Katholische Kirche Mainzer Weihbischof Neymeyr wird Nachfolger von Altbischof Wanke in Erfurt
20.09.2014 · Erfurt. Das Läuten der großen Erfurter Domglocke "Gloriosa" ist ein sicheres Indiz für etwas Besonderes. Am Freitag war ein solches Ereignis. Das Geläut galt nach zwei Jahren Vakanz der Bekanntgabe des Nachfolgers auf dem katholischen Bischofsstuhl.
In seinem Wechsel nach Thüringen sieht der designierte katholische Bischof von Erfurt, Ulrich Neymeyr, eine besondere Herausforderung. Die kirchliche und gesellschaftliche Situation sei "ganz anders als die in Rheinland-Pfalz oder Hessen", sagte der Mainzer Weihbischof nach der offiziellen Ernennung am Freitag. Er werde deshalb im Bistum Erfurt "erst einmal hören, sehen und lernen", um Menschen und Situationen im kirchlichen wie im gesellschaftlichen Bereich zu erleben.
Die Ernennung Neymeyrs zum Nachfolger von Altbischof Wanke wurde am Freitag bei einem Mittagsgebet im Erfurter Dom und zeitgleich im Vatikan offiziell bekanntgegeben. Die Wahl des Mainzer Weihbischofs durch das Erfurter Domkapitel beendete in der vergangenen Woche für eins der kleinsten Bistümer in Deutschland mit 150.000 Katholiken eine fast zweijährige Vakanz.
Seit dem Rücktritt des damals 71-jährigen Bischofs Joachim Wanke Anfang Oktober 2012 stand übergangsweise der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke an der Spitze der Diözese. Die Vertretungszeit von Hauke als Diözesan-Administrator endet erst mit der Amtseinführung des neuen Bischofs. Sie ist für den 22. November vorgesehen.
Der 57-jährige Neymeyr stammt aus Worms und ist seit 2003 Weihbischof in Mainz. In diesem Amt besuchte er wiederholt Erfurt, darunter beim Besuch von Papst Benedikt XVI. vor drei Jahren an den Stätten der Reformation in der Thüringer Landeshauptstadt. Mit Neymeyr sei eine Persönlichkeit gewählt worden, "die den Menschen nahe ist und vielfältige seelsorgliche Erfahrungen mitbringt", erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.
Der Bischofssitz von Erfurt habe eine besondere Bedeutung für die deutsche Geschichte und für die Ökumene, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz unter Hinweis auf den Papstbesuch vor drei Jahren. Damals hatte Benedikt XVI. zunächst im Dom gebetet und sich dann im Evangelischen Augustinerkloster mit Vertretern der Ökumene getroffen.
Der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann würdigte seinen Weihbischof als einen "in vielen Aufgaben bewährten Bischof". Kardinal Rainer Maria Woelki betonte, er habe keinen Zweifel daran, dass die Christen in der ostdeutschen Diaspora und im katholischen Eichsfeld ihren neuen Bischof "mit offenen Armen annehmen werden".
Bischöfin Ilse Junkermann von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sagte, sie freue sich auf die Zusammenarbeit, "die Fortsetzung des geschwisterlichen Miteinanders und eine lebendige Ökumene". Der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige erklärte, nach der langen Zeit des Wartens auf einen neuen Bischof in Erfurt könnten sich die Katholiken in Ostdeutschland nunmehr "wieder etwas vollständiger den gemeinsamen Herausforderungen und Anliegen stellen".
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) würdigte Neymeyr als "profilierten und würdigen Nachfolger" von Altbischof Wanke. Neymeyr könne zudem in Erfurt "an vielfältige gemeinsame Kapitel der beiden Bistümer und Städte anknüpfen", sagte die Ministerpräsidentin. Zudem genieße er als Weihbischof an der Seite von Kardinal Lehmann "auch in Thüringen einen besonderen Vertrauensvorschuss".
Quelle: epd