EKD stellt fünfte Mitgliederumfrage vor Bindungskraft der evangelischen Kirche schwindet stetig

Titelbild der 5. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft "Engagement und Indifferenz Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis"

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07.03.2014 · Berlin/Hannover. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat erste Ergebnisse der fünften Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung veröffentlicht. Aus der Erhebung geht hervor, dass die Verbundenheit der Protestanten mit ihrer Kirche von Generation zu Generation sinkt. Zwar wächst auf der einen Seite die Gruppe derer, die sich stark verbunden fühlten, heißt es darin. Zugleich wächst die Zahl derjenigen, die sich kaum oder gar nicht verbunden fühlen. 

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat empfohlen, die Ergebnisse der jüngsten Umfrage unter Kirchenmitgliedern ernst zu nehmen. "Wir müssen ganz nüchtern konstatieren, dass es eine zunehmende Indifferenz bei Kirchenmitgliedern gibt", sagte Schneider bei der Vorstellung der aktuellen Mitgliederstudie am Donnerstag in Berlin. "Das gibt Anlass, uns ernsthaft mit dieser Situation auseinanderzusetzen", ergänzte der Theologe.

Zugleich begrüßte Schneider, dass laut den Ergebnissen der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung auch die Zahl derjenigen wächst, die sich mit ihrer Kirche verbunden fühlen, und dass die Bereitschaft zum Kirchenaustritt sinkt. "Drei von vier Mitgliedern denken nicht daran, unsere Kirche zu verlassen", sagte Schneider.

Auch der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung äußerte sich besorgt. Die zunehmende Zahl der Kirchenfernen sei nicht von kontroverser Auseinandersetzung und Abgrenzung geprägt, "sondern von nahezu vollständiger Gleichgültigkeit", sagte er. Die Kirche müsse versuchen, diese Polarisierung zu verstehen.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hob hervor, die Erhebung zeige auch, dass sich Protestanten mehr für gemeinnützige Zwecke engagierten als Konfessionslose. Damit habe die Kirche einen "hochrelevanten Fundus an Sozialkapital". Dieser Aspekt sei auch wichtig für die vielen Diskussionen, in denen staatliche Unterstützung für die Kirchen infrage gestellt werde, sagte Bedford-Strohm.

Erhebungen alle zehn Jahre

Die aktuelle Mitgliederstudie trägt den Titel "Engagement und Indifferenz. Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis". Den Anstoß für die repräsentativen Erhebungen im Abstand von rund zehn Jahren gab die erste Kirchenaustrittswelle in der Bundesrepublik. Der dramatische Anstieg der Austrittszahlen Ende der 60er Jahre bewog die Kirchenleitungen dazu, die Mitglieder nach Austrittsgründen und -neigung zu befragen.

Weitere Leitfragen waren von Beginn an: Wie bestimmen die Mitglieder selbst ihr Verhältnis zu Religion und Kirche? Welche Aspekte sind für sie wichtig? Welche Erfahrungen haben die Mitglieder mit Kirche gemacht, und wie schätzen sie ihre Beteiligung am kirchlichen Leben persönlich ein? In der dritten Erhebung wurden die standardisierten Fragen um themenorientierte Erzählinterviews ergänzt. Seit der Wiedervereinigung wurden auch Konfessionslose befragt.

Die erste Repräsentativbefragung stand unter dem Titel "Wie stabil ist Kirche?" (1972/74). Es folgten "Was wird aus der Kirche?" (1982/1984), "Fremde Heimat Kirche" (1993) und "Kirche - Horizont und Lebensrahmen" (2003). Für die aktuelle Studie wurden 3.027 Menschen ab 14 Jahren in Deutschland befragt. Davon gehörten 2.016 einer evangelischen Landeskirche an. 565 Befragte waren konfessionslos, gehörten aber früher einer evangelischen Landeskirche an, weitere 446 Konfessionslose haben nie einer Religionsgemeinschaft angehört. Befragt wurden 1.685 Frauen und 1.342 Männer. Von den Befragten wohnten 2.154 in Westdeutschland, 873 kamen aus den neuen Ländern.



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