Propstei Neustrelitz beschäftigte sich mit Gesundheitsmanagement "Bei Kirche arbeiten und trotzdem gesund bleiben“

Von Nicole Kiesewetter

Bauten am „Haus der Arbeitsfähigkeit“: Pastor Wolfgang Loos, Pastorin Cornelia Seidel und Gemeindepädagogin Felicitas Rohde-Schaeper (v.l.).

Foto: Nicole Kiesewetter

15.12.2018 · Neustrelitz. Es müssen einige Voraussetzungen stimmen, um die Anforderungen des Arbeitslebens meistern zu können – in erster Linie muss man gesund sein und bleiben. Doch auch der Arbeitsgeber Kirche hat mit zunehmendem Krankenstand seiner Mitarbeiter zu kämpfen. Viele haben das Gefühl ausgebrannt zu sein.

Zu wenig Zeit für die theologische Arbeit und zu viele Friedhöfe. Zu hohe Erwartungen der Gemeinde, Wirrwarr im Strukturprozess und Residenzpflicht: Die Liste an problematischen Themen für Pastoren und kirchliche Mitarbeiter könnte mühelos fortgesetzt werden. Doch jammern hilft bekanntermaßen nicht, also was tun?

Unter dem etwas zugespitzen Motto „Bei Kirche arbeiten und trotzdem gesund bleiben“ beschäftigten sich rund 80 Teilnehmer des Konvents der Propstei Neustrelitz mit dem Thema Salutogenese, also der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit. Als Referent dazu war Pastor Wolfgang Loos, ehemaliger Superintendent und Gesundheitscoach in der Hannoverschen Landeskirche, eingeladen.

Es zählen Motivation und Qualifikation

Loos verdeutlichte, dass neben der Gesundheit als Grundlage auch die Ausbildung, die kognitive Fähigkeit sowie das Wissen äußerst wichtig seien, um die jeweilige Arbeit gut ausführen zu können. „Was jemand kann, muss er aber auch wollen. Und das hängt wiederum von der persönlichen Einstellung zur Arbeit und der Motivation ab.“ Andererseits: „Wer kann und will, muss aber auch dürfen.“ Deshalb müssten die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz so gestaltet sein, dass jeder Beschäftigte einerseits seine Fähigkeiten einbringen, andererseits den Wunsch äußern kann, einen persönlichen Beitrag zum Erfolg zu leisten.

Diese Voraussetzungen muss der Arbeitgeber schaffen. So lautet das Prinzip des finnischen Professors Juhani Ilmarinen, das er in seinem Modell „Haus der Arbeitsfähigkeit“ zusammenfasst. Dieses Modellhaus besitzt vier Stockwerke. Die erste Ebene beschreibt die individuellen Faktoren: persönliches Gesundheit und Gesundheitsverhalten. Die anderen drei Ebenen beschreibt die Faktoren aus dem Arbeitskontext der Organisation wie Arbeitsbedingungen, Kompetenz und Werte in ihrer Wechselwirkung mit der Person.

Die Entwicklung der Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten hängt davon ab, wie stabil dieses Haus gebaut ist und wie gut es instandgehalten wird. „Diese vier Stockwerke sowie das persönliche Umfeld sind die Handlungsebenen, um für eine gute Arbeitsfähigkeit zu sorgen“, erklärte Wolfgang Loos in seinem Vortrag. In vier Arbeitsgruppen bauten die Konventsteilnehmer anschließend am „Haus der Arbeitsfähigkeit“. Sie benannten Probleme, aber bewusst auch Kompetenzen und Erfahrungsbereiche, die sie stärken.

Der Prozess soll fortgeführt werden

Sie wisse, dass sich ein großer Teil der Rahmenbedingungen kirchlichen Arbeitens nicht ändern lasse, so die Neustrelitzer Pröpstin Britta Carstensen. „Es geht hier darum zu schauen, was kann ich persönlich für mich verändern.“ Sie lud die Propsteimitarbeiter ein, den an diesem Vormittag begonnenen Prozess fortzuführen. So wird Pastor Wolfgang Loos im Februar in Begleitung eines weiteren Gesundheitscoaches wieder nach Neustrelitz kommen und individuelle Beratungsprozesse anbieten. Die Kosten für das Angebot trägt die Propstei. Ziel sei es, die Mitarbeiter für eigene Potenziale zu sensibilisieren und ihnen persönliche Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Dazu hat der finnische Professor Juhani Ilmarinen mit seinem sogenannten Workability-Index (WAI) eine Checkliste entwickelt, die Auskunft über die individuelle Beschäftigungsfähigkeit geben kann. Diese Checkliste soll bei dem nächsten Treffen erarbeitet werden. Die anonyme Auswertung der Checklisten-Ergebnisse soll auch als Grundlage für weiterführende Gespräche auf Kirchenkreisebene dienen. „Das Thema Salutogenese ist jetzt einfach dran. Ich sehe unsere Propstei hier als Vorreiter“, betonte die Pröpstin.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 49/2018