Neue mecklenburgische Pröpstin Sabine Schümann eingeführt "In kirchlichen Veränderungsprozessen haben Gefühle keine Schweigepflicht"

Einführung von Pröpstin Sabine Schümann mit Übergabe des Amtskreuzes und der Urkunde durch Bischof Tilman Jeremias.

Foto: ELKM/C. Meyer

24.03.2024 · Parchim/Schwerin. „Alles, was ihr tut: von der Geburtshilfe bis zur Palliativversorgung, von der Stellenplanung bis zur Streichung, von den Gemeindegründungen bis zu den Fusionen geschehe alles in Liebe, mit Respekt, auf Augenhöhe, mit Verständnis und Fürsorge. Das, liebe Gemeinde, ist kein Zuckerguss, sondern wahnsinnig anstrengend.“ Mit diesen Worten skizzierte die neue mecklenburgische Pröpstin Sabine Schümann am heutigen Sonntag, wie sie sich den Umgang bei den aktuellen Aufgaben und Strukturveränderungen ihrer Kirche vorstellt. Die Theologin bezog sich in ihrer Predigt dabei auf die Jahreslosung „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe" aus dem 1. Korinther-Brief.

Zuvor war die 44-jährige in der St. Georgenkirche Parchim vom Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Tilman Jeremias, in ihr leitendes Amt im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg eingeführt worden. Unter den zahlreichen Gästen des festlichen Gottesdienstes mit viel Musik waren u.a. VertreterInnen des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, des Landkreises Ludwigslust-Parchim, der Stadt Parchim und weiteren gesellschaftlichen Bereichen.

 

Ringen um neue Strukturen, Stellen und Veränderungen fordert unser Herzen heraus

 

Ihre Predigt gestaltete die neue Pröpstin mit anderen gemeinsam, die wie bei einer Art Flashmob das Thema mit Einsprechungen plastisch illustrierten. Inhaltlich stellte Pröpstin Schümann klar, dass es bei der biblischen Forderung „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe" nicht um Zuckerguss und Glitzer gehe, „sondern um die Dinge, die keine Liebe sind.“ Konkreter sagte die Theologin: „Wenn wir als Liebende mit und in unserer Kirche unterwegs sind, dann haben die Gefühle eben keine Schweigepflicht. Sie kochen hoch in unseren Debatten. Sie füllen uns die Herzen und machen uns das Ringen um Strukturen, Stellen und Veränderungen schwer. Immer wieder.“

 

Dies alles beinhalte, unterstrich die Pröpstin, „auch das Aushalten von Befindlichkeiten“. Denn: „Wenn wir in unserer Kirche unterwegs sind, dann sind wir nicht nur als geliebte Kinder Gottes unterwegs – also passiv, sondern als aktive Liebende. Das ist die Krux. Wenn Ehren- und Hauptamtliche mit weniger Liebe an ihrer Kirche hingen – vielleicht wäre es dann im Moment leichter. Da würden wir Stellen streichen und Filialen schließen. Oder aber mit dem Ziel der Gewinnmaximierung die Probleme angehen.“

 

Ganz persönlich fügte Sabine Schümann hinzu, dass es ihr dann egal wäre, dass die 84-Jährige noch so gern an die schönen Seniorennachmittage zurückdenke. Es wäre egal, ob die 13-Jährige die letzte Konfi-Fahrt mit großer Begeisterung absolviert habe. Es würde die Prozesse nur marginal begleiten. „Aber wenn wir als Liebende mit und in unserer Kirche unterwegs sind“, so Pröpstin Schümann, „dann haben die Gefühle eben keine Schweigepflicht. Sie kochen hoch in unseren Debatten. Sie füllen uns die Herzen und machen uns das Ringen um Strukturen, Stellen und Veränderungen schwer. Immer wieder.“

 

Bischof Jeremias: Eine neue Pröpstin mit frischen und innovativen Ideen

 

Bei der Einführung und Übergabe des Amtskreuzes zuvor sagte Bischof Tilman Jeremias, dass er sich persönlich sehr freue, dass die Kirche mit Sabine Schümann eine neue Pröpstin „mit frischen und innovativen Ideen bekommt, die zugleich ihren Seelsorgebezirk bestens kenne. Ich traue ihr das Leitungsamt in wirklich herausfordernden Zeiten zu.“ Darüber hinaus sei nunmehr das „mecklenburgische Quartett aus zwei Pröpstinnen und zwei Pröpsten komplett“. Diese Parität bei der Geschlechterverteilung gäbe es „erstmalig in der langen Geschichte der evangelischen Kirche in Mecklenburg“.

 

Der Bischof erinnerte ebenso daran, dass sich der Weg zur Besetzung der Propststelle in Parchim schwierig gestaltete. Denn erst nach der 3. Ausschreibung habe die mecklenburgische Synode entscheiden können. „Die Vakanz seit September 2023 hat für das übrige Pröpste-Team eine hohe Belastung mit sich gebracht“, erinnerte Tilman Jeremias und dankte Pröpstin Britta Carstensen und den Pröpsten Marcus Antonioli und Dirk Fey.

 

Abschließend wünschte der Bischof der neuen leitenden Theologin in Mecklenburg, Pröpstin Sabine Schümann, dass sie einen guten Einstieg bekommt in der Propstei und ebenso mit dem gesamten Kirchenkreis sowie, dass sie Wertschätzung erlebt und ihre Ideen und Visionen, die sie bereits bei ihrer Wahl im Vorjahr skizziert hatte, umsetzen könne.

 

Räume für Begegnung, Erzählung, Austausch und Segen schaffen

 

Damals – im September 2023 bei ihrer Wahl – hatte Sabine Schümann alle Christenmenschen dazu aufgerufen, „Gott immer wieder ins Gespräch zu bringen. Untereinander und mit denen, die nichts von ihm wissen.“ Sie sei davon überzeugt, dass Kirche wunderbare Räume habe und immer wieder neu schaffen könne, ja müsse, in denen das möglich sei: „Begegnung, Erzählung, Austausch, Segen. Wir müssen uns selbst befragen und anfragen lassen, wie diese Räume aussehen sollen.“

 

Kirchenkreisrat sagte Pröpstin Schümann ein herzliches Willkommen

 

Für den mecklenburgischen Kirchenkreisrat sagte deren Vorsitzende Britta Carstensen, der neuen Pröpstin ein herzliches Willkommen im Kreis der Pröpstinnen und Pröpste, ein herzliches Willkommen ebenso im Kirchenkreisrat und in den Gremien, in denen Sabine Schümann, künftig für den Kirchenkreis Mecklenburg auf neue Weise leitend tätig ist.

 

„Vom Pfarrbüro ins Pröpstinnen-Büro: Das ist mehr als eine räumliche Veränderung“, so Pröpstin Carstensen. Auch bekannte Dinge bekämen eine neue Perspektive. „Dein Büro in Parchim zeigt, dass dir das bewusst ist. Seit neuestem hat es eine leuchtend magentafarbene Wand.“ Die sei ein Statement, das für Energie, Freude und Temperament stehe. „Oder auch – gut liturgisch – für Zeiten des Übergangs und der Verwandlung.“

 

Stadt Parchim: Kirche und Gemeinde geht es um ein intaktes gesellschaftliches Leben

 

Stadtpräsidenten Ilka Rohr überbrachte die Grüße der Stadt Parchim und sagte: „Unsere Gemeinden im Ländlichen Raum aber auch die großen Kirchen in Parchim und Ludwigslust etwa müssen fortlaufend mit Leben, mit Angeboten gefüllt werden. Als klassische Orte der Glaubensausübung, der Einkehr, des Trostes, des Feierns oder als touristische Magnete sind sie besonders wertvoll für alle Gesellschaftsschichten.“ Sicher sei, dass die Gemeinde der Gläubigen und die Gemeinde der Staatsbürger sich unterschieden, sie hätten aber einen gemeinsamen Nenner: „Es geht immer um das Wohl der Mitmenschen und es geht um ein intaktes gesellschaftliches Leben vor Ort.“

 

Die Kirchenkreissynode hatte Pastorin Sabine Schümann im September 2023 mit 37 Ja-Stimmen von 40 abgegebenen und 40 gültigen Stimmen zur mecklenburgischen Pröpstin mit Sitz in Parchim gewählt. Zur Wahl nötig waren mindestens 28 Ja-Stimmen – die Mehrheit der gesetzlichen Anzahl von 55 Synodalen. Die Theologin war die einzige Kandidatin. Sie ist Nachfolgerin von Propst Dirk Sauermann, der vor allem aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig das Leitungsamt abgab.

 

Zur Person

 

Sabine Schümann stammt gebürtig aus Waren an der Müritz. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Rostock, in Nottingham (Großbritannien) und in Münster/Westfalen, führten sie Studienaufenthalte bzw. ein Praktikum nach Rom, Tokyo und Moskau. Ihr Vikariat absolvierte Sabine Schümann in der Kirchengemeinde Lichtenhagen Dorf bei Rostock. Seit 2009 war sie Pastorin in der Kirchengemeinde Groß Laasch-Lüblow und teils ebenso zuständig für die Kirchengemeinden Grabow und Neese. Seit März 2023 war sie – bis zum Amtsantritt als Pröpstin am 1. März 2023 – zudem Regionalpastorin. 

 

Geistlich geprägt haben Pastorin Schümann nach eigenem Bekunden die biblischen Erzählungen ihrer Patentante, die Christenlehre bei Martina Domann und der Konfirmandenunterricht bei Astrid Lüth. Ebenso prägend war für sie die lebendige Jugendarbeit durch Gemeindepastor Leif Rother. Die 44-Jährige wohnt mit ihrem Lebensgefährten in Groß Laasch.

Quelle: ELKM (cme)


Bildergalerie vom Gottesdienst und Empfang

Zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken (© C. Meyer)