Geschichte der Arbeitsgemeinschaft

Gründung und Struktur

Spät erst konstituierte sich die Arbeitsgemeinschaft für Mecklenburgische Kirchengeschichte. Die Theologieprofessoren Gottfried Holtz (1899-1989) und Erhard Peschke (1907-1996) sowie Pastor Gerhard Voß (1903-1993) aus Schwerin gründeten in einem Hörsaal der Universität Rostock 1958 die „Arbeitsgemeinschaft für Mecklenburgische Kirchengeschichte“ als ein Werk der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs. Seit der Nordkirchenfusion 2012 ist die Arbeitsgemeinschaft ein Werk des Ev.-Luth. Kirchenkreises Mecklenburg, welcher deren Aktivitäten weiterhin vielfältig unterstützt.

 

Abb. 2: Pastor Gerhard Voß (Lkl. Archiv)

 

Nach dem Wechsel Erhard Peschkes nach Halle/Saale 1959 übernahm Gerhard Voß den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft. Ab 1974 prägte über 39 Jahre Pastor Dr. Michael Bunners (1932-2019) das Wirken und Bild der Arbeitsgemeinschaft. Seit 2014 liegt die Leitung in den Händen von Kirchenarchivoberrat Dr. Johann Peter Wurm. Ein „Engerer Arbeitskreis“ unterstützte von Anfang an den Vorsitzenden in der Leitung der Arbeitsgemeinschaft. Seit 1968 führte Kirchenarchivrat Erhard Piersig gewissenhaft die Kassenangelegenheiten, bevor er sie nach 45 Jahren zum 1.1.2014 an Oberkirchenrat Olaf Johannes Mirgeler übergab.

 

Tagungen wurden in zweijährigem Rhythmus gehalten und zogen aus anderen östlichen Landeskirchen Interessenten an. Zu den mehrtägigen zweijährigen Tagungen kamen ab 1977 in den ungeraden Jahren „Studientage“. Der Lehrstuhlnachfolger Erhard Peschkes, Gert Haendler (1924-2019), förderte durch viele Beiträge diese kirchengeschichtliche Arbeit. Erfreulich war von Anfang an die Mitarbeit von Geistlichen und Laien aus der Katholischen Kirche, die später selbst eine Arbeitsgemeinschaft gründeten. Auch mit der Ev. Landeskirche Greifswald, der einstigen Provinzialkirche der Altpreußischen Union, gab es früh enge Kontakte. Die unterschiedlichen Tagungsformate sind inzwischen einheitlichen eintägigen Jahrestagungen an wechselnden Orten gewichen. Daneben veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft vereinzelt gesonderte Tagungen, Vortragsabende und Buchvorstellungen.

 

Abb. 3: Jahrestagung 2014 in Ribnitz: Pastor Dr. Michael Bunners und Museumsleiter Axel Attula

 

Seit 1967 besteht eine für beide Seiten fruchtbringende enge Zusammenarbeit mit dem Landeskirchlichen Archiv. 2008 veranstalteten beide zum 450. Todesjahr Aegidius Fabers ein Symposium zur mecklenburgischen Reformationsgeschichte.

Frühe Zusammenarbeit auf dem Gebiet der heutigen Nordkirche

Ab 1981 wurden von der Arbeitsgemeinschaft für Mecklenburgische Kirchengeschichte auf Initiative des Kieler Rechtshistorikers Prof. Dr. Hans Hattenhauer „Ökumenische Studientagungen für Kirchenrechtsgeschichte“ in Mecklenburg veranstaltet, die nun in ihrer Thematik weit über das mecklenburgische Territorium hinausgingen und oft allgemeine rechtshistorische Probleme behandelten. Hochschullehrer der Jurisprudenz und ihrer Geschichte aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Österreich arbeiteten gemeinsam mit Regionalhistorikern der mitteldeutschen und norddeutschen Kirchen. Prof. Dr. Hattenhauer lud 1991 zur abschließenden 6. Tagung ins Dr.-Julius-Bagge-Kolleg in Sehlendorf/Holstein ein. Die Möglichkeit zur Durchführung der fünf vorherigen Tagungen ist insbesondere Oberkirchenrat Sibrand Siegert in Schwerin zu verdanken, der stets sehr um das Zustandekommen der Einreisen bemüht war. Diese Tagungen wurden von der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs verantwortet und durchgeführt. Die 3. „Ökumenische Studientagung für Kirchenrechtsgeschichte“ fand im Bereich der Greifswalder Kirche und mit ihrer Unterstützung statt.

Wirken in der Öffentlichkeit

An die Öffentlichkeit wandte sich die Arbeitsgemeinschaft hauptsächlich mit den Vorträgen auf ihren Jahrestagungen und Exkursionen. Darüber hinaus wurden etwa bei Gemeindetagen von den Mitgliedern Vorträge gehalten. Ständige Möglichkeit zur Publikation kirchengeschichtlicher Arbeit, die allgemein interessiert, bot die „Mecklenburgische Kirchenzeitung“. So hat Gerhard Voß dort 1946 bis 1987 etwa 120 Artikel publiziert. Gelegentlich erschienen Aufsätze in den „Herbergen der Christenheit – Jahrbuch für deutsche Kirchengeschichte“. 1981 wurde zum 80. Geburtstag von Landesbischof D. Dr. Niklot Beste D. D. eine Festschrift von der Arbeitsgemeinschaft für Mecklenburgische Kirchengeschichte „Deo gracias“ im Manuskript überreicht. 1986 gelang es nach vielen Bemühungen dem Mitarbeiter in der Arbeitsgemeinschaft Pastor i.R. Karl Heinz Stüber eine volkstümliche Kirchengeschichte erscheinen zu lassen unter dem Titel „All dusend Johr – Episoden aus der Kirchengeschichte Mecklenburgs“. Damit wurde bereits das Jubiläumsjahr 1995 in den Blick gerückt, in dem die Festschrift der mecklenburgischen Landeskirche „1000 Jahre mecklenburgische Kirche“ herauskam. Im November 1998 erschien aus Anlass des 40jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft der erste Jahrgang des „Jahrbuchs für Mecklenburgische Kirchengeschichte – Mecklenburgia sacra“. Im Jahr 2000 wurde eine Reihe zur Quellenedition „Nova monumenta inedita rerum megapolensium“ eröffnet (bisher sind fünf Bände erschienen). 2014 erschien ein Sonderband des Jahrbuchs als Festschrift für Landesbischof Dr. Heinrich Rathke zum 85. Geburtstag.

 

Abb. 4: Nova monumenta inedita rerum megapolensium      Abb. 5: Festschrift Dr. Heinrich Rathke

 

Die Arbeitsgemeinschaft fördert durch Vorträge, Führungen und Exkursionen sowie Publikationen das Geschichtsbewusstsein im Blick auf die Landeskirchengeschichte und darüber hinaus. Als zwei besondere Aktivitäten seien genannt die Veranlassung der Restaurierung eines Stummfilms „Kirche und Heimat“ von 1932 über die Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs und die Restaurierung zweier Denkmäler (Königin Luise und Befreiungskrieg 1813) in der Exklave des Kirchspiels Suckow/Grenze im Kirchenkreis Parchim im Jahr 1988.

 

Die Arbeitsgemeinschaft hat nach 1889/90 sogleich die Initiative des Vereins für Bayerische Kirchengeschichte aufgenommen und gefördert, ein erstes Symposium aller deutschen Territorialkirchengeschichtsvereine in Schweinfurt zu halten, um den „Arbeitskreis Deutsche Landeskirchengeschichte“ zu konstituieren. Das V. Symposium der Territorialkirchengeschichtsvereine fand vom 21. bis 23. Juni 2002 in Güstrow statt und stand unter dem Thema „Religiöse Erneuerung, Romantik, Nation im Kontext von Befreiungskriegen und Wiener Kongreß“. Der Tagungsband erschien 2003 als Band 5 der „Studien zur Deutschen Landeskirchengeschichte“ zugleich als Band 5 des „Jahrbuchs für Mecklenburgische Kirchengeschichte – Mecklenburgia sacra“. 2018 veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Deutsche Landeskirchengeschichte zum Thema „Persönlichkeiten der deutschen Landeskirchengeschichtsschreibung“ erneut ein gemeinsames Symposium in Güstrow. Der Tagungsband mit fünf mecklenburgischen Beiträgen erschien 2020 als Sonderband 26 der Herbergen der Christenheit.

 

Abb. 6: Pastor D. Dr. Karl Schmaltz (1867-1940), Verfasser der „Kirchengeschichte Mecklenburgs“, 3 Bde, 1935-1952 (Foto privat)

Literatur

Michael Bunners: Arbeitsgemeinschaft für Mecklenburgische Kirchengeschichte, in: Territorialkirchengeschichte. Handbuch für Landeskirchen- und Diözesangeschichte, hg. von Dietrich Blaufuß und Thomas Scharf-Wrede, Neustadt a. d. Aisch, S. 55-62.

 

Michael Bunners (mit Aktualisierungen von Johann Peter Wurm)