Drei Fragen an die Friedhofsbeauftragte Stefanie Reißig Veranstaltungen auf Friedhöfen fördern das Miteinander im Ort
25.11.2025 · Güstrow. Im evangelischen Kirchenkreis Mecklenburg gibt es 576 Friedhöfe. Welche Auswirkungen die sich ändernde Bestattungskultur auf kirchliche Friedhöfe hat, erklärt Stefanie Reißig, Koordinatorin für Friedhofsentwicklung in der Kirchenkreisverwaltung.
Wie viele kirchliche Friedhöfe in Mecklenburg wurden entwidmet oder geschlossen, weil sie nicht mehr als Begräbnisstätten gebraucht werden?
Stefanie Reißig: Derzeit gibt es 21 Schließungsbeschlüsse für Friedhöfe im Kirchenkreis. Hierbei handelt es sich zumeist um wenig belegte und kaum noch genutzte Orte. Die vorhandenen Grabstätten können aber bis zum Ablauf der Ruhezeiten weiterhin genutzt werden, Partner können, wenn ein freier Platz auf der Grabstätte vorhanden ist, dort ebenfalls noch beigesetzt werden.
Auf weiteren 159 Friedhöfen wurden Teilflächen geschlossen, auf denen jetzt keine Beerdigungen mehr erfolgen dürfen. Dadurch müssen weniger Bereiche intensiv gepflegt werden. Und es müssen weniger Wasser- und Müllstellen vorgehalten werden.
Welche alternativen Nutzungen bieten sich für „nicht mehr gebrauchte“ Friedhöfe an?
Reißig: Erst, wenn die Ruhezeit aller Gräber abgelaufen ist, kann ein Friedhof entwidmet werden. Er wird dann aber sicherlich kaum einer anderen Verwendung zugeführt werden, sondern lediglich als Parkanlage um die Kirche herum erhalten bleiben. Dies ist bereits an vielen mecklenburgischen Orten so.
Liegt der entwidmete Friedhof außerhalb von Orten, könnte er kurzfristig als Weide, Parkanlage, Garten oder Biotop umgestaltet werden. Langfristig sind auch andere Nutzungen möglich. Schlussendlich sind in fast allen größeren Städten um die Kirchen herum einmal Friedhöfe gewesen, die heute mit Wohnhäusern bebaut sind, als Marktplätze oder Parkplätze dienen. Wichtig ist, dass sich für solche Prozesse ausreichend Zeit genommen wird.
Welche positiven Beispiele gibt es im Kirchenkreis für die Nutzung von Friedhöfen als Orte des Lebens?
Reißig: Viele Kirchengemeinden haben in den vergangen zehn Jahren sehr viel auf ihren Friedhöfen verändert. Es gibt Führungen zu verschiedenen Themen. Neue, schön gestaltete Grabanlagen entstehen. Die Individualität der Verstorbenen und Trauernden wird stärker berücksichtigt. Es werden Lapidarien geschaffen, Dorfgeschichten erzählt. Kunstwerke sind auf einigen Friedhöfen zu finden, manchmal auch eine Ausstellung. Es werden Trauerräume geschaffen, Orte der Stille, versteckte Ecken und Sitzgelegenheiten zum Ruhen, Innehalten, Weinen und Träumen.
Gemeinsame Arbeitseinsätze und Veranstaltungen auf dem Friedhof fördern das Miteinander in den Orten. Blühwiesen entstehen, Insekten, Vögel und Nagetiere finden Herbergen in Hecken, Büschen und Laubhaufen oder auch in extra geschaffenen Behausungen. Es gibt Projekte mit Kitas und Schulen. Auch digitale Angebote entstehen.
Quelle: epd