Fachtagung "Forum Ost" Theologe: Kirche soll ihr soziales Potenzial nutzen

16.09.2015 · Schwerin.

Die evangelische Kirche beschäftigt sich nach Ansicht des Theologen Ralf Kötter zu sehr mit innerkirchlichen Problemen. Kirchengemeinden müssten mehr "über den Tellerrand schauen und sich im sozialen Raum vernetzen", sagte Kötter am Dienstag auf der Tagung "Perspektiven für ein Land" in Schwerin. Zuviel binnenkirchliche Diskussion, beispielsweise über sinkende Mitgliederzahlen, sei "der Tod im Topf".

Neue und vielfältige Lebensmodelle, der demografische Wandel, Integration und Inklusion seien einige der Herausforderungen, bei denen gerade die Kirche "wertvolle Partnerin im gesellschaftlichen Diskurs sein kann". Dabei sollte sie jedoch vor allem fragend, hörend und einladend sein, "niemals aber autoritär und doktrinär, monologisch und moralisch, aufdringlich und übergriffig".

Auf der von der Nordkirche veranstalteten "Forum Ost"-Tagung hatten sich rund 60 Teilnehmer mit den Herausforderungen beschäftigt, vor denen Regionen mit schrumpfenden Bevölkerungszahlen stehen. Was Mecklenburg-Vorpommern seit 25 Jahren erlebe, stehe anderen deutschen Regionen noch bevor, hieß es. Unter anderem ging es um die Frage, welche Rolle die Kirche bei der Entwicklung von Sozial- und Wirtschaftsräumen spielen könnte.

Für Kötter liegt die Chance der Kirche in einer Moderatorenrolle. Der Auftrag der Kirchengemeinde sollte sein, nach Bereichen zu suchen, in denen Nachbarschaften und Netzwerke, Synergien und gemeinsame Wertschöpfungsketten möglich sind. Pfarrer könnten dabei die Rolle der Brückenbauer zwischen den verschiedenen Akteuren übernehmen. "Kirche soll nicht für Kirchtürme kämpfen, sondern für Sozialräume".

Quelle: epd