Daniel Havemann ist erster Propst aus Mecklenburg im Westen der Nordkirche „Die großen Fragen sind dieselben“
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22.09.2013 · Schwerin/Segeberg. Der Mecklenburger Pastor Dr. Daniel Havemann aus Jördenstorf bei Teterow ist am Sonntag als neuer Propst im Kirchenkreis Plön-Segeberg für die Propstei Segeberg durch Bischofsvertreter Gothart Magaard eingeführt worden. Thema des Gottesdienst war „Ihr seid das Salz der Erde“. Er ist damit der 24. Propst seit 1684. Über seinen Wechsel vom Osten in den Westen der Nordkirche sprach mit ihm Tilman Baier:
Was hat Sie hier in Mecklenburg besonders geprägt? Was möchten Sie davon mitnehmen?
Die Arbeit mit Ehrenamtlichen, die teamorientierte Gemeindeentwicklung: Das ist vielleicht das, was mir aus der Arbeit als Gemeindepastor in Jördenstorf für die neue Aufgabe am wichtigsten wird. Für mich ist immer zentral gewesen, dass das „Priestertum aller Glaubenden“ keine Worthülse bleibt. Auch die mecklenburgische Tradition der „Gemeinschaft der Dienste“ hat mich geprägt: das Miteinander der verschiedenen haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden. Geprägt hat mich auch die Erfahrung, sinkende Gemeindegliederzahlen, Strukturveränderungen & Co. mit Gottvertrauen anzugehen. Das und vieles andere nehme ich mit – und ich denke, es wird hier auch gebraucht.
Was ist in Ihrer Propstei anders als z.B. in der Propstei Rostock?
Vor allem die Zahlen. Allein die Kirchengemeinde Bad Segeberg hat mit 13 500 Mitgliedern mehr Gemeindeglieder als jede Kirchengemeinde der Rostocker Propstei – und es ist noch nicht die größte Kirchengemeinde in diesem Kirchenkreis. Entsprechend groß sind die Ressourcen an Pastoren und Mitarbeitenden, an Gebäuden und Finanzen. Auch das Mit- und Ineinander von Kirche und Gesellschaft ist natürlich ein anderes als in Mecklenburg. Am Ende aber leben wir alle in derselben Welt – und ich habe immer mehr das Gefühl, dass die kirchlichen Fragen und Herausforderungen sich hier und in Mecklenburg viel ähnlicher sind, als es auf den ersten Blick scheint.
Wie wird sich das auf Ihre Leitungstätigkeit auswirken?
Da bin ich auch gespannt. Es ist ein großes Schiff, was hier gesteuert werden muss – und das ist naturgemäß nicht so leichtgängig. Aber ich habe das Gefühl, dass man sich hier sehr auf mich und den gemeinsamen Weg freut.
Sie waren Vorsitzender des Theologischen Ausschusses der Nordkirche wie des Kirchenkreises: Wird man Sie auch weiterhin zu Themen wie der Kreuzestheologie lesen und hören, trotz der Verwaltungsaufgaben?
So komisch das vielleicht klingt: Gerade die Struktur- und Gestaltungsfragen im Propstamt sind für mich zuerst eine theologische Aufgabe. Aber auch darüber hinaus werde ich weiter theologisch arbeiten, nicht nur in der Theologischen Kammer. Ich kann gar nicht anders.
Sie waren längere Zeit in der Süd- Ohio-Partnerkirche zu Gast und haben da eine Kooperation der Ausbildungsstätten für Pastoren angeschoben. Was wird daraus?
Das geht voran. Der neue Partnerschaftsvertrag, der während des Kirchentages in Hamburg unterzeichnet wurde, hat den Austausch in Ausbildungsfragen ausdrücklich festgeschrieben. Wenn das Trinity Lutheran Seminary in Columbus Ende Oktober seinen neuen Präsidenten in sein Amt eingeführt hat, kann man konkreter für die Zukunft planen. Gerade in diesen Wochen ist übrigens ein Pastor aus dem nordelbischen Teil der Nordkirche dort zu Gast, um zu erforschen, ob und wie die Entsendung von 200 Pastoren aus dem Breklumer Predigerseminar im 19. Jahrhundert die lutherische Kirche in den USA verändert hat.
Was sagen Sie denen, die Ihnen sagen: „Schade, dass du Mecklenburg verlorengegangen bist“?
Ich glaube nicht, dass ich Mecklenburg verlorengehe. Ich bleibe auch hier Mecklenburger – und ich glaube, ich kann hier einiges tun für das gegenseitige Verständnis in Ost und West. Nach wie vor bin ich überzeugt, dass wir einander brauchen – in beide Richtungen. Dafür werde ich weiter werben.
Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 38/2013