"Der Norden holt auf" Uni Rostock zeigt Ausstellung zu ihren historischen Anfängen vor 600 Jahren

Von Nicole Kiesewetter

In der Schatzkammer des Universitätsarchivs (Universitätsplatz 1, 18055 Rostock) ist die Ausstellung "Der Norden holt auf" zu sehen.

Foto: kirche-mv.de/D. Vogel

13.02.2019 · Rostock. Am 13. Februar 1419 wurde die Urkunde ausgestellt, mit der die Errichtung einer "universitas" in Rostock bewilligt wurde. Mit der Eröffnung einer Ausstellung in der Schatzkammer des Archivs am Mittwoch will die Universität ihr Jubiläumsjahr einläuten.

Die Schau "Der Norden holt auf" zeigt Quellen aus der frühen Rostocker Universitätsgeschichte wie Urkunden, Zepter, Siegel, Matrikel. "Der ungewöhnliche Titel dieser kleinen Ausstellung soll neugierig machen", sagt Archivleiterin Angela Hartwig. So verweise das Motto beispielsweise darauf, dass die Rostocker Uni die älteste im Ostseeraum ist. Im Süden Europas habe es bereits vorher Universitäten gegeben, doch 1419 habe der Norden mit der Uni-Gründung in Rostock aufgeholt.

Ein ganz besonderer Höhepunkt der Ausstellung sind laut Hartwig archäologische Artefakte, die auf das studentische Leben im Mittelalter schließen lassen. Sie wurden 1997 in drei auf dem Gelände des heutigen "Kaufhof" ausgegrabenen Kloaken gefunden und sind erstmalig in Rostock zu sehen. Auf dem Ausgrabungsgelände hatte sich im 16. Jahrhundert das zur Universität gehörige Pädagogium "Himmelspforte" befunden.

Fundstücke "ungemein selten"

Archäologische Funde dieser Art seien "ungemein selten", so die Archivarin. Dies liege daran, dass es zu dieser Zeit noch recht wenige Universitäten gab. Die Präsentation einiger der mehr als 15.000 Fundstücke könnte daher dazu beitragen, "das Mittelalter auch für uns heute etwas lebendiger zu machen".

Die Studenten des 15. und 16. Jahrhunderts nahmen ihre Mahlzeiten gemeinsam ein. Das Essen wurde an einer Tafel in großen einfachen Keramik- oder Holzschalen serviert, aus denen man sich bediente und hölzerne Teller und kleine Schalen damit befüllte. "Dass es meist Bier zu trinken gab, lässt sich aus den robusten Steinzeugkrügen und humpenartigen Keramikbechern schließen", so Hartwig. Die Ess- und Trinkgefäße werden ebenso in der Ausstellung gezeigt wie kleine Tintenfässchen aus Holz und ein kleiner Stechzirkel, mit dem auf Pergament Markierungen zum Linieren eingestochen wurden.

"Zeit für Freizeitaktivitäten gab es neben dem ausgedehnten Studium anscheinend dennoch, wie Tonmurmeln, hölzerne Spielsteine und Holzkugeln, wohl zum Kegeln oder Boulespielen, verraten", erläutert Archivleiterin Hartwig. Besonders interessant sei der Fund zweier Dolche und eines Schwertes, die vor dem Versenken in der Latrine unbrauchbar gemacht worden waren. "Vielleicht hatte hier die Stadtwache eingegriffen oder die Waffen sind bei Kontrollen im Pädagogium entdeckt und zur Strafe zerstört worden, bevor die Studenten sie wegwarfen", mutmaßt Angela Hartwig.

Papst verhindert Theologische Fakultät

Der Papst habe zum Zeitpunkt der Uni-Gründung im Jahr 1419 die Bewilligung einer Theologischen Fakultät noch verweigert, ergänzt die Archivarin und Historikerin. Erst 14 Jahre später gewährte Papst Eugen IV. am 27. Januar 1433 dieses Privileg - auf Bitten des Bischofs von Schwerin, der Herzöge Johann IV. und Albrecht V. von Mecklenburg-Schwerin und des Rostocker Rats. Die mittelalterliche Urkunde wird ebenfalls in der Ausstellung gezeigt.

Das Verhalten des Vatikans belege den "überragenden Stellenwert der Geistlichkeit und des geistlichen Lebens in der mittelalterlichen Gesellschaft". Die Verweigerung einer Theologischen Fakultät bei Erstgründungen von Universitäten habe zu diesem Zeitpunkt durchaus den Gepflogenheiten der Päpste entsprochen. Hartwig: "Rostock war denen auch viel zu weit weg von Italien, sie hatten Sorge um ihren schwindenden Einfluss auf die theologische Lehre".

Quelle: epd


Info

Die Ausstellung "Der Norden holt auf" ist dienstags von 9 bis 12 und von 13 bis 18 Uhr sowie mittwochs und donnerstags von 9 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr im Universitätsarchiv Rostock (Universitätsplatz 1, 18055 Rostock) zu sehen.