Reformationsjubiläum Deutsche Kirchenvertreter nach Papst-Audienz optimistisch für Ökumene
07.02.2017 · Rom. Die Spitzenrepräsentanten der großen Kirchen in Deutschland sehen neue Chancen für eine weitere Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten. Papst Franziskus sagte, Christen beider Konfessionen müssten sich bemühen, die noch bestehenden Hindernisse zu überwinden.
Nach einer Audienz für evangelische Spitzenrepräsentanten bei Papst Franziskus im Vatikan äußerten sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, optimistisch, dass sich insbesondere beim Bemühen um ein gemeinsames Abendmahl für Eheleute verschiedener Konfession Fortschritte erzielen lassen.
Bei den Gesprächen im Vatikan sei die Sehnsucht nach dem gemeinsamen Abendmahl noch einmal sehr deutlich geworden, sagte Bedford-Strohm. Es sei eine "mitunter schmerzhafte Realität", wenn christliche Familien mit Angehörigen unterschiedlicher Konfession nicht gemeinsam zum Abendmahl gehen dürfen. Papst Franziskus sagte, die wachsende Einheit von Katholiken und Protestanten schüre auch den Wunsch, neue Wege einzuschlagen. Die Christen beider Konfessionen müssten sich "mit all unseren Kräften darum bemühen, die noch bestehenden Hindernisse zu überwinden".
Papst: "Nicht grollend auf die Vergangenheit schauen"
Franziskus sieht das 500. Reformationsjubiläum in diesem Jahr als Gelegenheit, in der Ökumene einen weiteren Schritt vorwärts zu gehen. Christen dürften "nicht grollend auf die Vergangenheit schauen", sondern müssten den Menschen von heute wieder die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes vor Augen stellen.
Kardinal Marx sagte: "Am Anfang der Ökumene steht der Wille zur Ökumene." Danach gehe es um die Bearbeitung theologischer Fragen, sagte der Münchner Erzbischof, der die EKD-Delegation zum Papst begleitet hatte. Von Deutschland sei die Trennung zwischen Katholiken und Protestanten ausgegangen, sagte Kardinal Marx: "Wir haben eine besondere Verantwortung, das uns noch Trennende zu überwinden."
Lutherbibel als Gastgeschenk
Anlass für die Papst-Audienz war das 500. Reformationsjubiläum im laufenden Jahr. Als Gastgeschenk überreichte Bedford-Strohm dem Pontifex ein Exemplar einer Lutherbibel, die anlässlich des Jubiläums grundlegend überarbeitet worden war. Einer Widmung "in ökumenischer Verbundenheit" stellte er das Bibelwort "Ein HERR, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen" (Epheser 4, 5-6) voran.
Die evangelische Kirche feiert noch bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Anders als in vorangegangenen Jahrhunderten wird der 500. Jahrestag mit einem starken ökumenischen Akzent gefeiert.
Quelle: epd/kmv