Studie "Osten ist attraktiv" - Abwanderung in den Westen auf Rekordtief

06.01.2017 · Essen/Hamburg. Die Abwanderung aus den neuen Bundesländern in den Westen Deutschlands ist so niedrig wie nie. 2014 sei unter dem Strich nur noch eine Ost-West-Wanderung (ohne Berlin) von 3.300 Frauen und Männern zu verzeichnen gewesen.

Das sei mit Abstand der geringste Wert seit der Wiedervereinigung, habe eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft ergeben, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt. "Der Osten ist attraktiv geworden", sagte Wirtschaftsforscher Wido Geis. Die neuen Bundesländer hätten wirtschaftlich aufgeholt, der starke Abbau von Arbeitsplätzen aus den Nachwendejahren sei gestoppt.

Zum Vergleich: 1991 hatten noch 165.000 Menschen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Thüringen den Rücken gekehrt, heißt es in dem Bericht. Fünf Jahre später waren es demnach noch 25.000 Menschen, die Ostdeutschland verließen. Im Zuge der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den neuen Bundesländern stieg die Zahl der Abwanderer aus dem Osten 2001 wieder auf 98.000 an. Seitdem gehe die Zahl kontinuierlich zurück, auch weil Menschen wieder in den Osten zurückgekehrt sind.

Abwanderung aus ländlichen Regionen

Trotz des deutlichen Rückgangs der Ost-West-Wanderung sinken dem Berichte zufolge in vielen ländlichen Kreisen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie dem südlichen Brandenburg die Bevölkerungszahlen stark. Das betreffe allerdings auch einige Regionen im Westen, insbesondere im nördlichen Bayern. Die stärkste Abwanderung habe es im Jahr 2014 im Landkreis Fürth mit 4,2 Personen je 1.000 Einwohnern gegeben. An zweiter Stelle folgte der Erhebung zufolge der Elbe-Elster-Kreis in Brandenburg mit 3,7 und an dritter die Stadt Würzburg mit 3,4.

Mehr als 90 Prozent aller ostdeutschen Gemeinden haben dem Bericht zufolge zwischen 2008 und 2013 Bevölkerung verloren. Einen Zuwachs hätten nur die Städte Leipzig, Dresden, Jena, Erfurt und Potsdam verzeichnet.

Hoher Männerüberschuss

Zudem hätten sich die Wanderungsmuster in den vergangenen Jahren deutlich verändert. So verlassen seit dem Jahr 2009 mehr Männer den Osten Richtung Westen, während es bis dahin mehr Frauen waren, heißt es in dem Bericht. Die Geschlechterverhältnisse hätten sich in den neuen und alten Bundesländern aber noch längst nicht angeglichen. So seien im Jahr 2014 im Osten 52,4 Prozent der 20- bis 49-jährigen Personen männlich gewesen, während es im Westen nur 50,5 Prozent waren.

Den höchsten Männerüberschuss in dieser Altersgruppe haben mit einem Anteil von jeweils 52,7 Prozent Sachsen-Anhalt und Thüringen aufgewiesen, gefolgt von Sachsen mit 52,6 Prozent, Mecklenburg-Vorpommern mit 52,4 Prozent und Brandenburg mit 51,6 Prozent. Einen Frauenüberschuss in dieser Altersklasse habe es nur in Hamburg gegeben.

Quelle: epd