Wort zum neuen Jahr von Bischof Tilman Jeremias Ein weites Herz für sich selbst und für andere

31.12.2020 · Greifswald.

Was hilft zu Beginn des Jahres 2021? Barmherzigkeit ist ein etwas altertümliches Wort, aber es beschreibt exakt, worauf es gerade ankommt: ein weites, warmes Herz.

"Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist", predigt Jesus auf dem Feld seinen Anhängerinnen und Freunden (Lukas 6). Dieser Satz steht als Jahreslosung für viele Christinnen und Christen über dem kommenden Jahr. Ein großes Herz dürfen wir erst einmal uns selbst gegenüber haben: Hinter uns allen liegen extrem belastende und herausfordernde Monate. Lockdown, Homeoffice, Homeschooling, Leben im Ausnahmezustand. Da ist es das Normalste von der Welt, wenn im Privaten wie im Beruflichen nicht alles reibungslos läuft. Barmherzigkeit mit sich selbst heißt, sich Pausen zu gönnen, Regeneration, Entlastung.

Dann aber auch der Blick auf die Nachbarn: die alleinerziehende Mutter oder der Senior, dessen Frau vor kurzem gestorben ist, die Familie, die ohne die Lebensmittel der Tafel nicht über die Runden kommt.

Jesus selbst hat nicht nur von Barmherzigkeit gesprochen. Wo immer er hinkam, hatte er die Mühseligen und Beladenen im Blick, aß mit den Außenseitern und Kriminellen, sprach mit Prostituierten, heilte die Kranken.

Sein Wort der Jahreslosung legt nahe, dass wir alle selbst von Barmherzigkeit leben. Die Bibel betont es immer wieder: Wir müssen unser Herz nicht in eigener Anstrengung wärmen. Wir leben von der Güte Gottes, jeden Tag neu. Sie hat uns ins Leben gerufen und hüllt uns ein, gerade in diesen Zeiten. Es ist an uns, diese erfahrene Wärme in unserem Leben aufzuspüren und mit anderen zu teilen. In diesem Sinne Ihnen allen ein gesegnetes neues Jahr!

Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche