Ökumenischer Gottesdienst zum Gedenken an die Befreiung des KZ Wöbbelin Bischof v. Maltzahn: Durch Erinnern der Geschichte, wach sein für unsere Zeit

02.05.2015 · Ludwigslust.

„Wir können uns nur verneigen, angesichts des Leidens, das im Konzentrationslager Wöbbelin so vielen Menschen zugefügt wurde. Niemand kann dies ermessen, der es nicht selbst erlebt hat.“ Dies sagte der Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn zum Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Wöbbelin vor 70 Jahren. Zusammen mit dem katholischen Weihbischof Norbert Werbs predigte der evangelische Theologe am heutigen Sonnabend beim ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche Ludwigslust.

Ausgehend von der Frage, warum es damals so wenig Widerstandsfähigkeit unter den Deutschen gegen die Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung von Menschen gab, die angeblich oder tatsächlich anders waren, blickte der Bischof darauf, wo die Menschen heute möglicherweise blind für unheilvolle Entwicklungen sind. Es könnten die Schuldenlasten und atomare Mülllagerstätten sein, aber ebenso die himmelschreiende Ungerechtigkeit in der Verteilung von Lebensmitteln und Entwicklungschancen. „Vielleicht werden wir uns zu verantworten haben wegen der Flüchtlinge, die an der Festung Europa gescheitert sind.“

Beim Wachhalten dieser Fragen an sich selbst, geben die biblischen Seligpreisungen eine Orientierung. Sie machen für Andreas v. Maltzahn deutlich, „wofür zu leben sich lohnt, wie ein wahrhaft humanes Miteinander aussehen kann. Zugleich eröffnen die Worte Jesu einen Horizont der Hoffnung, der weiter reicht: Gerechtigkeit wird werden! Gott wird dafür einstehen“. Angesicht dessen rief der Bischof dazu auf, frei und zuversichtlich Verantwortung für die heutige Gesellschaft zu übernehmen. Wörtlich fügte er hinzu: „Wir müssen unsere Geschichte nicht verdrängen, sondern erinnern sie, um wach zu sein für unsere Zeit.“

Konkret heißt dies, dass Widerstand überall dort geboten ist, wo Menschen auf dem Altar höherer Zwecke geopfert werden sollen und wo Fanatiker im Namen der angeblich guten Sache das Recht außer Kraft setzen wollen. „Es gilt, unser Grundgesetz zu verteidigen, das besagt: ,Die Würde des Menschen ist unantastbar.‘ Denn es ist die Würde, die Gott jedem Menschen verleihen hat“, so der Bischof. Er plädierte dafür, für mehr Gerechtigkeit einzustehen, Barmherzigkeit zu üben und für Versöhnung und gewaltfreie Konfliktbewältigung einzutreten – dies werde „unser Leben reich machen“; „wir werden erfahren, wie gut es uns selbst tut“ und „wir werden dabei etwas von Gott erleben“. All das, so Bischof v. Maltzahn, „sind wir uns selbst schuldig, aber auch den Inhaftierten des KZs Wöbbelin.“

Quelle: Bischofskanzlei Schwerin (cme)



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