"Mutter der Greifswalder Bachwoche" Greifswalder Kirchenmusikerin Annelise Pflugbeil gestorben
Fotos: R. Neumann
Die Kirchenmusikerin Annelise Pflugbeil, Mitbegründerin der Greifswalder Bachwoche, ist am Sonntag (15. November) im Alter von 97 Jahren in der vorpommerschen Hansestadt gestorben. Die Greifswalder Bachwoche trauere um ihre lebenslange Mitgestalterin und Inspiratorin, sagte der Künstlerische Leiter des Festivals, Kirchenmusikdirektor Jochen A. Modeß. Ihr Tod sei ein schmerzlicher Verlust. Zugleich äußerte Modeß großen Respekt und tiefe Dankbarkeit für das, "was sie uns und der Kirchenmusik in Stadt und Land in den vielen Jahren ihres Lebens unermüdlich mit Rat und Tat geschenkt hat". Die Trauerfeier findet am 28. November um 17 Uhr im Greifswalder Dom statt.
Die 1918 in Stettin als Annelise Buss Geborene studierte Klavier und Cembalo und wurde mit 23 Jahren Dozentin für Klavier am Seminar für Kirchenmusik in Finkenwalde bei Stettin. 1945 flüchtete sie mit ihrer kleinen Tochter und einem Klavichord auf dem Handkarren nach Greifswald. Dort lernte sie den Domkantor und ihren späteren Ehemann Hans Pflugbeil kennen.
An seiner Seite baute sie in den Nachkriegsjahren die Greifswalder Kirchenmusikschule auf, die von 1951 bis 1991 als "Kirchenmusikschule der Pommerschen Evangelischen Kirche" arbeitete und 1992 als Institut für Kirchenmusik, heute "Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft", in die Philosophische Fakultät der Universität Greifswald integriert wurde. Bis zuletzt hat sie intensiv Anteil am Leben und der Entwicklung des Instituts genommen. Außerdem war sie als Cembalistin und Klavichordspielerin bis ins hohe Alter als Solistin und in kammermusikalischen Besetzungen für zahllose Konzerte im In- und Ausland gefragt.
Mehr als 65 Jahren engagierte sich Annelise Pflugbeil für die Greifswalder Bachwoche, die sie gemeinsam mit ihrem Mann im Sommer 1946 initiierte. Die auch als "Mutter der Greifswalder Bachwoche" bezeichnete Musikerin hatte die Bachwoche zusammen mit ihrem Mann über Jahrzehnte geleitet und bis vor zwölf Jahren noch am Klavichord eröffnet. Insbesondere in den Zeiten des ideologischen Druckes der DDR auf dieses kirchliche Kulturereignis sei Annelise Pflugbeil mit ihrer einzigartigen Mischung aus Freundlichkeit, Humor und menschlichem Einsatz ein unvergessliches Vorbild gewesen.
1989 war Annelise Pflugbeil zur Kirchenmusikdirektorin ernannt worden. 1994 wurde sie Honorarprofessorin an der Greifswalder Universität. Fünf Jahre später erhielt sie den Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern. 2013 verlieh ihr die Nordkirche für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement für die Kirchenmusik die Bugenhagenmedaille.
Quelle: epd/Greifswalder Bachwoche