Brandanschlag mit rechtsextremistischem Hintergrund? Scheunenbrand in Jamel: Bundesweite Solidarität für Künstlerehepaar
13.08.2015 · Jamel.Nach dem Brand auf dem Forsthof des Ehepaares Birgit und Horst Lohmeyer in Jamel (Landkreis Nordwestmecklenburg) gibt es bundesweite Anteilnahme. Die Amadeu Antonio Stiftung (Berlin) hat zu Spenden für die Lohmeyers aufgerufen. Jedes Jahr im August veranstaltet das Paar auf seinem Hof ein Festival gegen Rechtsextremismus. In der abgebrannten Scheune befanden sich technische Geräte, Werkzeuge und Materialien, die dringend dafür gebraucht werden. Damit das Festival in drei Wochen stattfinden kann, wird um Spenden gebeten, um die verbrannten Geräte zu ersetzen.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte der Online-Ausgabe der "Jüdischen Allgemeinen": "Der Zentralrat der Juden ist schockiert über diese Nachricht. Wir können nur froh sein, dass niemand bei dieser mutmaßlichen Brandstiftung verletzt wurde." Für ihr Engagement gegen die rechtsextreme Szene in ihrem Ort hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland die Lohmeyers vor vier Jahren mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet.
Vorsätzliche Brandstiftung?
Unterdessen verdichten sich offenbar die Hinweise auf einen rechtsextremistisch-motivierten Anschlag. Die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus, der Staatsschutz hat sich ebenfalls in die Ermittlungen eingeschaltet. Am Nachmittag untersuchten Kriminaltechniker und ein externer Brandgutachter den Forsthof in Jamel.
Auch Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) ging in einer ersten Reaktion von einem Brandanschlag mit rechtsextremem Hintergrund aus. Dafür spräche das Engagement des Ehepaares Lohmeyer, so Caffier. Dennoch werde weiterhin in mehrere Richtungen ermittelt. Bei dem Brand in der Nacht zum Donnerstag wurde die 200 Quadratmeter große reetgedeckte Scheune auf dem Forsthof zerstört. Es wurde niemand verletzt.
Mit Entsetzen hat auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, auf die Nachricht vom Brandanschlag auf die Scheune reagiert. Das Ehepaar wird Ende des Monats für sein Engagement gegen Neonazis mit dem Georg-Leber-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Sollte sich diese Tat als eine politisch motivierte Aktion von Rechtsextremisten herausstellen, so wäre das ein erneuter fürchterlicher Beweis dafür, "wie brandgefährlich im wahrsten Sinn des Wortes alte und neue Nazis sind", so Knobloch. "Wenn sie es waren, die Birgit und Horst Lohmeyer angegriffen haben, dann haben sie uns alle angegriffen."
Quelle: epd