Umfrage Deutsche sind unzufrieden mit Europa
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29.11.2016 · Hamburg. Die Deutschen sind offenbar unzufrieden mit der Europäischen Union. Nach einer Umfrage der Hamburger Körber-Stiftung sehen nur 39 Prozent der Befragten überwiegend Vorteile durch die EU, wie die Stiftung am Dienstag in Berlin mitteilte. 48 Prozent sehen gleichermaßen Vor- und Nachteile. 62 Prozent erklärten, die EU sei nicht auf dem richtigen Weg. Allerdings wünschen sich 82 Prozent, die EU solle eine größere Rolle in der Welt einnehmen.
Zwei Drittel (67 Prozent) gehen davon aus, dass der Brexit den Zusammenhalt der EU stark geschwächt hat und fordern harte Austrittsverhandlungen (58 Prozent). Widersprüchlich sei, so die Stiftung, dass junge Befragte zwischen 18 und 29 Jahren die EU-Mitgliedschaft als eher vorteilhaft beurteilen, 66 Prozent dieser Altersgruppe die EU aber auf dem falschen Weg sehen.
Eine Mehrheit von 59 Prozent wünscht sich einen Ausbau der Führung Deutschlands Rolle in der EU. 60 Prozent sagten, die Bundesregierung solle ihre Interessen in Krisenzeiten gegen die anderer Mitgliedsländer durchsetzen. 78 Prozent finden eine gemeinsame europäische Außenpolitik wichtig, um deutsche Interessen international durchzusetzen. Eine Mehrheit wünscht sich mehr Kooperationen mit den wichtigsten EU-Partnern: Frankreich (80 Prozent), Italien, Niederlande (beide 71 Prozent) und Polen (67 Prozent).
Bei Lösungen innenpolitischer Fragen ist das Vertrauen in die EU gering: 79 Prozent sagten, dass Deutschland die Probleme der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik alleine besser lösen kann als die EU. 65 Prozent erklärten, dies gelte auch für die Wirtschaft. In der Außenpolitik werden Deutschland (49 Prozent) und die EU (46 Prozent) als ähnlich kompetent bewertet. Hingegen schenken die Befragten der EU mehr Vertrauen für die Bewältigung von Flucht, Einwanderung und Migration (56 Prozent) sowie der Verteidigungspolitik (64 Prozent).
Trotz der Unzufriedenheit mit der EU setzten die Deutschen langfristig weiterhin auf mehr Integration, kommentierte Nora Müller, Leiterin des Bereichs Internationale Politik der Körber-Stiftung, die Umfrageergebnisse. Dieses grundsätzliche "Ja zu Europa" gelte es entgegen "populistischer Meinungsmache und nationaler Alleingänge" zu erhalten. TNS Infratest Politikforschung hatte im Oktober 1.001 repräsentativ ausgesuchte Erwachsene befragt.
Quelle: epd