Geschichtsangebot für Jugendliche Online-Handbuch zu Widerstand gegen Diktaturen in MV

24.07.2017 · Schwerin.

Ein virtuelles Handbuch informiert jetzt im Internet über den Widerstand gegen das NS- sowie gegen das SED-Regime auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Das Online-Portal www.widerstand-in-mv.de wurde letzte Woche mit 306 Einträgen freigeschaltet. Das Handbuch wurde im Auftrag des Vereins vom Historiker Christoph Wunnicke (Schwerin) erstellt. Es sei das erste seiner Art, das eine ganze Region zum Thema Widerstand gegen die deutschen Diktaturen in den Fokus rücke, sagte Norbert Schwarte, Vorstandsmitglied des Vereins "Denkstätte Teehaus Trebbow". Ziel sei es, insbesondere Jugendliche mit diesem Angebot zu erreichen.

Wesentliche finanzielle Unterstützung für das Online-Handbuch gab es von der Landeszentrale für politische Bildung, von der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen sowie dem Landkreis Nordwestmecklenburg. Der Nutzer kann sich die Eintragungen über Personen-, Orts- und Sachregister sowie eine Landkarte erschließen. Als zeitliche Grenzen für die erfassten Daten gelten der 30. Januar 1933 (sogenannte Machtergreifung der Nationalsozialisten) und der 3. Oktober 1990 (Wiedervereinigung Deutschlands). In den kommenden fünf Jahren soll das Handbuch kontinuierlich erweitert und aktualisiert werden.

Den Angaben zufolge wurden nur Einträge vorgenommen, deren Herkunft belegt ist und die nach wissenschaftlichen Standards als historisch gesichert gelten können. Die Einträge seien beschreibend, hieß es. Auf Wertungen sei weitgehend verzichtet worden.

Das Widerstandsverständnis, das dem Online-Handbuch zugrunde liegt, sei weit gefasst, sagte Schwarte. Es reiche beispielsweise vom verweigerten Hitlergruß bis zur entschiedenen politischen Opposition. Damit umfasse es die strafbewehrte spontane Hilfe für Zwangsarbeiter ebenso wie die regionalen Nachwirkungen des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944. Oder den kollektiven Protest gegen die verleugnete Umweltzerstörung in der DDR ebenso wie den individuellen Protest eines Parchimers gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, die 1977 als "staatsfeindliche Hetze" mit vier Jahren Freiheitsentzug geahndet wurde.

Nach Worten von Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, ergänzt das Handbuch die sonstigen Bemühungen im Land, Geschichte erlebbar und Handlungsspielräume zu verschiedenen Zeiten deutlich zu machen. Es sollen insbesondere Schüler und Lehrer angesprochen werden, die sich mit regionalem Bezug mit der Geschichte von Diktaturen auseinandersetzen wollen.

Quelle: epd



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