Abschiedsgottesdienst für Landesbischof Gerhard Ulrich im Schweriner Dom Der Kapitän der Nordkirche geht von Bord

Gerhard Ulrich bei sener Predigt im Schweriner Dom.

Foto: Cordes / epd

09.03.2019 · Schwerin. In der Nordkirche endet eine Ära: Mit einem Festgottesdienst im Schweriner Dom wurde am Sonnabend ihr erster Landesbischof Gerhard Ulrich in den Ruhestand verabschiedet. Seinem persönlichen Engagement, seinem Charisma und seiner Rhetorik ist es vor allem zu verdanken, dass Pfingsten 2012 die Nordkirche aus den Landeskirchen Nordelbien, Mecklenburg und Pommern gegründet wurde. Gefeiert wurde seine Verabschiedung an seinem 68. Geburtstag.

Christlicher Glaube dürfe sich nicht zufriedengeben mit dem, was man anscheinend nicht ändern könne, sagte Ulrich in seiner Predigt. Er dürfe sich daher nicht zufriedengeben mit Ungerechtigkeit, der Not der Flüchtlinge und der Verfolgung aus religiösen Gründen. "Der Überschwang des Glaubens macht nicht ruhig, sondern unruhig - auch im Ruhestand."

Als 22-jähriger Schauspieler, so Ulrich, sei er am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater von einem biblischen Psalm inspiriert worden, Theologie zu studieren. Er sei diesen Weg "als Fragender und Suchender" gegangen. "Der Landesbischof geht ab - irgendwohin. Das Licht bleibt an. Der Vorhang bleibt offen."

"Engstirnigkeit war dir ein Graus"

Als "norddeutscher Jung" habe Ulrich immer zwischen den Meeren gelebt, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister, der als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) Ulrichs Amtskreuz entgegennahm. "Wer im Sonnenaufgang über der Ostsee oder im Abendrot über der Nordsee nicht anfängt an eine Schöpfermacht zu glauben, der bleibt ein gefühlloses Ding." Beide Landesbischöfe sind gebürtige Hamburger.

Aber als Norddeutscher wisse er auch, was Gegenwind sei, so Meister. "Wo der Süddeutsche panisch 'Sturm' schreit, ist es für uns gerade erst eine gesunde, steife Brise." Als Landesbischof habe er Brücken gebaut und sei ein guter Zuhörer gewesen. "Engstirnigkeit war dir ein Graus."

Begegnung auf Augenhöhe

Ulrich habe maßgeblich dazu beigetragen, dass der Zusammenschluss der Landeskirchen eine Begegnung auf Augenhöhe gewesen sei, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). "Zwischen großen und kleinen Kirchen, zwischen Stadt und Land, zwischen Ost und West." Für viele evangelische Christen in Mecklenburg-Vorpommern sei die Nordkirche "ein wirkliches Zuhause geworden".



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