungsfragen: In vielen Beratungen des KGR und des „Geistlichen Ministeriums“ wird diskutiert über Wohnmöglichkeiten für die Mitarbeiter. (Im Verhältnis Staat - Kirche gilt die Regel: Die staatliche Wohnraumlenkung greift nicht ein in die kircheneigenen Häuser, stellt aber auch keinerlei Wohnraum für kirch-liche Mitarbeiter). In den Kirchenhäusern wohnt noch eine Reihe von Kirchenfremden. Die Wohnung für Christa Sander (1 Zimmer in der Küsterwohnung Gr. Wollw. 5, Küche in Nr. 3) ist eigentlich nicht zumutbar. Aktuelle Probleme entstehen, weil Klaus Möller seinen Dienst als Katechet der Michaelsgemeinde beendet, um die Nachfolge von Alfred Voß als Kirchenökonom anzutreten. Er bleibt aber in der Wohnung auf dem Hof Gr. Wollw. 11/13. Für seine Nachfolgerin Irma Neimöck muss daher zusätzlich Wohnraum beschafft werden. - Christa Haack stellt den Antrag, im Unterrichtsraum in ihrem Hause ihre pflegebedürftigen Eltern aufnehmen zu dürfen. Als Lösungsmöglichkeit wird schließlich beschlossen, das Hofgebäude auf dem Grundstück Gr. Wollw. 3/5 zu zwei kleinen Wohnungen auszubauen. –  Kooperation der Gemeinden: Um eine bessere Zusammenarbeit der beiden Gemeinden zu erreichen, wird eine gemeinsame Sitzung beider KGRe geplant. - Der KGR beschließt im Juni, nicht mehr zu Wochenschlußandachten einzuladen. Die diensthabenden Mitarbeiter (Pastor, Küster, Kirchenmusiker) waren in letzter Zeit fast unter sich. In einem Arbeitskeis wird an einer Alternative gearbeitet: ein „Gottesdienst in der Woche“ etwa am Freitag-Abend mit Bibel­gespräch, Tischabendmahl, Informationen als Hilfen für konkrete Fürbitten. (Verwirklichung scheitert schließlich an der Gemeindeteilung) - Statt des Kindergottesdienstes um 11 Uhr werden die Kinder seit Dezember während der Predigt in die Gr. Wollweberstraße 1 geführt, im Som­merhalbjahr in die Winterkirche.

 

Allgemeines: Wolfgang Lück ist es gelungen, ein altes Vervielfältigungsgerät aufzutreiben. (In einer Berliner kirchlichen Dienststelle ist es ausrangiert.) Dafür werden „aus dem Westen“ Wachsmatrizen und Druckfarbe in privaten Geschenksendungen erbeten. Da das Gerät nicht offiziell registriert ist, fürchten wir die Postkontrollen. (Pakete werden häufig kontrolliert, es gelten viele Verbote, z.B. für Drucksachen. Jedes Paket muss eine detailierte Inhaltsangabe enthalten, nicht aufgeführte Gegenstände werden nicht nur entnommen, sondern können zur Beschlagnahme der ganzen Sendung führen. Kritische Sendungen werden möglichst in der Vorweihnachtszeit aufgegeben, da die Kontrolleure dann überfordert sind. Manche List hilft: In einem Weihnachtspaket meiner Eltern finde ich eine riesige, hässliche Vase, verpackt in viel Holzwolle. Im nächsten Brief: „Betrachte die Vase als Verpackungsmaterial!“ –  Zwischen der Holzwolle liegt Helmut Gollwitzers „Krummes Holz und aufrechter Gang“, im Inhaltsverzeichnis zwischen „Nutella“ und „Oberhemd“ aufgeführt als „Krummes Holz“ ) –  Seit dem 1. März ist eine Nebenstellenanlage für den Telefonanschluss in der Gr.Wollw. 1 montiert. Nun können beide Pastoren im Hause von ihrer Wohnung aus direkt telefonieren und ankommende Gespräche weitervermitteln – eine große Erleichterung! (Bei Christa Haack ist noch kein Telefon).

 

Bauarbeiten: In der Baracke im Garten Gr.Wollweberstr. 3 werden die Kohleöfen durch Gasheizkörper ersetzt. - Am Hause Gr. Wollweberstraße 1 werden an der Außenwand im Südwesten morsche Fachwerkschwellen ausgewechselt. - Der Heizkessel für die Johanniskirche ist durchgerostet. Von einer Reparatur wird angesichts der geplanten Neugestaltung abgesehen. - Neugestaltung von St.Johannis: Die Neudeckung des Daches wird im ersten Quartal abgeschlossen. Am 9. Februar berichtet der Bauausschuss über erste konkrete Vorstellungen zur Innengestaltung. Die Kosten werden auf etwa 200.000 M geschätzt. Im November kündigt Harald Heyde baldige Vorlage von Plänen an.

 

Kirchenmusik: Vom 15. bis 19. April leitet der Landessingewart Gerhard Neumann eine Ge­meindesingwoche. - Am 10. Juni: Motettenkreis (60 Bes.), 20. Juli: Kantatenabend (83 Bes.), 4. Oktober: „Lob des Schöpfers“ (Volkslieder mit dem Singkreis und Gemeindesingen).

 

Zahlen: 37 Taufen, 23 Konfirmierte, 14 Trauungen, 97 Beerdigungen, 936 Kommunikanten, 70 Austritte, 10.143 Gottesdienstbesucher (in Joh. im Schnitt 104,5, in Georg 28,9, dazu Kindergottesdienst 10,6).  Gesamtopfer: 31.101 M.

 

Das Jahr 1971

Die Einwohnerzahl der Stadt erhöht sich auf 49.000. –  Als Verbindung zur neu entstehenden Oststadt wird am 1. Oktober die neue Hochstraße über die Bahnlinie nach Neustrelitz für den Verkehr freigegeben. Damit entfallen die oft langen und nicht voraussehbaren Wartezeiten an geschlossenen Bahnschranken auf dem Weg zum Friedhof.

 

Besondere Ereignisse: Vom 18. bis 24. Januar Bibelwoche; um 15 Uhr bleibt es konstant bei ca. 20. Besuchern, um 19.30 Uhr werden es von Tag zu Tag weniger von (13 bis 5). - Vom 25. Februar bis 4. März sind 12 Diakone aus dem Brüderhaus Berlin-Weißensee zur Besuchs­woche in der Gemeinde. Vormittags haben sie ein Seminar über „antiautoritäre Erziehung“, nachmittags sind sie zu Besuchen in der Gemeinde: 150 „Erfassungsbesuche“ in der Oststadt und ebenso viele bei jüngeren Gemeindegliedern in der übrigen Gemeinde. – Goldene Kon­firmation in beiden Gemeinden wird Kantate (9. Mai) gefeiert. -  Pfingstmontag feiern wir zum zweiten Mal einen gemeinsamen Gottesdienst in St.Johannis (425 Teilnehmer). Die Predigt hält Dr. Bunners, Timmerbeil ist Liturg. –  Eine Ausstellung mit Federzeichnungen zur Bibel von Matthias Klemm steht im Mai und Juni in St. Johannis. - Am 16. Juni spielt die kirchliche Schauspielgruppe „Die Brücke“ in Johannis „Die Geschichte der Perpetua“ (80 Besucher). –  Da die Michaelsgemeinde durch Zuzug einer größeren Familie einen eigenen Posaunenchor erhält (ein Zusammenspiel ist durch andere Spieltechnik nicht möglich), wird der bisher gemeinsame Chor unter Leitung von Klaus Möller der Mariengemeinde alleine zugeordnet. –  Zu einer „Verkündigungswoche“ vom 27. September bis 2. Oktober in der Johanniskirche laden die Gemeinden der evang. Allianz gemeinsam ein. Unter dem Titel „Christsein heute“ spricht P. Gottschald von der evang.-method. Kirche (durchschn. 93 Besucher). –  Eine Visitation für beide Gemeinden unter Leitung von LS Stegen ist vom 28. November bis 5. Dezember. –  Die Stadt teilt mit, dass die Papierzuteilung für die Nachrichtenblätter gekürzt werden soll. Um die bisherige Auflage von 550 für St. Marien und 450 für St. Michael nicht zu verringern, wird das Format von einem gefalteten Bogen A 4 halbiert auf A 5. Dadurch kann die Auflagenhöhe sogar etwas erweitert werden.

 

Mitarbeiter: Wolfgang Lück heiratet am 30. Juli wieder und kann die Wohnung Gr. Woll­weberstraße 13 räumen und zu seiner Frau Karin in der Krämerstraße ziehen. Seine Bewer­bung um die neu vorgesehene Stelle für den Aufbau kirchlicher Arbeit in der Oststadt wird angenommen. Ab 1. Oktober soll diese Arbeit zunächst 80% seines Dienstes ausmachen, zu 20% soll er vorläufig einen Teil seiner bisherigen Arbeit fortführen, unterstützt durch die Diakon-Praktikanten Johannes Maywald und Uwe Marquardt. –  Am 13. Dezember stellt sich Erwin Runow vor als möglicher Nachfolger von Wolfgang Lück in dessen bisheriger Arbeit als Gemeindediakon. - Dem Kirchenältesten Rolf Schulenburg wird die Kündigung als Betriebselektriker im Fernheizwerk angedroht, weil er sich zum waffenlosen Wehrdienst („Spatensoldat“) gemeldet hat.

 

Oststadt: Wolfgang Lück organisiert „Erfassungsbesuche“ in allen neu bezogenen Wohnungen. Der Anfang wird bei der „Besuchswoche“ im Frühjahr durch die Diakone aus Berlin gemacht. Ein Einsatz von Gemeindegliedern aus beiden Gemeinden folgt im Herbst (am 12. Oktober ein Vorbereitungstreffen, Besuche dann am 15. und 22. Oktober). Zu zweit gehen Gemeindeglieder von Wohnungstür zu Wohnungstür – angefangen im Obergeschoss. Lück hat an Hand der Namen auf den Klingelschildern einen „Wohnungsspiegel“ für jedes Gebäude vorbereitet. Den Besuchern ist eine Formulierung eingeschärft: „Guten Abend! Mein Name ist N.N, ich komme von der evangelischen Kirchgemeinde und würde Ihnen gerne einen Besuch machen, wenn Sie es wünschen.“ Auf keinen Fall darf an der Wohnungstür eine Frage gestellt werden – etwa „gehören Sie zur Kirche?“ - denn das wäre eine verbotene „statistische Erhebung“. Am Ende jeden Einsatzabends treffen sich die Besucher um zu berichten und ihre Erfahrungen auszutauschen. In der Regel ist die Reaktion durchaus höflich, sehr oft mit der Bemerkung „kein Bedarf!“ Etwa bei jeder fünften Tür werden die Besucher hereingebeten, erfahren auch dann oft: „Wir gehören nicht zur Kirche.“ Einige bekennen sich als Kirchenglieder und sind einverstanden, dass ihre Daten notiert werden. Bei diesen Familien macht Wolfgang Lück dann in den nächsten Tagen einen Besuch, um sich als der zuständige Mitarbeiter vorzustellen. Dabei versucht er, Interessenten vor allem für Hauskreise ausfindig zu machen, um dann Familien, die ähnliche Interessen zu haben scheinen, zusammenzubringen, möglichst auch Bereitschaft zu finden, zu einem ersten Treffen in die eigene Wohnung einzuladen. Für etwa 30 Kinder besteht Interesse an Christenlehre, aber es fehlt an geeignetem Raum. (Für die ersten elf „erfassten“ Hausaufgänge hat Lück statistisch zusammengestellt: Von 133 Familien: gehören 83 keiner Kirche an, 29 sind evangelisch, 8 katholisch, 4 evang.-kath. gemischt, in 7 Familien gehört ein Partner keiner Kirche an, der andere ist bei vier evangelisch, bei drei katholisch. Zwei Familien gehören Sekten an.)

 

Ein besonderes Erlebnis sei hier eingeschoben: Ich klingele in der Lilienthalstraße bei denen, die vor einer Woche nicht angetroffen wurden. Mir fällt zunächst nicht auf, dass auf dem „Spiegel“ keiner der bisher Besuchten dieses Blocks als kirchenzugehörig gekennzeichnet ist. Alle Türöffner sagen durchaus höflich ihr „kein Interesse“, zeigen aber dabei ein etwas spöt­tisches Lächeln. Beim letzten Besuch höre ich dann die Frage: „Wissen Sie überhaupt, in welchem Hause Sie sich hier befinden?“ Auf meine Verneinung wörtlich: „Dieser ganze Block gehört dem Ministerium für Staatssicherheit!“ Erst da fällt mir auf, dass in den Trep­penhäusern große Alarmglocken montiert sind.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz Dr. Bunners) Themen der „geistlichen Besinnung“ u.a.: Erklä­rung der kathol. Kirche zu Mischehen, ein Vortrag von Bischof Schönherr über Kirchen in der sozialistischen Gesellschaft, die Pfingstbotschaft der Präsidenten des Weltrates der Kirchen, Bericht über die Bundessynode in Eisenach mit dem Thema „Kirche für andere“. -  Wichtige Themen: Baufragen: vor allem die Pläne zur Neugestaltung der Johanniskirche: Vorläufige Zustimmung des Denkmalamtes in Schwerin ist eingeholt. (Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Denkmalinstitutes erweist sich als sehr fruchtbar, da sie außer fachlicher Kom­petenz viel Verständnis für unsere Anliegen haben – Herr Dr. Beyer ist aktives Glied der Schweriner Baptistengemeinde, Herr Voß Schweriner Pastorensohn). Von der katholischen Gemeinde erfahren wir, dass der Antrag zum Neubau einer Kirche gestellt ist. Die viel zu kleine, unheizbare Kirche an der Gr. Krauthöferstraße soll im Rahmen der Straßenerweiterung abgerissen werden. Ein Angebot, die Ruine der Marienkirche für den Neubau zu nutzen, ist auch für die kathol. Kirche nicht annehmbar. – Weitere Themen: die Arbeit in der Oststadt, Planung für besondere Veranstaltungen, die Vorbereitung der Visitation und die Aufteilung der Arbeitsaufgaben unter den Mitarbeitern.

 

Allgemeines: Manfred Kabbe, Sohn einer aktiven kirchlichen Familie (der Vater Werner Kabbe gehört zum Männerkreis) wird zu einer längeren Haftstrafe verurteilt, weil er auf einer Geburtstagsfeier im Extraraum einer Gaststätte ein Ulbricht-Bild bespuckt hat. Durch einen Besuch beim zuständigen Staatsanwalt versuche ich, den Vollzug der Strafe abzuwenden mit dem Hinweis, dass M. Kabbe psychisch gefährdet sei – er ist deshalb bereits in einer Klinik gewesen. Ich habe aber keinen Erfolg.

 

Kirchenmusik: Außer kleineren Konzerten (Passionsmusik, Ostermusik, einem Kammermusikabend in St. Georg, Orgelkonzerten und einem Volksliederabend) am 6. Juli: eine Musik für Chor und Orchester mit Werken von Buxtehude, Bach und einer Messe von Mozart. Am 25. Juli sind wieder die Thüringer Sängerknaben zu Gast.

 

Zahlen: 39 Taufen, 34 Konfirmierte, 11 Trauungen, 112 Beerdigungen, 1.133 Kommuni-kanten, 77 Austritte, 10.328 Gottesdienstteilnehmer (Christvespern:895, St.Georg:656, Kindergottesdienst: 656) , Gesamtopfer: 37.540 M, Kirchensteueraufkommen: 58.220 M.

 

Das Jahr 1972

Für die wachsende Stadt reicht der „Neue Friedhof“ nicht mehr aus. In der Verwaltung beginnt die Planung für den Waldfriedhof bei Carlshöhe. Zu Planungsgesprächen werden auch Kirchenvertreter eingeladen.

 

Besondere Ereignisse: Als Räume für die Allianzgebetswoche vom 3. bis 9. Januar erscheinen erstmalig auch die „Friedenskapelle“ und die „Christuskapelle“. Die baptistische „evang.-freikirchliche Gemeinde“ (Pastor Jeske) nutzt die kommunale alte Friedhofskapelle zwischen Katharinen- und Scheunenstraße unter dem Namen „Friedenskapelle“. Die evang.-methodistische Kirche (Pastor Rex) hat ein Haus mit einem Teilgrundstück in der Straße „An der Linde“ (später „Engelsring“) erworben und zur „Christuskapelle“ umgebaut. –  Im dritten Ökumenischen Gottesdienst am Pfingstmontag-Abend predigt Pastor Rex. - Trinitatis (28. Mai) wird zum Kreiskirchentag nach Neubrandenburg eingeladen. Vorher sind vielerlei organisatorische Dinge zu regeln, etwa die Toilettenfrage: Es gelingt nicht, einen Toilettenwagen zu erhalten. Schließlich dürfen die Toiletten der Volkshochschule in der Poststraße genutzt werden. Um die Kirche für dieses Ereignis herzurichten, kommen am 24. Mai wieder viele Helfer zum Großreinemachen zusammen. Neben der Johanniskirche wird auch der Saal der Landeskirchlichen Gemeinschaft in der Behmenstraße genutzt. Höhepunkt des Kirchentages ist der Abendmahlsgottesdienst. Dabei bleiben die Teilnehmer zur Kommunion in den Bänken – Patenen und Kelche werden durch die Reihen gereicht. - Bei den Methodisten ist Pastoren-Wechsel: Am 4. Juni wird Rex verabschiedet, am Sonntag darauf Jordan eingeführt. - Ein Gemeindeausflug am 3. September führt nach Rostock zur Teilnahme an der festlichen Einweihung eines neuen Gebäudes auf dem Michaelshof. -  Eine Ausstellung mit Graphiken und Gemälden von Matthias Räcke wird am 10. September in der Johanniskirche eröffnet. -  Durch den Filmdienst des Jungmännerwerks Magdeburg wird der Film „Das Amazonas-Hospital Albert Schweitzer“ im Haus der Landeskirchlichen Gemeinschaft gezeigt. -  Zum neuen Kirchenjahr wird auch in unserer Gemeinde die neue ökumenische Fassung des Apostolikums eingeführt.

 

Mitarbeiter: Anfang des Jahres ist Johannes Maywald als Diakonen-Praktikant für einige Wochen in der Gemeinde. Er lernt hier seine Frau kennen: Am 18. Juli wird er getraut. - Am 1. April beginnt Erwin Runow seine Arbeit als Gemeindediakon. Seine feierliche Einführung geschieht in einem Familiengottesdienst am 7. Mai. - Für die „AWG“-Wohnung (Arbeiter Wohnungsgenossenschaft) von Wolfgang und Karin Lück ist noch eine größere Zahl von „Aufbaustunden“ zu leisten. Da er neben seiner Arbeit kaum die Zeit dafür aufbringen kann, sind alle Mitarbeiter der Gemeinde bereit, an einem Sonnabend (23. Juni) zu einem gemeinsamen Arbeitseinsatz. Er wird geleistet bei der Reinigung des neuen Hotels „Vier Tore“ am Marktplatz (dem damaligen Karl-Marx-Platz) vor der Bauabnahme. - Am 1. September feiert Ernst-August Knebusch sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Küster. Der Kirchenkreis-Baubeauftragte Hopp geht zum 1. Februar in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Horst Totzke aus Wanzka. - Nachdem die Pastorinnenstelle auf Grund eines neuen Kirchengesetzes aufgelöst wird, gibt der KGR am 18. September seine Zustimmung, dass Christa Haack auf die Pfarrstelle St. Marien III berufen wird. Am 15. Dezember stirbt das Ehrenmitglied des KGRs, Regierungsbaurat Erich Brückner. Nach der Trauerfeier am 20. Dezember auf dem Friedhof wird er zur Beisetzung nach Neustrelitz überführt. – Der Kirchenälteste Werner Stope tritt wegen Krankheit zurück. Als sein Nachfolger wird Werner Kabbe eingeführt.

 

Oststadt: Die Bemühungen um Gemeinderäume im neuen Wohngebiet bleiben ohne Erfolg. Lück schlägt vor zu beantragen, einen Wohnwagen, wie er auf Baustellen benutzt wird, als Notlösung aufzustellen (nach dem Vorbild der Südstadt-Gemeinde in Rostock). Die Genehmigung zum Aufstellen eines kirchlichen Schaukastens wird beantragt. Ein Besuchseinsatz zur Erfassung neu bezogener Wohnblocks wird am 10. November durchgeführt.

 

Kirchgemeinderat (Vorsitz Martins): Themen für die „geistliche Besinnung“ zu Beginn der Sitzungen sind u.a.: der Gesetzentwurf zum Schwangerschaftsabbruch, ein Artikel der SED-Zeitung „Neues Deutschland“ über die atheistische Erziehung der Jugend, eine Handreichung von Konrad Weiß für Besucher Polens angesichts der Grenzöffnung und das Referat von Heino Falcke vor der Synode des Kirchenbundes. -  Themen der Beratungen sind: Kaufanträge der Stadt oder volkseigener Betriebe für Grundstücke: In der Regel wird beschlossen: Verkauf nur im Tausch gegen andere Grundstücke, die für kirchliche Zwecke genutzt werden können. Damit gilt für die staatlichen Stellen: „Verkauf gescheitert“, Voraussetzung für die Anwendung des „Aufbaugesetzes“ mit der Enteignung des enstsprechenden Grundstücks. (Nach der „Wende“ ist eine Restitution nicht möglich, da die Enteignung nach geltendem DDR-Recht erfolgte.) – Am 8. Mai beschließt der KGR, dass die hauptamtlichen Mitarbeiter in Zukunft zu den Sitzungen mit eingeladen werden sollen. - Zum Ende des Jahres beschließt der KGR nach gründlicher Verhandlung beim OKR zu beantragen, die Johannisgemeinde als „Erprobungsgemeinde“ für neue Formen der Konfirmationsvorbereitung anzuerkennen. Das bedeutet in erster Linie, dass schon in den beiden Jahren des Konfirmandenunterrichts das Abendmahl gefeiert werden darf. Dabei sollen die verschiedenen Aspekte des Abendmahls durch unterschiedliche Formen der Feier erfahren werden: z.B. „Gemeinschaft am Tisch des Herrn“ beim Tischabendmahl, „Sündenvergebung“ durch Verbindung mit einer Beichtfeier, Vorfeier des „himmlischen Abendmahls“ durch reich ausgestaltete Liturgie. -  Die Baufragen nehmen einen breiten Raum ein (siehe unten!).

 

Baufragen: Beim kirchlichen Altersheim „Haus Gottes Güte“ in der Schillerstraße sind starke Risse in den Wänden aufgetreten. Versuche der Stabilisierung bleiben ergebnislos. (Später stellt sich heraus, dass das Haus, das um 1900 von einem Bauunternehmer zum Verkauf gebaut worden ist, ohne jedes Fundament auf Moorboden errichtet ist. Durch den Einbau eines größeren Schornsteins für eine Zentralheizung war das bisherige Gleichgewicht gestört. Die Stiftung „Haus Gottes Güte“ hatte dieses Haus zu Nazi-Zeiten durch einen Tauschvertrag als Ersatz für ein größeres in Augustabad erhalten.) - Im Hof Gr. Wollweberstraße 3-5 beginnt der Ausbau der Schuppen zu zwei kleinen Wohnungen für die Katecheten. - In Küssow werden am 5. Juni die Fundamente für das „Fertigteilhaus“ voll­endet. - Vom Pfarrgarten Gr. Wollweberstraße 1 werden einige Quadratmeter abgetrennt zur Errichtung eines Neubaus für die Berufsschule auf dem Nachbargrundstück. - Zur Neu­gestaltung von St. Johannis legt Harald Heyde Pläne vor. Der OKR erklärt, dass er der Bereitstellung von 100.000 M aus dem Fonds „Neubrandenburg, Stadt des kirchlichen Wiederaufbaus“ zustimmen wird, wenn die Gemeinde selbst 50.000 M dafür aufbringt. Am 21. März lässt sich Kirchenoberbaurat Wolff im Bauausschuss über die Pläne informieren. Bei einer Gemeindeversammlung am 22. September wird das Vorhaben vorgestellt. Dabei lehnen die Teilnehmer die vorgesehene Bestuhlung ohne Mittelgang ab. Die Pläne werden entsprechend geändert. Die im Kirchenraum gelagerten Grabsteine (sie waren bei der Einrichtung der provisorischen Winterkirche aus dem Fußboden entfernt.) sollen an der Nordwand der Kirche aufgerichtet werden. Für den Einbau der neuen Empore soll der Auftrag an Schmiedemeister Kölpin gegeben werden.

 

Partnergemeinde: Vorsichtig wird der Kontakt zur Petri- und Pauli-Gemeinde in Hamburg–Bergedorf wieder geknüpft. Ein sichtbares Zeichen sind neue Vorhangstoffe für den Gemeinderaum im Hause Gr. Wollweberstraße 1.

 

Kirchenmusik: Ostersonntag Abendmusik mit Heidegard Moll, Berlin – Sopran. - Am 1. Juni Musik des Motettenchors (u.a. Werke von Weyrauch und Pepping) - am 29. Juni ein Kantatenabend - am 8. Juli „Tanz – Wort – Orgel“ mit Manfred Schnelle, Dresden, und Helmut Gleim, Halle, dazu Lesungen aus Augustins „Bekenntnissen“. - Am 29. September Kammermusik (mit Christa Maier, Annaliese Horn, Hartwig Eschenburg und Wolfgang Rosenmüller), und am 17. November eine Feierstunde zum 300. Todestag von Heinrich Schütz mit Musik und Bildern. - Die Thomaner sind im November zu weltlichen Konzerten in und um Neubrandenburg Gäste der Stadt. Die Frage an Thomas-Kantor Hans-Joachim Rotsch, ob die Thomaner am Sonntag, 26. November, im Gottesdienst singen können, beantwortet er durch den Hinweis, dass ein Auftritt des Chores außerhalb des geplanten Programms nicht möglich sei. Er selbst werde aber zum Gottesdienst kommen und das auch den Sängern sagen. In ihrer freien Zeit dürften die Sänger selbstverständlich auch einen Gottesdienst besuchen. Tatsächlich kommen fast alle und bereichern den Gottesdienst mit mehreren Chorstücken – wir dürfen nur nicht bekanntgeben: „die Thomaner singen“.

 

Zahlen: 41 Taufen, 27 Konfirmierte, 11 Trauungen, 1.462 Kommunikanten, 98 Beerdigun­gen, 77 Kirchenaustritte, 10.488 Gottesdienstbesucher (St. Georg: 1.378, Kindergd.: 616, in Christvespern: 985), Gesamtopfer: 37.324 M. Kirchensteuern:  58.757 M

 

Das Jahr 1973

Die Stadt gedenkt am 4. Januar ihrer Gründung vor 725 Jahren (1248). Die Kirchgemeinden überreichen der Stadtverwaltung eine Mappe mit Fotos von Gebäuden der Gemeinden, die im ökumenischen Arbeitskreis zusammengeschlossen sind. – Im Januar wird eine erste Ampelanlage zur Verkehrsregelung in Betrieb genommen. - Am 20. Juni ist Baubeginn für das neue Bezirkskrankenhaus in der Oststadt. (Bisher gibt es nur das Krankenhaus in der Pfaffenstraße, notdürftig durch eine Reihe von Baracken erweitert, und das Haus in der Külzstraße). - Nach längeren Gründungs- und Bauarbeiten wird der dreispurige Straßenring um die Altstadt eröffnet unter dem Namen „Friedrich-Engels-Ring“. Damit verschwinden die alten Straßen­namen An der Linde, Berliner Straße, Schützenwall und Breitscheidtstraße. – Die alte Holz­brücke mit Treppenstufen über den Oberbach am Ausgang des Tollensesees wird durch eine geschwungene Betonbrücke ersetzt. – Die „Erweiterte Oberschule“ (später „Friedrich-Engels-Gymnasium“) zieht um in die Oststadt. Das alte Gebäude in der Lessingstraße wird zum „Haus der Jugend und der Jungen Pioniere“. - Es beginnen die Planungsarbeiten für ein neues Wohngebiet auf dem Datzeberg.

 

Besondere Ereignisse: Am 24. März kommt Landesbischof Dr. Rathke mit Mitarbeitern zu einer Besuchswoche in die Gemeinden der Stadt. - Ein Gemeindenachmittag wird am 1. Juli in der evangelischen Kirche und in und an der katholischen Kirche in Burg Stargard gefeiert. – Am 31. Juli gastiert wieder die kirchliche Schauspielgruppe „Die Brücke“ in St.Johannis. - Nach dem Beschluss der Landessynode, dass im Gottesdienst neben der Luther-Übersetzung auch „Die gute Nachricht – die Bibel in der Sprache von heute“ benutzt werden darf, wird in Johannis häufiger auch aus der neuen Übersetzung gelesen.

 

Mitarbeiter: In der Mariengemeinde gibt es keine Veränderungen, aber der Wechsel in der Michaelsgemeinde bewegt auch die Johannisgemeinde: Am 16. April stirbt im Alter von 39 Jahren plötzlich der sehr beliebte Pastor Jürgen Fehlandt. Die Trauerfeier mit dem Landes­bischof wird in der Johanniskirche gehalten, weil kein anderer Raum die Trauergemeinde fassen könnte. Als sein Nachfolger wird Fritz Rabe am 18. November in St. Michael ordiniert. Der andere Pastor, Wolfgang Trenkler, wird zum Jahresende in den Ruhestand verabschiedet.

 

Oststadt: Wolfgang Lück gibt am 14. Mai im KGR einen Bericht über seine Arbeit: Die Erfassungsbesuche gehen weiter bei allen neu bezogenen Wohnungen. Es ist gelungen, zu vielerlei Veranstaltungen einzuladen, die durchweg in Privatwohnungen stattfinden, da es keinen kirchlichen Raum gibt: Hauskreise, Bibelstunden und ein Kinderkreis.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz: Christa Haack): Besondere Themen sind: Konfirmationspraxis: Am 12. März berichtet P. Neumann aus Malchow über Erfahrungen mit der neuen Ordnung. Die Einführung soll in Gesprächen mit den Eltern und dem KGR von St. Michael vorbereitet werden, damit sie mit dem neuen Jahrgang im September eingeführt werden kann.

 

Zukunft von St. Marien. Am 9. April berichtet Bunners über ein Gespräch beim Rat des Bezirks, an dem er zusammen mit dem Landesbischof und dem Synodalen Gürtler teilgenommen hat. Dabei war ein Thema die Zukunft der Marienkirche. Am 18. Juni sind OKR Siegert, LS Stegen und zwei KÄ der Michaelsgemeinde im KGR, um über die Haltung bei den ersten Verhandlungen mit staatlichen Stellen am 19. Juni über die Zukunft von St. Marien zu beraten. Folgende Möglichkeiten werden vorgestellt:

  1. Abgabe von Ruine und Grundstück an die Stadt
  2. Keine Abgabe, sondern die Ruine sichern und in den begonnenen Einbau am Giebel und im Turm kleinere Gemeinderäume einrichten, wozu Hilfe durch ein „Sonderbauprogramm“ erbeten werden müsste.
  3. Abgabe der Ruine ohne den Turm.
  4. Abgabe mit der Bedingung, dass beim Wiederaufbau Teile kirchlich genutzt werden können.
  5. Abgabe zum Wiederaufbau, aber mit kirchlichen Nutzungsrechten. 

Der KGR spricht sich mehrheitlich für die 2. Möglichkeit aus, also gegen die Abgabe. Sonst sollen jedenfalls kirchliche Ersatzforderungen gestellt werden. - Die Kirche wird bei den Gesprächen vertreten sein durch OKR Siegert, Oberbaurat Wolf, LS Stegen und P. Martins. - Auf einer Sitzung am 9. Juli, bei der auch OKR Timm, LS Stegen und Kirchenökonom Klaus Möller sowie fünf Kirchenälteste der Michaelsgemeinde anwesend sind, wird über das Gespräch vom 19. Juni berichtet und das Vorgehen bei der nächsten Verhanlungsrunde am 15. August beraten. Ergebnis: Ruine und Grundstück gehen in „Volkseigentum“ über. Als Ersatz soll gefordert werden: Klärung der umstrittenen Eigentumsfrage an St. Johannis und St. Georg zu Gunsten der Kirche - für die Michaelsgemeinde sollen ein Pfarrhaus und Mitarbeiterwohnungen und für die Oststadt Gemeinderäume und zwei Mitarbeiterwohnungen geschaffen werden. - Die Glocken bleiben Eigentum der Kirche und sollen entweder weiter auf Marien bleiben oder auf Staatskosten nach Johannis umgesetzt werden.

Der KGR beschließt, dass auch in unserer Gemeinde ein Sonderopfer für das Antirassismus-Programm des Ökumenischen Rats der Kirchen erbeten werden soll. - Nachdem mehrfach Gemeindeglieder beim Abendmahl zum Empfang von Oblate und Kelch die Hand ausge­streckt haben, soll die Gemeinde deutlich auf diese Möglichkeit des Empfangs hingewiesen werden. (Bisher wurden in der Regel sowohl Oblaten als auch Kelch zum Mund gereicht.) - Dem Antrag der Stadt auf Kauf von Kirchenland auf dem Datzeberg für den neuen Stadtteil wird unter der Bedingung zugestimmt, dass ein Grundstück für ein kirchliches Gebäude reserviert bleibt. Darauf ist die Stadt nicht eingegangen – also auch hier Enteignung durch Anwendung des Aufbaugesetzes.)

 

 

Baufragen: Der Ausbau der Hofschuppen auf dem Grundstück Gr. Wollweberstraße 3 und 5 zu Wohnungen für Katechetinnen geht weiter. Da kein Baubetrieb beauftragt werden kann, erweist es sich als hilfreich, dass vom Kirchenkreis der Maurer Helmut Müller fest angestellt ist. Am 24. Juli werden Gemeindeglieder zu einem Arbeitseinsatz in Küssow eingeladen, um die Christenlehre-Baracke neben der Kirchruine als „Kapelle“ für Gottesdienste herzurichten.

 

Partnergemeinden: Aus Bergedorf ist Frau Kellinghusen zu Verwandtenbesuchen in der Stadt. Sie bestellt Grüße und bittet um Adressen für persönliche Partnerschaften. (Da solcher Adressenaustausch verboten ist, ist die briefliche Erfüllung dieser Bitte nicht möglich.)

 

Kirchenmusik: Neben mehreren Abenden mit dem Singkreis und dem Motettenchor (u.a. ein Kantatenabend am 13. Mai), Orgelkonzerten und Kammermusiken sind Höhepunkte Chor­konzerte des Rostocker Motettenkreises unter Hartwig Eschenburg am 1. Juni und der Thüringer Sängerknaben unter Walter Schönheit am 20. Juli.

 

Zahlen: 32 Taufen, 30 Konfirmierte, 10 Trauungen, 95 Beerdigungen.

 

 

Das Jahr 1974

Die Stadt ist auf 60.000 Einwohner gewachsen. Die Arbeiten zur Anlage des Waldfriedhofs Carlshöhe beginnen.

 

Besondere Ereignisse: Ab 1. Januar ist die Kirchgemeinde Weitin, die Paul-Friedrich Martins seit dem Beginn des Ruhestands von Julius Kretschko als Kurator mitverwaltet hat, aufgeteilt: Zirzow gehört nun zur Gemeinde Breesen und Neuendorf zu Wulkenzin. Die Restgemeinde besteht nur noch aus dem Ortsteil Weitin und wird der Mariengemeinde als „verbundene Gemeinde“ angegliedert, mit eigenem Kirchgemeinderat und eigenen Kassen aber ohne eigene angestellte Mitarbeiter. Weitin wird dem Seelsorgebereich von Martins zugerechnet. Bei den allsonntäglichen Gottesdiensten helfen die anderen Pastoren der Stadt. - Zum 1. April wird der Ortsteil Küssow von der Pfarre Warlin umgepfarrt nach St. Marien. In der kleinen Christenlehre-Baracke dort wird jetzt regelmäßig am 1. Sonntag im Monat und an den Feier­tagen Gottesdienst für die Gemeindeglieder aus der Oststadt gefeiert. - Vom Mai an geben die beiden Stadtgemeinden die monatlich erscheinenden „Nachrichten“ gemeinsam heraus, so sind alle kirchlichen Veranstaltungen zusammengefasst. – Christian Bunners darf im März für vier Wochen Gemeinden in den USA besuchen. (Er sieht dort auch bei der offiziellen Vertretung der DDR ein, deren Mitarbeiter Washington damals noch nicht verlassen dürfen!) Auf einem Gemeindeabend am 21. Juni in der Johanniskirche berichtet er mit eigenen Fotos (200 Besucher). – Am 28. Mai sind der katholische Bischof Heinrich Theißing und unser Landesbischof Heinrich Rathke gemeinsam zum ökumenischen Gottesdienst in der Johanniskirche (550 Teilnehmer). – Die Mitarbeiter sind am 6. Juli gemeinsam unterwegs zu einem „Betriebsausflug“ rund um den Malchiner See. Unter anderem entdecken sie das Was­serschloss Ulrichshusen – damals noch in leidlichem Zustand. - Am 15. September feiern wir wieder den Gemeindenachmittag in Burg Stargard. -Am 13. Oktober wird mit großer Beteiligung die Goldene Konfirmation in St.Johannis gefeiert. - Am 10. November wird zu einem Jugendtag in der Johanniskirche eingeladen.

 

Mitarbeiter: Hans-Rüdiger Reisgies scheidet wegen Fortzugs aus dem KGR aus. –– Nach seinem Vikariat wird Jochen Meyer-Bothling am 3. November ordiniert und als Pastor von Warlin eingeführt. – Am 1. Dezember beginnt Christel Zillmer ihren Dienst als Katechetin. (Die Einführung ist erst für den 12. Januar vorgesehen.) Im November sterben die frühere Küsterin der Georgskapelle, Marie Schulz, und die ehemalige Organistin von St. Johannis, Katharina Pfannschmidt.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz Dr. Bunners): Vom 2. bis 6. Juni ist Neuwahl des Kirch­gemeinderats. Gewählt werden Ursula Beck, Monika Becker, Gerda Dullin, Gerd Kruse, Annelene Kuschel, Wolfgang Lück, Werner Matz, Hans Müller, Melitta Pantel, Hannelore Rehfeld, Herbert Schultz, Wolfgang Staack und Hanna Voßberg. Dazu berufen werden Edith Rödlin und Rolf Schulenburg. Hans Müller wird wieder zum 2. Vorsitzenden gewählt. Der neue Kirchgemeinderat wird in einem Abendmahlsgottesdienst am 1. September eingeführt. – Die Andachten zu Beginn der Sitzungen leiten jetzt umschichtig Kirchenälteste. - Neben Aus­schüssen (für Finanzen, Bau, Diakonie, Jugend, Oststadt, dem geistlichen Auschuss und einem „Geschäftsausschuss“) wird ein „Arbeitskreis für Gottesdienst“ gebildet, der über Alternativen zum Gottesdienst am Sonntagvormittag nachdenkt, besonders für jüngere Familien. Die Gedanken gehen in Richtung auf einen allwöchentlichen Abendgottesdienst in freierer Form mit Möglichkeit zum Gespräch über den Predigttext und über Gebetsanliegen. Die Thematik sollte regelmäßig wechseln etwa zwischen Ökumene, Weltproblemen, Mission u.a.. Tischabendmahlsfeiern sollten ein Bestandteil solcher Gottesdienste sein. (Es blieb bei Gedanken, die Loslösung der Oststadt als eigene Gemeinde erschwerte die Realisierung).

 

Baufragen: Der Umbau der Baracke auf dem Kirchhof Küssow als Gottesdienstraum wird mit vielen freiwilligen Arbeitseinsätzen zu Ende geführt. Das Dach des Pfarrhauses Gr. Woll­weberstraße 1 wird auf der Südseite neu eingedeckt. Das war dringend notwendig: nach jedem Regen musste eine Vielzahl von Eimern, Töpfen und Wannen auf dem Boden geleert werden. Intensiv laufen die Vorbereitungen zur Neugestaltung der Johanniskirche weiter.

 

Kirchenmusik: Am 11. Juni leitet Kantor Rosenmüller eine größere Aufführung, u.a. mit einer Schubert-Messe. – Am 8. August singt die Meißner Kantorei unter Domkantor Schmidt in St.Johannis. Wolfgang Rosenmüller übt jetzt häufiger neue Lieder im Gottesdienst mit der Gemeinde. Er legt kleine Sammelmappen an, die für den Gottesdienst genutzt werden können. Ein neues Kopiergerät (Spiritusverfahren) kann dafür genutzt werden.

 

Zahlen: 29 Taufen, 30 Konfirmierte, 14 Trauungen, 99 Beerdigungen, 1.455 Kommunikanten, 9.871 Teilnehmer an Gottesdiensten, 215 Kirchenaustritte, Gesamtopfer 37.140 Mark, Kirchensteuern: 61.952 M

 

Das Jahr 1975

Die Stadt wächst auf 64.000 Einwohner. In der Oststadt wird der Grundstein für das Bezirks­krankenhaus gelegt. Am 31. Juli wird die SED-Bezirks-Parteischule übergeben, die zwischen Engelsring und Gr. Krauthöferstraße errichtet worden ist mit einem großen Hörsaalgebäude (genannt Kupferkessel), Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude und einem Internatshochhaus. (Für diese Gebäude musste eine Reihe von Wohnhäusern am Harryplatz – jetzt südlicher Teil der Gr. Krauthöferstraße – in der kleinen Krauthöferstraße und in der Katharinenstraße abgerissen werden. Das geschah nach sehr kurzfristiger Ankündigung bei den Bewohnern und weckte großen Unwillen in der Bevölkerung. Die Villen vorne am Ring werden erst nach Fertigstellung der Parteischule abgerissen.)

 

Besondere Ereignisse: Das „Haus Gottes Güte“ in der Schillerstraße muss kurzfristig geräumt werden, da die Schäden sich durch Rammarbeiten zum Bau der Gaststätte im Werderbruch verschlimmert haben. Die Bewohner werden in andere kirchliche Heime (Burg Stargard, Güstrow, Rostock) umgesetzt. Für die Heimleiterfamilie Gürgen soll eine Übergangswohnung bis zur Sanierung des Hauses beantragt werden; sie wird schließlich in der Oststadt zugewiesen. - Der Laienspielkreis hat das Stück „Don José“ von Fritz Kolmar einstudiert und führt es am 31. März in der Johanniskirche auf, danach noch mehrmals an anderen Orten: in St. Michael, Friedland und in Dorfkirchen. – Pfingstmontag, 19. Mai, wird wieder zum gemeinsamen Gottesdienst der evangelischen und katholischen Gemeinden der Stadt in die Johanniskirche eingeladen. – Der Chefredakteur der Kirchenzeitung, Gerd Thomas, führt auf einem Gemeindeabend am 23. Juni ein in die Thematik der Tagung des Weltkirchenrats in Nairobi. - Am 24. Juni treffen wir uns zum dritten Mal zum Gemeindenachmittag in Burg Stargard. – Am 4. November unterschreiben die Vertreter des Bezirkes, der Stadt, der Landeskirche und der Mariengemeinde den Vertrag zur Übergabe der Marienkirche: Die Kirche verzichtet auf die Ruine und verkauft den Marienkirchplatz (der Kaufpreis von 5 M/m2 soll in Raten über einige Jahre gezahlt werden.). Die Glocken auf dem Turm bleiben Eigentum der Kirche. Sie sollen auf Kosten des Staates umgesetzt werden auf einen Glockenträger neben oder in das Kirchendach von St. Johannis. Bis das geschieht dürfen sie weiter wie bisher geläutet werden. Für die bereits angeschaffte Dachkonstruktion ersetzt die staatliche Seite die Kosten für Anschaffung und bisherige Lagerung in den dafür errichteten Baracken. - Am 14. Dezember weiht die Evangekisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) ihre neue Kirche mit dem Pfarrhaus in der Malzstraße ein. Nach den Christfesttagen darf ich zur Goldenen Hochzeit meiner Eltern über die Grenze „in den Westen“ fahren, also zum ersten Mal nach fast 16 Jahren mein Elternhaus wieder besuchen. Damit bin ich einer der ersten Nichtrentner, der privat ins „nichtsozialistische Ausland“ reisen darf, zur „Regelung dringender Familienangelegenheiten“, selbstverständlich ohne meine Frau.

 

Mitarbeiter: Im Gottesdienst am 12. Januar wird Herta Müller als Katechetin verabschiedet und Christel Zillmer als ihre Nachfolgerin eingeführt. – Christian Bunners ist als Dozent und Studienleiter an die Predigerschule Paulinum in Berlin berufen. Seine Abschiedspredigt hält er am 19. Januar in der Johanniskirche. Da in Berlin noch keine Wohnung für ihn frei ist, bleibt seine Familie bis zum Juli in Neubrandenburg. Dann endet auch die Tätigkeit von Regina Bunners als Kassenführerin. Ab 1. August übernimmt Dorothea Martins diese Auf­gabe. - Am 13. April wird in der Kapelle Küssow Wolfgang Lück ordiniert und als Pastor für das Seelsorgegebiet Oststadt mit Küssow, Fritscheshof und Carlshöhe eingeführt. – Küster Ernst-August Knebusch muss wegen einer Erkrankung vom Sommer bis zum Jahresende seinen Dienst unterbrechen.

 

Die Personalveränderungen in der Katholischen Gemeinde und in der Michaelsgemeinde werden auch in unserer Gemeinde mit Aufmerksamkeit wahrgenommen: Am 26. Februar ver­abschiedet sich die Katechetin der Michaelsgemeinde Irma Neimöck, ihre Nachfolge über­nimmt im Mai Elisabeth Kühl, die in die neu ausgebaute Wohnung auf dem Hof Gr. Wollweberstraße 3 zieht. - Am 4. Mai wird der katholische Pfarrer Hermann Timmerbeil in den Ruhestand verabschiedet. Er war 1940 als Kaplan nach Neubrandenburg gekommen und hatte 1943, als der damalige Pfarrer Fischer nach Berlin in den Untergrund fliehen musste, die Pfarrstelle übernommen. Als sein Nachfolger wird am gleichen Tage Norbert Werbs eingeführt. - Am 1. September beginnt Martin Seidel seinen Dienst als Pastor an St. Michael – seine Einführung ist am 5. Oktober.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz: Martins) Themen der „geistlichen Besinnung“: Kath.Kirche und Ökumene, Thomas Müntzer, Nairobi. – Beratungsthemen: Die Weberglocke (nach alter Tradition hat die kleinste der Marienglocken täglich um 21 Uhr geläutet) schweigt wegen schadhafter Schaltuhr seit Jahren: Ist eine Reparatur möglich? – In Zukunft soll möglichst einmal im Monat eine der Gemeindegruppen den Sonntagsgottesdienst verantwortlich gestal­ten. – Gemeinsam mit LS Stegen wird eine Dienstanweisung für Wolfgang Lück als Pastor für die Oststadt beraten. Dabei spielt auch die Überlegung eine Rolle, ob die Oststadt mit der Gesamtgemeinde verbunden bleiben oder selbständige Gemeinde werden soll. - Immer wieder geht es um die Nachfolge von Bunners. – Die Planung und Finanzierung der Neugestaltung von St. Johannis nimmt einen breiten Raum ein.

 

Gemeinsam mit dem KGR Weitin wird am 10. November die Wahl zur Landessynode durch­geführt. - Fragen zur Nachfolge von Küster Knebusch, der Anfang des nächsten Jahres seinen Dienst beenden will, und zur Erweiterung der Kapelle Küssow werden beraten.

 

Baufragen: Es ist gelungen, Fußbodenklinker für die Johanniskirche zu erhalten. Am 18. Oktober und am 13. Dezember werden die Platten angeliefert und von Gemeindegliedern ab­geladen. – Mit der Schmiede- und Stahlbaufirma Cölpin wird der Vertrag zum Bau der neuen Empore geschlossen. Im Kirchenschiff wird durch Bohrungen der Boden für die Standfestig­keit der Ständer durchgeführt. Für die statische Berechnung der Pläne gewinnen wir den Leiter der staatlichen Bauaufsicht, Leo Hoth. (Offiziell darf er solche Arbeiten nicht machen, deshalb lässt er die Berechnungen von einem Bekannten unterschreiben. Da er selbst die Prüfung vornehmen müsste, erspart uns das Ärger. Auch nach einer Änderung der Vorschrif­ten unterbleibt eine Neuformulierung – eine Prüfung ist nie erfolgt.)

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Kirchenmusik: Neben einer Reihe von Orgelkonzerten und Kammermusiken sind Höhe­punkte ein Kantatenabend am 9. Juni mit Adele Stolte und Motetten- und Singkreis. Am 2.Juli singt der Motettenkreis neben alten Motetten eine Komposition von Wolfgang Rosenmüller: „Die Heilung des Gichtbrüchigen“; am 14. September ist ein Konzert des Berliner Gambenquartetts und am 27. September ein Abend mit den zweichörigen Motetten Bachs vom Rostocker Motettenchor unter Hartwig Eschenburg.

 

Zahlen: 26 Taufen, 23 Konfirmierte, 4 Trauungen, 105 Beerdigungen, 1.481 Kommunikanten, 9.360 Gottesdienstteilnehmer (835 in Christvespern), 289 Austritte, 166 Christenlehrekinder. Gesamtopfer: 38.238 M, Kirchensteuern: 63791

 

Das Jahr 1976

Die Stadt erhält ein eigenes Puppentheater – zunächst noch ohne feste Spielstätte, die Aufführungen finden in der Wohnung einer Mitarbeiterin statt. – Der VEB (volkseigener Betrieb) „Zentrum Bildende Kunst“ wird gegründet. Bildende Künstler – Maler, Keramiker, Bildhauer – erhalten gemeinsame Werkstätten und Ateliers in der Atelierstraße. Für Verkauf, Werbung und Finanzen werden Büro- und Verkaufsräume in den rekonstruierten Torhäusern im Friedländer Tor eingerichtet. – Die Bauarbeiten an St. Marien zum Wiederaufbau als Konzerthalle beginnen. – Am 26. November ist die erste Beisetzung auf dem Waldfriedhof Carlshöhe. Die Trauerfeiern müssen zunächst noch (für ca. 20 Jahre!) in einem provisorisch eingerichteten Raum stattfinden, der eigentlich als Verkaufsraum für Blumen vorgesehen ist.

 

Besondere Ereignisse: Da nach dem Fortgang von Bunners nur noch zwei Pastoren da sind und auch Weitin zu versorgen ist, kann nicht gleichzeitig mit Johannis allwöchentlich einer den Dienst in St. Georg leisten. Dort ist nun im Winterhalbjahr nur am letzten Sonntag im Monat und an den Feiertagen ein Abendmahlsgottesdienst - Die Arbeiten zur Neugestaltung der Johanniskirche beginnen. (Der Bericht darüber, den Zeitraum bis zum 1. Advent 1980 umfassend, soll im Zusammenhang gegeben und nicht in die Jahreschroniken aufgeteilt werden.) Der letzte Gottesdienst vor den Bauarbeiten ist am 13. Juni. Die Landeskirchliche Gemeinschaft ermöglicht uns, die Gottesdienste in ihrem Saal in der Behmenstraße zu halten. Ab Mai ist dann wieder jede Woche um 8 Uhr Gottesdienst in St.Georg. – Die Stadtpastoren beschließen am 2. April ihre regelmäßigen Treffen den zu Missverständnissen Anlass gebenden Namen „Geistliches Ministerium“ zu ersetzen durch „Stadtkonvent“. – Am 29. Juni wird in den Kirchen ein Kanzelwort verlesen zur Selbstverbrennung von Pastor Brüsewitz, die die Öffentlichkeit stark erregt hat. - Die Pfarrgärten zwischen den Häusern Gr. Wollweberstraße 1 – 5 und der Ringstraße werden durch Anwendung des „Aufbaugesetzes“ enteignet, weil die Stadt dort eine Turnhalle für die Berufsschule bauen will. Auch die kleine Baracke für Christenlehre und das „Büro“ muss mit verschwinden. Es wird in Aussicht gestellt, dass dafür ein Ersatzbau an der neuen Grundstücksgrenze von Nr. 1 genehmigt werden soll (Wir waren Zeugen gewesen, als eine Kommission vom Vertretern des Denkmalsamts Schwerin mit dem Bezirksdenkmalpfleger Paul Schumacher vor Ort beraten und entschieden hat, dass einem Turnhallenbau an dieser Stelle nicht zugestimmt werden könne. Nur hier sei die ursprüngliche Ensemble von alter Bebauung, Hausgärten und Stadtmauer noch erhalten, und zwar in besonders eindrucksvoller Weise durch den Ausblick auf St. Marien. Die Bautrupps erscheinen dennoch eines Tages und fällen als erstes den schönen großen Walnussbaum im Garten von Nr. 1. Später heißt es: Die Denkmalpfleger hätten versäumt, ihre Entscheidung der Stadt zur Kenntnis zu geben.)

 

Ein größere Anzahl von Gemeindegliedern nimmt vom 11. bis 13. Juni am Landeskirchentag in Rostock teil. - Im Juni fahre ich mit einer Gruppe aus dem Leitungskreis der „Aktion Sühnezeichen in der DDR“ auf Einladung des Clubs der katholischen Intelligenz Krakau zu einer Studienfahrt durch Polen. Am 19.Oktober kann ich auf einem Gemeindeabend darüber berichten. – Ein Gemeindenachmittag wird am 26. September auf dem Gelände von St. Michael gefeiert. – Aus der Partnergemeinde St. Peter und Paul in Bergedorf erhalten wir im November Besuch von Frau Colberg, die zum wichtigsten Verbindungsglied zwischen den Gemeinden wird. (Sie erhält die „Aufenthaltsgenehmigung“ durch Verwandte in Penzlin.) – In Weitin feiert Julius Kretschko das Jubiläum seiner Ordination vor 60 Jahren.

 

Mitarbeiter: Zum 31. Januar beendet Ernst-August Knebusch nach 33 Jahren seinen Dienst als Küster an der Johanniskirche. Den Dienst übernehmen zunächst Kirchenälteste im Wechsel, da noch kein Nachfolger gefunden wurde. – Siegfried Schroth aus der Oststadt wird in die Landessynode berufen. – Am 5. Dezember wird Rita Müller im Gottesdienst in Küssow als Katechetin für die Oststadt eingeführt.

 

Oststadt: - Im März sind für eine Woche 22 Diakone des Bruderhauses Berlin–Weißensee zu einer Besuchswoche im neuen Wohngebiet. - Da die Familie des Heimleiters von „Haus Gottes Güte“, Herr Gürgen, wegen Einsturzgefahr des Hauses nun auch schnell dort ausziehen muss, wird ihm eine Wohnung in der Oststadt (Robert-Koch-Straße 10) zugewiesen. Damit wohnt nun ein kirchlicher Mitarbeiter im neuen Wohngebiet. In diese Wohnung wird ab November an jedem Mittwoch zu einem Abendgottesdienst eingeladen.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz: Christa Haack) Themen der „geistlichen Information“ u.a.: Zionismus - Bau des Kinderkrankenhauses in Warschau und Unterstützung dafür durch deutsche Gemeinden – Bericht vom Landeskirchentag in Rostock. Besondere Themen der Beratungen: Bemühungen um die Wiederbesetzung der durch den Weggang von Bunners frei gewordenen Pfarrstelle (vergebliche Kontakte zu Dr. Hartwig Daewel) - Betreuung von Armeeangehörigen (u.a. durch Einladungen nach dem Sonntagsgottesdienst in Familien, durch die Kontakte in der Jungen Gemeinde und durch das Deponieren von Zivilkleidung in den Pfarrhäusern – um so den Uniformzwang während der Freizeit zu umgehen) – Vorbereitung der Bibelwoche.

 

In der Sitzung am 15. März wird eine Stellungnahme erarbeitet zu der Frage der Gründung einer eigenen Gemeinde für die Oststadt: Dabei werden folgende Argumente genannt:

Für die Selbständigkeit:

  1. Ein Wohngebiet mit über 25.000 Einwohnern und ca. 650 Kirchensteuerzahlern braucht eine eigene Gemeinde.
  2. Es hat sich ein besonderes Zusammengehörigkeitsbewußtsein gebildet.
  3. Die besonderen Probleme erfordern besondere Arbeitsformen und Gottesdienste.
  4. Ein eigener Kirchgemeinderat kann die Forderung nach eigenen Räumen nachdrücklicher vorbringen.
  5. Die kleinere Gemeinde ist überschaubarer und stärkt die Mitverantwortung der Glieder.

 

Gegen ein Loslösen von Marien spricht:

  1. Es fehlt ein sichtbares Zentrum – Küssow ist dafür ungeeignet.
  2. Eine eigene Gemeinde müsste sich der ganzen Breite der Aufgaben widmen, könnte sich nicht mehr auf die besonderen Probleme konzentrieren. Zusätzliche Mitarbeiter wären notwendig.
  3. Die Gesamtgemeinde ist reich durch die Vielfalt von Begabungen und nicht abhängig von Einseitigkeiten.
  4. Die Vielfalt von Aufgaben lässt sich besser erfüllen durch die Vielfalt von Gruppen und Mitarbeitern.
  5. Im Blick auf die Gottesdienste: Die größere Gemeinde kann verschiedene Formen und Zeiten nebeneinander anbieten, die sich gegenseitig ergänzen und befruchten.

Der KGR gibt kein eindeutiges Votum. Die Entscheidung soll die Synode fällen.

In der Herbsttagung beschließt die Landes-Synode die Gründung einer eigenen Gemeinde Neubrandenburg-Ost. Der KGR berät die praktischen Fragen der Teilung: Im November wird beschlossen, aus der KG-Kasse 500 M zum Kauf von Stühlen für Küssow bereitzustellen, und im Dezember, dass ein Drittel des Bestands der Kirchgemeindekasse der neuen Gemeinde übergeben wird, außerdem aus dem Inventar der Gemeinde 10 Klappstühle, ein Fahrrad, einen Bildwerfer, einen Kassettenrecorder und u.U. Abendmahlsgerät. Am 2. Januar 1977 soll der KGR für die neue Gemeinde in Küssow eingeführt werden.

 

Baufragen: In St. Georg wird der alte Kohlenofen ersetzt durch vier elektrische Nachtspeicheröfen. Zur Vorbereitung wird am 23. Oktober zu einem Arbeitseinsatz eingeladen zum Ausheben von Gräben für die Erdkabel.

 

Kirchenmusik: Besondere Höhepunkte: Am 24. April ist Anneliese Pflugbeil aus Greifswald zu einem Klavichord-Abend in St. Georg. – Am 30. Mai ist in Johannis ein Konzert des Motettenkreises u.a. mit den Bachkantaten Nr. 158 und 59. Die letzte Musik in St. Johannis vor dem Umbau ist eine geistliche Chormusik mit dem Motettenkreis und dem Organisten Heinrich Timm am 30. Juni. Die nächsten Konzerte müssen nach St. Michael ausweichen, so am 2. Oktober ein Abend mit dem Singkreis und einem Streichquartett, bei dem u.a. von Weyhrauch das Werk für Chor und Orgel erklingt: „Unüberwindlich starker Held“.

 

Zahlen 19 Taufen, 21 Konfirmierte, 4 Trauungen, 85 Beerdigungen, 229 Austritte, Gesamtopfer: 39.897 M, Kirchensteuern: 46.246 M (St. Michael 37.301 M, Ostst. 22.017 M)

Im April 1976 gibt es 3.171 erwachsenen Gemeindeglieder (ohne die „Restanten“, die seit mehr als drei Jahren auf Kirchensteuerbescheide nicht reagiert haben).

 

Umbau der Johanniskirche 1976 bis 1980

Schon in den sechziger Jahren hatte es verschiedene Überlegungen gegeben, wie in der Johanniskirche ein heizbarer Gemeinderaum zu schaffen sei. Der größte Raum für nichtgottesdienstliche Zusammenkünfte war der Gemeinderaum im Pfarrhaus Gr. Wollweberstr. 1, in dem aber kaum 30 Personen Platz finden konnten. Ein Vorschlag war gewesen, das Seiten­schiff in ganzer Länge mit einer Höhe von 4 bis 5 Metern abzutrennen. Das hatte aber keine Zustimmung gefunden.

 

Nachdem nun beschlossen war, in die Ruine der Marienkirche nicht weiter zu investieren, und uns auch die Verantwortung für die Ruine durch die Eigentumsübertragung abgenommen war, konnten wir uns ganz darauf konzentrieren, St. Johannis als Hauptkirche und Gemeinde­zentrum herzurichten. Ein Hinderungsgrund war zusätzlich entfallen: Da in Mecklenburg-Strelitz Kirchen wie Kommunen nicht grundbuchpflichtig gewesen waren, war auch das Eigentum für St. Johannis nicht im Grundbuch nachweisbar. Staatliche Stellen vertraten die Auffassung, Eigentümer sei der Staat - die Kirche sei der Gemeinde nur zur Nutzung über­tragen. (Der Sinn eines Patronats war den Verantwortlichen in der Stadt unbekannt.) Herr Achivrat Piersig vom Oberkirchenrat hatte ausführlich den Eigentumsanspruch schriftlich nachgewiesen, aber eine Grundbucheintragung war dennoch verweigert: Da St. Johannis kein Einzelfall sei, habe sich der Ministerrat eine Entscheidung vorbehalten. Daran war zwar nichts zu ändern, aber in den Übergabeverhandlungen zu St. Marien war der Kirche die volle Verfügungsgewalt über St. Johannis zugesichert worden.

Die Überlegungen zur Planung und Finanzierung sind 1976 so weit abgeschlossen, dass mit der Realisierung begonnen werden kann. Auch das Institut für Denkmalpflege in Schwerin und der Oberkirchenrat haben unserem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt.

 

Die Aufgabenstellung:

In den Vorüberlegungen sind wir ausgegangen von der Notwendigkeit, einen größeren Gemeinderaum – auch als Winterkirche nutzbar – mit Nebenräumen zu schaffen (Teeküche, Toiletten und ein kleinerer Raum). Das sollte durch Abbruch der nur 5 m breiten Empore und Neubau in doppelter Breite ermöglicht werden. Alles weitere ist logische Folge: Da die Gemeinde bisher im Kirchenraum fast ausschließlich zwischen Südeingang und Empore Platz gefunden hat, muss für das ganze Hauptschiff neue Bestuhlung vorgesehen werden. Dadurch hätte die Kanzel (am Pfeiler gleich links vom Eingang) nun fast im Rücken der Gemeinde gestanden; sie muss also nach Osten versetzt werden. So kann der Eingang, bisher fast zur Hälfte durch die Kanzeltreppe verstellt, in ganzer Breite geöffnet werden. Da unter den Kirchenbänken nur Laufbretter über den (längst unbrauchbar gewordenen) Heizrohren liegen, muss der gesamte Fußboden erneuert werden. Weitere vorgesehene Arbeiten: Vorziehen der Altarstufen ins Kirchenschiff und Erneuerung des Kirchenraumes (Beleuchtung, Putz und Ausmalung).

 

Finanzierung

Mit Kosten von reichlich 300.000 Mark müssen wir rechnen. In Verhandlungen mit dem Oberkirchenrat und dem „Verteilerausschuss“ haben wir die Freigabe der für den Wieder­aufbau von St. Marien gesammelten Gelder (ca. 30.000 M) und der Restmittel aus dem Fonds „Neubrandenburg, Stadt des kirchlichen Wiederaufbaus“ erreicht. Beihilfen des Landes­instituts für Denkmalpflege sind in Aussicht gestellt. Jedenfalls ist ein wesentlicher Teil von der Gemeinde selbst aufzubringen. Dafür sind schon längere Zeit Spenden erbeten.

 

 

Sonstige Voraussetzungen

Für Planung, Projektierung, Statik und Bauaufsicht gibt es keine Selbstständigen Fachleute. Auch die volkseigenen Büros können wir nicht beauftragen. Unser Architekt Harald Heyde arbeitet für uns in seiner Freizeit. Als Statiker (für den Einbau der neuen Empore) gewinnen wir den Leiter der Staatlichen Bauaufsicht bei der Stadt, der die Unterlagen aber nicht selbst unterschreiben darf, da er für deren Prüfung verantwortlich ist. Im ersten Jahr haben wir für organisatorische Hilfe bei Bauvorbereitung und –betreuung einen ehemaligen NVA-Offizier, Herrn Laux, für einige Stunden täglich gewonnen. Für die Bauausführung sind Anträge bei den staatlichen Stellen auf Zuweisung von „Baukapazitäten“ erfolglos geblieben. Lediglich Malermeister Erich Krüger ist für etwa die Hälfte seiner Arbeiten „bilanziert“ worden. Für Elektroinstallation, Tischler-, Glaser-, Schlosser- und Stahlbauarbeiten besteht keine so strenge staatliche Planung – oder wir können sie umgehen. Für alles andere, vor allem für Maurer- und Betonarbeiten, sind wir auf Feierabendarbeit und die ehrenamtliche Hilfe von Gemeindegliedern angewiesen. Ähnliches gilt für die Materialbeschaffung: Baustoffe sind „bewirtschaftet“; aber für „Bevölkerungsbedarf“ gelten diese Regelungen nicht. Der VEB Baustoffversorgung hat eine gesonderte „Abteilung Bevölkerungsbedarf“, wo Bürger für selbst oder durch „Nachbarschaftshilfe“ ausgeführte Reparaturen und Ausbauten einkaufen dürfen. (Dort landet allerdings fast nur das, was gerade nicht anderweitig benötigt wird.) Und es gibt Bestimmungen, nach denen Kirche nicht als „Betrieb“ gilt, sondern der „Bevölkerung“ gleichgestellt ist. (Das gilt glücklicherweise auch für die Preise, denn der „Bevölkerungs­bedarf“ bei Materialien und Handwerkerleistungen wird weithin finanziell staatlich gestützt.)

Wegen der besseren Übersicht gliedere ich das Folgende nicht zeitlich, sondern nach den verschiedenen Aufgaben.

 

 

Neubau der Empore

Fachleute haben empfohlen, den Neubau einer Empore in Stahlbeton auszuführen. Dazu wären wir aber auf einen volkseigenen Betrieb angewiesen. Der kann jedoch nicht ohne staat­liche Beauftragung arbeiten. So haben wir unser Gemeindeglied, den Schmiedemeister Wilhelm Kölpin, gebeten, mit seiner Stahlbaufirma diese Arbeiten zu übernehmen. Im Juni beginnen Gemeindeglieder mit Abrissarbeiten. Da wir die Kosten für Abbau, Lagerung und Wiederaufbau der Orgel sparen wollen, werden hölzerne Stützen unterhalb der Orgel errichtet. Mit einer Handkreissäge werden in die tragenden Balken der Empore Lücken für die quer zum Schiff einzubauenden Stahlträger geschnitten, so dass die Orgel dann auf fast würfelförmigen Balkenstücken steht, die vom Fußboden her abgestützt sind. Die übrige Empore wird entfernt. Ein Problem dabei: Die Emporenbrüstung wird im „Krüger“ („Kunst- und Geschichtsdenkmäler in Mecklenburg-Strelitz“) beschrieben und auf das 18. Jahrhundert datiert. Deshalb fordert das Denkmalinstitut, dass wir sie sorgfältig lagern, um sie später irgendwie wieder verwenden zu können. Glücklicherweise entdecken wir beim Abriss, dass die bemalten Bretter rückseitig deutliche Spuren einer Hobelmaschine aufweisen, wie es sie im 18. Jahrhundert noch nicht gegeben hat. Damit ist das Problem einer Wiederverwendung beseitigt – ja, das Institut vermittelt uns die Möglichkeit, die bemalten Bretter über den Staatlichen Denkmalhandel ins Ausland zu verkaufen. Wir erhalten noch 3.000 Mark dafür!

 

Die Stahlbauarbeiten für die neue, vergrößerte Empore sind kompliziert: das Einziehen der großen Doppel-T-Träger und deren Befestigung in der Westwand und auf den Stützen, dann das Aufbringen der Querträger im Abstand von einem Meter, besonders das Einschieben unter der Orgel. Für den Fußboden haben wir die Möbelbaufirma Preuß aus Neustrelitz gewonnen, die Kiefernholz für den Blindboden und auch genügend trockenes Eichenholz vorrätig hat. Zur Versiegelung gelingt es, den empfohlenen Syspur-Lack direkt vom Hersteller, einem volkseigenen Betrieb bei Lauchhammer, zu besorgen. Mit meinem PKW-Lasthänger kann ich die Behälter dort abholen.

 

Fast hätte es noch eine Katastrophe gegeben: Als Mitarbeiter des VEB Schuke-Orgelbau die Schutzhülle der Orgel entfernen und die Funktionsfähigkeit überprüfen wollen, schrecken sie beim Öffnen des Unterbaus zurück: Die alten Fußbodenbretter, auf denen die Last der Orgel an vier Punkten ruht, wölben sich stark, da die Lastpunkte nicht auf den neu eingeschobenen Stahlträgern ruhen! (Der Statiker hat zwar berechnet, ob die Träger stark genug sind, die Last aufzufangen, aber er hat sich nicht informiert, auf welche Punkte diese Last wirkt!). Jeden Augenblick können die alten Bretter zerbrechen, so dass die Orgel durch die neue Decke stürzt! Der schnell alarmierte Schlossermeister Nagel findet eine Lösung und hat den Mut, dazu die Orgel zu betreten: Er befestigt Hebevorrichtungen an den tragenden Stützen der Orgel über den Stahlträgern und hebt die Orgel vorsichtig zentimeterweise wieder auf die ursprüngliche Höhe. Schlossermeister Nagel ist es auch, der die feineren Stahlarbeiten für die Brüstung und den Raumabschluss zwischen Winterkirche und Kirchenschiff ausführt.

 

Fußboden und Heizung

Durch die Neugestaltung muss der alte Fliesenboden entfernt werden. Mit der Neuverlegung eines Fußbodens ist die Voraussetzung für den Einbau einer modernen Heizung gegeben. Dabei dachten wir an elektrische Heizelemente im Fußboden, wie sie kürzlich in die neue Stadthalle eingebaut worden sind. Solche Elemente sind aber nicht lieferbar. Die bayrische Partnerkirche ist zur Hilfe bereit, aber nicht für dieses System, das sich nicht bewährt habe. Deren Fachleute empfehlen eine „Multibeton-Heizung“. (Dabei wird warmes Wasser durch im Spezialbeton verlegte Schläuche gepumpt.) Für die Aufheizung scheint uns der Anschluss an die Fernheizung günstig. Nachfragen beim Energieversorgungsbetrieb ergeben, dass die Betriebskosten dafür unerschwinglich sein würden (allein die Grundgebühr betrage jährlich etwa 30.000 M! – Später stellt sich heraus, dass die Auskunft falsch war!). Daraufhin ent­scheiden wir uns für die Aufheizung mit verbilligtem Nachtstrom.

 

Dafür ebenso wie für die zunächst geplante Variante reicht aber der Elektroanschluss nicht aus. Der Bau einer stärkeren Leitung ist für die nächsten Jahre „nicht im Plan“. Wir dürfen aber ein Kabel von der Trafostation im Haus der Kultur und Bildung zur Kirche legen, wenn wir ein solches Kabel beschaffen können. Tatsächlich gelingt es, einen privaten Elektrobetrieb (südlich von Berlin!) ausfindig zu machen, der geeignetes Erdkabel vorrätig hat und bereit ist, uns die notwendige Menge „für Westgeld“ zu verkaufen. Die beantragte „Schachtgenehmi­gung“ ist an Bedingungen geknüpft: Handschachtung, die beiden Straßenquerungen nur halbseitig zu sperren; dort sind Kabelzugsteine mit mehreren Öffnungen zu verwenden; die Arbeiten, einschließlich der Neuverlegung der Gehwegplatten und des Straßenpflasters, müssen bis zum Mittag des gleichen Sonnabends beendet sein! Aufrufe in den Gottesdiensten aller evangelischen und katholischen Kirchen der Stadt bewirken, dass am Sonnabend, 11. November 1977, etwa 100 kräftige Leute mit geeignetem Werkzeug kommen. Tatsächlich ist der Kabelgraben bald nach 12 Uhr wieder geschlossen! (Volkseigene Betriebe müssen sich noch nach Jahren anhören: „Bei der Kirche ging das, warum geht das bei euch nicht?“).

 

Die Bayern haben eine Westberliner Firma mit Lieferung und Montage der Heizung beauf­tragt. Später stellt sich heraus, dass die Wahl der Firma ein Fehlgriff war: Es war wohl des­halb das preisgünstigste Angebot, weil die Ingenieure unfähig waren, den erforderlichen Aufwand zu berechnen. Sie meinten, mit einem Anschlusswert von 37,5 kW - als Nachtstrom nur 8 Stunden täglich zur Verfügung - könnten sie eine Raumtemperatur von 18° auch bei starkem Frost garantieren. (Bei einem späteren Besuch in Westberlin stellt sich heraus, dass die Voraussetzung für die Anstellung der Ingenieure offenbar die Zugehörigkeit zur Neuapo­stolischen Kirche gewesen ist – im Firmengelände befand sich deren Gemeindezentrum!) Als die Monteure mit der Installation beginnen wollen, sehen sie, dass der vorgesehene Raum nicht ausreicht, die Kessel aufzustellen. Auf einem Stahlgerüst werden deshalb die fünf Kessel in zwei Etagen übereinander montiert. Bald zeigt sich, dass es auch im 24-Stunden-Betrieb nicht gelingt, die Baustelle frostfrei zu halten. Nach Umrüstung der Kessel auf 12 statt 7,5 kW und Einbau weiterer 5 Kessel auf der Empore und einigen technischen Änderungen bewirkt die Heizung dann schließlich nach tagelangem Vorheizen eine Raumtemperatur von 15°. (Im Jahre 1998 werden die Heizkessel entfernt zugunsten eines Anschlusses an die Fern­heizung)

 

Zunächst muss die Voraussetzung zum Einbau der Heizung geschaffen werden: Entfernen des Fliesenfußbodens, Verfüllen von einigen Grabkammern und Einbringen eines ebenen Kies­betts. Das schaffen unsere Feierabendmaurer. Aber wie nun den Unterbeton für den neuen Fußboden einbringen? Besorgen von Zementsäcken und Kies, Mischen in dem 50-l–Beton­mischer und dann in vielen kleinen Abschnitten eine ebene Betonfläche herstellen – das ist unmöglich. Auf den Rat von Gemeindegliedern besuche ich an einem Sonnabend Herrn Gerhard Pohl, Brigadier im Wohnungsbaukombinat. Er ist verantwortlich für den Bau der Fundamente für Plattenbauten auf dem Datzeberg. Er verspricht, sich um eine Lösung zu kümmern. Als ich vier Tage später zur Johanniskirche komme, steht vor dem Eingang ein LKW, der gerade eine Last Beton vor der Tür abkippt. In der Kirche ist eine Gruppe Fach­arbeiter dabei, den Unterbeton zu planieren. Herr Pohl erklärt das Wunder: Früh hat er die Fundamente für einen Gebäudekomplex gießen sollen. Als die ersten bestellten Betonkipper kommen, stellt sich heraus, dass die Arbeit noch nicht möglich ist. – „Und was mache ich mit dem angelieferten Beton?“ – „Schütt ihn irgendwo in die Landschaft!“ In wenigen Minuten erhält er für seine Brigade Urlaub, wenn er die versäumten Stunden am Wochenende nach­arbeitet. – Bis Mittag ist der Unterbeton in der Kirche fertig! Bezahlen müssen wir nur die Feierabendarbeit.

 

Kanzel

Mit dem Umsetzen der Kanzel haben wir den Steinmetzmeister Richard Dassow beauftragt. Nach dem Beginn seiner Arbeit meldet er: „Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder bleibt die Kanzel am alten Platz oder Sie geben noch erkennbare Bruchstücke ins Museum, den Rest auf die Müllkippe!“ Die einzelnen Kalksteinplatten sind durch Stahlanker verbunden, die in Bohrlöchern mit Blei vergossen sind. Dadurch ist der Stein brüchig geworden. - Es gelingt dann dennoch: Vorsichtig werden die Anker mit einer Trennscheibe zerschnitten und dann am neuen Standort wieder zusammengeschweißt, wobei die Steinplatten durch nasse Tücher geschützt werden. Die Fugen zwischen den Platten schließt und färbt Maler Krüger so geschickt, dass sie nicht erkennbar sind. - Durch das Versetzen der Kanzel wird der Süd­eingang in ganzer Breite frei. So ist es möglich, eine breite Stahltür mit Glas einzubauen und auch den zugemauerten Spitzbogen über der Tür zu öffnen.

 

Malerarbeiten

Malermeister Erich Krüger hat einen kleinen Betrieb mit zwei Gesellen und seinem behin­derten Sohn. „Solch einen Auftrag bekommt man einmal im Leben – da möchte man zeigen, was man kann!“ ist sein Kommentar. Die besondere Schwierigkeit: 1894 hat der Maler Christian Gaiß die Ausmalung nach damals neuer Methode mit Leimfarbe (Kreide mit Zellleim) ausgeführt, nicht wissend, dass das wenig dauerhaft ist. Es müssen also Gewölbe und Wände vollständig abgewaschen werden. Zunächst rüstet der Dachdecker-Betrieb Spindler das ganze Kirchenschiff ein. Vom Gerüst aus fertigt Ulrike Rosenmüller Fotos von allen Pflanzenmotiven in den Gewölbezwickeln, und Herr Krüger hält die Motive zusätzlich mit Kohle auf Transparentpapier fest. – Beim Entfernen der Farbe von den Wänden zeigt sich, dass der Putz nicht stabil ist. So müssen die Maurer im unteren Bereich der Südwand aus­bessern und die ganze Nordwand neu putzen. Auf Anregung des Denkmalpflegers geschieht das vom zweiten Feld an nur mit Pinselputz, damit die Struktur des Feldstein-Mauerwerks mit den großen Bögen erkennbar bleibt. In langen Beratungen mit Herrn Heyde und Herrn Voß vom Institut für Denkmalpflege in Schwerin beschließen wir, dass die Wandflächen schlicht weiß bleiben (vorher war ein Tapetenmuster aufgemalt), die halbrunden „Dienste“ an den Pfeilern ohne Fugenstriche bleiben (vorher war jeder vierte Stein gelb und mit Fugen strichen) und im Gewölbe die breiten, bunten Umrahmungen der Schlusssteine entfallen sollen. Die schmale Einfassung, die Striche und die Pflanzen werden originalgetreu wieder­hergestellt. Verwendet wird gelöschter Naturkalk, gebunden mit Kasein. Da kalkfestes Ziegelrot nicht aufzutreiben ist, bitten wir die Partnergemeinde in Bergedorf, das notwendige Eisenoxid-Rot zu beschaffen und bei Besuchen im PKW mitzubringen. – Der Chorraum wird nicht abgewaschen, sondern die Originalmalerei durch ein aufgesprühtes Fixativ gefestigt und dann nachgebessert. Der Durchbruch zum Chor wird nach langen Diskussionen neu gestaltet, um so einen Übergang vom Schiff zum in den alten Farben gehaltenen Chor zu haben.

 

Meister Krüger hat einen Brief gefunden, den Maler Gais 1894 seinen Nachfolger „dereinst nach Jahrhunderten“ geschrieben und so versteckt hat, dass nur der ihn finden konnte, der die Kirche neu ausmalt. Erich Krüger hat den Brief kopiert und unter Zufügung eines eigenen Schreibens wieder versteckt. Das Geheimnis des Verstecks hat er mit ins Grab genommen. (Eine Kopie des Briefes von Christian Gaiss füge ich der Chronik am Ende dieses Kapitels an.)

 

Beleuchtung

Einzige Lichtquelle im Kirchenschiff waren seit Ende der vierziger Jahre Glühlampen in schlichten Fassungen, die am alten Gaskronleuchter (der noch nach 1945 funktioniert hatte!) befestigt waren – eine sehr unbefriedigende Lösung: Im Zentrum des Raumes blendeten nackte Glühlampen, der übrige Raum lag im Dunkeln. Herr Heyde zusammen mit dem Lampenarchitekten Schwarz aus Berlin schlägt vor, die sechs vierflammigen Ampeln vom Kronleuchter zu demontieren und durch zwölf schlichte Zylindergläser zu ersetzen – die Ampeln von den Gewölbespitzen als selbstständige Leuchten in leicht veränderter Form abzuhängen und die Wandleuchten, die bisher an den „Diensten“ mit den Gasrohren an­gebracht waren, an den Wandflächen des Seitenschiffs anzubringen. Die Schwierigkeiten dabei:

  1. Für das Hauptschiff werden acht Leuchten benötigt. Meister Kölpin fertigt als Kunst­schmied zwei zusätzliche Leuchten.
  2. Elektrolitzen müssen durch die langen Gasrohre mit allen Verteilern gefädelt werden, bevor die Lampenfassungen montiert werden können. (Eine langwierige Arbeit, die ich in vielen Stunden alleine ausführe).
  3. Das größte Problem: Die Lampengläser müssen beschafft werden! (Da das in nach­sozialistischer Zeit kaum vorstellbar ist, möchte ich das ausführlich beschreiben: Herr Schwarz erinnert sich, in den fünfziger Jahren von einem Werk nicht weit von Dresden Gläser erhalten zu haben, wie sie hier passen würden. Welches Werk könnte das gewesen sein? Im Lampenladen des „Konsum“ erkundige ich mich. Im Katalog müssten die Herstellerfirmen aufgeführt sein. Ich bitte um Einsicht in solch einen Katalog. „Den dürfen wir nicht aus der Hand geben.“ Schließlich erreiche ich, dass ich in das Lieferantenverzeichnis auf den letzten Seiten Einblick nehmen darf. Dort finde ich die Adressen von mehreren Firmen. Die Verkäuferin warnt mich: „Die Fahrt können Sie sich sparen. Dort etwas zu erreichen ist unmöglich!“ Ich fahre dennoch mit meinem Wartburg in den Bezirk Dresden. Schon bei der zweiten Adresse, in Radeberg, bin ich richtig. Es gelingt mir, bis zu einem Produktionsleiter vorzudringen. Um überhaupt angehört zu werden, erzähle ich, dass ich von der Kirche komme und zeige Fotos, um klar zu machen, dass keine der im Handel angebotenen Gläser passen würden. Ein älterer Arbeiter bestätigt: „Solche Gläser haben wir vor sehr langer Zeit produziert.“ Weitere Fragen ergeben: Die Formen existieren noch. Nun wage ich zu fragen, ob es möglich sei, außer Plan, etwa nach Feierabend, solche Gläser anzufertigen. Ich muss einsehen, dass das nicht geht, da dafür ja die Glasschmelze geheizt werden müsste. Und im normalen Betrieb? „Da gibt es keinerlei Spielraum. Wir sind durch den Plan gebunden! – Sie könnten zur VVB fahren (der vorgesetzten Behörde für alle volkseigenen Betriebe dieser Branche) und um eine Sondergenehmigung bitten – aber das würde sicher vergeblich sein.“ Schließlich fällt ihm noch eine andere Möglichkeit ein: „Sie könnten beim zuständigen Groß­handelsbetrieb Ihres Bezirks fragen, ob der auf einen entsprechenden Anteil der Zuweisung verzichtet. Aber darauf werden die kaum eingehen, da das Kontingent für den Bezirk Neubrandenburg für dieses Jahr ohnehin um ein Drittel gekürzt worden ist.“ Im Übrigen würde eine solche Sonderanfertigung in kleiner Auflage natürlich recht teuer werden. – In Neustrelitz beim Großhandelsbetrieb erklären die Verantwortlichen nach langen Gesprächen – wieder mit den Fotos der Kirche – die Bereitschaft, auf einen Teil des zugeteilten Kontingents zu Gunsten der Johanniskirche in Neubrandenburg zu verzichten. Nach einigen Wochen kommt der Bescheid aus Radeberg, dass die Gläser abgeholt werden können! Herr Heyde hat mir geraten, mehr Gläser zu bestellen, als wir – zusammen mit notwendiger Reserve – brauchen: Er habe vor vielen Jahren die Ausstattung der Bar im FDGB-Heim in Klink geplant und dabei gerade diese Lampengläser verwendet. Dort aber sei inzwischen ein größerer Teil zerbrochen. Da die passenden Gläser nicht mehr lieferbar seien, müssten ganz neue Leuchten angefertigt und montiert werden. Ein Ersatz der Gläser würde für das Heim die Einsparung von einigen Tausend Mark bedeuten!

Die Rechnung habe ich in Radeberg gleich zusammen mit den Gläsern erhalten – ein geradezu lächerlich niedriger Preis. „Das ist der Preis aus den fünfziger Jahren. Da wir diese Form seit dem nicht mehr hergestellt haben, ist auch kein neuer Preis festgelegt!“ – Ich kann so meine Fahrtkosten mit gutem Gewissen der Rechnung für Klink aufschlagen!

 

Übrigens: Die Vertreter des Denkmalinstituts hatten ausdrücklich verboten, den Kronleuchter zu verändern, obwohl von den Originalgläsern nur noch ein Exemplar existierte (in der Form von Spitzenrüschen). Der Kirchenraum solle durch schlichte becherförmige Leuchten ausgeleuchtet werden. – Bei der Einweihung am 1. Advent 1980 hat der Vertreter des Instituts sich ausdrücklich dafür bedankt, dass wir das Verbot nicht eingehalten haben!

 

Fenster

Die bleiverglasten Fenster an der Südseite des Schiffs sind schadhaft – aber eine durch­gehende Reparatur können wir uns nicht leisten, lediglich zwei besonders schadhafte Felder werden erneuert. Um dennoch etwas Wärmeisolierung zu erreichen, montieren wir in Winkeleisen Fensterglas innen vor die schadhaften Fenster. (Im Jahre 2000 werden die Fenster vollständig neu verglast.) Auch die Farbglasfenster im Altarraum bedürfen dringend einer Reparatur: Viele Gläser sind zerbrochen, durchweg die Bleifassung altersschwach. Die Denkmalpfleger meinen, so schöne Farbglasfenster aus dem 19. Jahrhundert sind eine Selten­heit, sie sollten gründlich saniert werden – ein Zuschuss dafür wird zugesichert. So foto­grafiert Frau Rosenmüller erst sorgfältig alle Fenster. Dann demontiert Glasermeister Peper sie (mit Ausnahme der Rosetten) und schließt die Öffnungen mit Drahtglas. Später sollen die sanierten Fenster in Kupferrahmen „isothermisch“ innen davor neu angebracht werden (d.h. so, dass ein offener Luftraum zwischen den Flächen bleibt, um die Gläser nicht nur nach außen vor Steinschlag und Regen zu schützen, sondern auch innen ein Beschlagen verhindert wird.) Meister Peper fertigt von jedem Feld eine Zeichnung, listet die zerbrochenen und fehlenden Teile auf und reinigt nach Entfernung der Bleifassung jedes Stück. Bei einem Spezialbetrieb in Berlin–Weißensee bestellen wir Ersatz für die fehlenden Stücke. Das alles erfordert viel Zeit: Erst nach etwa zehn Jahren können die sanierten Fenster eingesetzt werden. Bis dahin stehen die Gerüste, der Chorraum ist durch eine Folie vom übrigen Kirchenraum getrennt.

 

Ausstattung

Das alte, fest eingebaute Gestühl musste entfernt werden, nur zwei Reihen altes Kastengestühl mit je sieben Klappsitzen demontieren wir, um sie im Altarraum wieder aufzustellen. (Im „Krüger“ ist von „barockgeschweiften Armlehnen“ die Rede. Dieses Gestühl hat jedoch die Art, wie sie aus Klosterkirchen bekannt ist. Danach müssten sie noch aus der Zeit vor Auflösung des Klosters, also spätestens aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts stammen.) Für das neue Kirchengestühl fertigt Schlossermeister Nagel nach Zeichnungen von Harald Heyde Stahlrahmen und eine Tischlerei die Holzteile. Daraus und aus Plastschienen für Treppengeländer montieren Gemeindeglieder die Bänke. Für die Montage brauchen wir starke, kurze Holzschrauben, die im Handel nicht aufzutreiben sind. Schließlich erhalten wir sie aus Beständen des „RWN“ (Reparaturwerk Neubrandenburg, das große Panzerwerk am Tollensesee), sicher nicht ganz legal, aber kostenlos – sie werden dort nicht mehr gebraucht.

 

Für die Winterkirche sind wir lange auf der Suche nach geeigneten Stühlen, bitten auch Kirchenbaurat Wolf um Rat. Der darf zu einer ersten Dienstreise in die bayrische Partner­kirche fahren. Dort bewundert er laut sehr schöne, stabile, stapelbare Stühle, woraufhin er das Angebot erhält, solche Stühle für eine Gemeinde geschenkt zu bekommen. So erhalten wir 130 Stück davon. (Kommentar im KGR: „Herr Pastor, jetzt darf Ihre Predigt auch über 15 Minuten dauern, aber spannend muss sie sein, sonst schlafen wir ein.“)

 

Die Vorhänge für die Glaswand der Winterkirche spendet die Bonhoeffer-Gemeinde in Hannover. Das Ergebnis eines Basars lag wesentlich über den Erwartungen. Eine Kirchen­älteste weiß von unserem Vorhaben und erreicht den entsprechenden Beschluss. Bei einem Besuch meiner Mutter in Hannover zeigt man mir einen Katalog für Vorhangstoffe. Die märchenhafte Auswahl ist überwältigend, für DDR-Bürger unvorstellbar. Eine Entscheidung fällt schwer, aber ich darf einige Stoffproben mitnehmen, damit Herr Heyde uns beraten kann. Die Stoffballen liegen dann als Auflage auf Autositzen von Gemeindegliedern aus Hannover bei Verwandtenbesuchen und werden so über die Grenze geschmuggelt.

 

Ein Teil der gedrechselten Ständer für die Messingleuchter ist vom Holzwurm zerfressen. Leider finden wir keinen Drechsler, der kurzfristig neue anfertigt. So entschließen wir uns für eine Ersatzkonstruktion aus Stahl. – Die Leuchter selbst sind unansehnlich schwarz. Erst bei näherer Untersuchung merken wir, dass unter einer dicken Schicht aus Patina, Ruß und Wachs Messing verborgen ist. Wie aber diese Schicht entfernen? – Nach vielen Versuchen tauchen wir die Leuchter in Kessel mit kochend heißem Wasser, dann bearbeiten Glieder der jungen Gemeinde die Leuchter in mühevoller Arbeit mit Abwaschschwämmen der Marke „Scotch Britt“ (billigere Nachahmungen erweisen sich als ungeeignet!), bis glänzendes Messing erscheint. Zampon-Lack sichert das Ergebnis.

 

Wiedereinweihung

Zum Erntedankfest 1979 ist die Winterkirche fertig. LS Winkelmann hält die Festpredigt. Am Nachmittag ist eine festliche Kirchenmusik mit Frau Helterhoff aus Burg Stargard.. Nun sind wir für die Gottesdienste nicht mehr Gäste der Landeskirchlichen Gemeinschaft. Wenn wir die Tür zum kleineren Raum öffnen, können immerhin bis 150 Personen Platz finden. Ein Jahr später sind die Arbeiten im Kirchenschiff beendet. Zum 1. Advent 1980 können wir zur Wiedereinweihung einladen. Zu Beginn des Festgottesdienstes tragen Kirchenälteste im feierlichen Zuge Leuchter, Vasa sacra, Agende und Bibel aus der Winterkirche und stellen sie mit Bibelworten an ihren Platz. Die Kantorei mit Musikern der Neubrandenburger Philharmonie (die dafür auf Bezahlung verzichten) gestalten den Gottesdienst unter anderem mit dem deutschen Konzert für Solostimmen, Chor und Orchester „Lobe den Herrn, meine Seele“ von Heinrich Schütz. Die Predigt hält Landesbischof Dr. Heinrich Rathke.

 

Im Anschluss an den Gottesdienst lädt der KGR zu einem Empfang in die Winterkirche. Gemeindeglieder, vor allem das Ehepaar Weber, haben ein Büfett aufgebaut, das jedem Hotel Ehre gemacht hätte. An den Wänden zeigt eine kleine Ausstellung Fotos vom Verlauf der Arbeiten. Ansprachen von Vertretern der Partnergemeinden in Bergedorf und Erding, der evangelischen und katholischen Gemeinden der Stadt, des Denkmalinstitus und anderer Gäste werden dankbar angehört. Am Abend singt die Neubrandenburger Kantorei die Kantaten 1 bis 3 des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. Die Eintrittskarten dafür sind im Vorverkauf nach wenigen Stunden vergriffen. Kantor Wolfgang Rosenmüller fragt daraufhin spontan die Musiker, die Solisten und den Chor, ob eine Wiederholung am Montag möglich wäre. Alle sagen zu, und auch Montag ist die Kirche bis zum letzten Platz besetzt.

 

(Nachfolgend die Kopie eines Artikels aus der Mecklenburgichen Kirchenzeitung.)

Neubrandenburg den 5. Oktober 1893.

An den Maler der dereinst nach Jahrhunderten diese Kirche (wenn sie noch als solche benutzt wird) wieder malen wird. Renoviert u. theils umgebaut wurde diese (St. Johanniskirche) von C. Schäfer Professor u. H. Hartung Kgl. Regierungsbaumeister aus Berlin, beide Lehrer an der Kgl. Hochschule in Charlottenburg. Gemalt wurde Sie von Christian Gaiss, Maler, Lehrer  an der Malklasse der I. Handwerkerschule zu Berlin, geboren den 1 Januar 1860 zu Neukirch o/A Rottweil, Schwarzwaldkreis Königreich Württemberg.

Der Preis für die gesamte Malerarbeit betrug nach unserem jetzigen Geld 4380 M .u.50 ch. Die Maurerarbeiten führte ein hiesiger Maurermeister Namens Ringel aus.

So, mein lieber College, empfange nun noch zum Schlusse die besten Glückwünsche zur Ausführung deiner Arbeit, u. sei herzlich gegrüßt, von einem, dessen Gebeine wohl schon längst im Schoße der Mutter Erde ruhen, wenn diese Zeilen in deine Hände fallen.

So geschehen u. niedergeschrieben anno Domini MDCCCVXXXIII: um Michaeli. Christ. Gaiss.

Nachschrift;

Sollten diese Zeilen durch irgend einen möglichen oder unmöglichen Zufall in andere Hände gerathen, so wird der betreffende Finder u. Öffner dieses Briefes aufs inständigste gebeten, wenn es Ihm irgend möglich ist, dieses Schreiben wieder an seinen von mir bestimmten Platz zu legen, da es für Ihn wenn er es gelesen hat doch werthlos ist.

(Die 94 schwarzen Ornamente sind sämtlich nach Natur gemalt, u. zwar von mir allein in 7 Tagen.)

 

Das Jahr 1977

Stadt: An der Robert-Blum-Straße wird der erste Bauabschnitt der Körperbehindertenschule fertiggestellt. – Im September werden in der Stadt 1.365 Kinder eingeschult. – An der Jahn­straße wird eine neue Kläranlage fertiggestellt. - Die „Internationale Friedensfahrt“, das viel beachtete Radrennen führt am 13. Mai durch Neubrandenburg.

 

Besondere Ereignisse: Seit dem 1. Januar besteht in der Oststadt eine Selbständige Gemeinde. (Offizielle Übergabe an Pastor Lück und Vertreter des neuen KGRs ist am 14. Januar in Küssow). Die Grenze zur Mariengemeinde ist die Bahnlinie nach Neustrelitz. – Zur Bibelwoche („Woche der Besinnung“) über den 1. Petrusbrief vom 31. Januar bis 5. Februar jeweils um 15 und 19.30 Uhr werden in diesem Jahr auswärtige Gäste eingeladen: P. Schulz-Neddemin, P.v.Kymmel-Klatzow, Prediger Brettin von der Landeskirchlichen Gemeinschaft, Propst Pingel-Wulkenzin, Sup. Bahlmann-Altentreptow, P. Rabe-St. Michael. – Einen Missionstag begeht die Gemeinde mit P. Wanckel-Gnoien und LP. Tiedt am 19. Februar. - Am Pfingstmontagabend, dem 30. Mai, ist der nun schon traditionelle „Gemeinsame Gottes­dienst“ in der katholischen St. Josephskirche an der Gr. Krauthöferstraße als der zur Zeit größten nutzbaren Kirche. Die meisten Teilnehmer stehen dichtgedrängt in dem kleinen Gotteshaus (Predigt: Martins). –Propsteifest feiern wir am 5. Juni in Wulkenzin. – Am Landesjugendtag (12. Juni) in Güstrow nimmt eine Gruppe von Jugendlichen aus der Gemeinde teil. – Am Nachmittag des 26. Juni feiern wir den Gemeindenachmittag in Burg Stargard, zunächst in der evangelischen Kirche, dann auf dem Freigelände vor, Schluss­andacht in der katholischen Kirche. – Frau Zillmer fährt mit Christenlehrekindern zu einer „Rüstzeit“ vom 18. bis 24. Juli nach Hetzdorf. - Zu Gemeindeabenden wird eingeladen: über die Arbeit der Leipziger Mission mit Missionsinspektor Bernewitz aus Leipzig (15. Februar), über die Aktion Sühnezeichen mit dem Leiter, Friedrich Magirius (24. November), zur Vorstellung der Pläne zur Innengestaltung von St. Johannis (24. November) und alle zwei Monate zur Vor­führung des Ton-Bild-Materials vom Jungmännerwerk in Magdeburg „Kirche im Bild“. – Die Tagung  der (gesamtdeutschen) Synode der Vereinigten Evang.-Lutherischen Kirche in Deutschland tagt vom 21. bis 25. September in Neustrelitz. Zu einem „Abend der Begegnung“ am ersten Tagungstag sind die Pastoren des Kirchenkreises eingeladen.

 

Mitarbeiter: Nach dem Ausscheiden der Kirchenältesten aus der Oststadt (Gerda Dullin, Gerd Kruse, Annelene Kuschel, Herbert Schulz und Wolfgang Lück) durch die Neugründung der Gemeinde dort rücken nun Erwin Runow und Werner Kabbe als Kirchenälteste nach. – Nach einer Halsoperation kann Christa Sander keinen Sprechberuf mehr ausüben. Sie muss deshalb ab 1. März ihre Stelle als Katechetin aufgeben. Eine neue, sie wenig befriedigende Anstellung findet sie im Briefverteilamt der Post. - Der OKR teilt mit, dass er auf die seit dem Weggang von Bunners vakante Pfarrstelle Pastor Christoph Strube berufen will. Leider scheitert die Berufung. – Zum Jahresende scheidet Edith Rödlin auf eigenen Wunsch aus dem KGR aus.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz: Martins) Im Januar beschließt der KGR eine neue „Orts­satzung“ für den Kirchgemeinderat, die nach der Abtrennung der „Oststadtgemeinde“ not­wendig geworden ist: Zehn KÄ sollen gewählt, zwei berufen werden. Nicht mehr als zwei KÄ dürfen im Arbeitsverhältnis zur Kirche stehen, höchstens zwei sollen älter als 70 und mindestens zwei jünger als 25 Jahre sein. Dem KGR sollen wenigstens vier, höchstens sechs Frauen angehören. – Aus gesundheitlichen Gründen muss Hans Müller im November die Verantwortung als zweiter Vorsitzender des KGRs zeitweise abgeben. Werner Matz tritt an seine Stelle. - In einer Sitzung am 5. Dezember, an der auch Vertreter von St.Michael und der Oststadtgemeinde teilnehmen, wird über den Vorschlag der Stadt gesprochen, das Altersheim „Haus Gottes Güte“ statt in der Schillerstraße an anderer Stelle der Stadt wieder aufzubauen. Diesem Vorschlag wollen die Gemeinden nur zustimmen, wenn der Neubau verbunden wird mit der Errichtung eines Gemeindezentrums für die Oststadt. Sonst wäre die Oststadt kein günstiger Standort für ein kirchliches Altersheim.

 

Baufragen: Nach dem Abbruch der Hofbaracke Gr. Wollweberstraße 3 (wegen des Neubaus einer Turnhalle für die kommunale Berufsschule) wird ein „Büro“ mit dem Büchertisch im Obergeschoss der Gr. Wollweberstraße 1 im Raum links oben an der Treppe eingerichtet, den bisher Herta Müller bewohnt hat. Dafür wird der Windfang für das Obergeschoss so verändert, dass Büro und Bodenaufgang direkt von der Treppe erreichbar sind. Für Herta Müller wird das bisherige Amtszimmer Bunners und das dahinter liegende Archiv hergerichtet (die beiden östlichen Zimmer an der Nordseite) und dazu ein kleines Bad im Ostgiebel eingerichtet. (Den Bestand des Propstei-Archivs, zu dem auch eine kleine Bibliothek gehört, übernimmt das Archiv des OKRs in Schwerin.) – In der St. Georgskapelle wird der Schornstein abgerissen. Der eiserne Ofen wird durch vier elektrische Nachtspeicheröfen ersetzt (Preis 6.300 M.) - Am 4. November kann das Richtfest für das Hofgebäude auf dem Grundstück Gr. Wollweberstraße 1 gefeiert werden. Dort sollen zwei Unterrichtsräume eingerichtet werden – beheizt mit Außenwand-Gasheizkörpern. Raum für eine Toilette wird von der Waschküche im alten Hofbau abgetrennt. Die Arbeiten werden ausschließlich in Feierabendarbeit durch Mitarbeiter des städtischen Baubetriebes für Denkmalpflege und Restaurierung geleistet.

 

Allgemeines: Nach der Neugründung der Oststadtgemeinde beschließt der Stadtkonvent einen neuen Schlüssel zur Aufteilung des Kontingents für dieNachrichtenblätter“: 550 für Marien, 450 für Michael, 200 für die Oststadt. Da die Zahl nicht ausreicht, soll versucht werden, die Genehmigung für eine höhere Auflage zu erhalten.

 

Über „Genex“, d.h. als Geschenk bezahlt im „Westen“, erhalte ich einen PKW-Lastenanhänger, der dringend gebraucht wird, um Baumaterialien herbeizuschaffen. Zur Aus­lieferung muss ich am 16. Juli nach Groitsch bei Leipzig fahren.

 

Partnergemeinde:  Am letzten Wochenende im Oktober kommt zum ersten Mal eine kleine Gruppe von Gemeindegliedern aus der Partnergemeinde St. Petri und Pauli in Hamburg–Bergedorf mit Pastor Nordhoff und Frau Colberg zu Besuch in die Gemeinde (mit Aufenthaltsgenehmigungen zu Verwandtenbesuchen).

 

Kirchenmusik: Durch die Bauarbeiten in der Johanniskirche ist die kirchenmusikalische Arbeit stark eingeschränkt. Ausweichräume sind die Georgskapelle (1. April: Frühlingsmusik der Kurrende, 29. April: Clavichordabend mit Anneliese Pflugbeil, 27. Mai: Streichquartett, Spinett und Blockflöten, 21. Juli: Kammerkonzert, 21. Oktober: Berliner Gambenquartett und Gesang) und St. Michael (16. April: Ostermusik mit dem Singkreis, 17. Dezember: Weihnachtsliedersingen mit dem Motettenkreis). Dazu kommen auswärtige Einsätze mit dem Motettenkreis, unter anderem zusammen mit einem Chor unter Leitung von P. Fehlandt-Waren die Aufführung der C-Dur-Messe von Mozart in Mirow und Malchin. – Für Wolfgang Rosenmüller ist es schmerzlich, keine Möglichkeit zum Orgel-Üben zu haben.

 

(In der neuen Neuapostolischen Kirche in der Bachstraße  gibt es eine zweimanualige Orgel. Rosenmüller bittet um eine Übungsmöglichkeit dort. Dafür wäre er bereit, dem Organisten dieser Gemeinde kostenlos Orgelunterricht zu erteilen. Der Organist möchte das freudig annehmen, aber die Gemeindeleitung oder deren Vorgesetzte verbieten diese Lösung)  – Der KGR beschließt, 100 „Beihefte zum Evangelischen Kirchengesangbuch“ mit neuen Liedern zu bestellen. (Erscheinungsjahr 1978)

 

Zahlen: (ohne Oststadt!) 11 Taufen, 23 Konfirmierte, 10 Trauungen, 78 Beerdigungen, 1.033 Kommunikanten, 6.034 Gottesdienstteilnehmer, 113 Kirchenaustritte, 69 Christenlehrekinder, Gesamtopfer: 41.943 M, Kirchensteuern 46.221 M

 

 

Das Jahr 1978

Stadt: Auf dem Datzeberg wird eine neues Wohngebiet gebaut, der erste Wohnblock wird im März montiert. Vorgesehen sind 3.200 Wohnungen für 10.000 Menschen. – In der Pfaffen­straße wird am 17. Mai ein Neubau des Krankenhauses zur Nutzung übergeben. - Am 1. September beziehen die ersten Bewohner das neue städtische Alters- und Pflegeheim am Rande der Oststadt. – (Das in einem Altbau an der Schwedenstraße – Ecke Leninstraße ein­gerichtete Heim reicht längst nicht mehr aus.) – Das Durchschnittsalter der Einwohner der Stadt ist 29 Jahre.

 

Besondere Ereignisse: Am 1. April wird Kurt Winkelmann in Neustrelitz in der Nachfolge für Gotthard Stegen als Landessuperintendent eingeführt. – Als „Woche der Guten Nachricht“ findet vom 3. bis 7. April eine Allianz-Evangelisation im Haus der Landeskirchlichen Gemeinschaft in der Behmenstraße statt. Dazu ist der Thüringische Landesjugendwart Eberhard Laue aus Erfurt mit einer Gruppe junger Leute gekommen. Die Woche findet großen Anklang. – Zu Gemeindeabenden wird wieder eingeladen: Am 19. Januar berichtet Missionsinspektor Poppitz über die Leipziger Mission; am 10. April spricht Diakon Sturz aus Güstrow zum Thema „Der geistig Behinderte neben dir“; am 25. Juni: „Wir feiern einen Sommerabend“. Am 12. Oktober berichtet Martins unter dem Titel „Besuch bei Gemeinden in Polen“ über eine Studienreise im September ins südliche Polen, zu der der Club der Katho­lischen Intelligenz in Krakau Glieder des Leitungskreises der Aktion Sühnezeichen einge­laden hatte. Im November spricht P. Bindemann-Greifswald über „Sinn und Grenzen von Glaubensbekenntnissen“ – Der Gemeindetag wird am 4. Juni wieder in Burg Stargard gefeiert. – Zu einer Gemeindeversammlung wird am 24. September eingeladen.

 

Mitarbeiter: Im April ist Hans Müller so weit genesen, dass er wieder die Funktion des zweiten Vorsitzenden im KGR einnehmen kann. – Im Juli stellt LS Winkelmann P. Gerhard aus Jabel als Bewerber für die vakante Pfarrstelle vor. Um eine Berufung durch den OKR zu ermöglichen, verzichtet der KGR auf sein Wahlrecht. Nachdem in der Pfarrwohnung auf Wunsch der Familie Gerhard einige Änderungen vorbereitet sind, zieht P. Gerhard im September kurzfristig seine Bewerbung zurück. – Zum Jahresende kündigt Wolfgang Rosenmüller, um eine neue Stelle als Kirchenmusiker in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) anzunehmen.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz: Christa Haack) Zentrales Thema dieses Jahres ist das heilige Abendmahl: Abendmahl mit Kindern, Häufigkeit der Abendmahlsgottesdienste (Der KGR beschließt, dass das Abendmahl weiterhin nur an jedem ersten Sonntag im Monats gefeiert wird, zusätzlich an den ersten Feiertagen. In St. Georg sollen Gottesdienste ab Oktober im Winterhalbjahr nur noch am letzten Sonntag jeden Monats jeweils um 9.30 Uhr  gefeiert werden, alle mit Abendmahl. (Bisher war jeden Sonntag Gottesdienst in St. Georg, im Sommerhalbjahr um 8 Uhr, im Winterhalbjahr um 9.30 Uhr) – In allen Ausgaben der „Nachrichtenblätter“ erscheinen dieses Jahr kurze Texte zum Abendmahl. - Der Kirch­gemeinderat stimmt dafür, dass im Gottesdienst auch die neue Bibelübersetzung „in der Sprache von heute“ („Gute Nachricht“) neben der Lutherübersetzung verwendet werden darf. (Die Landessynode hat das grundsätzlich gestattet.) – Dankbar erfährt der KGR, dass die bayrische Landeskirche uns 130 stapelbare Polsterstühle für St.Johannis schenken will.

 

Baufragen: Die Stadt hat nach einer Prüfung der Gegebenheiten festgestellt, dass die Um­setzung der Glocken von St. Marien nach St. Johannis nicht sinnvoll ist. Sie bittet um unsere Zustimmung zum Verbleiben der Kirchenglocken auf dem Turm von St. Marien.

 

Allgemeines: Viele Diskussionen und manche Proteste löst die Ankündigung des Staates aus, dass in den Schulen das neue Pflichtfach „Wehrkunde“ eingeführt werden soll.

 

Partnergemeinden: Vom 4. bis 6. März ist P. Johannes Nordhoff aus Hamburg–Bergedorf wieder zu einem kurzen Besuch in Neubrandenburg, Ende Oktober Frau Colberg. - Das Diakonische Werk hat Martins zu einer „Begegnungstagung“ in Berlin eingeladen. (Zu solchen Tagungen in der Stephanusstiftung werden jedes Jahr Vertreter der Gemeinden ein­geladen. Dazu kommen Vertreter von Gemeinden der bayrischen Landeskirche, die in Westberlin Quartier finden. Bürger der „BRD“ dürfen mit einem Tagespassierschein nach Ost-Berlin kommen. So können sich Glieder der beiden Partnerkirchen kennenlernen oder Kontakte pflegen). Dort wird Martins mit Pf. Nötzel von der Gemeinde in Erding bekannt­gemacht: Die Diakonischen Werke beider Landeskirchen haben die Begründung einer Partnerschaft zwischen der Gemeinde Erding und der Mariengemeinde vorgeschlagen. So beginnt die Verbindung zwischen beiden Gemeinden. In der Sitzung des KGRs am 10. Juli können Grüße von der Erdinger Gemeinde ausgerichtet werden, und bereits am 22. Juli kommt Pf. Langer (Militärseelsorger in Erding) zu einem kurzen „privaten“ Besuch nach Neubrandenburg.

 

Kirchenmusik: Im September trifft, in Kisten verpackt, eine Kleinorgel ein, die für einen geringen Preis gekauft werden konnte. Das alte Instrument der Firma Jehmlich mit pneumatischer Traktur stand früher in einer methodistischen Kirche. Da es nicht wieder aufgestellt wurde, ist eine Begutachtung nicht möglich. Die Orgel soll in der Winterkirche von St. Johannis aufgestellt, das Harmonium verkauft werden. (In den ersten Jahren der Nutzung stellt sich heraus, dass die Orgel trotz mehrfacher Reparaturversuche im geheizten Raum nicht nutzbar ist, so dass sie wieder abgebaut werden muss).

 

Zahlen: 14 Taufen, 14 Konfirmierte, 4 Trauungen, 77 Beerdigungen, 1.096 Kommunikanten, 6.086 Gottesdienstteilnehmer, 58 Austritte, 69 Christenlehrekinder, Gesamtopfer 39.003 M, Kirchensteuern 46.069 M.

 

Das Jahr 1979

Stadt: Das Jahr beginnt mit einem Chaos: Seit der Silvesternacht hat es gewaltig geschneit, verbunden mit starkem Wind. An vielen Stellen ist der Winterdienst nicht einsatzbereit, weil man den Jahreswechsel feiert. So bricht der Verkehr völlig zusammen: von Neubrandenburg nach Norden, bald aber auch in die anderen Richtungen, sind Straßen und Schienenwege dicht. Auch bei uns fragen entfernte Bekannte um Quartier, weil sie ihre Reise hier unter­brechen müssen. Auch Gas- und Stromversorgung sind zusammengebrochen. Zusätzlich tritt Schaden dadurch auf, dass wichtige Betriebe - vor allem auf dem Lande - zwar Notstromversorgungseinrichtungen haben, die aber wegen fehlender Pflege oder weil niemand damit umzugehen gelernt hat, nicht einsatzfähig sind. Es dauert Tage, bis wieder halbwegs normales Leben einziehen kann. – Im ehemaligen Franziskanerkloster sind Räume für das Standsamt ausgebaut. Am 10. Februar findet dort die erste Eheschließung statt. Bislang war das Standesamt in der Treptower Straße im „Kosmos-Gebäude“, einem Flachbau zwischen Waage- und Nuschke (Dümper-)straße. – Im Februar ziehen die ersten Mieter in das neue Wohngebiet auf dem Datzeberg. – Die Turmstraße wird zur Fußgängerzone, „Boulevard“, umgestaltet mit Hochbeeten und Baumpflanzungen. – Im neuen „Bezirkskrankenhaus“ in der Oststadt sind die ersten Stationen fertig und nehmen Patienten auf. 

 

Besondere Ereignisse: Das wichtigste Ereignis des Jahres ist die Einweihung der Winter­kirche in St.Johannis am Erntedankfest, dem 30. September, mit der Predigt von LS Kurt Winkelmann. So können die Gottesdienste wieder in der eigenen Kirche gefeiert werden. Der Raum ist begrenzt, aber z.B. bei der Konfirmation (14. Oktober) finden doch bis zu 150 Personen Platz, wenn die Tür zum kleineren Raum geöffnet wird. - Gemeindeabende: Am 15. März spricht Diakon Luckow vom Waldhof in Templin. Bei einem Filmabend in St. Michael sehen wir den Streifen von Jörg Zink „Einladung zu Tisch“ und einen Passionsfilm. Am 17. Mai spricht der AGAS-Vorsitzende Nietsche aus Serrahn über „Alkohol als Gefährdung“.  Am 13. September ist ein festlicher Abend mit Frau Bringt aus Demmin unter der Überschrift: „Feste feiern in der Familie“. Am 15. November erzählt Pastorin Barbara Green-New York über das kirchliche Leben in ihrer Heimat. - Stadtkindertag ist am 27. Mai im Gemeindezentrum der Evang.-Freikirchlichen Gemeinde in der Malzstraße. Beim nun schon traditionellen „gemeinsamen Gottesdienst“ am Pfingstmontag (4. Juni), wieder in der katholischen Kirche an der Großen Krauthöferstraße, predigt P. Malchow von der freikirchlichen Gemeinde.

 

Mitarbeiter: Wolfgang Rosenmüller bewirbt sich zurück auf unsere Kirchenmusikerstelle. Der Kirchgemeinderat nimmt die Bewerbung an. Im Gottesdienst am 11. November wird er wieder eingeführt und gestaltet den Gottesdienst zum ersten Mal wieder mit. Der Ober­kirchenrat beauftragt ihn zu einem Anteil (20%) seiner Anstellung mit übergemeindlicher Tätigkeit, vor allem zur Durchführung von landeskirchlichen „Singe-Rüsten“.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz: Martins) Am 10. September ist im Blick auf die Einweihung der Winterkirche Gesprächsgegenstand die Stellung des Pastors am Altar: Hinter dem Altar der Gemeinde zugewandt oder vor dem Altar. Beschluss dazu am 8. Oktober: beide Stellung sollen möglich sein: Am 12. November beschließt der KGR, dass die Namen der Prediger in den Gottesdiensten im Aushang genannt werden sollen. Da die Kirche wieder nutzbar ist, ist wieder die Anstellung eines Küsters notwendig. Frau  Helene Dretzke soll zum neuen Jahr den Dienst mit einer 50%-Anstellung übernehmen.

 

Baufragen: Der Neubau im Hof Gr. Wollweberstraße 1 mit zwei Unterrichtsräumen und Toilette wird fertig. – Am 24. Juli helfen Glieder unserer Gemeinde, die Christenlehre-Baracke in Küssow als „Kapelle“ für die Gottesdienste der Oststadtgemeinde herzurichten.

 

Partnergemeinden: Der Kontakt zur Gemeinde in Erding wird vertieft: Zum Gemeindefest im Juni ist eine Gruppe aus Erding gekommen; Herr Klette berichtet vorm KGR über die dortige Jugendarbeit. Als Geschenk erhalten wir das äthiopische Hungertuch. - Im Rahmen einer Westreise in „dringenden Familienangelegenheiten“ (80. Geburtstag des Vaters) darf Martins zum zweiten Mal „in den Westen“ fahren. Die Rückreise nutzt er zu einem Besuch in Bergedorf (17. bis 19. März), wo er am Gottesdienst teilnehmen kann und Gelegenheit zu vielen Begegnungen hat.

 

Kirchenmusik: Nach dem Fortgang von Wolfgang Rosenmüller übernehmen Hannelore Rehfeld und Dorothea Martins den „Organistendienst“ (am Klavier im Saal in der Behmen­straße oder am Harmonium in St. Georg). Der Singkreis läuft nicht ganz auseinander: zu einigen festlicheren Gottesdiensten ruft Dorothea Martins ihn zusammen. – Am Abend des 30. September leitet Frau Helterhoff aus Burg Stargard eine „festliche Kirchenmusik“ in der neuen Winterkirche. – Im Konfirmationsgottesdienst am 14. Oktober erklingt zum ersten Mal die kleine Orgel in der Winterkirche. - Zur ersten Probe des Singkreises nach der Rückkehr von Wolfgang Rosenmüller sind mehr Sänger gekommen als vor seinem Weggang. Er verkündet spontan: Wenn wir über 20 Sänger sind, nennen wir uns „Kantorei“. Tatsächlich wird dann am 21. Dezember zur Weihnachtsmusik mit der „evangelischen Kantorei“ eingeladen.

 

Zahlen: 12 Taufen, 18 Konfirmierte, 4 Trauungen, 67 Beerdigungen, 1.129 Kommunikanten, 6.476 Teilnehmer an 114 Gottesdiensten (Schnitt 57), 35 Kirchenaustritte, 61 Christenlehre­kinder, Gesamtopfer: 38.966 M, Kirchensteuern 46.648 M von 1.850 Zahlern.

 

Das Jahr 1980

Stadt: Am 18. Oktober wird die neue katholische Kirche in der Heidmühlenstraße durch Bischof Heinrich Theißing eingeweiht. Die evangelische Kantorei singt unter Leitung von Wolfgang Rosenmüller im Weihegottesdienst gemeinsam mit dem katholischen Chor eine Messe von Mozart. – Die Straße um die Innenstadt (Breitscheidstr., An der Linde, Berliner Str., Schützenwall) erhält am 28. November den Namen Friedrich-Engels-Ring. – Am 22. Dezember wird an der Jahnstraße die neue Körperbehindertenschule („KÖS“) mit Internaten und Vorschuleinrichtung in Betrieb genommen. Im „Kosmosgebäude“ in der Treptower Straße erhält das Puppentheater eine eigene Spielstätte. – Die Einwohnerzahl beträgt jetzt 79.000.

 

Besondere Ereignisse: Das wichtigste Ereignis des Jahres ist die Wiedereinweihung der Johanniskirche am 1. Advent durch Landesbischof Dr. Heinrich Rathke. (Siehe im Bericht über die Bauarbeiten auf Seite 27). – Auf einem Gemeindeabend am 17. Januar spricht Sup. Biermann über „Israel und Jesus Christus“ - Am 2. März predigt Pastor David Tadanobu Tanuski aus Japan im Gottesdienst in Joh. – Am 11. März wird Winfried Barganz als Kreis­jugendwart eingeführt. - Am 11. Mai wird zu einem „Stadtkindertag“ auf das Gelände der Michaelskirche eingeladen. – Pfingstmontag ist am Abend Ökumenischer Gottesdienst in der katholischen Kirche. Die Kollekte wird für die Bauarbeiten in St. Johannis erbeten . Ergebnis 800,90 M - Ein Kreiskirchentag ist am 29. Juni in Neustrelitz. – Am 7. September wird in der Kirchbaracke Küssow Fridolf Heydenreich als Pastor der Oststadtgemeinde eingeführt. - Neben den Nummern des Evang. Kirchengesangbuchs (EKG) werden seit August auch die Nummern für das neue „Evang. Gesangbuch“ (EG) angezeigt. – Der drittletzte Sonntag im Kirchenjahr (9. November) wird als Bittgottesdienst für den Frieden gestaltet zu Beginn der „Tage des Gebets für den Frieden“, die mit einer Gebetsandacht am Bußtag zum 13.15 Uhr ihren Abschluss finden. In dieser Zeit soll täglich in der Mittagszeit zum Gebet geläutet werden.

 

Mitarbeiter: Volker Agel ist Anfang des Jahres für sieben Wochen als Diakonen-Praktikant in der Gemeinde. - Im Januar wird Helene Drezke als Küsterin eingeführt. (Anstellung zu 50%) – Im April ist Neuwahl des Kirchgemeinderats. Gewählt werden: Erwin Runow, Werner Kabbe, Hannelore Rehfeld, Heide-Marie Pantel, Walter Zibell, Ulrike Rosenmüller, Werner Matz, Lieselotte Krüger, Klaus Gombert und Ursula Beck. In einer gemeinsamen Sitzung der neugewählten mit den bisherigen Kirchenältesten werden Joachim Tunnemann und Klaus Aßmann dazuberufen. Frieda Pförtner und Hans Müller werden zu Ehren­mitgliedern ernannt. Nachfolgekandidaten sind Siegfried Trautmann und Peter Mrotzek. Joachim Tunnemann wird zum 2. Vorsitzenden gewählt. Am 18. Mai wird der neue KGR in einem Abendmahlsgottesdienst in St. Johannis eingeführt.

 

Kirchgemeinderat: Da Frau Haack erkrankt ist, behält Martins zunächst den Vorsitz, bis Frau Haack im März wieder einsatzfähig ist. - Im Mai werden die Ausschüsse gewählt: (Geschäfts-, Finanz-, Jugend-, Diakonie- und Bauausschuss sowie ein „Ausschuss für Gemeindeleben“). Im September wird eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Wieder­einweihung der Johanniskirche gebildet.

 

Baufragen: Nachdem Frau Machmüller aus dem Hause Gr. Wollweberstraße 3 ausgezogen ist, erhalten Frau Zillmer und Familie Rosenmüller je ein Zimmer dazu. Dafür wird eine Tür zwischen beiden Haushälften (Nr. 3 und 5) geöffnet.

 

Allgemeines: In St. Michael ist Eckhard Krause als Vikar im Vorbereitungsdienst. – Der Buchdrucker Hans Greve, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder seit Jahren die Gemeindemitteilungen gedruckt hat, wird im März beerdigt. – Im Gottesdienst singen wir jetzt als GLORIA statt des bisher ausschließlich verwendeten „Allein Gott in der Höh“ auch die ursprüngliche Prosaform (EKG 507, EG 180.1) „Wir loben dich ...“ und die ökumenische Liedform „Gott in der Höh´“ (EG 180.2) – Das baufällige und inzwischen geräumte kirchliche Altersheim „Haus Gottes Güte“ in der Schillerstraße soll nun abgerissen werden, da eine Sanierung nicht möglich ist. Es entsteht der Plan, dort einen Neubau zu errichten: einen Flachbau, der Raum für die offene sozialdiakonische Jugendarbeit und für das Kreisdiakonische Amt bietet.

 

Partnergemeinden: Zur Wiedereinweihung der Johanniskirche sind Delegationen aus beiden Partnergemeinden anwesend. - Im Laufe des Jahres gibt es einzelne Besuche: Im Februar ist Lore-Ließ Bunge und im Mai Pastor Nordhoff mit seiner Frau aus Hamburg und Ulrike Wendt aus Erding in Neubrandenburg.

 

Kirchenmusik: Am 13. Januar gibt es ein Chorkonzert des Motettenkreises, am 17. Februar „Heiteres in Musik und Wort“ mit Kantorei und einem Männerquartett, am 30. März in St. Georg einen Clavichordabend mit Anneliese Pflugbeil aus Greifswald. Am Nachmittag des 18. Mai singen und musizieren Kinder der Kurrende. Bei einem Kammermusikabend am 5. Juli ist Adele Stolte (Sopran) und Immanuel Luchesi zu Gast. – Ein Chorkonzert des Motettenkreises am 27. September wird in den Tagen davor auch in Sadelkow und Penzlin aufgeführt. – Im Einweihungsgottesdienst der neuen katholischen Kirche am 18. November singt die Kantorei zusammen mit dem katholischen Chor eine Missa brevis von Mozart. unter Leitung von Wolfgang Rosenmüller. – Im Festgottesdienst zur Wiedereinweihung von St. Johannis am 1. Advent erklingt festliche Musik mit Kantorei und Instrumentalisten des Sinfonieorchesters (die dafür auf ein Honorar verzichten), und am Nachmittag singt die Kantorei die Kantaten 1 bis 3 des Weihnachtsoratoriums. Da die Eintrittskarten wenige Stunden nach Beginn des Vorverkaufs vergriffen sind, entschließen wir uns, am nächsten Tag die Aufführung zu wiederholen. (Glücklicherweise können alle Musiker und Solisten auch zu diesem Termin mitwirken!)

 

Zahlen: 6 Taufen, 7 Konfirmierte, 9 Trauungen, 67 Beerdigungen, 1.229 Kommunikanten, 8.123 Teilnehmer an 116 Gottesdiensten (Schnitt 70), 41 Kirchenaustritte, 55 Christenlehre­kinder, Gesamtopfer 48.720 Mark, Kirchensteuern 45.414 Mark von 1.725 Zahlern.

 

 

Das Jahr 1981

Stadt: Das Sinfonieorchester erhält im März den Namen „Neubrandenburger Philharmonie“. - In Weitin wird im April der Grundstein gelegt für den Großbetrieb „Farma“ zur Herstellung von Penicillin, („Pillenfarm“. Bis zur „Wende“ konnte die Produktion nicht aufgenommen werden. So ist das Gelände zu einem großen „Gewerbegebiet“ geworden.) - An der Leninstraße (Neustrelitzer Straße) beginnt der Bau von weiteren Hochhäusern. – Die Unruhen in Polen um die Streiks der Gewerkschaft Solidarnosc finden große Aufmerksamkeit im Lande.

 

Besondere Ereignisse: In der katholischen Kirche wird als Nachfolger für Norbert Werbs, der als Weihbischof nach Schwerin wechselt, Winfried Schiemann als Pastor eingeführt. - Am Donnerstag vor Pfingsten, dem 4. Juni feiern wir einen ökumenischen Gottesdienst in der neuen katholischen Kirche mit dem katholischen Bischof Theißing, unserem Landesbischof Heinrich Rathke und dem russisch-orthodoxen Exarchen Melchisedek. – Die Leipziger Spielgemeinde tritt am 30. Mai mit einem Stück unter dem Wilhelm-Busch-Titel „Nur was wir glauben wissen wir gewiss“ in St. Michael auf. – Eine plattdeutsche Predigt hält Frau Haack am Pfingstmontag, dem 8. Juni in St. Johannis – Zu einem Landesjugendtag am 21. Juni in Güstrow fahren auch Jugendliche der Gemeinde. – Am gleichen Tage feiern wir einen Propsteitag in Weitin. - Das Diakonische Werk sieht vor, das leerstehende Pfarrhaus in Weitin auszubauen, um dort etwa sechs Behinderte mit einem Betreuer unterzubringen. – Die Landeskirchliche Gemeinschaft Neubrandenburg feiert am 23. Mai den 75. Jahrestag ihrer Gründung.

 

Mitarbeiter: Auf die vakante Pfarrstelle bewirbt sich Andreas Riemann. Im Gottesdienst am 10. Mai stellt er sich der Gemeinde vor. Am 11. Mai beschließt der KGR einstimmig, seiner Berufung zuzustimmen. – Zum 30. Juni beendet Erwin Runow seinen Dienst als Diakon in der Gemeinde, um die neue Aufgabe als Leiter der Schweriner Stadtmission zu übernehmen. Bis zur Neubesetzung der Stelle ist der neue Leiter des Kreisdiakonischen Amtes, Hans-Hermann Rohr, zur Aushilfe bereit. Im KGR rückt für Runow Peter Mrotzek nach. – Da der KÄ Klaus Gombert Neubrandenburg verlässt, um ein Studium zu beginnen, rückt auch Siegfried Trautmann in den KGR nach. Beide werden am 4. Oktober eingeführt. - Der Küster an St. Georg, Ernst Fanter, beendet mit dem Juni seinen Dienst. Er wird in diesem Jahr 80 Jahre alt.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz: Martins) Am 19. Januar beschließt der KGR einstimmig die Namensänderung der Gemeinde in „Johannisgemeinde“. Die Umbenennung soll in angemessener Form bei einem festlichen Gemeindeabend im Juli erfolgen. Die Frage, ob Johannes der Täufer oder der Evangelist Namenspatron ist, kann nicht geklärt werden. Darauf beschließt der KGR, an beide Johannes zu denken. Bis zur Gestaltung eines neuen Kirchen­siegels soll das Siegel mit dem Ostgiebel von St. Marien mit neuer Umschrift verwendet werden. Die Gemeinde soll aufgefordert werden, Vorschläge zur Gestaltung eines neuen Siegels in einem Wettbewerb zu machen. – Der KGR empfiehlt Herrn Martins jetzt nach Beendigung der Bauarbeiten eine Erholungskur anzutreten und will dafür Kosten übernehmen. (Eine Kur im Kneippbad der katholischen Kirche in Heiligenstadt vom 3. Februar bis 2. März ist dann ohne einen finanziellen Beitrag der Gemeinde möglich.). – Am Wochenende 13. bis 15. März trifft sich der KGR zu einer Klausurtagung im Pfarrhaus zu Hetzdorf. - Wolfgang Rosenmüller bittet in der Sitzung am 15. Juni, den Neubau einer Orgel in St. Johannis anzustreben - geschätzte Kosten etwa 200.000 Mark. Die 1894 von der Firma Sauer in Frankfurt/O. gebaute Orgel genügt den Ansprüchen nicht mehr (Bis 1945 war ja St. Marien die Hauptkirche und Stätte reger kirchenmusikalischer Aktivitäten.), sie bedarf ohnehin dringend einer gründlichen Instandsetzung, In der Septembersitzung beschließt der KGR, dass der Auftrag für eine neue Orgel erteilt werden darf, wenn 50% der zu erwartenden Kosten gesichert sind. Die Firma Schuke spricht von einer Lieferfrist von zehn Jahren. – In mehreren Gesprächen geht es um Gestaltungsfragen für den Sonntagsgottesdienst: Auf Texte, die vom Liturgen gesprochen werden, soll auch die Gemeinde sprechend antworten. Im Gottesdienst soll es Augenblicke der Stille geben. Zum Abendmahl soll neben dem Kelch mit Wein ein zweiter mit Saft gereicht werden. Während des Vaterunsers soll die Glocke läuten. – Der KGR stimmt dem Vorschlag von Allianzleiterkreis und ökumenischem Arbeitskreis zu, dass die allmonatlichen Allianzgebetsstunden entfallen. Statt dessen soll dreimal im Jahr zu „Abenden der Begegnung“ in die Johanniskirche eingeladen werden, bei denen jeweils eine der Gemeinden sich vorstellt. – Nach einer neuen Finanzordnung der Landeskirche gelingt es nicht, einen ausgeglichenen Haushaltsplan für das Jahr 1982 zu beschließen, ein Unterschuss in Höhe von vom 3.420 M muss eingeplant werden. (Tatsächlich kann dann die Rechnung ohne Unterschuss abgeschossen werden.)

 

Baufragen. Am 14. Januar gibt es nach einem Vorbereitungsgespräch mit allen Stadtpastoren und den Vertretern der Landeskirche eine Beratung im Wiekhaus der Stadt, an der von der Stadt der „Stellvertreter des OB für Inneres“, Herr Mucha, und der Stadtbaudirektor Koch teilnehmen, von der Kirche OKR Schulz, LS Winkelmann, Landespastor für Diakonie Kayatz und Diakonie-Geschäftsführer, Herr Schmidtke, sowie Pastor Lück. Dabei haben wir die Gelegenheit, die kirchlichen Raumprobleme vorzutragen: Räume für die Oststadt in Verbindung mit einem kirchlichen Altersheim, Raum für die sozialdiakonische Jugendarbeit, Wohnungen für kirchliche Mitarbeiter in den Neubaugebieten und Instandsetzung der Pfarrhäuser in der Gr.Wollweberstraße. Die Wünsche werden freundlich angehört und nicht einfach abgelehnt, aber auch keine bindenden Zusagen gegeben.

 

Allgemeines. Eine große Hilfe für die Arbeit ist der Neuerwerb eines Kopiergeräts für das „Ormig-Verfahren“. Bisher konnten Vervielfältigungen nur mit dem sehr alten Wachs­matrizen-Gerät auf spezielles „Saugpostpapier“ vorgenommen werden. Mit dem neuen Kopierer muss der Text auf eine spezielle Matrize geschrieben werden, von der dann auf normalem Schreibmaschinenpapier bis zu 90 Bogen mit einer blauen Schrift abgezogen werden können. Für die Liedblätter zum ökumenischen Gottesdienst etwa vereinfacht sich so die Arbeit, aber auch die Protokolle der Propsteikonvente und des ökumenischen Arbeitskreises werden nun damit hergestellt. Bisher wurde mit der Schreibmaschine auf dünnem Durchschlagpapier mittels Kohlepapier die notwendige Zahl von Kopien hergestellt. - Da es in der erneuerten Kirche schwierig ist, so zu sprechen, dass die Gemeinde den Text verstehen kann, schult Herr Rosenmüller Kirchenälteste als Lektoren für den Gottesdienst.

 

Partnergemeinden.  Am ersten Wochenende  fahren wir mit Kirchenältesten zu einem Treffen mit Bergedorfern nach Berlin (Frau Bunge, Schwester Ute, Frau Schween und Kantor Hoffmann). und im Oktober kommt Pastor Nordhoff mit seiner Frau nach Neubrandenburg. - In „dringender Familienangelegenheit“ (80. Geburtstag der Mutter in Hannover) darf Martins im April „in den Westen“ fahren und kann so auch die Gemeinde in Erding besuchen.

 

Kirchenmusik. Nachdem die Johanniskirche nun wieder nutzbar ist, beginnt das kirchenmusikalische Angebot mit einem Orgelkonzert von Rosenmüller am 11. Januar. Am 1. Februar werden dann die zur Weihe der katholischen Kirche zusammen mit dem katholischen Chor einstudierte Missa brevis von Mozart und eine Bachkantate aufgeführt. – Orgelkonzerte geben am 27. Februar Michael Pohl (die Kunst der Fuge von Bach), am 27. März Christiane Werbs, am 10. April Erich Piasetzki, am 29. Mai Christoph Krummacher, am 26. Juni Helga Günther, am 17. August Heinrich Timm und am 12. Oktober noch einmal Wolfgang Rosenmüller. Weitere Konzerte: am 13. Juni wird zu einem Bach–Telemann Abend eingeladen (u.a. das 5. Brandenburgische Konzert von Bach), am 4. Juli zu einem Klavierabend mit der jungen Neubrandenburgerin Christina Schell. Am 16. Juli singen die Thüringer Sängerknaben unter Walter Schönheit, und am 12. September ist ein Konzert für Orgel und Trompete mit dem Solotrompeter der Philharmonie, Wilfried Schulz. Die Kantorei führt am 4. Oktober die Krönungsmesse und die Kantate „Exultate" von Mozart auf, am 29. und 30. November Teil I. des Weihnachtsoratoriums und am 21. Dezember ist zum ersten Mal ein „Weihnachtsliedersingen im Kerzenschein".

 

Zahlen: 10 Taufen (1 Erwachsener), 14 Konfirmierte, 11 Trauungen, 64 Beerdigungen, 1.201 Kommunikanten, 7.420 Gottesdienstbesucher in 107 Gottesdiensten (durchschnittl. 69), 44 Christenlehrekinder, 20 Kirchenaustritte, Gesamtopfer 46.727 Mark, Kirchensteuern 46.737 Mark von 1.586 Zahlern.

 

Das Jahr 1982

Stadt: Durch starken Frost ist der Tollensesee ganz zugefroren. - Im Februar wird der 80.000. Einwohner der Stadt geboren. – Am 21. Mai ist Neubrandenburg wieder Etappe für das populärste Sportereignis des Landes, die „internationale Friedensfahrt“. – Die Arbeiterfest­spiele der DDR sind ein weiterer Höhepunkt. Es war ursprünglich geplant, dabei die Marienkirche als Konzertsaal einzuweihen, doch daran ist noch nicht zu denken! Zwei Kulturstätten werden aber neu eröffnet: In eine Villa am Pferdemarkt (bis zu ihrem Tode Wohnung der Klavierlehrerin Ida Schulz) zieht die neue Kunstsammlung der Stadt (Die alte, sehr reichhaltige Sammlung, die im großherzoglichen Palais auf dem Markt untergebracht war, ist seit 1945 verschollen.); und in einem Haus am Engelsring wird ein Stadtmuseum eingerichtet. – Der alte Gasometer zwischen Bahnhof und Pferdemarkt wird abgerissen – Neubrandenburg ist inzwischen an das Ferngasnetz angeschlossen.

 

Besondere Ereignisse: Zu einer Reihe von Gemeindeabenden wird in der Winterkirche von St. Johannis eingeladen. Gäste sind der DDR-Beauftragte für „Brot für die Welt“, Pfarrer Otto aus Dresden, und von der Leipziger Mission Missionsdirektor Poppitz. – In der vom ökumenischen Arbeitskreis vorgeschlagenen „Abenden der Begegnung“ stellt im März Pastor Zuther von der Evang.-Methodistischen Kirche seine Gemeinde vor, im Juni werden die drei lutherischen Stadtgemeinden vorgestellt und im Oktober die „evangelisch freikirchliche Gemeinde“ (Baptisten) durch deren Pastor Malchow. – Am 23. Mai ist ein evangelischer Stadtkindertag in Weitin und am 6. Juni ein Propsteitag in und um St. Johannis, an dem Gäste aus Indien begrüßt werden können. – Bei der Feier der Goldenen Konfirmation am 19. September in St. Johannis zeigen Konfirmanden der Michaelsgemeinde unter Pastor Martin Seidel ein Puppenspiel über Daniel; es findet großen Anklang. – Beim Kirchenkreis­konvent in Neustrelitz am 20. Oktober ist der Neutestamentler Professor Willi Marxsen aus Münster Gast. Er spricht über „Die Geschichte des Abendmahls im Neuen Testament.“ Dieser Vortrag, der dann auch in der Mitarbeiterzeitschrift „Zeichen der Zeit“ erscheint (1982 Nr. 10) hat wesentliche Impulse zu einem neuen Verständnis des Abendmahls in unseren Gemeinden gegeben. – Zum ersten Mal wird dieses Jahr in unsrer Stadt zum „ökumenischen Martinstag“ eingeladen. Die Einladung geht von der katholischen Gemeinde aus. Am 11. November treffen sich Kinder unserer Gemeinde mit Eltern um 16 Uhr in der Johanniskirche, um mit Laternen vor die Katholische Kirche zu ziehen, wo in einer Szene mit Pferd und Lagerfeuer die Legende des Heiligen Martin dargestellt wird.

 

Mitarbeiter: In der Johanniskirche wird am 7. März Hans-Hermann Rohr als Leiter des Kreisdiakonischen Amtes eingeführt. Leider fällt er schon bald durch einen schweren Motor­radunfall für längere Zeit aus. - Die Vakanz durch den Fortgang von Christian Bunners wird am 4. April beendet: Andreas Riemann aus Müllersdorf (Provinzsächsische Kirche) wird als Pastor der Johannisgemeinde eingeführt, zugleich seine Frau Birke Riemann als Kranken­hausseelsorgerin am Bezirkskrankenhaus (zunächst nur auf eine halbe Stelle). –  Zwei kirchliche Mitarbeiter verlassen die Stadt: Zum 1. August wechselt der Diakon der Michaelsgemeinde, Norbert Schumacher, nach Leipzig. Der Pfarrdiakon Wolfgang Lück übernimmt zum 1. Oktober eine Pfarrstelle in Stralsund.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz Haack), Da sich im Mitarbeiterkreis Spannungen entwickelt haben, trifft sich der KGR am 5. März zu einer Klausurtagung mit einem Gast unter dem Thema „Umgang miteinander“. – Vom 5. bis 7. März fährt der KGR mit Gästen aus der Partnergemeinde in Hamburg–Bergedorf zu einer Wochenendrüste im Pfarrhaus zu Sietow. (Teilnehmer aus Bergedorf: Pastor Johannes Nordhoff, die Gemeindehelferin Lore-Ließ Bunge, Schwester Ute, und Frau Christiane Schween). Das Arbeitsthema heißt „Umgang mit der Bibel“. - Wichtige Beschlüsse des Jahres: Der Auftrag zum Bau einer neuen Orgel an den VEB Schuke-Orgelbau Potsdam soll erteilt werden. Die Firma sagt den Beginn der Arbeiten für das Jahr 1989 zu. – Die Johanniskirche soll im Sommerhalbjahr werktags geöffnet sein, dafür werden Helfer gesucht. Bis zum Mai haben sich 25 Personen (nicht nur aus der Johannisgemeinde) zu diesem Dienst bereit erklärt. – In der offenen Kirche wird eine Aus­stellung mit Textilarbeiten von Frau Roswitha Schmuhl gezeigt. – Der Wunsch, eine Schreib­kraft in der Gemeinde anzustellen, kann nicht verwirklicht werden, da er nicht bezahlbar ist. – Da die Heizkosten für die Johanniskirche jährlich fünf- bis sechstausend Mark betragen, soll zwischen Weihnachten und Karfreitag nur noch die Winterkirche geheizt werden. – Nach einer Umfrage in der Gemeinde beschließt der KGR, dass im neuen Jahr der Sonntagsgottes­dienst erst um 10 Uhr beginnen soll. – Auf Grund des Vorschlags aus dem KGR wird die katholische Gemeinde gefragt, ob es möglich ist, die Bibelwoche gemeinsam zu halten. In einigen anderen Gemeinden geschieht das! Aber dazu ist im katholischen Pfarrgemeinderat keine Bereitschaft. Wie bisher soll aber zu folgenden ökumenischen Veranstaltungen eingeladen werden: zum Gebetsgottesdienst für die Einheit der Christenheit am Pfingstmontag, zum Gebetsgottesdienst für den Weltfrieden am Bußtag, zum Jugendkreuzweg und zum Martinstag (Laternenumzug der Kinder und gemeinsame Feier).

 

Baufragen: Die Grünfläche um die Johanniskirche soll neu gestaltet werden. – Leider ist die für die Winterkirche angeschaffte Kleinorgel nicht spielbar, wenn dort geheizt wird. Mehrere Reparaturversuche sind vergeblich.

 

Allgemeines. Zum ersten Mal wird zur „Friedensdekade“ eingeladen: An den Werktagen  zwischen dem drittletzten Sonntag und Bußtag, also vom 8. bis 16. November, ist jeweils um 17 Uhr eine Andacht in der Johanniskirche mit einer Besinnung über die Seligpreisungen. Dabei wirken auch die Pastoren der beiden anderen Gemeinden mit. Die Dekade schließt mit einem ökumenischen Gebetsgottesdienst für den Frieden der Welt am Bußtag um 19.30 Uhr, in dem Propst Fridolf Heydenreich die Predigt hält.

 

Partnergemeinden. Mit der Gemeinde St. Petri und Pauli in Bergedorf werden die Beziehungen intensiver. Die Teilnahme von Vertretern der dortigen Gemeindeleitung an unserer Kirchenältestenrüste ist ein Höhepunkt (siehe oben unter KGR). Es gelingt, für den Bergedorfer Kantor, KMD Reinald Hoffmann, die Einreisegenehmigung für ein Orgelkonzert am 24. Mai zu erhalten. - Der KGR beschließt als Zeichen der Dankbarkeit der Kirche in Bergedorf ein Altar-Antependium aus der Werkstatt von Frau Schmuhl zu schenken. (Die Gestaltung wird gründlich mit den Bergedorfern abgesprochen)

 

Kirchenmusik. Am 6. Februar erklingen in der Winterkirche „Biblischen Lieder“ von Anton Dvořak für Bariton (Alfred Eckert), Violine (Peter Krebs) und Klavier (Wolfgang Rosenmüller). - Im Karfreitagsgottesdienst singt die Kantorei zur Lesung des Passions­berichtes nach Johannes die Choräle aus Bachs Johannespassion. – Wieder wird zu einer Reihe von Orgelkonzerten eingeladen (u.a. mit Friedrich Meinel-Potsdam, Reinald Hoffmann-Hamburg–Bergedorf und Matthias Eisenberg-Leipzig). – Die Kinder der Kurrende-Gruppen singen und spielen am 16. Mai „Der Rattenfänger“ von Kretschmar. - Besondere Höhepunkte sind am 6. Juni die Aufführung der großen Kantate „Wie der Hirsch schreiet“ (Psalm 42) von Felix Mendelssohn-Bartholdy durch die Kantorei, Solisten und einem großen Orchester aus Musikern der Neubrandenburger Philharmonie. Leider ist das Werk so wenig bekannt, dass mehr Mitwirkende als Zuhörer in der Kirche sind – finanziell ein schwerer Einbruch! Wolfgang Rosenmüller muss sich über Jahre bemühen, den Fehlbetrag an die Kirchgemeindekasse zurückzuzahlen. - Am 29. Juni ist der Dresdener Kreuzchor mit seinem Leiter Martin Flämig zu Gast. - Am 18. September wird zu einer Kammermusik eingeladen, und am 27. September singen die Dresdener Vocalisten. – Der erste Teil des Weihnachts­oratoriums wird wieder zweimal aufgeführt: am 1. Adventssonntag und am Montag darauf. – Mit großem Engagement setzen sich die Mitglieder der Kantorei zur Gestaltung eines Basars zu Gunsten des Orgelneubaus ein (Eröffnung am 13. Dezember). – Am 29. Dezember ist wieder ein Weihnachtsliedersingen im Kerzenschein.

 

Zahlen: 9 Taufen, 15 Konfirmanden, 11 Trauungen, 58 Beerdigungen, 1.525 Kommunikan-ten, 7.954 Gottesdienstteilnehmer in 96 Gottesdiensten (Durchschn.83), 12 Austritte und 3 Wiedereintritte, 42 Christenlehrekinder, Gesamtopfer 55.463 Mark, Kirchensteuern 40.143 M von 1.551 Zahlern.

 

Das Jahr 1983

Stadt:  Im Norden der Stadt beginnen die Bauarbeiten für das Wohngebiet „Am Reitbahnweg“. – Der Konzertchor erhält den Titel „Philharmonischer Chor“. Am 1. Oktober wird mit einem Autokran die neue Spitze auf den Turm von St. Marien gesetzt.

 

Besondere Ereignisse: Mit großem öffentlichen Aufwand wird das „Luther-Jahr“ 500 Jahre nach der Geburt von Martin Luther begangen. Ein staatliches Komitee unter Leitung des Staatsratsvorsitzenden Erich Honnecker ist gebildet, Plakate weisen auf das Jubiläum hin. Manches ist in diesem Jahr möglich, was sonst kaum denkbar war: So ein regionaler Kirchentag in Rostock vom 10. bis 12. Juni mit Großveranstaltungen auf öffentlichen Plätzen, Sonderzügen für die Teilnehmer und dem Druck von Liederblättern und Plakaten. Das Thema „Vertrauen wagen“ hat auch politische Aspekte, z.B. als Appell an Regierung und Partei! – Der Martinstag kann in großem Rahmen gefeiert werden: Viele Kinder ziehen mit Laternen von der Johanniskirche zur Katholischen Kirche. Dort reitet der heilige Martin auf einem Pferd ein und teilt seinen Mantel mit einem Bettler. Ein Feuer brennt auf dem Kirchplatz und „Martinshörnchen“ werden verteilt. Ein besonderes Erlebnis für die Kinder ist es, dass die Volkspolizei für den Laternenumzug den Verkehr auf dem Ring (während des starken Feierabendverkehrs!) stoppt. Die Volkspolizei als Freund und Helfer für christliche Kinder! - Auch in den Gemeinden ist das Jubiläum Thema: Ab August zeigen wir in St. Johannis eine Ausstellung zum Wirken Luthers; am 18. September feiern wir einen Propsteitag in Warlin unter dem Thema: „Luther und wir Erben“. Dort berichtet LS Kurt Winkelmann über seine Reise nach Kanada zur Teilnahme an der Tagung des Weltkirchenrates. – In dem kleinen Nachrichtenblatt für die Stadtgemeinden wird jeden Monat ein Luther-Text gedruckt. - Mehrere Abendveranstaltungen finden besondere Beachtung: Am 21. April können wir zu einer Begegnung mit Charles Yerkes, dem Vertreter des nationalen Christenrates der USA in der DDR. einladen. – Über das Lutherbild in der Schulbuchliteratur der DDR spricht am 2. Juni Frau Zander aus Berlin vom Bund der evangelischen Kirchen in der DDR; und am  5. November spricht Landesbischof Heinrich Rathke über „Gesellschaftliche Mitverantwor­tung der Christen“. – Im Juni ist ein Treffen der „Räte“, d.h. der Mitglieder aller Kirchgemeinderäte, Vorstände etc. der lutherischen und freikirchlichen Gemeinden und er katholischen Gemeinde im Saal der katholischen Kirche.

 

Mitarbeiter: Frau Helene Dretzke beendet zum 1. Mai ihren Dienst als Küsterin. Im Juni wird ein befristeter Arbeitsvertrag für die Zeit bis zum 1. September mit Heinz-Jörg Richter für den Küsterdienst geschlossen. (Er hat vor, später Theologie zu studieren). Ab September übernimmt Frau Lotte Ziems den Küsterdienst. - Die Katechetin Christel Zillmer erkrankt (CA). Zunächst befristet zu ihrer Vertretung wird Petra Hoffmann an ihrer Stelle angestellt, obwohl von der Landeskirche Bedenken geltend gemacht werden, da sie in „eheähnlicher“ Beziehung lebt. (Aus ihrer bisherigen Stelle ist sie deshalb entlassen worden!). Der KGR stimmt dennoch ihrer Anstellung mit großer Mehrheit zu. - Am 9. Mai bewirbt sich Stephan Krügel um eine Stelle für die diakonische Arbeit in den drei Stadtgemeinden. Der Schwerpunkt seiner Arbeit soll, entsprechend seiner Ausbildung, die Betreuung älterer Menschen in den Stadtgemeinden sein. (Der Arbeitsvertrag wird mit der Johannisgemeinde geschlossen.) - Ab 1. September wird Matthias Vogel Martins als Vikar zugewiesen. Er wohnt mit seiner Frau im Hofgebäude Gr. Wollweberstr. 3. - Christa Haack tut seit 25 Jahren ihren Dienst in der Gemeinde. Im KGR wird ihr der Dank für ihren Dienst ausgesprochen.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz Riemann) Nachdem die Landessynode die Möglichkeit dazu grundsätzlich freigegeben hat, beschäftigt sich der KGR in mehreren Sitzungen mit der Frage der Zulassung von Kindern zum Heiligen Abendmahl. Im Oktober gibt er einstimmig die grundsätzliche Zustimmung dazu. Dieser Schritt soll gründlich vorbereitet werden durch Information im Gottesdienst, in Gemeindekreisen, auf einem Elternabend und in der Christenlehre. Ab Februar 1984 sollen die Kinder – ohne Altersbegrenzung – zur Teilnahme am Abendmahl eingeladen werden. -

 

Baufragen: Es wird festgestellt, dass die Pfarrhäuser dringend einer Renovierung bedürfen. – In der Johanniskirche ist die Restaurierung der Fenster im Altarraum noch nicht abgeschlossen, Glasermeister Peper hat mit den aufwändigen Arbeiten lange zu tun, deshalb stehen die Gerüste noch weiter im Altarraum. – Auf Beschluss des KGR wird ein großes eichenes Standkreuz angefertigt und auf den Altarstufen nördlich des Zugangs zum Chor aufgestellt. -  Der Innenarchitekt Jürgen Hampel wird gebeten, Vorschläge zur Neugestaltung der Georgskapelle zu erarbeiten, damit sie vielfältiger genutzt werden kann. Dazu soll die nur knapp 2 m tiefe Empore erweitert werden, um Raum für Gespächsgruppen zu schaffen und darunter eine Teeküche, ein WC und ein kleiner Abstellraum eingebaut werden können.

 

Partnergemeinden: Zu einem Orgelkonzert in St. Johannis kann aus Erding die Organistin Susanne Doll-Ditt kommen

 

Kirchenmusik: Am Karfreitag singt die Kantorei die Johannespassion von J. S. Bach. - Am 23. April ist in der Winterkirche ein Klavichord-Abend mit Anneliese Pflugbeil aus Greifswald und am 8. Juli ein Klavierabend mit der jungen Neubrandenburgerin Christine Schell. - Vom 29. September bis 2. Oktober lädt die Gemeinde zu „Neubrandenburger Kirchenmusiktagen“ ein, die ein geballtes Angebot bieten: ein Kammerkonzert mit der bekannten Sopranistin Adele Stolte aus Potsdam und einem Streichquartett, ein Konzert mit historischen Instrumenten und dem Domchor St. Hedwig aus Berlin unter Michael Witt, ein Orgelkonzert mit dem Leipziger Gewandhausorganisten Matthias Eisenberg, ein Dvořak-Mendelssohn-Konzert bei dem die Kantorei Mendelssohns Psalmkantate zu Psalm 42 singt und der Bariton Alfred Eckert die biblischen Lieder von Anton Dvořak. Der Gottesdienst am 2. Oktober, dem Erntedanktag, wird u.a. mit einer Bachkantate festlich gestaltet. - Am 5. November gestalten Karl Scharnweber und Eckard Reinmuth aus Rostock mit einem Jugendchor und Instrumenten eine „Liturgie der Umkehr“. - Am 1. Advent erklingt wieder das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach.

 

Zahlen: 11 Taufen (1 Erwachsenent.), 14 Konfirmanden, 10 Trauungen, 61 Beerdigungen, 1.160 Kommunikanten, 7.970 Gottesdienstteilnehmer in 96 Gottesdiensten (durchschnittl.. 83), 33 Austritte und 1 Wiedereintritt, 56 Christenlehrek., Gesamtopfer 57.756 M, Kirchensteuern 44.595 M von 1.476 Zahlern.

 

Das Jahr 1984

Stadt: An Stelle der in den letzten Jahren trotz Einspruchs der Denkmalpfleger abgerissenen alten Häuser im Geviert Pfaffen-, Behmen-, Neutor- und Ringstraße beginnt der Neubau von Wohn- und Geschäftshäusern.

 

Besondere Ereignisse: Am 9. Februar werden erstmalig alle Kinder mit zur Teilnahme am Abendmahl eingeladen. Um der Kinder willen werden jeweils zwei Kelche gereicht, neben dem größeren mit Wein ein kleinerer mit Saft. Nach dem ersten Abendmahl mit den Kindern stellt der KGR fest, dass es keinerlei Irritationen gegeben habe – die Teilnahme der Kinder wurde kaum als Neuerung wahrgenommen. – Das Gemeindefest wird am 17. Juni in der Reuterstadt Stavenhagen gefeiert. Für dieses Ziel sprach die Möglichkeit der Anfahrt mit der Bahn, denn PKWs gab es nicht genug, und einen Bus zu bestellen hätte vorherige Anmeldung notwendig gemacht. - Am 30. September wird Ulrich von Saß in Küssow ordiniert und als neuer Pastor der Ostsadtgemeinde eingeführt. – Am 17. September treffen sich wieder die „Räte“ der Gemeinden in der katholischen Kirche. – In Schwerin wird am 30. Juni Christoph Stier als Nachfolger von Landesbischof Dr. Heinrich Rathke eingeführt. – Am Abend des Reformationstages wird zu einer Gemeindeversammlung eingeladen zum Thema Gottesdienstgestaltung. Anregungen der Gemeindeglieder werden im KGR weiter beraten.

 

Mitarbeiter: Siegfried Trautmann scheidet auf eigenen Wunsch wegen der Krankheit seiner Frau aus dem KGR aus. An seiner Stelle wird auf Vorschlag des KGR Herr Rudolf Sieber durch den Landessuperintendenten berufen. – Stephan Krügel wird ab Juni als „Mitarbeiter für Diakonie“ für die drei Stadtgemeinden bei der Johannisgemeinde angestellt. - Da die Krankheit von Christel Zillmer weiter fortschreitet und nicht damit zu rechnen ist, dass sie ihren Dienst wieder aufnehmen kann, beantragt der KGR beim OKR die unbefristete Anstellung von Petra Hoffmann ab 1. April. Im September kann Christel Zillmer vorübergehend ihren Dienst auf „Schonplatz“ zu 30 % wieder aufnehmen. Frau Hoffmann beginnt im September einen Schwangerschaftsurlaub. – Stephan Krügel wird im Gottesdienst am 16. September in der Johanniskirche in seinen Dienst in den Stadtgemeinden eingeführt. – In die Hinterhauswohnung Gr. Wollweberstraße 13 zieht der Diakonenschüler, Herr Ritter mit seiner Frau ein, weil die Hoffnung besteht, dass er nach Beendigung seiner Ausbildung die Stelle eines Jugenddiakons übernimmt. Der KGR kritisiert diese Entscheidung, da dadurch die baldige Neubesetzung der Stelle nicht möglich sein wird.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz: Martins) An der Rüstzeit des Kirchgemeinderats vom 23. bis 25. März in der Wasserburg Turow nehmen Gäste aus den Partnergemeinden teil. (Siehe unten unter Partnergemeinden!) Das Thema  „Ehe, Familie, Zusammenleben“ ist auf Grund der Diskussion um die Anstellung von Petra Hoffmann gewählt. Als Gast ist Pastor Wizisla, Eheberater der Berlin–Brandenburgischen Kirche, eingeladen. – Im April beschließt der KGR, dass in St. Georg auch nicht mehr regelmäßig am letzten Sonntag im Monat Gottesdienste stattfinden sollen, sondern nur noch die Ostermette, Sonderandachten und Kammermusiken, möglicherweise auch Veranstaltungen für die Jugend. – Nachdem ein Beschluss des KGRs, wonach alle Mitarbeiter bei den Sitzungen stimmberechtigt sein sollen, aus rechtlichen Gründen nicht anwendbar ist, bittet der KGR, dass die Pastoren auf ihre Stimmrecht verzichten – zunächst probeweise für ein Jahr. – Die vom KGR getroffene Entscheidung, dass der Geschäftsausschuss eilige Entscheidungen im Namen des KGRs treffen kann, wird in der Juli-Sitzung widerrufen.

 

Baufragen: Die Malerarbeiten im Chorraum der Johanniskirche sind beendet, nur der Bereich unterhalb der Fenster ist noch nicht erneuert, da die Gefahr besteht, dass bei dem Einbau der erneuerten Fenster Beschädigungen erfolgen. – Der Innenarchitekt Jürgen Hampel legt einen Entwurf zur Umgestaltung der Georgskapelle vor, der vom KGR zustimmend zur Kenntnis genommen wird. Herr Hampel erhält den Auftrag zur Ausarbeitung eines Projekts und eines Kostenplans.

 

Partnergemeinden: An einer Wochenendrüste des KGRs in der Wasserburg Turow bei Demmin nehmen Vertreter beider Partnergemeinden teil: Aus Bergedorf P. Hoffman und Frau Schween, aus Erding Pfarrer Müntzer, Frau Wendt und Frau Müller. – Im Oktober haben wir im Gottesdienst einen Gast aus Paris- Le Pereaux, aus der französischen Partnergemeinde von Bergedorf.

 

Kirchenmusik: Höhepunkte im kirchenmusikalischen Leben bieten einerseits besondere Gäste: Uwe Matschke gibt im Januar einen eindrucksvollen virtuosen Klavierabend in der Winterkirche. Das Ehepaar Adele Stolte – Wolfram Iwer aus Potsdam bietet im Mai ein Programm mit Orgel und Gesang. Bei einem Konzert für Trompete und Orgel mit Ludwig Güttler und Friedrich Kircheis im Juni ist die Kirche voll besetzt. Im Juli gibt der Leipziger Vokalkreis unter Georg-Christoph Biller ein Chorkonzert. Das Tim Vogler-Quartett stellt im August das Programm vor, mit dem es dann beim internationalen Quartettwettbewerb in Evian alle Preise gewinnt. (Zwei der Musiker stammen aus Neubrandenburg: die Eltern des zweiten Geigers Frank Reineke sind Lehrer in der Musikschule, der Bratschist Stephan Fehlandt ist Sohn des früh verstorbenen Pastors Jürgen Fehlandt.) Am 2. Oktober spielt der Leipziger Gewandhaus-Organist Matthias Eisenberg in St. Johannis. Und am 16. Dezember führt der Kinderchor von St. Johannis–Rostock unter Hartwig Eschenburg das Orffsche Krippenspiel in einer plattdeutschen Fassung auf. - Aber auch mit eigenen Kräften gibt es ein vielseitiges Programm: eine Kammermusik für Harfe, Blockflöte und Gesang und ein Kammerorchesterkonzert u.a. mit dem 6. Brandenburgichen Konzert von J. S. Bach. Die Kantorei führt im April Haydns Nelsonmesse und am 1. Advent wieder das Weihnachts­oratorium von J. S. Bach auf (Kantaten 1-3). Ein Rundfunkgottesdienst von Radio DDR wird von der Kantorei musikalisch ausgestaltet.

 

Zahlen: 16 Taufen (1 Erw.), 11 Konfirmanden, 7 Trauungen, 57 Beerdigungen, 950 Kommunikanten, 7.952 Gottesdienstteilnehmer in 82 Gottesdiensten (durchschn 97), 33 Austritte und 1 Wiedereintritt, 52 Christenlehrekinder, Gesamtopfer 56.210 M, Kirchgeld 44.342 M von 1.417 Zahlern.

 

Das Jahr 1985

Stadt: Die Einwohnerzahl ist auf 84.654 angestiegen. – Die Veränderungen in der Sowjet­union durch den Machtantritt von Mihail Gorbatschow werden zwar öffentlich kaum wahr­genommen, aber in der Bevölkerung sehr aufmerksam verfolgt. Die Bauarbeiten für die pädagogische Hochschule beginnen.

 

Besondere Ereignisse: Am 19. April gedenken wir in einem gemeinsamen Gottesdienst der Zerstörung der Innenstadt vor 40 Jahren. Die Predigt hält Landesbischof Christoph Stier. – Fridolf Heydenreich nimmt im Mai an einer Besuchsreise nach Schweden teil, zu der die schwedische Kirche Vertreter unserer Landeskirche eingeladen hat. – In der Kirche wird am 19. Mai eine Ausstellung unter dem Titel „Jüdische Nachbarn“ eröffnet. - Am 23. Mai wird zu einem gemeinsamen Gottesdienst der christlichen Gemeinden in die katholische Kirche eingeladen und am 9. Juni zu einem Stadtkindertag. – Das Gemeindefest feiern wir vom 27. bis 30. Juni nicht auswärts, sondern in und bei St. Johannis. – Am Abend des 22. August wird die Jugend zu einem „Rock-Meditations-Gottesdienst“ in St. Johannis eingeladen. – Zur Goldenen Konfirmation wird zum 14./15. September eingeladen. Die Festpredigt hält LS Kurt Winkelmann. – Pastor Martin Seidel von der Michaelsgemeinde wird zum 1. September an das Gemeindepädagogische Institut in Potsdam berufen. – In Weitin beginnen Arbeiten zum Umbau des Pfarrhauses für eine diakonische Einrichtung.

 

Mitarbeiter: Frau Herta Müller beendet zum 31. Januar ihre Arbeit in der Gemeinde. Zuletzt hat sie im „Büro“ die Bargeld-Annahme und die Büchertisch-Arbeit verantwortet. Auch die Verantwortung für den Missionskreis, den sie über viele Jahre ehrenamtlich geleitet hat, will sie aus Altersgründen niederlegen. – Vikar Matthias Vogel beendet im August seinen Vorbereitungsdienst in unserer Gemeinde. Er wir als Pastor in die Gemeinde Kittendorf berufen. - Frau Käthe Strautz beendet zum 1. November ihre Arbeit als Reinigungskraft für die Räume in der Gr. Wollweberstraße. – Werner Matz erklärt seinen Austritt aus dem KGR (siehe unten unter KGR!). – Frau Heidemarie Raabe, geb. Pantel, scheidet aus dem KGR aus, weil sie die Stadt zur weiteren Berufsausbildung verlässt. - Der ehemalige Küster der Gemeinde, Ernst-August Knebusch, stirbt am 20. August im Alter von 90 Jahren.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz: Christa Haack, ab Mai Andreas Riemann) Zu einer Klausur­tagung trifft sich der KGR vom 12. bis 14. April in Prillwitz mit OKR Dr. Eckart Schwerin. – Mit Mehrheit beschließt der KGR am 11. Februar, dass beim Abendmahl in Zukunft nur ein Kelch mit Saft gereicht werden soll. Dieser Beschluss ist für Werner Matz der letzte Anstoß zum Rücktritt aus dem KGR. In einem Brief, der in der Sitzung am 11. März verlesen wird, erklärt er, dass er mehrere Entscheidungen nicht mit verantworten könne:

1. Die Anstellung einer Mitarbeiterin, die für ihre Partnerschaft auf den Segen verzichtet.

2. Die Bitte des KGRs an die Pastoren, auf ihr Stimmrecht entgegen der gültigen Ordnung vorübergehend zu verzichten, und

3. beim Abendmahl statt Wein nur noch Saft zu reichen. Mündlich erklärt er, dass er dann in seiner Gemeinde nicht mehr am Abendmahl teilnehmen könne, da es nicht dem Einsetzungsbefehl Christi entspreche. – In der März-Sitzung wird der Beschluss, beim Abendmahl nur noch Saft zu reichen, aufgehoben, weil die Gemeinde auf diese neue Praxis ungenügend vorbereitet sei. Es sollen weiterhin je ein Kelch mit Wein und mit Saft gereicht werden. – In Vorbereitung zur Neuwahl des KGRs im nächsten Jahr wird am 4. November die Ortssatzung am 4. November neu gefasst. Danach besteht der KGR aus den Pastoren und 12 KÄ, von denen 10 gewählt und zwei berufen werden. Die Gewählten sollen nicht im Angestelltenverhältnis zur Gemeinde stehen. Einer der zu berufenden wird von den Mitarbeitern vorgeschlagen.

 

Baufragen: Das Pfarrhaus Gr. Wollweberstraße 1 hat noch die fast 300 Jahre alten Schornsteine, von den Meistern gerne den Lehrlingen gezeigt: Auf beiden Seiten des Flurs im Erdgeschoss sind Blechtüren, die zum Einstieg in die Essen zum Kehren dienten. Im Dachgeschoss werden die Essen von beiden Seiten zusammengeführt, damit sie am First aus dem Dach herausgeführt werden. Es stellt sich heraus, dass, offenbar durch das Fehlen eines tragenden Balkens, starke Risse entstanden sind und Einsturzgefahr besteht. Der städtische Sachverständige rät zur Sicherung durch Einbau eines stützenden T-Trägers.

 

Partnergemeinden: Im Februar besucht uns im Rahmen einer Privatreise Frau Colberg aus Bergedorf. – Martins kann im Oktober „in dringenden Familienangelegenheiten“ in den Westen fahren (Silberhochzeit seines Bruders in Hannover). Er nutzt die Reise zu einem Besuch in Erding.

 

Kirchenmusik: Neben 6 Orgelkonzerten (am 11. November mit dem Leipziger Gewandhaus-Organisten Matthias Eisenberg) und verschiedenen Kammermusiken erklingen an größeren Werken am 31. März Bachs Johannespassion und im Dezember alle Kantaten des Weihnachtsoratoriums (am 1. Dezember 1 – 3 und am 14. Dezember 4 – 6). Am 30. Juni gestaltet die Kantorei gemeinsam mit dem Chor der katholischen Gemeinde eine „geistliche Chormusik“.

 

Zahlen: 12 Taufen, 11 Konfirmanden, 4 Trauungen, 37 Beerdigungen, 1.150 Kommuni­kanten, 7.800 Teiln. an 80 Gottesdiensten (Schnitt: 98), 22 Austritte, 43 Christenlehrekinder, Gesamtopfer 60.334 M,, Kirchgeld 48.896 M von 1.358 Zahlern.

 

 

Das Jahr 1986

Besondere Ereignisse: Am 6. Juni wird auf dem Pfarrhausgrundstück in Weitin durch eine symbolische „Grundsteinlegung“ mit Bauarbeiten zur Errichtung einer diakonischen Einrichtung begonnen. - Vom 20. bis 21. September feiern wir in Neustrelitz einen Kreis-Kirchentag. – Staatliche Stellen zeigen sich sehr beunruhigt von dem Vorhaben eines „Mobilen Friedensseminars“ am 9. und 10. August. Unter dem Thema  „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ (Joh. 14,19). treffen sich junge Leute im Kreis Neustrelitz. Mit Fahrrädern fahren sie zum Zielpunkt des Seminars, unserer Johanniskirche. Der gemeinsam mit der Gruppe unter Leitung von P. Markus Meckel vorbereitete Sonntagsgottesdienst soll das Seminar abschließen. Nachdem ich den besorgten Staatsvertretern zusagen konnte, dass die Fahrradfahrt nicht als öffentliche Demonstration mit Plakaten usw. vorbereitet sei, kann das Vorhaben ohne Behinderungen ausgeführt werden.

 

Mitarbeiter: Die KÄ Lieselotte Krüger stirbt nach längerer Krebskrankheit. – Zu Jahresbeginn nimmt Petra Hoffmann nach dem „Baby-Jahr“ ihre Arbeit als Katechetin wieder auf, zunächst aber auf ihren Wunsch nur zu 50 %. –  Am 15. Juni findet die Neuwahl des KGR statt. Gewählt werden Dr. Christina Ahrens, Ursula Beck, Hannelore Rehfeld, Amalie Augustin, Ulrike Rosenmüller, Christine Beitz, Michael Fehlandt, Klaus Aßmann, Peter Dalcke und Joachim Tunnemann. Als weitere Mitglieder werden dazuberufen Eva Sieber und auf Vorschlag der Mitarbeiter Stefan Krügel. – Nachfolgekandidaten sind Sabine Tritten, Angelika Kleinow, Eberhard Prasdorf, Gottfried Fieber und Walter Zibell. Die Neugewählten wählen Ulrike Rosenmüller zur zweiten Vorsitzenden. Im Gottesdienst am 14. September wird der neue Kirchgemeinderat eingeführt. – Zu einem Praktikum im Rahmen seiner Ausbildung zum Fürsorger ist Herr Wanckel für einige Wochen in unserer Gemeinde.

 

Kirchgemeinderat: Als Reaktion auf den „2%-Aufruf“, wonach kirchliche Gremien 2 % ihres Haushalts für Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen sollten, beschließt der KGR, die Kollekte des Ostersonntags für Mosambik zu erbitten. – Nach längerer Diskussion beschließt der KGR, dass der Sonntagsgottesdienst ab November (zunächst probeweise) erst um 10 Uhr beginnen soll. – Für den Vorschlag, vierzehntägig das Abendmahl im Gottesdienst zu feiern, findet sich in der Oktober-Sitzung keine Mehrheit. Grundsätzlich soll der Gottesdienst am ersten Sonntag jeden Monats mit Abendmahl gefeiert werden, außerdem an den ersten Festtagen (Weihnachten, Ostern und Pfingsten) sowie am Karfreitag und am Ewigkeitssonntag. – Für die Kirchenbänke sollen Sitzkissen angeschafft werden. – Die freikirchliche Gemeinde „Apostelamt Jesu Christi“ bittet für einen zentralen Singegottesdienst die Georgskapelle nutzen zu dürfen. Der KGR stimmt der Bitte zu. – Zur Neugestaltung des Kirchensiegels soll die Gemeinde um Vorschläge gebeten werden (Noch ist das Siegel mit dem Marien-Giebel in Gebrauch, versehen mit veränderter Umschrift).

 

Baufragen: Die Planung eines Neubaus für ein Diakonisches Zentrum auf dem Grundstück von „Haus Gottes Güte“ in der Schillerstraße nimmt Gestalt an. – Leider verzögert sich das Einsetzen der sanierten Altarfenster in der Johanniskirche weiter, so dass die Rüstung im Altarraum weiter stehenbleiben muss.

 

Partnergemeinden: Im April besucht uns Frau Ulrike Wendt aus Erding, im Juli Loreließ Bunge aus Bergedorf.

 

Kirchenmusik: Höhepunkte neben mehreren Orgelkonzerten sind die Aufführung einer Missa brevis von Mozart und eines Gloria von Vivaldi durch Kantorei und Orchester am 27. April und am 1. Advent des Weihnachtsoratoriums (Teil I). Am 17. Juni singen die Thomaner unter Hans-Joachim Rotzsch und am 14. November die Dresdner Vocalisten in unsrer Kirche.

 

Kammermusikalische Verstanstaltungen sind u. a. ein Abend „Literatur und Musik“ am 1. Februar, bei dem Harriett v. Suchodoletz und Rainer Prachtl eigene Texte vortragen, am 17. März „Musik des 18. Jhds.“ für Gesang und Instrumente mit Annerose Kleiminger, und eine Musik für Gambe und Cembalo mit Siegfried Pank und Christine Schornsheim. Am 5. Dezember spielt das Vogler-Quartett in der Winterkirche, das im Mai den internationalen Quartett-Wettbewerk in Evian gewonnen hatte.

 

Zahlen: 11 Taufen (darunter eine Erwachsenentaufe), 7 Konfirmierte, 11 Trauungen (eine als „Gottesdienst zur Eheschließung“), 46 Beerdigungen, 7.500 Teilnehmer an 80 Gottesdiensten (Schnitt 93), 1.200 Kommunikanten, 11 Kirchenaustritte, 46 Christenlehrekinder, Gesamtopfer 66.117 M., Kirchgeld 51,405 M. von 1.301 Zahlern.

 

Das Jahr 1987

Stadt: Zur neuen Saison beginnt Romely Pfund ihren Dienst als GMD der Neubrandenburger Philharmonie. – Es beginnen die Arbeiten zur Errichtung des Wohngebiets Katharinenstraße und der Pädagogischen Hochschule an der Brodaer Straße. – Es wird ein Vertrag zur Städtepartnerschaft Neubrandenburg - Flensburg geschlossen-

 

Besondere Ereignisse: Seit dem 1. August ist Klaus Müller 2. Pastor an St. Michael. Am 6. September wird er dort feierlich eingeführt. – Auch in der Landeskirhlichen Gemeinschaft tritt ein Wechsel ein: Als Nachfolger von Prediger Fuhrmann wird am 25. Oktober Sieghard Reiter eingeführt. – Zu einem Propsteitag am 13. September hat die Gemeinde Warlin eingeladen. – In der Michaelskirche trifft sich jetzt vierzehntägig ein „Friedenskreis“. - Zum 1. Juli wird Jochen Meyer-Bothling-Warlin zum Propst gewählt.  – Vom drittletzten Sonntag des Kirchenjahrs bis zum Bußtag wird täglich zu Andachten im Rahmen der Friedensdekade in die Johanniskirche eingeladen. – Themen von Gemeindeabenden sind ein Film über Martin Niemöller und ein Vortrag von Landespastor Dr. Kleiminger zum Thema „Aberglauben“. – Ende September ist Visitation der Gemeinde durch LS Winkelmann mit Team.- Der Pastor von Rödlin, Hans-Joachim Heide, ist plötzlich so schwer erkrankt, dass er invalidisiert werden muss. Er zieht mit seiner Familie in die Küsterwohnung im Hause Gr. Wollweberstraße 5. – Christian Schobert wird der Michaelsgemeinde als Vikar zugewiesen. – Ulrike Rosenmüller erhält die Erlaubnis zu einer „Dienstreise“ als Glied einer landeskirchlichen Delegation nach Schweden.

 

Mitarbeiter: Nach längerer Krankheit stirbt Christel Zillmer. Sie wird am 24. März in ihrer Heimatgemeinde Rosow beigesetzt. - Gemeindepädagoge Wolfhard Rathke wird der Gemeinde als Vikar zugewiesen; er bezieht die Wohnung im Hause Gr. Wollweberstraße 3, die durch den Tod von Christel Zillmer frei geworden ist. – Pn. Haack ist weiter krank, zum 1. September wird sie invalidisiert. In einem Familiengottesdienst am 29. September wird sie aus dem Dienst feierlich verabschiedet.

 

Kirchgemeinderat: (Vorsitz Riemann) Ein erster Entwurf für ein Informationsblatt über die Johanniskirche wird kritisiert: es sei zu sehr Baugeschichte und gehe zu wenig auf die Nutzungsgeschichte ein. – Vom 10. bis 12. April trifft sich der KGR zu einer Rüste in Sternhagen. – Der KGR beschließt, eine Partnerschaft zu Gemeinde und Schule in Ubaga–Tansania (Beschluss 14.9.) aufzunehmen. – Frau Ulrike Rosenmüller beendet wie vorgesehen nach einem Jahr ihre Funktion als zweite Vorsitzende des KGRs. An ihre Stelle wird für ein Jahr Peter Dalcke gewählt. – Der KGR beschließt, dass die Georgskapelle so gestaltet werden soll, dass dort Raum für Gespräche und Treffen der sozialpädagogischen Jugendarbeit entsteht. – Die Anschaffung von Sitzkissen für St.Johannis wird noch weiter diskutiert, ebenso die Anschaffung von Klappstühlen, damit nicht zu größeren Veranstaltungen wie der Aufführung des Weihnachtsoratoriums Stühle von der Michaelskirche ausgeliehen werden müssen. - Dem Antrag der Stadt auf Kauf von Gartenland vor Broda zum Neubau von Wohnungen stimmt der KGR zu.

 

Baufragen: Die Küsterwohnung in der Gr. Wollweberstraße 5 wird saniert. – Ein neuer Motor für die Glocke auf der Johanniskirche, ein Geschenk der bayrischen Kirche, ist eingetroffen. – Der Dachreiter auf der Georgskapelle ist dringend sanierungsbedürftig! – Das Rosettenfenster im Westgiebel von St. Johannis soll vor dem Einbau einer neuen Orgel neu gestaltet werden. – Die kleine Orgel in der Winterkirche, die sich als für uns unbrauchbar erwiesen hat, wird verkauft. - Die Post sagt zu, dass dem Antrag auf eine Nebenstellenanlage für das Telefon im Pfarrhaus entsprochen werden soll. (Es besteht nur ein Anschluss im Hause Gr. Wollweberstraße 1 mit einer Nebenstelle in der zweiten Pfarrwohnung.)

 

Partnergemeinden: Zur KGR-Rüste in Sternhagen werden Vertreter der Partnergemeinden eingeladen.

 

Kirchenmusik: Neben sieben Orgelkonzerten wird eingeladen zu zwei Liederabenden (Hindemith „Marienleben“ mit Heide Moll, Sopran, und „jiddische Lieder“ mit Hans Laessig), zu zwei Klavierabenden und zu mehreren Kammermusiken. Höhepunkte sind ein Kantatenabend, die Aufführung der „Schöpfung“ von Haydn im September und wieder der drei ersten Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Bach am 1. Advent.

 

Zahlen: 7 Taufen, davon 2 Erwachsene, 10 Konfirmanden (2 Erwachse), 13 Trauungen, 47 Beerdigungen, 1.430 Kommunikanten, 7.520 Teilnehmer an 80 Gottesdiensten (Schnitt 94), 29 Kirchenaustritte, 60 Christenlehrekinder, Gesamtopfer 76.809 M, Kirchgeld: 54.401 M von 1.243 Zahlern.

 

Das Jahr 1988

Stadt: Am 23. November, 14 Tage nach dem 50. Jahrestag der Pogromnacht wird am ehemaligen Standort der Synagoge an der Poststraße eine schlichtes Denkmal eingeweiht. Die Order dazu kam von den Gremien der Partei sehr kurzfristig, nachdem in vergangenen Jahren das Datum keine Beachtung gefunden hatte. So war keine Zeit, eine Konzeption zu einer angemessenen Gestaltung zu entwickeln. So wurde eine Bronzeplatte, die (für einen anderen Zweck angefertigt) in der Werkstatt des Künstlers Marotz bereitstand, auf einen Sockel gestellt und davor eine provisorische Textplatte angebracht, die erst später durch eine Bronzeplatte ersetzt wird. Zum Jahresende hat die Stadt 90.471 Einwohner

 

Besondere Ereignisse: Zu einem regionalen Kirchentag in Rostock vom 16. bis 19. Juni hat unsere Landeskirche zusammen mit der pommerschen Kirche („Konsistorialbezirk Greifswald“) eingeladen. Am Abschlusstag nimmt eine größere Zahl von Gemeindegliedern teil. Höhepunkt ist ein Abendmahlsgottesdienst auf einem großen Parkplatz im Stadtzentrum. Erstaunlicherweise haben die Behörden nicht nur diesen Freiluftgottesdienst genehmigt, sondern auch Sonderzüge für die Teilnehmer bereitgestellt. – Am 18. September wird zur Goldenen Konfirmation eingeladen. - In der Johanniskirche wird am Abend des 9. November ein ökumenischer Gottesdienst zum Gedenken an die Pogromnacht vor 50 Jahren gefeiert.

 

Mitarbeiter: Frau Christine Ahrens verabschiedet sich vom KGR, weil sie mit ihrer Familie aus NB verzieht. Nachfolger: Herr Fieber - Nach Ausscheiden von Frau Ziems als Küsterin bewerben sich mehrere Interessenten. – Auf eigenen Wunsch scheidet auch Stephan Krügel aus als auf Vorschlag der Mitarbeiter berufener KÄ. Seine Nachfolge übernimmt Petra Hoffmann. Anlässlich seines 50. Geburtstages ernennt der OKR Wolfgang Rosenmüller zum „Kirchenmusikdirektor“.

 

KGR (Vorsitz Martins) Michael Fehlandt wird als Nachfolger von Peter Dalcke zum 2. Vorsitzenden gewählt.  (September) – Ein Vorschlag zur Gestaltung eines neuen Kirchensiegels ist von einem Architekten aus Frankfurt/Oder gemacht. – Die Gemeinde St. Nicolai–Röbel möchte die Sauerorgel kaufen, sie passt in das dortige neugotische Orgelgehäuse. – Neuer Vorschlag für Faltblatt Kirchenführer soll erarbeitet werden.  – KGR-Rüste in Sietow vom 31. März bis 2. April. Thema: „Gemeindekonzeption“. Verkauf der Sauerorgel an St. Nicolai Röbel perfekt.  Kollekte an zwei Adventssonntagen für einen Beitrag für ein Geschenk von zwei Kleinorgeln in die CSR.

 

Baufragen: Alterraumfenster immer noch nicht fertig.

 

Partnergemeinden: Teilnahme an Rüste in Sietow - Frau Colberg bei KGR-Sitzung im November

 

Kirchenmusik: Als Gäste musizierten in der Johanniskirche das Susato-Ensemble (7. Mai), die Berliner Jugendkantorei unter KMD Wolfgang Winkler (29. August) und die Dresdener Vocalisten (13. Oktober). Aus der schwedischen Partner-Diözese unseres Kirchenkreises gestaltete am 6. August die Falkbygdens Kantorei einen eindrucksvollen Abend. Im Anschluss an das Chorkonzert gibt es ein Beisammensein von dem schwedischen Chor mit unserer Kantorei in der Winterkirche. Als die Schweden dabei die Einladung zu einem Gegenbesuch in Schweden einladen, ernten sie ein lebhaftes Gelächter, so absurd erscheint uns der Gedanke, die Neubrandenburger Kantorei könne einmal eine Konzertreise nach Schweden erleben! (Dass das dann tatsächlich schon in weniger als drei Jahren möglich wurde, erfuhren wir als ein Wunder)

 

Zahlen: 17 Taufen (2 Erwachsene), 10 Trauungen, 11 Konfirmierte, 48 Beerdigungen

 

Das Jahr 1989

Stadt:

 

Besondere Ereignisse:

 

Mitarbeiter:

 

Baufragen: Im Herbst beginnt die Firma VEB Schuke-Orgelbau Potsdam mit der Demontage der Sauerorgel in St. Johannis. Sie soll in der Nikolai–Kirche in Röbel wiederaufgebaut werden.

 

Partnergemeinden:

 

Kirchenmusik:

 

Zahlen:

 

Einwohnerzahl am Jahresende 1990: 89.248