Vermögensverteilung immer ungleicher Kardinal Marx für höhere Besteuerung von Vermögen
11.04.2017 · Hamburg.Kardinal Reinhard Marx hat sich für eine höhere Besteuerung von Vermögen ausgesprochen. Wenn die Vermögensverteilung immer ungleicher werde, könne der Staat nicht so tun, als ob ihn das nichts anginge, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Im Sinne der Gerechtigkeit "müssen Vermögen und Erbschaften, aber auch der Kapitalverkehr stärker besteuert werden."
In der Rentenpolitik plädierte Marx für längere Lebensarbeitszeiten: "Wenn ein Mädchen, das heute geboren wird, im Schnitt 83 Jahre oder älter wird, dann muss man darüber nachdenken, ob es später nicht auch etwas länger beruflich aktiv bleiben kann." Das sei auch ein Beitrag zur Gerechtigkeit zwischen den Generationen.
Marx warnte insgesamt vor einem wachsenden Gerechtigkeitsproblem in Deutschland. "In Deutschland herrscht großer Wohlstand, aber es geht nicht überall gerecht zu", kritisiert Marx im Gespräch mit dem Magazin: "Das Empfinden wächst, dass nicht alle die gleichen Chancen haben."
Viele Menschen seien verunsichert, sagte Marx. "Sie sorgen sich, ob sie auf Dauer einen Arbeitsplatz haben, von dem sie und ihre Angehörigen auskömmlich leben können und der ihnen später eine Altersversorgung oberhalb der Sozialhilfe sichert." Dass alle Menschen eine Chance haben sollten, für sich und ihre Familien zu sorgen und nicht von der sozialen Entwicklung abgekoppelt zu werden, sei schon immer eine Forderung der christlichen Kirchen gewesen.
"Wenn diese Frage nun im Wahlkampf thematisiert wird: umso besser", fügte der Kardinal hinzu. Korrekturbedarf erkennt der Sozialethiker vor allem im Niedriglohnbereich: "Wer arbeitet, muss am Ende mehr haben als nur das Nötigste zum Überleben." Nur so könne man den Menschen Ängste nehmen.
Quelle: epd