Neu eingeführter pommerscher Propst Philipp Staak: "Christus ist das Haupt unserer Kirche"
Foto: PEK/S. Kühl
03.12.2023 · Pasewalk. „Christus ist das Haupt unserer Kirche. Die vielen Fragen, auf die wir in der Kirche, in der Diakonie und der Gesellschaft gemeinsam Antworten finden wollen, können wir nur mit der durch Gott geschenkten Liebe und seiner Kraft angehen. So bitten wir ihn, dass er uns all dies geben möge, damit der Dienst unserer Kirche in dieser Welt sichtbar bleibt“, sagte der neue pommersche Propst Philipp Staak in seiner Predigt am Nachmittag des heutigen ersten Adventsonntags in der Pasewalker Marienkirche. Zuvor war der 51-jährige Theologe vom Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Tilman Jeremias, in sein leitendes Amt als Propst der Propstei Pasewalk im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis eingeführt worden.
In seiner Predigt sprach Philipp Staak von der grundlegenden Bedeutung des Glaubens an den Auferstandenen. Im Christentum gehe es um viel mehr, als den Erhalt jahrhundertalter Tradition. Denn unser Bekenntnis beginne mit den Worten: „Credo…, ich glaube…“, so der Propst. Es gebe neben dem Sicht-, Hör- und Fühlbaren noch eine weitere Form des Zugangs zum Wirklichen. „Dies ist der Glaube. Er ist riskant, ein Wagnis, bedeutet Umkehr, ja Bekehrung. Der Glaube verändert unser Sehen, denn wir stellen uns dem, was man erstmal nicht sehen kann.“ Alles, was uns nicht ruhen lasse oder vom Zeugnis: „Ich glaube…“ fernhalte, überwinde Gott, in dem er in die Geschichte dieser Welt eingetreten sei. „Gott wurde in Jesus von Nazareth Mensch. Er überwand die Kluft von zeitlich und ewig, von sichtbar und unsichtbar. So schreibt der Evangelist Johannes: ‚Kein Mensch hat Gott jemals gesehen. Nur der Eine, der selbst Gott ist und mit dem Vater in engster Gemeinschaft steht, hat uns gesagt und gezeigt, wer Gott ist.‘ Wollen wir also die Wirklichkeit erkennen, die die Vorläufigkeit unseres unbedingten Fortschrittsdenkens durchbricht, kommen wir nicht umhin, auf Gottes Sohn zu schauen. Diesem Gott, der in Jesus in die Geschichte der Welt eintaucht, diesem Gott wollen wir folgen“, sagte Philipp Staak.
Jesus lehrt die Verbindung von Wahrhaftigkeit und Liebe
Den Glauben würden immer weniger Menschen im Land für relevant halten, stellte der Propst fest. „Wir kommen uns manchmal vor, wie der letzte Pilz im Wald, wenn wir sagen: Ich glaube an den Auferstandenen! Erkennen wir dies jedoch nicht mehr als Kern unseres Glaubens an, dann bleibt, wie Paulus sagt, unser Glaube leer.“ Der Apostel Paulus habe die ersten Christen daran erinnert, dass die Kirche als Leib Christi gelte, deren Haupt Jesus Christus sei. „Darum schrieb er: Lasst uns aber wahrhaftig sein und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist: Christus. Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe.“ Wahrhaftigkeit und Liebe stünden in einem engen Verbund, betonte Philipp Staak. „Die Verbindung von beidem können wir nur von Jesus lernen: Er nennt das Unrecht Sünde und verurteilt den Sünder doch nicht.“ Der Sünder werde nicht hingerichtet, sondern auf die Liebe Gottes ausgerichtet.
Gottes Botschaft erfüllt uns wie Musik
„Wahrhaftigkeit bedeutet für uns, dass wir uns als christliche Gemeinde immer wieder fragen sollen, wo wir auf einem falschen Weg sind oder dem eigenen Vorteil als auch Ansehen mehr Raum geben als dem Evangelium. Wahrhaftigkeit bedeutet auch, dass wir in dieser Zeit den Diskurs unterschiedlicher Meinungen nicht unterdrücken“, mahnte der Propst. Die Angst vor dem Relevanzverlust der Kirche sei so groß, dass „wir meinen, uns nun zu allen Themen der Gesellschaft äußern zu müssen. In erster Linie sollen wir an der Botschaft Jesu bleiben: Wir leben von der Liebe Gottes und seiner Vergebung. Wir gehören zusammen, weil wir alle zu Christus gehören. Und weil er sich jedem einzelnen von uns in Liebe zuwendet, ist es seine Liebe, die uns untereinander verbindet“, sagte Philipp Staak. Die Einladung des Apostels Paulus, zu „…wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus“, gelte für „unseren Dienst in dieser Kirche und in unserem pommerschen Kirchenkreis. Gottes Botschaft in Jesus, dem Haupt unserer Kirche, kann uns so erfüllen wie Musik. Sie lässt unseren Glauben wachsen. Seine Botschaft möge in uns schwingen und erklingen, allumfassend, taktgebend.“
Tilman Jeremias: „Es ist an uns, Jesus die Tore zu öffnen“
Vor der Predigt des neuen Propstes hatte Bischof Tilman Jeremias während der Einführung vom Beginn einer neuen Ära für die Propstei Pasewalk und für den Kirchenkreis Pommern gesprochen. „Mit dir beginnt nun jemand als Propst, der die Region wie seine Westentasche kennt“, sagte der Bischof zu Philipp Staak. „Was Pfarramt bedeutet, steckt dir in den Genen, bis in die Reformationszeit lässt sich das Pastorengeschlecht deiner Urväter zurückverfolgen. Trotz allem gehört viel Mut dazu, in unseren aufreibenden Zeiten viel Verantwortung für den Kirchenkreis zu übernehmen, und dafür bin ich dir von Herzen dankbar.“ Philipp Staak sei jetzt leitend in einem Gebiet tätig, das sich durch die unmittelbare Nachbarschaft zu Polen auszeichne und in dem sich manche Gemeinden im Land Brandenburg befinden. „Es warten viele motivierte Kolleginnen und Kollegen auf dich, aber auch hoch engagierte ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende, die Diakonie als so wichtiges Arbeitsfeld auch als dein Verantwortungsbereich auf Kirchenkreisebene“, zählte der Bischof auf. „Bevor du loslegst, wird dir heute die Kraft des Heiligen Geistes zugesprochen und der Segen Gottes. Darum möchte ich dir mit der alttestamentlichen Lesung des ersten Advents zurufen: ‚Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.‘ Die Botschaft des Evangeliums lautet: Jesus kommt, er will einziehen in unsere Stadt, in unsere Dörfer, in unser Land. Es ist an uns, ihm die Tore zu öffnen, die Tore unserer Gebäude und die Tore unserer Herzen. Dafür bist du Propst.“
Empfang in der Kirche
Mehr als 160 Vertreterinnen und Vertreter aus den Kirchengemeinden der Propstei Pasewalk, aus dem gesamten Kirchenkreis, aus der pommerschen Kirchenkreissynode und aus dem Kirchenkreisrat, aus dem benachbarten Kirchenkreis Mecklenburg, aus der Nordkirche, aus der Stadt Pasewalk sowie Freundinnen, Freunde und Angehörige waren in die St. Marienkirche Pasewalk gekommen, um an der Einführung des neuen Propstes teilzunehmen. Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Empfang in der Kirche statt.
Zur Person: Philipp Staak
Der 1972 in Greifswald geborene Philipp Staak war zuletzt Pastor in den Kirchengemeinden Spantekow und Boldekow-Wusseken mit insgesamt 13 Kirch- und Kapellenorten und 18 weiteren Ortschaften. Mit fünf Geschwistern wuchs er in einer Pastorenfamilie im Kemnitzer Pfarrhaus unweit von Greifswald auf. Sein Theologiestudium absolvierte er in Berlin und Greifswald. Während des Studiums arbeitete Philipp Staak unter anderem als Leiter eines Berliner Jugendgästehauses der Evangelisch-methodistischen Kirche und betreute dabei internationale Gästegruppen. Im Jahr 2002 begann er sein Vikariat in der Kirchengemeinde Gützkow bei Pastor Hans-Joachim Jeromin und legte im Jahr 2004 sein Examen ab. Anschließend trat er seinen Dienst in der Kirchengemeinde Spantekow an, zunächst durch Entsendung, seit 2007 als gewählter Pastor. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit zählten die Steuerung, Begleitung und Weiterentwicklung von Fusionsprozessen in dem weitläufigen Einzugsgebiet des Pfarramts Spantekow, zu dem neben der Kirchengemeinde Spantekow auch die Kirchengemeinde Boldekow-Wusseken gehört. Von Beginn an arbeitete er daran, die Strukturen zu etablieren, die dazu beitragen, in der ausgedehnten Gemeinderegion mit ihren zahlreichen Dörfern und Ortschaften ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen und christliche Gemeinschaft zu stiften. Impulse setzte er dabei vor allem in der intensiven Arbeit mit Ehrenamtlichen. Auch der umfangreiche Gebäudebestand und dessen weitreichende Sanierung beschäftigten den 51-Jährigen in den zurückliegenden Jahren. In der Gemeinwesenarbeit ist es Philipp Staak gelungen, ein enges und fruchtbares Netzwerk zwischen Kirchengemeinden, Vereinen, Kommunen und weiteren örtlichen Akteuren zu knüpfen.
Stichwort pröpstliches Amt
Das Propstamt wird im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis von drei Pröpsten in gemeinsamer Verantwortung wahrgenommen. Zugleich tragen sie jeweils Sorge für ihr Propsteigebiet (Seelsorgebezirk) und ebenso für gemeinsame Aufgaben im Kirchenkreis, beispielsweise für die Verwaltung, die Diakonie oder die Dienste und Werke. Die pröpstlichen Sitze befinden sich in Stralsund, Greifswald und Pasewalk.
Stichwort Propstei Pasewalk
Die Propstei Pasewalk mit ihren rund 21.000 Kirchenmitgliedern liegt im südlichen Teil des Kirchenkreises Pommern. Das Gebiet der Propstei wird im Norden von der Peene und im Nordwesten durch das Landgrabental begrenzt. Im Osten stößt die Propstei Pasewalk an die polnische Grenze. Zur Propstei gehört auch die Insel Usedom mit ihren Kaiserbädern. Einige der insgesamt 42 Kirchengemeinden der Propstei Pasewalk befinden sich im Land Brandenburg.
Quelle: PEK (sk)