Katholische Kirche Erzbistum Hamburg steht vor hartem Sparkurs
13.11.2016 · HamburgDer Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat die katholischen Gemeinden im Norden auf einen "umfassenden Erneuerungsprozess" eingeschworen. Nach den bisherigen Prognosen müssten bis zum Jahr 2050 rund 50 Prozent der Kosten eingespart werden, sagte Heße am Sonnabend vor rund 600 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg im Hamburger St. Marien-Dom. Allein bis 2020 müsse knapp ein Fünftel des Etats eingespart werden. Heße: "Es geht an die Substanz."
Zu schaffen machen dem Erzbistum vor allem die Pensionslasten der 21 katholischen Schulen in Hamburg. Rund 10.000 Kinder und Jugendliche werden hier unterrichtet. Die Pensionen der beamteten Lehrkräfte sind nur zu einem geringen Teil durch einen Pensionsfonds abgesichert. Künftig sollen die Schulen dem Erzbistum direkt unterstellt werden.
Die Zahl der katholischen Gemeindemitglieder ist mit 400.000 derzeit weitgehend stabil. Dabei profitierten die Gemeinden bislang auch von der Zuwanderung aus anderen Bundesländern und EU-Ländern. Heße rechnet allerdings mit einem Mitgliederschwund von 40 Prozent bis zum Jahr 2050 - vor allem aus demografischen Gründen. Dies werde auch die Kirchensteuereinnahmen einbrechen lassen. Zudem müsse viel Geld in den Unterhalt der Kirchen, Gemeindehäuser, Kitas und Bildungshäuser gesteckt werden.
Bereits eingeleitet wurde ein Fusionsprozess der rund 80 Kirchengemeinden zu 28 Groß-Gemeinden, "Pastorale Räume" genannt. Ganze Landkreise wie Nordfriesland oder Städte wie Kiel und Lübeck werden dann zur Groß-Gemeinde. In Mecklenburg soll es künftig acht Pastorale Räume geben. In Rostock wurde am 30. Oktober die erste Groß-Gemeinde gegründet. Ihr gehören rund 11.000 Katholiken an, die bisher den Pfarreien in Bad Doberan, Ribnitz-Damgarten, Tessin und Rostock zugeordnet waren.
Heße warnte die Gemeindemitglieder zugleich davor, lediglich die Finanzen zu betrachten. Es gehe auch um einen "Prozess der religiösen Erneuerung". Notwendig sei eine "große Offenheit füreinander und für Gottes Willen". Die Kirche sei kein Selbstzweck. Heße: "Kirche sind wir immer zuerst für die anderen."
Quelle: epd/kmv