Video-Podcast Merkel würdigt DDR-Bürgerrechtler als Mutmacher
02.11.2014 · Berlin. Am nächsten Wochenende wird in Berlin mit einem großen Fest an den Mauerfall erinnert. Bundeskanzlerin Merkel und Stasiunterlagen-Chef Roland Jahn würdigen zuvor den Freiheitswillen der damaligen DDR-Bürger.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bürgerrechtler, die in der DDR gegen das SED-Regime aufbegehrten, gewürdigt. Sie hätten Mut bewiesen, Mut gemacht und Risiken in Kauf genommen, sagte die Regierungschefin, die selbst in der DDR lebte, in ihrem am Samstag veröffentlichten Video-Podcast. "Sie waren im Grunde die Ermutiger für die vielen Hunderttausend und Millionen, die sich dann angeschlossen haben - zum Beispiel bei den friedlichen Montagsdemonstrationen", sagte Merkel. Auch der Leiter der Stasiunterlagen-Behörde, Roland Jahn, erinnerte an den Freiheitswillen der DDR-Bürger.
Merkel, die damals nach einem Saunabesuch in Ost-Berlin von der Öffnung der innerdeutschen Grenze erfuhr, sagte, es sei ein "unbeschreibliches Gefühl" gewesen. "Ich glaube, diese Empfindungen vergisst man nicht", sagte sie. Wenn sie heute durch das Brandenburger Tor gehe, das damals die Grenze markierte, gebe es bei ihr "immer noch so ein Restgefühl davon, dass das viele Jahre meines Lebens eben nicht möglich war".
Merkel würdigte zudem den Einheitsprozess. Trotz bis heute bestehender struktureller Unterschiede beispielsweise in Bezug auf Arbeitslosigkeit könne man sagen, die junge Generation sei zusammengewachsen. Die ostdeutschen Bundesländer hätten durch die Hilfe Westdeutschlands aufholen können. "Wir haben heute die blühenden Landschaften, von denen Helmut Kohl damals gesprochen hat", sagte die Kanzlerin.
Jahn sagte im SWR, viele westdeutsche Politiker hätten damals nicht geglaubt, dass es mit der DDR zu Ende geht. "Sie haben die Kraft der Menschen unterschätzt", sagte er. "Die Menschen haben sich selbst die Freiheit genommen und nicht darauf gewartet, dass man ihnen die Freiheit schenkt", sagte der Behördenleiter.
Jahn forderte, bei der Aufarbeitung der Stasiunterlagen die Rolle der SED stärker zu beachten. Die DDR sei nicht nur eine "Stasi-Diktatur, sondern eine SED-Diktatur" gewesen. Die Verantwortung nur auf die Stasi abzuschieben, berge die Gefahr, Verantwortlichkeiten zu vernachlässigen. "Die SED war eine Partei, die sich den Staat vereinnahmt hat, um ihre Macht durchzusetzen, erklärte er. Das sei wichtig zu betonen.
Am kommenden Wochenende sind in Berlin zahlreiche Veranstaltungen in Erinnerung an den Mauerfall vor 25 Jahren geplant. Die Bundesregierung lädt für Sonntag zu einem Bürgerfest am Brandenburger Tor, bei dem unter anderem Peter Gabriel, Udo Lindenberg und die Fantastischen Vier auftreten. Von Freitagabend an sollen beleuchtete Ballons in der Hauptstadt den früheren Mauerverlauf nachzeichnen. Am Sonntag, dem 9. November, sollen sie dann versehen mit Botschaften in den Himmel aufsteigen.
Quelle: epd