Finanzielles Defizit Kirchengemeinde in Schleswig-Holstein stellt Betrieb ihres Friedhofes ein

Friedhof (Symbolbild)

Foto: ELKM Archiv

01.02.2017 · Rieseby.

Die evangelische Kirchengemeinde Rieseby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) wird ab 2019 den wirtschaftlichen Betrieb ihres Friedhofes einstellen. Grund sei, dass sie das finanzielle Defizit nicht mehr alleine tragen kann, teilte Pastor Jörg-Michael Schmidt. Ab 1. Januar 2019 werden Bestattungen in kirchlicher Trägerschaft nicht mehr möglich sein. Das Defizit betrug 2015 insgesamt 56.953 Euro.

Dass eine Kirchengemeinde sich zu diesem Schritt entschließt, kommt nach Angaben von Nordkirchen-Sprecher Frank Zabel "nur ganz selten vor". Nach den Worten Schmidts hatte nur die benachbarte kommunale Gemeinde Loose 2016 in ihrer Gemeinderatssitzung ihre volle Unterstützung beim Ausgleich des Defizits zugesagt. Die Gemeinde Rieseby hingegen habe sich gegen eine vollständige anteilige Übernahme entschieden. Schmidt: "Zu wenig für uns. Wir sahen uns deshalb gezwungen, eine Entscheidung zu treffen."

"Wir haben keine Rücklagen mehr"

Das Defizit betrug 2011 betrug noch 10.357 Euro, 2012 waren es schon 28.180 Euro. Ziel von Verhandlungen mit den kommunalen Gemeinden war es, eine vertragliche Basis für einen Friedhofbetrieb unter kirchlicher Trägerschaft zu gewährleisten. "Jetzt konnten wir nicht anders und mussten für die Zukunft die Weichen stellen", bedauerte der Pastor. "Wir haben keine Rücklagen mehr."

Grund für das Defizit ist der Wandel in der Bestattungskultur: Weniger Sarg-, mehr Urnenbestattungen, mehr Bestattungen in Friedwäldern und auf See. "Die Bewirtschaftung von Friedhöfen, wie es früher der Fall war, funktioniert heute nicht mehr", sagte Schmidt. Bei weniger Einnahmen blieben die Fixkosten bestehen: Hecken müssen geschnitten, Rasen gemäht, Gräber gepflegt werden. "Um die Kosten zu decken, müssten wir die Bestattungsgebühren mehr als verdoppeln." Das aber würde kaum jemand mehr zahlen wollen und sei auch nicht zumutbar.

Auch wenn der wirtschaftliche Betrieb 2019 zu Ende geht, wird Pastor Schmidt weiterhin kirchliche Beerdigungen halten und Menschen in Trauer seelsorgerlich begleiten. "Aber den rein wirtschaftlichen Teil des Friedhofbetriebes müssen andere übernehmen." Weiterhin bleibe der Friedhof auch ein Ort des Gedenkens und des Erinnerns. Außerdem werden bestehende Gräber im Rahmen der laufenden Verträge weiter von der Kirchengemeinde gepflegt.

Quelle: epd