Neue Rostocker St. Andreas Kirche geweiht Bischof v. Maltzahn: Mutig Weichen für Zukunft der Kirchengemeinde gestellt

Ein weitgehend verglastes Foyer verbindet im neuen Gemeindezentrum St. Andreas das ehemalige Luther-Gemeindehaus (li.) mit dem großen Kirchsaal samt Glockenturm und einem weiteren kleinen Gemeindesaal.

Foto: T. Baier

03.06.2018 · Rostock. „Die Mühen haben sich gelohnt. Mit diesem schönen Bau, der Luther-Haus und St. Andreas-Kirche verbindet, drücken Sie als Gemeinde Ihren Willen zur Zukunft aus! Mutig haben Sie die Weichen für das künftige Gemeindeleben gestellt. Das ist ein Freudentag für unsere ganze Kirche.“ Mit diesen Worten gratulierte der Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn der Rostocker Kirchengemeinde Luther-St. Andreas am heutigen Sonntag zu ihrer neu gebauten Kirche im Stadtteil Reutershagen.

Bereits am gestrigen Sonnabend erklangen an der Robert-Schumann-Straße 25 die Glocken im neuen Turm und läuteten die Festwoche der Kirchengemeinde ein. Sie künden zugleich davon, dass die evangelische Gemeinde mit ihren rund 1600 Mitgliedern „eine gastgebende Gemeinde sein möchte – Herberge für Menschen auf der Suche; Heimathafen für Leute, die sich zunehmend verunsichert fühlen; Zufluchtsort für Menschen, die in ihrem Leben Verletzungen davongetragen haben; aber auch und nicht zuletzt Festraum für die freudigen Ereignisse des Lebens“, wie es Andreas v. Maltzahn formulierte.
 
Denn so der Bischof in seiner heutigen Festpredigt zur Weihe des Kirchbaus: „Kirche ist niemals Selbstzweck. Sie ist alles andere als ein Verein nur für eingetragene Mitglieder. Unsere Nordkirche versteht sich bewusst als Kirche, die für andere und mit anderen leben und arbeiten will.“ Dabei können Christen auf die Worte des Psalms 23,6 aufbauen: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, denn ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“

"Der Mensch muss das Maß aller Dinge sein"

Gerade in Zeiten, in denen sich vieles rasant verändere, sei es wichtig, etwas Verlässliches, etwas Bleibendes zu haben: „Da ist zuallererst Gott selbst als der verlässliche Horizont unseres Lebens. Wir gehen unseren Weg nicht allein – er ist mit uns unterwegs. Und unser Weg wird nicht im Nirgendwo enden, sondern in der Gegenwart Gottes“, so der Schweriner Bischof wörtlich. Diese Treue Gottes schenke eine großartige Freiheit – „nämlich weder persönlich noch als Gemeinde danach trachten zu müssen, auch ja nicht zu kurz zu kommen. Wir sind frei, Gemeinde als guten Ort zu gestalten, an dem jeder Mensch spürt: Gott hat mir eine Würde geschenkt, die mir niemand nehmen kann!“ Wo in der Gesellschaft oft genug Menschen nach ihrem Nutzwert beurteilt würden, bleibe in Kirchgemeinden der Anspruch lebendig: „Der Mensch muss das Maß aller Dinge sein – nicht der Markt und ökonomische Erfordernisse!“
 
Zugleich wird nach Meinung des Bischofs damit deutlich: Gemeinde Jesu Christi ist „keine schmerzfreie Zone“, sondern müsse die Träume von Gerechtigkeit und Menschlichkeit wach und lebendig halten. Konkret heißt dies: „Tatkräftig dafür einzustehen, dass niemand aufgegeben wird, Menschen zu helfen, neuen Lebensmut zu entwickeln, Missstände beim Namen zu nennen – all das wird helfen, etwas erkennbar werden zu lassen von der Zuneigung Gottes!“, sagte Andreas v. Maltzahn.
 
Lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung

Mit dem neu errichteten Gemeindezentrum geht ein lang gehegter Wunsch der Kirchengemeinde in Erfüllung. Der Weg dahin war alles andere als leicht. Rückblende: Zunächst nutzte die Gemeinde das 1956 gebaute Luther-Haus in der Schumann-Straße. Im Zuge des Sonderbauprogramms konnte im Jahr 1977 das Gemeindezentrum St. Andreas am Krischanweg errichtet werden. Doch bei dem mit Geld aus der westdeutschen Kirche finanzierten Neubau, durfte nach dem Willen der DDR-Oberen nichts an eine Kirche erinnern. Daher sollte es bei dem jetzigen Neubau möglichst „eine richtige Kirche sein“, so der Wunsch der Gemeindeglieder und ihrer Pastorin Gerlind Froesa-Schmidt.
 
Nach einigem Hin und Her, verworfenen Standorten und Plänen, stand letztlich fest: Es kann und soll ein Neubau neben dem Luther-Haus werden. Die Rostocker Stadtmission übernahm das bisherige Gemeindezentrum im Krischanweg für den Ausbau zu einer Kita und zahlte der Gemeinde 60 000 Euro dafür. Diese Summe legte den Grundstock für den 1,4 Millionen Euro teuren Neubau an der Schumann-Straße. Der Kirchenkreis Mecklenburg stellte 845 000 Euro bereit, die Kirchengemeinde steuerte insgesamt 500 000 Euro bei – davon 300 000 Euro kreditfinanziert.

Büros, Gottesdienstraum und Glockenturm

Im Luther-Gemeindehaus haben jetzt Sanitäranlagen, Pfarrbüro und Mitarbeiterräume ihren Platz, in der damit verbundenen Kirche entstand ein Gottesdienstraum mit rund 60 Plätzen und ein Glockenturm. Das großflächig verglaste Foyer und ein Gemeinderaum bieten noch einmal 200 Sitzplätze zusätzlich. Einige Parkplätze und ein gut 3500 Quadratmeter großer Garten runden das Ensemble der neuen St. Andreas Kirche in der Hansestadt ab.
 
Aus dem früheren Zentrum im Krischanweg, dessen Kirchraum übrigens für die Kita und die Gemeinde erhalten bleibt, stammt die Taufschale, die mit den anderen Prinzipalstücken heute zur Weihe für den gottesdienstlichen Gebrauch in die Kirche getragen wurde. So wie der Name St. Andreas schlägt auch diese für die lebendige Kirchengemeinde eine Brücke aus der Vergangenheit in die neue Gegenwart.

Quelle: ELKM (cme)



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