Veröffentlichungen

Eigene Veröffentlichungen:

Jahrbuch für Mecklenburgische Kirchengeschichte. Mecklenburgia Sacra Band 19 (2019)

Herausgegeben von Michael Bunners und Johann Peter Wurm, Redarius Verlag, Wismar 2019, 199 S.

ISBN 978-3-941917-24-8

12,-- €

 

Wie zu erwarten, widmete sich auch die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Mecklenburgische Kirchengeschichte im Jahr 2017 dem Reformationsjubiläum. Die Tagung wurde gemeinsam mit der Stadt Schwerin organisiert und fand unter reger Teilnahme im alten Rathaus statt. Über 90 Teilnehmer fanden den Weg in den Demmlersaal. Für die gute Zusammenarbeit sei der Stadt, namentlich dem Leiter des Stadtarchivs, Herrn Dr. Bernd Kasten, herzlich gedankt. Da die Reformation zu den wenigen gut erforschten Kapiteln der mecklenburgischen Geschichte gehört, versuchte die Tagung einen breiteren Bogen zu ziehen, indem sie sich stärker auf die Aspekte der Konfessionalisierung und ihrer historischen Rezeption konzentrierte. Hier schließt sie an die 2015 vom Landeskirchlichem Archiv, dem Verein für mecklenburgische Geschichte und der Theologische Fakultät Rostock ebenfalls in Schwerin veranstaltete Kirchengeschichtstagung „Mecklenburg am Vorabend der Reformation“ an.

 

Vier Vorträge der Jahrestagung sind in diesem Band abgedruckt. Aus Anlass des Abschlusses der Erschließung des Bestandes „Konsistorium und Oberes Kirchengericht“ im Landeshauptarchiv berichtet Kathleen Jandausch über eine der wichtigsten Einrichtungen des neuen, landesherrlichen Kirchenregiments, das 1571 gegründete herzogliche Konsistorium in Rostock. Konzipiert als Verwaltungs- und Gerichtsbehörde, wurden die Kompetenzen der Behörde zunehmend beschnitten. Schon bald hatte es nur noch die Gerichtsfunktion, und auch diese wurde zunehmend eingeschränkt.

 

Im Anschluss an das Thema Kirchengerichtsbarkeit beschäftigt sich René Wiese mit der Kirchenzucht in der Frühen Neuzeit. Er geht der zentralen Frage nach, aus welchen Gründen Menschen trotz gesellschaftlichen und obrigkeitlichen Drucks dem Gottesdienst fern blieben und sich der Beichte und des Abendmahls enthielten, und entwirft an Hand zahlreicher Fallbeispiele ein anschauliches Bild der gesellschaftlichen Bedingungen.

 

Antje Heling-Grewolls führt uns die Auswirkungen der Reformation auf die Kirchenkunst vor Augen. Hatte die neue Lehre grundsätzlich fundamentale Auswirkungen auf die Kirchenkunst und die Nutzung und Gestaltung der Kirchenräume, vollzog sich der Wandel tatsächlich eher kleinschrittig und im Laufe vieler Jahrzehnte. So wurde vieles, was unbeanstandet Jahrhunderte überdauerte, erst im 19. Jahrhundert als unzeitgemäß und „papistisch“ aus den Kirchen entfernt.

 

Der Beitrag von Bernd Kasten schließlich widmet sich mit der Betrachtung der Reformationsfeiern und des Luthergedenkens der Rezeptionsgeschichte der Reformation. Schon 1617 und 1717 wurde der Reformationsjubiläen gedacht. Umfangreicher wurden die Feiern ab 1817, und auch die Quellen sprudeln nun reichlicher. Der Beitrag vermittelt uns ein anschauliches Bild der immer opulenteren Gedenkveranstaltungen in der Zeit des Kaiserreichs und deren zunehmender politischer Vereinnahmung auch nach 1918.

 

Beleuchten die Tagungsbeiträge die nachreformatorischen Jahrhunderte, liefert der umfangreiche Beitrag von Rudolf Conrades einen vertieften Blick auf die vorreformatorische Frömmigkeitspraxis im Schweriner Dom. In Auswertung des Ordinarius inclitae ecclesiae Sverinensis (Rostock 1519), einer einzigartigen Quelle für die Liturgiegeschichte Norddeutschlands am Ausgang des Mittelalters, gelingt Conrades eine Rekonstruktion der Sakraltopographie des spätmittelalterlichen Domes mit seinen 42 Altären, von denen heute kaum noch einer erhalten ist. Darüber hinaus widmet er sich vor allem Aspekten der Marienverehrung im Dom, wie sie dem Ordinarius zu entnehmen sind.

Jahrbuch für Mecklenburgische Kirchengeschichte. Mecklenburgia Sacra Band 18 (2017)

Herausgegeben von Michael Bunners, Erhard Piersig und Johann Peter Wurm, Redarius Verlag, Wismar 2017, 229 S.

ISBN 978-3-941917-09-5

12,-- €

 

Der Band enthält drei Vorträge der Jahrestagung 2015 in Mirow zur mecklenburg-strelitzschen Kirchengeschichte: Antje Koolman berichtet über die Reglements anlässlich von Trauerfällen im Mecklenburg-Strelitzer Herzogshaus und die Beisetzungsfeierlichkeiten in der Mirower Fürstengruft. Einen „unorthodoxen“, weil eben gerade tatsächlich orthodoxen Sonderfall der Kirchengeschichte Mecklenburgs schildert uns Wolf Karge mit der langen Geschichte der orthodoxen Schlosskapelle von Remplin, einem in Mecklenburg-Schwerin gelegenen Gutes der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz. Mit dem mecklenburg-strelitzschen Landesrabbiner Jacob Hamburger (1826-1911) stellt uns Martin Grahl einen Theologen vor, der mit seinem Lebenswerk, dem Reallexikon zu Bibel und Talmud, weit über den engen Kreis seines Herkunftslandes Wirkung entfaltete.

 

Eine weitere Biographie und Werkstudie liefert uns Reinhard Lieske mit seinem Beitrag über den bedeutenden Rostocker Pietisten Heinrich Müller (1631-1675) und seinen bis in das 19. Jahrhundert viel gelesenen „Himmlischen Liebeskuss“, mit dem Müller seinen Lesern den Glauben geradezu im wörtlichen Sinne schmackhaft machen wollte.

 

An die konfessionsübergreifenden Studien von Grahl und Karge schließt die Miszelle von Eike Wolgast über neue Erkenntnisse zur Hinwendung Herzog Johann Albrechts II. (1590-1636) zum Calvinismus. In einer weiteren Miszelle liefert Claus Cartellieri neue Details zur Geschichte der Dobbertiner Orgel. Im Nachgang zur Jahrestagung von 2014 in Ribnitz findet sich in diesem Band der Vortrag von Axel Attula, der die Berichte der mecklenburgischen Feldgeistlichen aus dem 1. Weltkrieg auswertete und dabei ein plastisches Bild der Motive und der Erlebnisse der Feldgeistlichen zu Tage förderte. Abb. 8: Feldprediger Heinrich Karsten (Foto privat)

 

Aus Anlass des 80. Todesjahres (2016) erinnert Gerhard Voß in seinem biographischen Beitrag an den namhaften mecklenburgischen Pastor Ernst Voß (1886-1936), der im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wesentliche Impulse zur evangelischen Volksmission gegeben hat. Ernst Voß ist bekannt geworden durch die Übersetzung des Neuen Testaments in die niederdeutsche Sprache („Dat Ni Testament för plattdütsch Lüd in der Muddersprak oewertragen“, 1929) und als langjähriger Schriftleiter des Mecklenburgischen Christlichen Hauskalenders. Außerordentliche Verdienste erwarb er sich auch für die Wiederbelebung der Posaunenarbeit nach dem Ersten Weltkrieg in Mecklenburg als Obmann und Vorsitzender des Mecklenburgischen Posaunenverbandes.

 

Schließlich soll auch noch zweier für unser Land bedeutender Forscher gedacht werden, die 2014 bzw. 2015 verstorben sind. Jürgen Gundlach, der Erforscher unserer niederdeutschen Sprache, der das von Richard Wossidlo und Herbert Teuchert begonnene „Mecklenburgische Wörterbuch“ vollendete, starb im Dezember 2014. Ein Nachruf auf ihn von Wolfgang Richter erschien bereits im letzten Band. Nun haben wir uns zu einem Wiederabdruck seines lebendigen Vortrages „Wie das Wort der Bibel in niederdeutscher Sprache klingt“ von 1954 entschlossen. Den Abschluss unseres Jahrbuchs bildet der Nachruf von Hermann Michael Niemann auf Otto-Hubert Kost, der am Reformationstag 2015 verstarb. Zu unserem Jahrbuch hatte Otto-Hubert Kost in den letzten Jahren neben einigen Rezensionen drei viel beachtete Studien über Form und Sinngestalt des Personenfrieses am Turm der St. Marienkirche in Rostock (2012), den Ostgiebel der Kirchen in Neddemin (2013) und der Giebel der Kirche in Kröpelin (2015) beigesteuert, die inhaltlich an sein bekanntes Werk „Einkehr und Heimkehr (2009) über die zisterziensische Mönchstheologie und Kunst an Chor und Priesterpforte der Kirche zu Steffenshagen in Mecklenburg anschließen.

Geförderte Veröffentlichungen:

Das Kriegsende 1945 in der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs. Lageberichte aus den Kirchgemeinden, Teil 1: Kirchenkreise Malchin, Stargard und Waren (2020)

(Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Mecklenburg C 14), herausgegeben von Margrit Käthow und Johann Peter Wurm unter Mitarbeit von Erhard Piersig, Lübeck: Schmidt-Römhild 2020, XXII u. 292 S.

ISBN 978-3-7950-3762-8

29,90 €

 

Mit einer Verfügung vom 13. Juli 1945 forderte der mecklenburgische Oberkirchenrat Berichte der Kirchgemeinden über die Situation bei Kriegsende und in den Monaten danach ein. Die hierauf eingereichten Lageberichte sind eine Quelle von besonderem, auch überregionalem zeitgeschichtlichem Wert. Zum einen liefern sie eine Momentaufnahme der Zeit von Mai bis Herbst 1945 einer geschlossenen Region, zum anderen spiegeln sie das zeitgenössische Empfinden und Wahrnehmen relativ unverfälscht durch politische Rücksichtnahmen oder spätere Reflexion wider. Die Schreiberinnen und Schreiber berichten mit erstaunlicher Offenheit über die dramatischen örtlichen Vorgänge.

 

Die mecklenburgischen Lageberichte sind in ihrer Art und zeitlichen Nähe sowohl innerhalb der evangelischen Kirchen als auch im Hinblick auf die Schilderung des Einmarsches der Roten Armee von einzigartiger Bedeutung. Eine vergleichbare serielle Überlieferung zum Kriegsende weisen nur die von den Amerikanern und Franzosen eroberten süddeutschen Bistümer der katholischen Kirche auf.

 

Die Kirchgemeinden sollten einen festen Fragenkatalog zu den Themenbereichen Pastoren und sonstige Kirchendiener, Gemeinden sowie kirchliche Gebäude beantworten. Auf Grund der kriegsbedingten Abwesenheit vieler Pastoren sowie der unsicheren Kommunikationswege wurden nicht von allen Gemeinden Berichte eingereicht. In diesen Fällen wurden ersatzweise andere zeitgenössische Quellen aus kirchlichen Archiven herangezogen, sodass zu fast jeder Pfarrgemeinde ein aussagekräftiger Text ediert werden konnte.

 

Dem Band sollen weitere über die übrigen mecklenburgischen Kirchenkreise folgen.

 

Rezension: https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-93630?title=m-kaethow-u-a-hrsg-das-kriegsende-1945&recno=12&q=&sort=&fq=&total=17456