Umfrage Bundesbürger wenig optimistisch für 2016 - Menschliche Nähe wird wieder wichtiger

29.12.2015 · Hamburg.

Die Bundesbürger sind zum Jahreswechsel nur wenig optimistisch: Etwa jeder Zweite (55 Prozent) blickt nach einer repräsentativen Befragung der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen "angstvoll" in die Zukunft. Vor einem Jahr war es lediglich ein knappes Drittel (31 Prozent). Menschliche Nähe wird in diesen Zeiten offenbar immer wichtiger: 44 Prozent gehen davon aus, dass die Deutschen künftig näher zusammenrücken werden. Ende 2014 waren es nur 41 Prozent.

Vor allem die Älteren ab 55 Jahren (64 Prozent) blicken mit Sorgen in die Zukunft. Jüngere zwischen 14 und 34 Jahren sind da etwas optimistischer (42 Prozent). "Die gegenwärtige humanitäre Krise und die zunehmende Angst vor Terroranschlägen hat die Bevölkerung tief verunsichert", sagte der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Ulrich Reinhardt.

Ob die Menschen in dieser Krisenzeit tatsächlich auch enger zusammenrücken werden, ist noch offen. Fast neun von zehn Bundesbürgern stimmen zwar der Aussage "Für Egoismus ist in unserer Gesellschaft immer weniger Platz, wir müssen näher zusammenrücken." zu. Mit 56 Prozent geht aktuell jedoch immer noch eine Mehrheit davon aus, dass die Menschen in Deutschland künftig weiter auseinanderdriften. Doch der Trend sei positiv, sagte Reinhardt. "Statt nur darüber zu lamentieren, was der Staat versäumt hat, fühlen sich viele Bürger vor Ort selbst für das Gemeinwohl und Gemeinwesen verantwortlich und packen an."

Trotz positiver Wirtschaftsdaten erwarten 79 Prozent der Bundesbürger zunehmende wirtschaftliche Probleme in Deutschland, ein Jahr zuvor waren es nur 66 Prozent. Die Bevölkerung sei beunruhigt, erläutert Reinhardt. "Besonders die Erwerbstätigen erwarten zusätzliche Belastungen und fürchten, ihren Lebensstandard nicht halten zu können." Folge werde ein rückläufiger Konsum sein. Vor allem der "Erlebniskonsum" müsse sich auf Einsparungen einstellen. Reinhardt: "Das Sparen für schlechte Zeiten erlebt ein Comeback."

Politiker werden es im neuen Jahr vermutlich noch schwerer haben. 87 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Politiker weiter an Zustimmung verlieren werden, sechs Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Dabei ist die Ablehnung bei den Älteren mit 89 Prozent besonders hoch. Schwierige Zeiten auch für die Europapolitik: 70 Prozent erwarten, dass Europa weiter auseinanderdriftet, offenbar Folge von Griechenlandkrise und Flüchtlingssituation. Vor einem Jahr waren es nur 60 Prozent. Die Stiftung für Zukunftsforschung hatte mehr als 2.000 Personen ab 14 Jahren über ihre Erwartungen für 2016 befragt.

Quelle: epd