Reichspogromnacht vor 80 Jahren Pogromgedenken in Mecklenburg-Vorpommern

07.11.2018 · Schwerin/Greifswald/Rostock. In mehreren Orten in Mecklenburg-Vorpommern wird ab Donnerstag (8. November) an die jüdischen Opfer der Reichspogromnacht vor 80 Jahren erinnert.

Unter dem Motto "Angst steckt an" findet am Donnerstag um 18 Uhr auf dem Schweriner Schlachtermarkt eine Mahn- und Gedenkstunde mit Landesrabbiner William Wolff und der Jüdischen Gemeinde statt. Danach wird um 19 Uhr in der Volkshochschule der Film "Die Unsichtbaren. Wir wollen leben" gezeigt. Am Freitag (9. November, 17 Uhr) lädt das Aktionsbündnis "Schwerin für ALLE" zu einer Demonstration mit Kundgebung auf dem Großen Dreesch an.

In Greifswald gibt es am Freitag um 13 Uhr in der Mühlenstraße 10 an der Stelle des ehemaligen Betsaals der Jüdischen Gemeinde eine Andacht. Ab 17 Uhr ist im Bürgerschaftssaal des Rathauses ein Vortrag mit dem schwedischen Journalisten Kaj Schueler geplant. Seinen Eltern gelang 1942 unter dramatischen Umständen die Flucht aus Berlin. Bereits am Donnerstag wird im Dom um 19.30 Uhr der österreichische Stummfilm "Die Stadt ohne Juden" mit Klavierbegleitung gezeigt.

Die Stadt Neubrandenburg erinnert am Freitag um 16 Uhr mit einer Veranstaltung am Neuen Tor an die Opfer der Pogromnacht von 1938. Im Bibelzentrum Barth findet die Gedenkveranstaltung am Freitag um 15 Uhr unter dem Motto "Gegen das Vergessen" statt. In Wismar gibt es am selben Tag ab 16 Uhr eine Stadtführung zur Geschichte Wismars in der NS-Zeit. In Güstrow ist am Freitag wieder die traditionelle Andacht auf dem Jüdischen Friedhof geplant.

In Rostock beginnt die Gedenkveranstaltung am früheren Standort der Synagoge in der Augustenstraße am Sonnabend (10. November) um 10 Uhr. Unter anderem werden Rabbiner Yuri Kadnykov und Bürgerschaftspräsident Wolfgang Nitzsche (Die Linke) sprechen. Anschließend wird zu einem Gottesdienst in die Jüdische Gemeinde eingeladen.

Unweit des ehemaligen Standortes der Synagoge von Pasewalk wird am Donnerstag um 17 Uhr in der Grabenstraße ein Gedenkstein für das 1938 in Brand gesteckte jüdische Bethaus enthüllt. In der Pasewalker Marienkirche findet am Freitag um 19 Uhr ein Friedensgebet statt. Außerdem wird in St. Marien die Ausstellung "Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute" präsentiert.

In Stralsund gibt es am Freitag um 11 Uhr eine Gedenkstunde an der Stele im Johanniskloster, um 15 Uhr eine Andacht auf dem Jüdischen Friedhof sowie ab 17 Uhr einen Weg der Erinnerung entlang der Stolpersteine in der Altstadt. Um 20 Uhr erfolgt in der Klinikumskirche die deutsche Erstaufführung des Stückes "Lony´s Briefe". Mit Gesang, Streichquartett und Klavier wird dabei das Familienschicksal von Lony Rabl erzählt, die 22 rührende Briefe an ihren Enkel Peter schrieb, bevor sie 1941 deportiert wurde. Bereits am Donnerstag wird um 11 Uhr in der Kulturkirche St. Jacobi die Ausstellung "Die jüdischen Kaufmannsfamilien in Stralsund" eröffnet.

In der Reichspogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 gab es vom NS-Regime organisierte Gewalt gegen Juden im gesamten Deutschen Reich. Dabei wurden etwa 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Anschließend wurden 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.

Quelle: epd