Bugenhagen-Stiftung prämiert drei Projekte Kindergarten-Kiste, deutsch-polnische Verständigung und Kino in der Kirche

Die Preisträger des Bugenhagenpreises 2018

Fotos: Annette Klinkhardt

06.07.2018 · Greifswald. Die Greifswalder Bugenhagen-Stiftung hat am Donnerstagabend (05. Juli) drei kirchliche Projekte prämiert. Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit hat die Preise an die Kirchengemeinde Lubmin-Wusterhusen für "Kino in der Kirche" und an die Kirchengemeinde Stettin für ein "Projekt zur deutsch-polnischen Verständigung" überreicht. Ausgezeichnet wurde auch das Seminar für kirchlichen Dienst Greifswald in Kooperation mit dem Marienkindergarten für eine "Kiste mit religiösen Impulsen durch das Kindergartenjahr".

Unter dem Motto „Menschen bilden Gemeinde, Gemeinde bildet Menschen“ hatte die kirchliche Stiftung ihren vierten Wettbewerb ausgeschrieben. Die Johannes-Bugenhagen-Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das kirchliche Leben in der Region zu fördern und unterstützt seit 2008 Projekte von Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen mit Fördermitteln. Am Donnerstagabend (5. Juli) verlieh Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, der Vorsitzende der Stiftung, bei einer Feier in der Greifswalder Christuskirche die Preise in Höhe von 500 Euro an die drei Preisträger. Damit verbunden ist eine Förderung der einzelnen Projekte von bis zu 3000 Euro.

„In der Spur ihres Namensgebers Bugenhagen haben die Wettbewerbe der Johannes-Bugenhagen-Stiftung in den vergangenen Jahren viele neue, kreative Ideen zu den Themen Seelsorge, Verkündigung und Mission angeregt. Für den pommerschen Reformator war Bildung die Voraussetzung dafür, als mündiger Christ zu leben. Ich freue mich außerordentlich, dass in diesem Jahr ganz unterschiedliche Projekte prämiert werden können, die Kirche und Gesellschaft um Bildungsideen bereichern“, sagte der Greifswalder Bischof. Daneben überreichte Abromeit noch Fördermittelbescheide zwischen 500 und 3.000 Euro an sieben weitere Projekte von der Musicalfreizeit für Kinder der Kirchengemeinde Groß Bisdorf bis hin zum Projekt „nebenan“ in Bergen-Rotensee der evangelischen Kirchengemeinde Bergen auf Rügen.

Die drei Preisträger im Porträt:

1. Preis: Seminar für kirchlichen Dienst (SKD) Greifswald in Kooperation mit dem Marienkindergarten: Kisten für das Kindergartenjahr

In Kooperation mit dem Kindergarten der Marienkirche in Greifswald entwickelt das Seminar für Kirchlichen Dienst (SKD) über ein Kindergartenjahr hinweg vier Kisten mit Ideen, Anregungen und Materialien für die religionspädagogische Arbeit in Kindergärten. „Entstanden ist die Idee durch die Reformationskiste des Verbands evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig Holstein“, erzählt Schulleiter Tim Bürger. „Katrin Volkening-Schmelter, die Leiterin des Marienkindergartens, und ich fanden dieses Angebot hervorragend und fragten uns: Warum gibt es eigentlich keine religionspädagogischen Kisten für den ganz normalen Kindergartenalltag?“

Zwei Jahre habe die Idee dann geruht, bis der Wettbewerb der Johannes-Bugenhagen-Stiftung den Anstoß dazu gab, das Projekt konkret anzugehen. Tim Bürger erzählt: „Über ein Jahr hinweg wollen wir zusammen mit unseren Auszubildenden im Marienkindergarten vier Kisten mit religionspädagogischen Impulsen packen.“ So soll es etwa eine Sommerkiste zum Thema Übergänge geben. „Diese Zeit ist für Kindergartenkinder ganz wichtig, weil sie die Zeit der Übergänge, der Trennungen und des Neuanfangs ist. Die Schulkinder gehen, die Krippenkinder kommen in den Kindergarten. In die Kisten packen wir also Bibelgeschichten wie die von Abraham oder von Jesu Himmelfahrt, wir entwickeln Anregungen für eine Dekoration des Gruppenraums, suchen Lieder und passende Spiele zum Thema und schreiben dazu Handreichungen für die Erzieherinnen und Erzieher.“

Dabei verfolgt man einen konsequent am Alltag der Kinder ausgerichteten Ansatz: „Religion im Kindergarten ist nichts Zusätzliches, was die Erzieherinnen und Erzieher den Kindern einfach überstülpen. Sondern wir setzen bei den alltäglichen und den besonderen Erfahrungen der Kinder an und überlegen, welche Rituale diesen Alltag verstehbar machen und wie dieser Alltag für die Kinder religiös gedeutet werden kann.“ Die Herbstkiste wird Materialien und Anregungen geben zu den Themen Erntedank, Tod und Ewigkeit, eine winterliche Kiste zu Advent und Weihnachten und die Frühlingskiste bietet Inhalte zu den Themen Gemeinschaft, Streit und Vergebung.

2. Preis: Michael Majerski zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde St. Trinitatis Stettin: Gemeinsame Wurzeln entdecken

Der evangelische Filmregisseur und Autor Michael Majerski wurde vor 70 Jahren in Polanica Zdrój/ Bad Altheide (Polen) als Sohn einer deutschen Mutter und eines polnischen Vaters geboren. 1978 emigrierte die Familie nach Deutschland. Nach vielen Jahren in Berlin lebt er heute in Stettin und dreht Dokumentarfilme. Sein privates Grenzgängertum spiegelt sich in seinen Filmproduktionen wieder: Im Mittelpunkt aller Filme steht das Bemühen darum, dass Deutsche und Polen sich besser verstehen. Die Voraussetzung dafür ist nach Majerski: Mehr voneinander wissen. Michael Majerski: „Ruinen lassen sich aufbauen, aber was ist mit den Menschen? Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Bevölkerung im ehemaligen Hinterpommern fast komplett ausgetauscht. Die Deutschen waren geflohen oder vertrieben worden. Polen aus Zentralpolen und weiter östlich, aber auch Ukrainer wurden angesiedelt. Diese wissen bis heute nur sehr wenig von der Geschichte der Region, da ja niemand da war, der sie hätte erzählen können.“

Diese Lücke möchte der Regisseur mit seinem Projekt füllen. Kurz vor dessen Tod 2015 zeichnete er ein langes Gespräch mit dem in Hinterpommern geborenen Rudolf von Thadden auf. Dessen Tante war die von den Nazis hingerichtete Widerstandskämpferin Elisabeth von Thadden, sein Vater war Gründer des Evangelischen Kirchentags. Majerski: „Wie kaum ein anderer konnte der auf einem Gut in Triglaff geborene Rudolf von Thadden über die Geschichte der evangelischen Kirche in Pommern, über die Verflechtung von Kirche und Politik und über den Widerstand von Deutschen gegen das NS-Regime erzählen.“ Die Förderung der Bugenhagenstiftung ermöglicht Michael Majerski jetzt die Postproduktion. „Alle meine Filme sind deutsch oder polnisch untertitelt. Das ist für mich die Grundlage des gegenseitigen Verstehens. Das Zeitzeugengespräch soll den polnischen Bewohnern der Grenzregion ihre unbekannte Vergangenheit und die protestantischen Wurzeln näherbringen.“ Das Video soll in evangelischen Gemeinden von Stettin bis Stolp gezeigt werden. Auch die Kirchengemeinde Penkun möchte den Film in ihre Bildungsarbeit integrieren.

3. Preis: Kirchengemeinde Lubmin-Wusterhusen: KinoFilm & Co

„Bildung ist ein wichtiger Schwerpunkt in unserer Kirchengemeinde“, erzählt Katrin Krüger. Die Pastorin der Gemeinde Lubmin-Wusterhusen pflegt mit der Gemeindekoordinatorin Heidrun Meier einen intensiven Kontakt zu Kindergärten und zur Schule in Wusterhusen und Lubmin und sagt: „Uns ist es wichtig, nicht nur zur Adventsfeier als Kirche in Erscheinung zu treten. Deshalb freuen wir uns sehr, dass die Bugenhagen-Stiftung uns für ein Bildungsprojekt prämiert“.

Auf die Idee sei man bei einer Sitzung des Kirchengemeinderats gekommen. Die Pastorin erzählt: „Unsere Kirchenälteste Dorothea Roloff erzählte davon, wie schön es war, als Lubmin noch ein eigenes Kino hatte. Viele Menschen hier vermissen die Möglichkeit, auch mal tiefgründigere Filme gemeinsam anzuschauen. Die Filme in den großen Kinos sind ja meistens Blockbuster.“ Da die Gemeinde mit der Petrikirche in Lubmin und künftig mit der Pfarrscheune in Wusterhusen über geeignete „Kino“-Räume verfügt, kamen sie auf die Idee, als Gemeinde Filmabende mit anschließender Möglichkeit zum Gespräch bei Getränken und Knabbereien anzubieten. In Kooperation mit der Kurverwaltung Lubmin will die Gemeinde zukünftig in der Ferienzeit auch Filme für Kinder zeigen. 

Der erste Film soll am 28. September laufen. Katrin Krüger: „Da bietet sich ein Film zum Erntedankfest an, also zu den Themen Schöpfung oder Ernährung. Über die Medienstelle des Regionalzentrums kirchlicher Dienste in Greifswald stehen viele gute Filme zur Verfügung, die Lebens- und Glaubensthemen ins Gespräch bringen.“ Eine Gruppe von Ehrenamtlichen habe sich bereits gefunden, um die Abende vorzubereiten. Die Pastorin erzählt: „Ich war ganz überrascht, wie viele heimliche Cineasten wir in unserer Gemeinde haben. Das Angebot ist offen für alle, und wir hoffen, über die Kinoabende auch mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sonst nicht in eine Kirche gehen.“

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)