Marion Harms im Interview Ist unsere Kirche ein guter Ort für Engagement im Ruhestand?

Marion Harms

Foto: privat

07.12.2013 · Rostock.

Viele Menschen, die jetzt in den Ruhestand gehen, haben nach der Wende mit großem Engagement und Kreativität Verantwortung übernommen und die Gesellschaft umgestaltet. Wie können wir diese Menschen willkommen heißen, wenn sie sich bei uns in der Kirche engagieren wollen? Susanne Prill, Ehrenamtsreferentin im Kirchenkreis Mecklenburg, hat sich mit Marion Harms unterhalten, die in der Innenstadtgemeinde Rostock ehrenamtlich mitarbeitet. Die 64-jährige Diplom-Sozial-Ökonomin arbeitete als Layouterin und Redakteurin für Fachzeitschriften und ist seit zwei Jahren im Ruhestand.

Sie arbeiten ehrenamtlich in der Innenstadtgemeinde Rostock, welche Tätigkeiten üben Sie dort aus?


In der Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock bin ich seit 2007 im Redaktionskreis für die Erstellung des Gemeindebriefes tätig. Meine Aufgabe besteht darin, zunächst gemeinsam mit den anderen Redaktionsmitgliedern (Haupt- und Ehrenamtlichen) die Themen für die erscheinenden Hefte festzulegen und Aufgaben für die Zuarbeit zu verteilen. Hauptsächlich bin ich aber für die Einhaltung des Redaktionsschlusses und das Layout sowie die Herstellung einer druckfähigen Datei verantwortlich. Dabei kann ich meine im Beruf erworbenen Fähigkeiten einsetzen, was für mich durch die Anerkennung meiner Arbeit durch die Gemeinde sehr positiv ist.

Haben Sie sich vorher schon an anderen Stellen engagiert?

Mein ehrenamtliches Engagement begann nicht erst jetzt mit Beginn meines Ruhestandes, sondern begleitet mich schon von Jugend an. An verschiedenen Stellen und in unterschiedlichen Lebensphasen habe ich mich mehr oder weniger ehrenamtlich engagiert, z.B. habe ich beim Kindergottesdienst geholfen, war als junge Frau Mitglied im Kirchenvorstand und habe als Lektorin in der Gemeinde in Hannover mitgearbeitet.
Später habe ich mich gewerkschaftlich und als Betriebsrätin engagiert und bin auch heute noch als ehrenamtliche Richterin am Arbeitsgericht Rostock tätig. Hier in Rostock habe ich zunächst zehn Jahre im Hospizförderverein mitgearbeitet.

Sie haben Erfahrung als Ehrenamtliche innerhalb und außerhalb der Kirche. Was ist das Besondere am Ehrenamt in der Kirche?

Das Besondere am Ehrenamt in der Kirche war und ist für mich der Halt und die Gemeinschaft, die ich durch das Zusammentreffen mit den Menschen, die wie ich an Gott glauben, erlebe. Außerdem arbeiten hier Haupt- und Ehrenamtliche gleichberechtigt miteinander, um Gemeindeleben zu gestalten. Das gilt auch für meine Mitarbeit im Kirchengemeinderat und im Gemeindeausschuss, denen ich seit 2013 angehöre.

Und gibt es Dinge, über die Sie sich manchmal ärgern?

Manchmal reißt die Kommunikation zwischen Haupt- und Ehrenamtliche ab und es kommt zu Missverständnissen. Dann wird allerdings deutlich, dass alle Beteiligten an einer Klärung arbeiten wollen.

Haben Sie eine Empfehlung, wie wir in der Kirche auf Menschen Ihres Alters zugehen sollten, die bisher noch unschlüssig sind, ob sie sich hier engagieren sollten?

Wie ich feststelle, gibt es inzwischen in allen Landeskirchen ein großes Interesse, Ehrenamtliche zu gewinnen und ihnen Anerkennung zu geben. Daher gibt es diverse Leitlinien und Personalkapazitäten für die Entwicklung von ehrenamtlichen Strukturen. Das alles muss darauf abzielen, dass die Kirche, die sie gewinnen will, direkt mit den Menschen Kontakt aufnimmt. Also weniger theoretische Seminare - mehr praktische Umsetzung.

Quelle: ELKM (Das Interview führte Susanne Prill)