Sterbehilfe Medizinethiker: Pfarrer sollen Sterbewilligen zur Seite stehen

12.09.2019 · Hamburg.

Der Bayreuther Medizinethiker Eckhard Nagel hat sich mit Nachdruck gegen jede Form eines ärztlich oder pflegerisch assistierten Suizides ausgesprochen. Wenn es dafür eine Berufsgruppe geben sollte, "warum nicht die Pfarrerinnen und Pfarrer?", fragt Nagel in einem Interview des Themenheftes "anders handeln" des ökumenischen Hamburger Vereins "Andere Zeiten" (September): "Die waren geschichtlich gesehen schon immer zuständig für das Geleit über die irdische Lebensschwelle hinweg." Vorstellen könne er sich aber auch die Juristen, Richterinnen und Richter. Diese sollten ja auch ansonsten in strittigen Fragen über Weiterbehandlung oder Behandlungsstopp mitentscheiden.

Einen assistierten Suizid auszuführen setze keinerlei medizinisches Fachwissen voraus, fügte Nagel hinzu: "Ich als Mediziner weiß nicht, wie man jemanden tötet, meine Studenten lernen das auch nicht." Ärzte seien dem Lebenserhalt verpflichtet. Nagel: "Wir beziehen uns dabei auf die jahrtausendealte Tradition des Hippokratischen Eids, dass wir uns abwenden, wenn der Tod eintritt." Dadurch habe sich ein Beruf herausgebildet, der sich - auch in der Sterbebegleitung - auf die Unterstützung zum Leben bis zu seinem Ende konzentriert. "Dass Tötungsdelikte Teil des ärztlichen Behandlungsauftrags werden sollen, halte ich für völlig irre und eine grauenhafte Vorstellung." Die Ärzte würden das grundlegende Vertrauen verlieren, dass im Notfall ärztlicher Beistand bedeutet, alles zu tun, um dem Leben zu dienen.

Nagel war evangelischer Präsident des 2. Ökumenischen Kirchentages München 2010 und des 30. Deutschen Evangelischen Kirchentags Hannover 2005. "Andere Zeiten" wurde 1998 als gemeinnütziger Verein gegründet. Hervorgegangen ist der Verein aus der Kalenderaktion "Der Andere Advent", der 1995 erstmalig in einer Auflage von 4.000 Exemplaren erschien. 1998 gründete Pastor Hinrich C. G. Westphal dann den gemeinnützigen Verein Andere Zeiten. Er ist ökumenisch ausgerichtet und steht den christlichen Kirchen nah.

Quelle: epd