Kreisdiakonisches Werk Stralsund feierte 20-jähriges Bestehen An der Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft
17.11.2013 · Stralsund.Die Kulturkirche St. Jakobi ist für Frank Hunger das beste Symbol – für das, was die Diakonie in Stralsund und Umgebung leisten will. Jahrzehntelang war diese Kirche nur noch ein Baustofflager, heute hält das Kreisdiakonische Werk Stralsund (KDW) mit Hunger an der Spitze sie als Begegnungsort am Leben: mit Ausstellungen, Konzerten, Messen, Empfängen. „Allein der Namen Kultur- Kirche sagt schon, dass wir an der Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft arbeiten“, sagt Hunger. Und das gelte eben für alle Bereiche des Kreisdiakonischen Werks.
Am Freitag (8. November) nun war die Kulturkirche voll: Rund 200 Menschen aus Politik, Kirche und Diakonie im Landkreis Vorpommern-Rügen kamen zusammen, um mit den Diakonieleuten das 20-jährige Bestehen des KDW zu feiern. Für Geschäftsführer Frank Hunger die Bestätigung, dass sein Verein schafft, wovon auch Kirchengemeinden profitieren: „Politiker nehmen uns als wichtige Größe in der Gesellschaft wahr“, sagt er. Denn das KDW kümmere sich vor allem um Menschen in schwierigen Lebenslagen, helfe, die Gesellschaft zusammen zu halten. „Und viele Menschen kommen bei uns auch zum ersten Mal in Kontakt mit der Kirche.“
Angefangen hatte das KDW mit nur wenigen Mitarbeitern – als ein Verein, der nach dem Ende der DDR den „Fürsorgedienst“ des damaligen Kirchenkreises Stralsund in neuer Form weiterführen sollte. Das hieß in Stralsund: Ambulante Hilfe für Menschen mit Behinderung. Hunger, heute 47, übernahm 1990 dieses Arbeitsfeld – und 1997 schließlich die Geschäftsführung des KDW.
Seitdem hat der Verein seine Fühler in alle Richtungen ausgetreckt. Heute arbeiten beim KDW Stralsund fast 152 Angestellte und hunderte Ehrenamtliche in 27 Einrichtungen – nicht nur mehr nur in der Behindertenarbeit, sondern auch in Kitas, Beratungsstellen, therapeutischen Wohnhäusern, in der Jugend- und Schulsozialarbeit und in Nachbarschaftszentren wie dem im Plattenbauviertel Grünhufe (siehe Foto).
Die Finanzierung all dieser Angebote sei nicht leicht, sagt Hunger, jedes Jahr müsse er inzwischen einen Etat von 7 Millionen Euro verantworten. 30 Prozent der Mittel kämen vom Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, den größten Teil aber müssten er und seine Mitarbeiter über staatliche Leistungen, Stiftungen und Spender einwerben.
Nicht alle, aber viele Angebote konnte das KDW durch die Jahre trotzdem halten, sagt Hunger. Auch der Ursprung, die Ambulante Behindertenarbeit, ist geblieben, mit dem „Bleicheneck“. Mit der Gruppe „Die Eckigen“ kam vor 20 Jahren aber auch eine neue Form der Behindertenarbeit dazu: Theaterwissenschaftler Gerd Franz Triebenecker inszeniert mit behinderten Laienschauspielern jedes Jahr ein Stück, das im großen Saal des Theater Vorpommern aufgeführt wird. „So verbinden wir engagierte Sozialarbeit mit sinnlicher Theaterarbeit“, sagt Triebenecker. Und ähnlich wie im paulinischen Bild von dem einen Leib mit den vielen Gliedern könne dabei jeder seine Gaben einbringen. „Darum bemühen wir uns als KDW auch im täglichen Miteinander“, sagt Hunger. „Bis heute.“
Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 46/2013