6. September 2006

Gerüstaufbau

Am Morgen werden die ersten Handschläge ausgeführt und erste Gerüstteile aufgestellt. Damit ist der Startschuss erfolgt. Manch ein Woldegker schaut im Laufe des Tages vorbei und überzeugt sich mit eigenen Augen. Andere freuen sich, dass auch der NDR und der Nordkurier über das Ereignis berichten.

 

7. September 2006

Das Gerüst steht.

 

9. September 2006

Bei einer ersten Untersuchung findet der Restaurator Herr Krohn neben mittelalterlichem Putz im oberen Bereich des Turmschafts rötliche Farbspuren auf dem Putz. Der Umfang einer einstigen Bemalung kann aber noch nicht festgelegt werden. Erstaunlicherweise sind im Außenbereich auch nach den vielen Bränden der Kirche noch solche Dinge auffindbar. Außerdem werden auf der Südseite zwei kleine zugemauerte Fensteröffnungen sichtbar, die bis dahin überputzt waren. Es wird vermutet, dass sie Fensteröffnungen eines Treppenhauses sein könnten, das im Innern der Mauer verläuft. Eine solche Treppe war bisher aufgrund einer Notiz in einer historischen Baubeschreibung auf der Nordseite vermutet, allerdings nicht gefunden worden.

 

11. September 2006

Die Maurer beginnen mit dem Abschlagen der oberflächigen Putzschichten, die aus DDR-Zeiten stammen. Sie lösen sich fast überall relativ leicht. Zunächst soll der darunter liegende Putz ungeachtet seiner Festigkeit erhalten werden, um eventuell weitere Putz- und Farbbefunde sammeln zu können.

 

14. September 2006

Die turnusgemäße Sitzung der Baubeauftragten der Kirchenkreise und der Bauabteilung des Oberkirchenrats findet in Woldegk statt. Architekt Ullrich Schmidt erläutert die Pläne und Besonderheiten des Kirchturmbauvorhabens.

 

18. September 2006

TreppeVon außen werden nun zunächst auf der Südseite die Licht- und Luftschächte des vermuteten Treppenaufgangs geöffnet. Es bestätigt sich, dass sie lediglich mit einem Stein zugemauert waren. Die Öffnungen sind klein, aber eine Kamera kann hineingehalten werden und bringt die digitale Bestätigung: die auf der nördlichen Seite vermutete Treppe verläuft hier. Ein erstaunlich sorgfältig gemauertes Treppenhaus kommt zum Vorschein, einzelne Stufen sind zu erkennen. Aus der oberen Öffnung werden ein abgebrochener Schrubber und ein paar Holzreste geborgen, übermäßig alt scheinen sie nicht zu sein. Hier oben ist der Gang mit Schutt gefüllt. Allerdings wird gegenüberliegend zur Öffnung eine Vermauerung mit modernen Steinen erkennbar. Sie muss in das Turminnere führen. Die Vermutung kann von dort aus erhärtet werden. Eine bisher wenig aufgefallene teilweise freigelegte Sturzvermauerung aus Backstein könnte der Endpunkt des Aufgangs auf der Etage sein, auf der ein allgemeiner Mauervorsprung eine ehemalige Holzbalkendecke verorten lässt. Hier soll in den nächsten Tagen ein Öffnen der Wand Sicherheit bringen. An der Außenfassade soll keinesfalls etwas verändert werden, weil die Laibungssteine der Erbauerzeit zugerechnet werden. Wo mag die Treppe aber begonnen haben? In Frage kommt die Empore. Links neben der Orgel müsste der Gang ankommen, allerdings müsste er schräg geführt sein, um am letzten Gewölbepfeiler vorbei zu kommen. In der überputzten und übertünchten Mauer neben der Orgel scheint sich ein Sturzbogen abzuzeichnen. Hier steht der Orgelmotor. Ein Putzfenster und eine kleine Bohrung sollen hier in den nächsten Tagen Aufklärung bringen. Während einige auf Grund des guten Zustands des Treppenhauses durchaus dessen Aktivierung ins Gespräch bringen, sieht Udo Grigarzik als Statiker Probleme auf die geplante Konstruktion zukommen. Der Hohlraum, den die Treppe bildet, liegt nur wenige Meter unter der Mauerkrone, die die Ankerkonstruktion aufnehmen soll. An einer Vermessung des Aufgangs und an einer Neuberechnung kommen wir nicht vorbei. Das ist der wichtigste Grund, den Aufgang zu öffnen. Eventuell muss das Mauerwerk zusätzlich vernadelt werden, damit sie den Kräften standhalten kann. Auch auf der Nordseite wird etwa drei Meter unter der Traufe eine verdächtige, mit Backsteinen vermauerte Stelle geöffnet. Auch hier wird ein Hohlraum sichtbar. Eventuell eine Fensteröffnung, eventuell doch der hier vermutete Treppenaufgang? Im Innern sind Steine vermauert, es macht einen eher ungeordneten Eindruck. Eine schlüssige Interpretation kann zunächst nicht gefunden werden. Auch hier soll die weitere Untersuchung vom Turminnern aus geführt werden, um den historischen Außenanblick nicht zu zerstören. Die bei der Mauerwerksuntersuchung gesetzte Kernbohrung Nr. 7 hat den Hohlraum u. U. um nur wenige Zentimeter verfehlt. Die Fugen der drei Turmseiten wurden mit einem Wasserstrahl ausgewaschen. Damit liegt nun der Befund vor, der vom Restaurator dokumentiert werden soll. An einer Stelle wird eine Probeverfugung mit Kirchenmörtel ausgeführt.

 

19. September 2006

Um Baufreiheit im Innern des Turms zu schaffen, transportieren die Kirchenältesten Willi Brentführer und Jasper Michaelsen mit ihren Mitarbeitern das hier eingelagerte Canzower Kirchengestühl zurück nach Canzow. Damit kann unterhalb der gefundenen Sturzvermauerung die Wand geöffnet werden. Entgegen der ersten Vermutungen kommt allerdings keine Tür, sondern nur ein Lüftungsfenster zum Vorschein, das sich von einer Breite von ca. 80 cm bis zur Außenwand auf 20 cm keilförmig verjüngt. Die Treppe muss einen anderen Ausgang gehabt haben.

 

20. September 2006

Auf der Nordseite wird der Abbundplatz eingerichtet. Dazu wird vom Bauhandwerksbetrieb Hicke aus Borrentin der Mutterboden auf der Fläche abgetragen, auf der die Turmhaube stehen wird. Im Achteck werden Fundamentgruben ausgebaggert. Hier werden die acht Leimbinder aufgestellt werden. Der Untergrund ist erwartungsgemäß zum größten Teil Bauschutt. Das bedeutet voraussichtlich, dass die Tiefe der Fundamente nicht ausreichen wird. Immerhin wird die Haube ca. 25 Tonnen schwer sein. Die Arbeiten werden von der Bodendenkmalpflege begleitet. Allerdings kamen heute keine Funde ans Tageslicht. Die Maurer der Denkmalpflege GmbH Prenzlau haben begonnen, die tiefer liegenden Hohlräume im Mauerwerk zu verpressen. Außerdem wurde eine Probefläche zur Verfugung mit Kirchenmörtel angelegt.

 

21. September 2006

Eine Bodenprüfung auf dem Abbundplatz hat ergeben, dass die Festigkeit ausreicht. Die geplanten Fundamente müssen nicht tiefer angelegt werden. Sind hier einerseits doch Erdarbeiten für den Turmbau notwendig geworden, richten sich andere Aktivitäten bereits auf die luftige Höhe. Wolfgang Lange aus Woldegk hat für die Bekrönung des Turms einen künstlerischen Entwurf vorgelegt. Er orientiert sich an den Vorgaben des Kirchgemeinderats, die Spitze solle durch Kugel, Petrihahn und Kreuz gebildet werden. Mit der Entscheidung, das Kreuz in die Bekrönung aufzunehmen, wird der Variante Rechnung getragen, die die Woldegker mit dem großen Giebelkreuz im Juli 1965 gefunden hatten. Der Entwurf Langes wird jetzt in die Konstruktion eingearbeitet. Über die Frage der Vergoldung ist noch keine Entscheidung getroffen worden.

 

22. September 2006

Der erste NamensziegelWährend die Bauarbeiten eine Pause einlegten, nutzten die Gemeinde und ihre Gäste den herrlichen Spätsommertag, um den Baubeginn festlich und offiziell zu begehen. Mit einer Andacht wurde die Feier eröffnet. Sie stand unter der Bitte aus dem 90. Psalm »Der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unserer Hände.« Der Turm, so hieß es in der Predigt, diene nicht dazu, unsere menschliche Kraft zu zeigen, sondern vielmehr auf die Macht hinzuweisen, aus der wir leben und vor der wir leben. Es wurde um gutes Gelingen für den Bau, um Schutz für alle daran Arbeitenden und um eine Vollendung in Frieden gebetet. Im Anschluss an die Andacht wurde als symbolischer Akt einer der ersten Namensteine hinaufgezogen, die 2001 verkauft wurden: der des Vereinsvorsitzenden Bäckermeister Egon Kandler. Viele Hammerschläge und noch mehr gute Wünsche für den Bau und die Ausstrahlung des Turms waren zuvor ausgesprochen worden. Das wurde in zahlreichen Gruß- und Dankesworten noch einmal aufgenommen, so zum Beispiel von Bauminister Helmut Holter aus Schwerin und in einer Grußbotschaft von Landesbischof Hermann Beste, die verlesen wurde. Rund um den zukünftigen Turm wurde dann lebhaft über den Werdegang und die nächsten Schritte des Vorhabens diskutiert und gesprochen. Es konnte der 500. Namensstein verkauft werden. Der Einladung der Kirchgemeinde waren zahlreiche Gäste gefolgt, die die Freude über den ersehnten Baubeginn auf diesem gelungenen Fest gern teilten.

 

Pastor Eckhard Kändler Bauminister Helmut Holter und Burkhard Erdmann, Baubeauftragter des Kirchenkreises Bauminister Helmut Holter

 

 

25. September 2006

Nach der Begutachtung der Probefläche wird die Art der Verfugung festgelegt. Auf der Nord- und Südseite wird nun begonnen, die Fugen neu zu schließen. Wegen ihrer Tiefe muss zum Teil in zwei Schichten aufgetragen werden. Hier ist Handarbeit gefragt. - Die Untersuchung der Fehlstelle auf der Südseite hat ergeben, dass es sich um einen nachträglich reparierten Mauerabschnitt handeln muss. Ein gewollter Raum kann nicht nachgewiesen werden. Mit Vorsicht sollen die Backsteine der Außenhaut entfernt und nach der Stabilisierung wieder eingesetzt werden. Eine Interpretation der Fehlstelle fällt schwer.

 

28. September 2006

Auf der ersten Betonzwischendecke wird die Leibung des Lichtfensters erweitert, um den Treppenaufgang freizulegen. Es entsteht eine kleine Öffnung, durch die eine bessere Sicht als bisher möglich wird. Auffällig ist, wie stark die Stufen ausgetreten sind. Das Treppenhaus weist ungefähr eine Breite von 70 cm auf. Noch könnte man nur mit Mühe hineinkommen. Weitere Festlegungen sollen abgewartet werden. Es ist aber deutlich geworden, dass sich der Ausgang hier befunden haben muss. Schon in früheren Zeiten muss sich hier eine Balkenlage für eine Decke befunden haben. Darauf weisen auch die Mauerrücksprünge auf der Süd- und Ostseite hin. Der beim Vermauern des Aufgangs verwendete Putz ist einheitlich, wenn auch ansonsten Feld- und Backsteine gemischt sind, sogar recht große Feldsteine vermauert wurden. Über den Zeitpunkt der Aufgabe der Treppe lässt sich im Moment nur spekulieren.

 

 

 

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