Reform wegen Priestermangels Erzbistum Hamburg auf dem Weg zu "Pastoralen Räumen"

Von Hartmut Schulz

27.11.2014 · Kiel. Im katholischen Erzbistum Hamburg wird derzeit eine Reform umgesetzt, die es in sich hat. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg fusionieren Pfarreien zu "Pastoralen Räumen". Grund ist der Priestermangel.

Die katholischen Gemeinden in Kiel und Umgebung sind Schrittmacher in Schleswig-Holstein für eine der größten Reformen des Erzbistums. Am Sonntag (30. November) wird die Fusion der bislang vier Kieler Gemeinden zur neuen Groß-Pfarrei "Franz von Assisi" mit 23.000 Kirchenmitgliedern und zehn Kirchen feierlich besiegelt.

Es ist der erste Zusammenschluss dieser Art im Norden. Geplant sind "Pastorale Räume" aber in allen Regionen des Erzbistums, zu dem neben Schleswig-Holstein auch Hamburg und Mecklenburg gehören. Zum Festakt im Kieler Rathaus werden auch Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD), Diözesanadministrator Ansgar Thim und der evangelische Propst Thomas Lienau-Becker erwartet.

Grund für die Reform sei vor allem der Priestermangel, sagt der Kieler Pfarrer Leo Sunderdiek. Derzeit arbeiteten noch mehr als 100 Priester in den Pfarreien und Gemeinden. Das sei deutlich weniger als noch vor 20 Jahren. Sunderdiek wird künftig als Pfarrer die Kieler Großgemeinde leiten. Ihm stehen fünf Priester zur Seite. Acht Kirchen gehören zur neuen Groß-Pfarrei, im kirchlichen Reformdeutsch "Pastoraler Raum" genannt. Dazu gehören auch Kindergärten, Gemeindehäuser, Malteser Hilfsdienst und Obdachlosenarbeit.

30 "Pastorale Räume" bis 2020

Unterm Strich bedeutet die Reform für die 390.000 Katholiken im Erzbistum, dass es durch Fusionen bis zum Jahr 2020 statt der bisher 90 Gemeinden nur noch rund 30 "Pastorale Räume" geben soll. Die Zahl der Pfarrer und Priester werde weiter abnehmen, heißt es in einem Arbeitspapier. Der Mangel beim geistlichen Personal sei schon jetzt spürbar, klagen die Verantwortlichen. Auch die Zahl der Gemeindereferenten nimmt ab.

Ausgangspunkt der im Jahr 2009 vom ehemaligen Hamburger Erzbischof Werner Thissen in Gang gesetzten Reform sind Fakten und Einsichten, die zum Teil auch der evangelischen Kirche nicht fremd sind. "Die Kirche ist in unserer Gesellschaft nicht mehr so wichtig und angesehen wie früher", heißt es in dem Papier. Einige katholische Kirchen wurden bereits geschlossen. Auch die Zahl der Gottesdienstbesucher ging zurück und ist weiter im Sinkflug. Hauptproblem ist aber der zunehmende Priestermangel.

Sunderdiek räumt ein, dass es Vorbehalte und Ängste an der Kirchenbasis gab und auch noch gibt. "Die sind aber unberechtigt", betont er. Die Reform habe nichts mit Zentralismus zu tun, wie vereinzelt geäußert wurde. Das Gemeindeleben vor Ort sei nicht beeinträchtigt, wenn die Verwaltung gestrafft und beispielsweise eine Sekretärin für mehrere Gemeinden zuständig ist.

Drei "Pastorale Räume" für 40.000 Gläubige in Mecklenburg

Im Landesteil Mecklenburg beispielsweise entwickeln sich drei "Pastorale Räume". Hier leben nur rund 40.000 Gläubige, 3,46 Prozent der Bevölkerung. Zum "Pastoralen Raum" Rostock zählen künftig die Pfarreien Bad Doberan, Rostock-St. Thomas Morus, Rostock-Christusgemeinde, Ribnitz-Dammgarten und Tessin.

Eine Reform dieser Größenordnung will das Erzbistum nicht verordnen. So ist die Geschwindigkeit und die Art der Umsetzung in den Regionen recht unterschiedlich. Auch der künftige Schwerpunkt eines "Pastoralen Raumes" könne sich von anderen unterscheiden, erklärt Harald Strotmann, Leiter der Arbeitsstelle Pastorale Entwicklung. Er koordiniert den Prozess. So habe sich der Hamburger Norden für den Schwerpunkt Flüchtlingsseelsorge entschieden. Strotmann: "Es kommt immer auf die Region und ihre jeweiligen Besonderheiten an."

Quelle: epd