Landessynode Nordkirche untersucht ihre DDR-Vergangenheit

01.10.2017 · Lübeck-Travemünde.

Die Nordkirche will sich intensiver mit ihrer Geschichte während der DDR-Zeit beschäftigen. Dies sei allerdings keine Debatte, die nur die Kirchen in Mecklenburg und Pommern betreffe, sagte Landesbischof Gerhard Ulrich am Sonnabend auf der Landessynode in Lübeck-Travemünde. Thema seien auch die Partnerschaften und Friedensaktivitäten der Gemeinden in Hamburg und Schleswig-Holstein. Wer allerdings auf Skandale und spektakuläre Enttarnungen hoffe, werde vermutlich enttäuscht.

Um die Entwicklung der Kirchen in Norddeutschland zu verstehen, sei ein Blick bis ins Jahr 1914 notwendig, sagte Ulrich. Die Kirche wolle sich aber auf Schwerpunkte konzentrieren. Dazu zählten die Geschichte der Mecklenburgische Kirche zwischen 1933 und 1945, die Geschichte der Kirchen in der DDR zwischen 1969 und 1989, die Partnerschaftsarbeit zwischen Ost und West sowie die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit zwischen 1990 und 2012. Ulrich: "Dabei werden wir sicherlich auch auf eine Schuld unserer Kirche stoßen."

Es gehe allerdings nicht nur um einen sachlichen Zugang zur eigenen Geschichte, betonte der Landesbischof. Auch Einzelne sollen Gelegenheit haben, ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen. Dafür sei ein abgeschirmter Rahmen sinnvoll, um erst einmal zuzuhören. Dies gelte vor allem für Menschen, "deren Zunge sich vielleicht erst jetzt lösen kann". Ihnen solle auch die notwendige seelsorgerliche oder juristische Hilfe zukommen. Der Blick in die Geschichte sei auch zu verstehen als ein Akt der Sorge um den Nächsten.

Die Nordkirche kann auf zahlreiche Vorarbeiten zurückgreifen. Die ehemaligen Landeskirchen Mecklenburg und Pommern hatten sich beide durch die "Gauck-Behörde" auf Stasi-Verstrickungen überprüfen lassen. 1996 hatte die Pommersche Kirche einen Bericht zu Stasi-Tätigkeiten veröffentlicht. Anfang dieses Jahres lebte die Stasi-Debatte noch einmal durch das Buch über den "Greifswalder Weg" von Rahel Frank auf.

Derzeit wird in Mecklenburg an einem Biografienprojekt gearbeitet. Es sollen 200 Menschen aus Kirche und Gesellschaft vorgestellt werden, die in die Mühlen des SED-Regimes geraten sind.

Quelle: epd