"Das Kerngeschäft ist Christus" Nordkirche: Konservative beklagen "provinzielles Kirchenverständnis"

06.04.2014 · Hamburg.

Ein "provinzielles Kirchenverständnis" hat die "Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordkirche" beklagt. "Kirche" werde heute "weitgehend auf die Ortsgemeinde reduziert", sagte Pastor i.R. Ulrich Rüß (70), Vorsitzender der "Sammlung", am Sonnabend in Henstedt-Ulzburg (bei Hamburg). Die "Anpassung an Zeitgeist und Mainstream" nehme ihr das Profil und gefährde gleichzeitig das Streben nach der Einheit der Kirche (= Ökumene).  

Kerngeschäft der Kirche müsse es sein, Christus und das Evangelium in die Welt zu tragen. Stattdessen gebe es "ständig Bekenntnisse zu mehr Gerechtigkeit und Veränderung der Gesellschaft", sagte Rüß. Die Kirche sei aber "keine sozial-ökologische Partei". Zugleich werde die Autorität der Bibel relativiert sowie Bekenntnisaussagen und Grundlagen des Glaubens infrage gestellt. Ein "gesellschaftsdiakonischer Ansatz" sei wichtig, könne aber "nicht die Verkündigung in Wort und Sakrament ersetzen". Alle Konzentration der Kirche müsse gerichtet sein auf die Weiterverbreitung des Glaubens.

Pfarrstellenkürzungen in Gemeinden kirchenschädlich

Pastoren gehörten darum in die Gemeinden und "nicht in die sich vermehrenden Projektpfarrämter der Kirchenkreise", forderte Rüß. Pfarrstellenkürzungen in den Gemeinden könnten kirchenschädlich sein. Und in die Ausbildung der Pastoren müsse endlich die Frage der Evangelisation aufgenommen werden.

Die Botschaft der Reformation bestehe in ihrem vierfachen "solus" (= allein Christus, allein der Glaube, allein die Gnade, allein die Heilige Schrift). Dies werde "gefährdet und verdrängt durch das absolute Toleranzgebot, die Vorrangigkeit der Demokratie auch in Glaubensfragen und durch den säkularisierenden Anpassungsdrang". Rüß: "Die Rechtfertigung vor der Mehrheit der Leute und den Medien hat scheinbar Vorrang vor der Rechtfertigung vor Gott."

Auch der ökumenische Dialog dürfe sich "nicht begnügen mit Nettigkeiten und Gemeinsamkeiten auf sozial-ethischen Feldern". Vielmehr müsse man sich verstärkt der Frage nach der Wahrheit in Glaubensfragen stellen. "Die theologische Rechthaberei der kleinen Provinz verhindert, ernsthaft nach der Einheit der Kirche zu streben", beklagte Rüß.

Quelle: epd