Kirchenfest rund um den Reformationssegler Zwischen Segelromantik und Terrorangst

Maritimes Kirchenfest in der Hamburger Hafencity zum Abschluss der Segeltour zum Reformationsjubiläum

Foto: Sabine Henning

30.07.2017 · Hamburg. So wechselhaft wie das Wetter war auch die Stimmung zum Abschluss der Segeltour zum Reformationsjubiläum: Ein fröhliches Hafenfest - aber mit stillem Gedenken an den tödlichen Anschlag in Barmbek.

Strahlender Sonnenschein wechselte sich ab mit rauschendem Platzregen: Mit einem maritimen Hafenfest und buntem Musikprogramm feierte die Nordkirche am Wochenende in der Hamburger Hafencity den Abschluss ihrer Segeltour zum Reformationsjubiläum 2017. Allerdings drückte der Schrecken über den tödlichen Anschlag von Barmbek die Feierstimmung.

Mehr als 500 Christen gedachten am Sonntag in einem Open Air Gottesdienst der Opfer der Messerattacke. Mitgefühl sei die Sprache des Verstehens, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs. "Die Stille würdigt die Unaussprechlichkeit des Schmerzes." Sie forderte die Menschen auf, sich nicht vom Hass überwältigen zu lassen.

"Schifffahrt geht immer ans Herz"

Dazu gehöre auch, die Reformation als ein maritimes Segelfest zu feiern, so Fehrs. Die Seefahrt stehe für die Sehnsucht nach Ungebundenheit. "Schifffahrt geht immer ans Herz." Auch die Reformation Martin Luthers sei ein Aufbruch zur Freiheit gewesen. Sie sei getrieben von der Sehnsucht, dass sich etwas zum Besseren wendet. Freiheit binde die Menschen aber emotional. Fehrs: "Freiheit hat als Geschwister immer die Nächsten."

Die Reformation sei ein Ereignis, das eine solche Spannung wie am Wochenende aushalte, sagte der Hamburger Propst Karl-Heinrich Melzer. Sie könne mit frohem Herzen gefeiert werden und gebe doch zugleich Anlass, tief ins Nachdenken zu kommen.

Nach den Worten von Ulrike Murmann, Hauptpastorin der benachbarten St. Katharinen-Kirche, hilft in solch einer angespannten Situation Musik. Sie könne sowohl Trauer als auch Freude ausdrücken. Das Segelfest sei geprägt von unterschiedlichster Musik, die Generation und Kulturen miteinander verbinde: Kinder- und Jugend-Kantorei, die HipHop Academy und der Jazz-Gitarrist Giovanni Weiss.

Alle 13 Kirchenkreise der Nordkirche besucht

Vor vier Wochen war der Dreimast-Segler "Artemis" in Stralsund gestartet und in zahlreichen Häfen der Ost- und Nordsee vor Anker gegangen. Auf ihrem 850 Seemeilen langen Törn besuchte er alle 13 Kirchenkreise und die Nordschleswigsche Gemeinde im dänischen Sonderburg. Die Nordkirche ist die bundesweit einzige Landeskirche, in der alle Kirchenkreise auf dem Wasserweg zu erreichen sind.

Auf den 18 Streckenabschnitten reisten insgesamt rund 1.500 Gäste an Bord mit, etwa 25.000 Menschen besuchten die Hafenfeste unter anderem in Wismar, Laboe, Flensburg, Kiel, Büsum und Helgoland. Letzte Station war die Hamburger Hafencity mit rund 6.000 Besuchern.

Etwa zur gleichen Zeit, als der Dreimast-Segler am Freitagnachmittag die Hafencity erreichte, griff der 26-jährige Palästinenser wenige Kilometer weiter nördlich in einem Barmbeker Supermarkt zu einem Messer und erstach einen Mann. Dabei soll er wie andere Terroristen "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") gerufen haben. Fünf weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Gegen den Angreifer wurde mittlerweile Haftbefehl erlassen.

Es handelt sich um einen abgelehnten Asylbewerber, der ausreisepflichtig war. Die Staatsanwaltschaft sieht zwar keine Anhaltspunkte für eine verminderte Schuldfähigkeit, er ist aber offenbar psychisch labil.

Quelle: epd