Bundestag entscheidet über "Ehe für alle" Katholische Kirche bedauert "Auflösung des Ehebegriffs"
29.06.2017 · München. Der Bundestag will noch in dieser Woche über die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare entscheiden. Während der katholische Kardinal Reinhard Marx starke Vorbehalte hat und das Tempo bei der Abstimmung kritisiert, würde für den evangelischen Kirchenpräsidenten Volker Jung eine "Ehe für alle" eine lange Geschichte der Diskriminierung beenden.
Angesichts der Debatte über die "Ehe für alle" hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx die katholische Position bekräftigt, wonach die Ehe eine Verbindung zwischen Mann und Frau und prinzipiell offen für Kinder ist. "Wir sind der Auffassung, dass der Staat auch weiterhin die Ehe in dieser Form schützen und fördern muss", erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch in Bonn.
Es sei bedauerlich, "wenn dieser Ehebegriff aufgelöst werden soll und damit die christliche Auffassung von Ehe und das staatliche Konzept weiter auseinandergehen", sagte Marx. Auch wegen der von vielen Seiten geäußerten verfassungsrechtlichen Bedenken sei es völlig unangemessen, eine "solche gesellschaftspolitische Grundentscheidung in diesem überstürzten Verfahren zu fällen".
In ihren Stellungnahmen zum Lebenspartnerschaftsrecht hätten die Bischöfe immer betont, dass es ein Missverständnis wäre, die hervorgehobene Rechtsstellung der Ehe und ihren bleibenden besonderen Schutz als Diskriminierung homosexueller Paare zu verstehen, fügte Marx hinzu.
Kirchenpräsident Jung: "Ehe für alle" beendet Diskriminierung
Für den hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung würde eine "Ehe für alle" dagegen eine lange Geschichte der Diskriminierung beenden. Sie wäre auch keine Schwächung der Ehe, sagte Jung am Mittwoch in Darmstadt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vielmehr würde sie "die Ehe als Schutzraum verbindlich und verantwortungsvoll gelebter Partnerschaft stärken".
Falls die Öffnung der Ehe beschlossen werde, wird dies nach Jungs Worten "konsequent die Neubewertung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften weiterentwickeln, die sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten mit guten Argumenten mehr und mehr durchgesetzt hat". Er hoffe sehr, dass eine Entscheidung für die "Ehe für alle" auch breite Akzeptanz finde.
Der Kirchenpräsident zählt zu den Pionieren der Gleichstellung von Schwulen und Lesben in der evangelischen Kirche. Für ihn ist Homosexualität weder Krankheit noch Sünde, sondern eine mögliche Grundveranlagung und damit Teil der Schöpfung. Die hessen-nassauische Kirche war 2013 die erste Landeskirche in Deutschland, die die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare mit der Trauung heterosexueller Paare gleichgestellt und die Eintragung ins Kirchenbuch ermöglicht hat.
Der Bundestag wird voraussichtlich am Freitag über die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben entscheiden. Der Rechtsausschuss des Bundestags entschied am Mittwoch, noch für diese letzte Sitzungswoche vor der Sommerpause eine Abstimmung anzusetzen.
Quelle: epd/kmv