"Koloss von Rügen" Online-Petition zu Prora hat bereits 12.000 Unterzeichner
07.04.2016 · Binz.Rund 12.000 Menschen haben bereits nach wenigen Tagen eine Internet-Petition für den Verbleib von Block V des "Koloss von Rügen" in öffentlicher Hand unterzeichnet. In der Petition werden Landrat Ralf Drescher (CDU), Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, "die einmalige Historizität des letzten Gebäuderiegels von Prora" zu erhalten. Block V ist der einzige Block der Anlage, der sich noch in öffentlicher Hand befindet. Die Immobilie gehört dem Landkreis Vorpommern-Rügen, der am 2. Mai entscheiden will, ob der Block verkauft werden soll.
Auf den Weg gebracht worden war die Bittschrift von der Initiative Denk-MAL-Prora mit den Erstunterzeichnern Stefan Wolter (Historiker/Berlin), Anett Hannemann (Rügen) und dem Fotokünstler Markus Georg Reintgen. "Ursprünglich von den Nationalsozialisten als Seebad geplant, ließ die Rote Armee die Rohbauten teilweise zerstören und ab 1949 fünf Blöcke zur größten Militärkaserne der DDR ausbauen", heißt es in der Petition. Zwischen 1949 und 1989 sei der geheime Ort hermetisch abgeriegelt und auf keiner Landkarte verzeichnet gewesen.
Inzwischen würden vier der erhalten gebliebenen Blöcke mit Luxuswohnungen und Hotels überbaut. "Die Beseitigung einmaliger Geschichtsspuren sowie die Zerstörung der Umwelt werden hingenommen." Privatwege und -strände drohten den Koloss weiten Teilen der Bevölkerung zu entziehen.
Block V habe sein authentisches graues Ruinenantlitz bislang erhalten. In einem Teil dieses Komplexes gibt es seit 2011 eine Jugendherberge, die restlichen Abschnitte stehen leer. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte beginne gerade erst, heißt es. Doch auch dieser Block solle nun "in einem Hauruck-Verfahren privaten Seebad-Interessen geopfert werden". Diese Form der "Aufwertung" sei nicht hinnehmbar.
Seit 1956 nutzte die NVA den nie vollendeten, 4,5 Kilometer langen ehemaligen NS "KdF-Bau" in Prora als Kaserne. Neben Tausenden NVA-Soldaten wurden hier in den 80er Jahren auch "Bau-Soldaten" untergebracht. Darunter verstand man in der DDR einen Wehrdienstleistenden, der aus Gewissensgründen seinen Dienst zwar in der Armee, nicht aber an der Waffe ausübte. Etwa 15.000 Männer leisteten bis 1990 einen solchen 18-monatigen Dienst, der wegen langer Arbeitszeiten, schwerer körperlicher Arbeit und häufigen Schikanen von Vorgesetzten als besonders hart galt.
Quelle: epd