Kirchenreferent der Landesregierung geht nach 24 Jahren in Pension Ulrich Hojczyk: Staatsbeamter mit Kirchenherz

Von Tilman Baier und Karl-Reinhard Titzck

Ulrich Hojczyk bei seiner Abschiedsrede auf der Kirchenkreissynode Mecklenburgs am 18. November in Güstrow.

Foto: kirche-mv.de/D. Vogel

21.12.2016 · Schwerin. Seit einem Vierteljahrhundert ist Ulrich Hojczyk der Verbindungsmann der Landesregierung von MV zu den Kirchen. Seine Ernennung zum Kirchenreferenten war ein Glücksfall für die Kirchen, saß ihnen doch bei wichtigen Verhandlungen in Ulrich Hojczyk ein engagierter evangelischer Christ mit DDR-Biographie gegenüber. Am vergangenen Freitag war sein letzter Arbeitstag, Silvester geht er in den Ruhestand.

Sichtlich bewegt war Ulrich Hojczyk, als ihm beim Jahresempfang der Nordkirche am Reformationstag in Sternberg für die langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit durch die Bischöfe Hans-Jürgen Abromeit und Andreas von Maltzahn gedankt wurde. Kirchenrat Markus Wiechert, sein Pendant als Beauftragter der Kirchen beim Land MV, hatte zuvor an die großen Stationen der nicht immer einfachen, aber immer erfolgreichen Zusammenarbeit erinnert: Staat- Kirche-Vertrag, Einführung des Religionsunterrichts an den allgemeinbildenden staatlichen Schulen, die Etablierung eines landesweiten Schul-Bibelwettbewerbs und der Tage der ethischen Orientierung, die gemeinsame Sorge um die Erhaltung der rund 1000 Kirchen im Land, die Begleitung der Fusionsverhandlungen zur Nordkirche…

Ulrich Hojczyk selbst verabschiedete sich ein paar Tage später auf der Herbsttagung der mecklenburgischen Synode, die er als treuer Gast ebenso wie auch die pommersche Synode über fast 25 Jahre begleitet hatte. Als Kenner der Höhen und Tiefen der Wegstrecke der nordostdeutschen Kirchen nach der Wiedervereinigung gab er den Synodalen auch noch die Mahnung mit auf den Weg, noch mutiger die Chancen zu nutzen, die die heutige Gesellschaft den Kirchen für ihr Engagement und die Verkündigung des Evangeliums in MV biete.

Hojczyk, gebürtiger Rostocker und studierter Diplom-Ingenieur für Betriebswirtschaft, war zunächst bei einem Wohnbaukombinat und dann von 1979 bis zum Ende der DDR als Referent für das Sonderbauprogramm beim Bund der Evangelischen Kirchen der DDR in Berlin beschäftigt.

Sein Meisterwerk: der Güstrower Vertrag

Ab 1992 hat er als Referatsleiter für Kirchenangelegenheiten zunächst beim Bildungsministerium und die letzten Jahre beim Justizministerium von MV immer wieder auf die neuen Chancen für die Kirchen hingewiesen. Er ließ sich nicht entmutigen, auch wenn, wie beim Religionsunterricht, er mit seinem Optimismus nicht immer gleich auf begeisterte Zustimmung bei den zuständigen Kirchenvertretern stieß. Als Staatsbeamter verstand er sich als Mittler, dessen Aufgabe es war, einen Interessenausgleich herbeizuführen.

Unbestritten von Anfang an war sein Verdienst an der Entwicklung eines partnerschaftlichen Verhältnisses von Staat und Kirche in diesem Bundesland. Geleitet wurde er dabei von dem Ideal eines weltanschaulich-neutralen Staates, der aber nicht wertneutral ist. Das fand seinen Niederschlag vor allem in den staatskirchenrechtlichen Bestimmungen in der Landesverfassung von MV und deren Ausgestaltung im Güstrower Vertrag des Landes mit der Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Kirche vom 20. Januar 1994. Hojczyk hatte die Vertragstexte maßgeblich mitverhandelt und so die Grundlagen für die Patronatsleistungen des Landes an die beiden Kirchen, für den Religionsunterricht, die Denkmalpflege an kirchlichen Gebäuden und die Möglichkeiten zur Seelsorge bei Polizei und in den Gefängnissen des Landes erarbeitet. Auch der Fortbestand der beiden theologischen Fakultäten in Rostock und Greifswald konnten gesichert werden.

Den Weg zu einer gemeinsamen Nordkirche hat er partnerschaftlich begleitet und dazu beigetragen, dass der Sitz des Landesbischofs der Nordkirche nach Schwerin gelegt wurde. Zu seinen Leistungen zählen auch der Bistumserrichtungsvertrag zum Erzbistum Hamburg sowie der Staatsvertrag mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden.

Ein großes Anliegen ist ihm der Erhalt der Kirchen im Land. Er entwickelte die „Wege zur Backsteingotik“ mit, arbeitete mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der KiBa-Stiftung, dem Verein Dorfkirchen in Not oder Kirchenbauvereinen vor Ort mit viel Geschick zusammen.

Vieles wäre noch zu nennen, vor allem im Bereich Bildung. Was bleibt zu sagen? Ulrich Hojczyk hat sich um die Entwicklung der Staat-Kirche-Beziehungen nach der politischen Wende in Mecklenburg-Vorpommern besonders verdient gemacht.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 51/2016