Brasilianer und Mecklenburger pflegen seit 21 Jahren Partnerschaft Araucarie an der Zittower Kirche
Von Marion Wulf-Nixdorf
23.08.2015 · Zittow. Ihre Vorfahren waren Flüchtlinge aus Deutschland. Sie hatten sich vor über 100 Jahren auf den weiten Weg nach Südamerika gemacht in der Hoffnung auf ein besseres Leben. So mancher verlor auf der Überfahrt sein Leben. Viele Jahrzehnte später machen sich Nachfahren immer wieder auf den Weg zu ihren Wurzeln und pflegen eine enge Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Zittow.
Wie pflanzt man eine Araucarie? Mit der Spitze nach oben, wie Donna Edith meint? Sie zeigt den Beutel mit den großen Nüssen. Nein, sagen die anderen Brasilianer: Mit der Spitze nach unten. Kopfschütteln hin und her. Oberförster a.D. Jörg Haase wird es wissen, er will auf seinem Grundstück eine kleine Araucarien- Plantage anlegen. Für ihn haben die Brasilianer die vielen Samen mitgebracht. Gut, dass am Dienstag schon eine vorgezüchtete Pflanze bereit stand, um hinter der Kirche in Zittow gepflanzt zu werden – als Zeichen der 21-jährigen Partnerschaft der Kirchengemeinden Zittow mit Agudo, Mato Grosso und Paraiso in Brasilien.
Es ist ein etwas verhangener Morgen, 9 Uhr. 28 Brasilianer, seit Freitagabend in der Kirchengemeinde Zittow zu Gast, darunter ein ehemaliger und der jetzige Pastor, sowie einige Zittower, auch mit ihrem ehemaligen Gemeindepastor und dem heutigen, treffen sich an der Kirche. Viele Umarmungen, fröhliches Erzählen.
Die Brasilianer, die meisten schon älter, aber auch eine Mutter mit ihrer 19-jährigen Tochter, können fast alle bestens Deutsch. Denn sie sind Nachfahren von deutschen Auswanderern und gehören zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Brasilien. Die Familie von Pastor i. R. Edio Schwantes aus Rio Grande do Sul, dem südlichsten der 27 brasilianischen Bundesstaaten, zum Beispiel, der mit seiner Ehefrau Edith auch in diesem Jahr die Gruppe nach Deutschland begleitet, lebt in der fünft en Generation in Südamerika. Sein Großvater war zwölf, als die Familie auswanderte, weil sie in Deutschland nicht mehr genug zum Leben hatte. Zwei Kinder überlebten die Schifffahrt nicht. Die Urgroßmutter starb vor Heimweh, erzählt Edith. Ihre Mutter, geboren in Wuppertal, war neun Monate alt, als die Großeltern auswanderten. Der Großvater war Missionar und gerade zurück aus Afrika, als die nächste Station Chile oder Brasilien sein sollte.
Ein Baum als Zeichen der Hoffnung
Ehepaar Schwantes, über 70, ist schon das siebte Mal hier. Ihnen ist die enge Partnerschaft zwischen Zittow und den Kirchengemeinen in Brasilien zu verdanken, die ihren Ursprung in der mittelfränkischen Partnergemeinde in Lonnerstadt hat. Der dortige Pastor Rudi Fischer war sieben Jahre in Brasilien tätig und wurde ein enger Freund von Ehepaar Schwantes. Er weitete die Einladung von Pastor Schwantes nach Brasilien auf die ostdeutsche Partnergemeinde in Zittow aus. 1994 fuhr Hans Schliemann, Pastor in Zittow von 1965 bis 2003, das erste Mal mit. Inzwischen kommen ein Jahr die Brasilianer, ein Jahr fahren die Zittower gemeinsam mit den Lonnerstädtern, ein Jahr ist Pause, erzählt Donna Edith.
Wenn man einen Baum pflanze, sei das immer ein Zeichen der Hoffnung, sagt Gemeindepastor Matthias Staak. Hoffnung auf Frieden und Verbundenheit, Hoffnung für die weitere Partnerschaft . Ein Lied auf Portugiesisch schallt über den See: „Unser Treffen möge gesegnet sein“. Nachdem der Baum ordentlich angegossen wurde, teilte Wolfgang Kudla die Brasilianer auf: Einige wollten sich diakonische Einrichtungen näher ansehen, andere interessierten sich eher für Landwirtschaft und besuchten mit Detlef Hönicke von der örtlichen Genossenschaft den Technikhof in Zittow und den Milchhof in Görslow. Am Mittwoch fuhr die Gruppe weiter über Berlin und Wittenberg nach Lonnerstadt.
Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 34/2015