Nur die Hälfte der Deutschen kennt Datum des Mauerbaus Mauerbau-Umfrage lässt Historiker am Schulunterricht zweifeln
12.08.2014 · Berlin. 53 Jahre nach dem Mauerbau in Berlin ist das historische Datum nicht mehr in allen Köpfen verankert. Historiker fordern deshalb einen besseren Geschichtsunterricht.
Nur jeder zweite Deutsche verbindet einer Umfrage zufolge mit dem 13. August 1961 den Bau der Berliner Mauer. Das ergab eine am Montag in Berlin veröffentlichte Studie von Infratest Dimap im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Wissenslücken existieren danach vor allem bei Jugendlichen. So kennen nur 32 Prozent der 14- bis 29-Jährigen den 13. August 1961 als Tag des Mauerbaus. Bei Älteren ist das Datum deutlich präsenter. 61 Prozent der über 60-Jährigen verbinden mit dem 13. August 1961 den Beginn des Mauerbaus.
Die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung, Anna Kaminsky, forderte einen höheren Stellenwert für Geschichte als Unterrichtsfach. Deutsche Nachkriegsgeschichte und die Geschichte der Diktatur in der DDR müsse stärker in Abitur- und Abschlussprüfungen verankert werden, sagte Kaminsky. "Die Umfrageergebnisse bestätigen einen Trend: Jugendliche wissen häufig wenig über die deutsche Teilung und die Geschichte der kommunistischen Diktatur in der DDR."
Der Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, zeigte sich angesichts der Umfrageergebnisse unter jungen Menschen erschrocken. "Hier hat das Bildungssystem ganz offenbar versagt. Die zuständigen Bildungsminister müssen endlich dafür sorgen, dass diese beunruhigenden Bildungslücken geschlossen werden."
Der Umfrage zufolge ordnen knapp ein Drittel der Befragten (31 Prozent) das historische Datum anderen Ereignissen zu, jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) kann mit dem 13. August 1961 gar kein historisches Ereignis verbinden. Die Umfrage zeige auch, dass das Wissen um den 13. August 1961 im Osten Deutschlands mit 69 Prozent deutlich weiter verbreitet ist als im Westen Deutschlands mit 45 Prozent.
Bei der historischen Bewertung des Mauerbaus ist sind drei Viertel der Deutschen (75 Prozent) der Meinung, dass die Errichtung der Mauer die massenhafte Flucht von Ost nach West unterbinden und so den Zusammenbruch des DDR-Systems verhindern sollte. Deutlich weniger Zustimmung (22 Prozent) findet die Ansicht, dass die DDR-Führung mit dem Mauerbau die Einmischung des Westens in die Angelegenheiten der DDR unterbinden und damit den Ost-West-Konflikt entschärfen wollte. Dieser an die Erklärungsmuster des SED-Regimes angelehnten Auffassung stimmen die Befragten in Ostdeutschland (27 Prozent) etwas mehr zu als die Westdeutschen (20 Prozent).
Der Aussage, dass der Mauerbau dem Erhalt des Friedens dienen sollte, stimmten die Jüngeren mehr zu als die Älteren zu: Während nur 15 Prozent der über 60-Jährigen diese Erklärung für plausibler halten, sind es bei den 14- bis 29-Jährigen 32 Prozent.
Quelle: epd