Studie Vorletzter Platz für MV bei gesellschaftlichem Zusammenhalt
13.05.2014 · Gütersloh/Schwerin.Nur in Sachsen-Anhalt ist der gesellschaftliche Zusammenhalt noch schwächer als in Mecklenburg-Vorpommern. Das geht aus einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Dem "Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt" zufolge verharrt das Vertrauen in Mitmenschen im Nordosten seit Jahren auf einem niedrigen Niveau. Die emotionale Verbundenheit mit der Region nahm ab. Die Akzeptanz von Vielfalt entwickelte sich ambivalent. Nicht mal jeder Vierte (23 Prozent) findet, dass er einen gerechten Anteil am Wohlstand zu erhält (Bund: 48 Prozent).
Solidarität und Hilfsbereitschaft sind laut Stiftung in MV deutlich schwächer ausgeprägt als im Bundesdurchschnitt. Bessere Werte erzielt das Bundesland bei der Kriminalität. Statistisch gesehen begehen 6,31 von 1.000 strafmündigen Bürgern eine Körperverletzung, im Saarland sind es mehr als acht und in den Stadtstaaten sogar mehr als zehn. Bei der Orientierung am Gemeinwohl konnte MV seit der Wende sogar zulegen und liegt inzwischen über dem Bundesschnitt.
Insgesamt sei der Abstand zwischen Ost und West gewachsen, hieß es. Das Ost-West-Gefälle werde in vielen der 31 Indikatoren deutlich, die die umfangreiche Vergleichsstudie auswertete. Die Daten wurden von einem Forscherteam aus Sozialwissenschaftlern der privaten Jacobs University Bremen neun Dimensionen zugeordnet, um die Entwicklung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland seit 1990 zu beschreiben. In sechs dieser neun Dimensionen gehöre Mecklenburg-Vorpommern zur Schlussgruppe.
Nur langsam steige in den ostdeutschen Bundesländern das Vertrauen in Mitmenschen, hieß es. Gleich nach der Wiedervereinigung war es den Angaben zufolge erheblich niedriger als im Westen. Daran habe sich bis heute kaum etwas geändert. Am wenigsten unterschieden sich Ost- und Westdeutsche bei der Orientierung am Gemeinwohl.
Mit ihrer Analyse, welche Einflussgrößen entscheidend für den Grad des Zusammenhalts in einer Gesellschaft sind, liefere die Studie auch Erklärungen, warum die ostdeutschen Bundesländer insgesamt unter dem Durchschnitt liegen. Der Zusammenhalt sei größer bei einem höheren Bruttoinlandsprodukt und einem niedrigeren Armutsrisiko. Auch ein städtisches Wohnumfeld und und eine jüngere Bevölkerung beeinflussten den Zusammenhalt positiv. Die Ausgangslage für starken Zusammenhalt sei im Osten deutlich schlechter als im Westen.
Quelle: epd