Was hat uns 1989 bewegt, was heute? Zeitreise nach 1989

Von Marion Wulf-Nixdorf

Die Zulassung des Neuen Forums war neben freien Wahlen und Reisefreiheit eine der Forderungen bei der ersten Großdemonstration in Schwerin am 23. Oktober 1989, Mitgründer Martin Klähn links am Transparent.

Foto: Volker Jennerjahn

29.09.2019 · Schwerin/Grevesmühlen. 30 Jahre Mauerfall und die Friedliche Revolution 1989 stehen in diesem Jahr vielerorts im Fokus. Passend dazu ist auch die Grevesmühler Reihe „30 Jahre Mauerfall – was uns bewegt(e)“. Auch das Neue Forum Schwerin, die erste Forum-Gründung DDR-weit, feiert 30-jähriges Bestehen.

Ute Loheit erinnert sich genau: „Am 18. September 1989 wurde in Schwerin der Antrag auf Zulassung des Neuen Forums gestellt.“ Der Antrag wurde abgelehnt mit der Begründung, es gäbe keinen gesellschaftlichen Bedarf, sagt Loheit, eine der Initiatorinnen und Schweriner Gemeindepädagogin.

Es wurden Unterschriften gesammelt. Als 200 zusammengekommen waren, lud der Kreis um Uta Loheit und Martin Klähn zu einem Treffen aller Sympathisanten des Neuen Forums ein. Meinungsfreiheit, neue Schulkonzepte, Pressefreiheit und Reisefreiheit – es wurde besprochen, an welchen Themen gearbeitet werden sollte. „Es ging um eine Analyse der Situation, um Handlungsoptionen und Visionen: Was wollen die Menschen und was nicht?“, erinnert sich Loheit.

Schnell war klar, dass neue Treffpunkte gefunden werden mussten. Die eigenen Wohnungen reichten nicht mehr aus. „Mehr als 50 Leute fasste meine Wohnung in der Bischofsstraße nicht“, so Uta Loheit. Außerdem wollte man gern in einen „nichtkirchlichen Raum“ für das erste große Treffen einladen. „Das ist uns nicht gelungen“, so Loheit.

So wurde die Paulsgemeinde angefragt, ob man sich im Gemeindehaus, damals noch in der Bäckerstaße, treffen könne. Die Gemeinde stimmte zu. Es folgten jedoch so viele Menschen der Einladung, dass auch der Gemeinderaum zu klein war. So zogen alle in die Paulskirche um. Das war am 2. Oktober 1989.

Wünsche und Hoffnungen im Gemeindehaus der Paulskirche

Genau 30 Jahre später, am 2. Oktober 2019, soll an dieses Treffen in der Paulsgemeinde erinnert werden. Und es soll danach gefragt werden, was aus den Wünschen und Hoffnungen von damals geworden ist. Die Veranstaltung am Mittwoch beginnt um 19 Uhr im neuen Gemeindehaus der Schweriner Paulskirche.

Dabei sollen auch zwei Szenen aus dem sehr erfolgreichen und nachdenklichen Theaterstück „Linien“ des Mecklenburgischen Staatstheaters aufgeführt werden. Es ist ein Rechercheprojekt der 1977 in Ratzeburg geborenen Regisseurin Nina Gühlstorff und ihres Ensembles. Nachgestellt werden Geschichten von Protagonisten aus der Zeit vor 30 Jahren.

Anschließend wird zu einem „Runden Tisch“ mit Zeitzeugen eingeladen. Freie Plätze geben dem Publikum die Chance zum Mitreden. Pastor Roland von Engelhardt moderiert die Veranstaltung. Er lebte damals noch im Westen, war aber sehr neugierig auf das Geschehen in der DDR.

„30 Jahre Mauerfall – was uns bewegt(e)“ in Grevesmühlen

Um das, was die Menschen 1989 bewegte, geht es auch in der Reihe „30 Jahre Mauerfall – was uns bewegt(e)“ in Grevesmühlen. Schon am Montag, 30. September, wird sie um 19 Uhr vom Bürgermeister der Stadt, Lars Prahler, und Pastorin Maria Harder in der Nikolaikirche eröffnet.

Es findet ein Podiumsgespräch mit vier Zeitzeugen statt, die von ihren unterschiedlichen Lebensgeschichten zu DDR-Zeiten berichten werden. Moderiert wird das Gespräch von Thomas Lenz vom Norddeutschen Rundfunk, Schüler der Musikschule Grevesmühlen musizieren. Außerdem wird eine Ausstellung von Udo Radtke aus Plüschow eröffnet, und es gibt eine Lesung aus Akten des Ministeriums für Staatssicherheit.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 39/2019