"Nicht schlechter, sondern anders“ Der neue Stellenplan für den Kirchenkreis Mecklenburg ist jetzt in Kraft

Von Tilman Baier

Wie kann Kirche in Mecklenburg vor allem im ländlichen Raum wie hier in Groß Eichsen zukunftsfähig gestaltet werden? Darum ging es in dem Prozess „Stadt, Land, Kirche“.

Foto: Tilman Baier

13.01.2019 · Parchim. Seit dem 1. Januar gilt im Kirchenkreis Mecklenburg der neue Stellenplan. Er ist das Ergebnis eines vier Jahre dauernden Prozesses und soll evangelische Kirche in diesem Bereich zukunftsfähiger machen. Doch es gab auch viel Unmut.

160,25 Vollzeitstellen für Gemeindepastoren statt wie bisher 186,63 Vollzeitstellen sieht der neue Stellenplan des Kirchenkreises Mecklenburg vor. Seine Finanzierung wurde im Herbst 2018 durch den Haushaltsbeschluss der Kirchenkreissynode gewährleistet, zum Beginn des neuen Jahres trat der Plan in Kraft. Einige Stimmen beklagen vorrangig den Abbau kirchlicher Strukturen, Propst Dirk Sauermann, Vorsitzender des Kirchenkreisrates, wendet sich gegen diese Stimmen.

Im Gespräch weist er darauf hin, dass die Kirchenmusikerstellen aufgestockt wurden und auch bei Pastorenstellen nachgebessert worden sei. So sei nach einem Hearing im September 2016 bei den Oberzentren die Gemeindegliederzahl von 800 auf 700 pro Vollbeschäftigungseinheit (VBE) abgesenkt worden. Und der Kirchenkreisrat hätte zwar den Anteil der Pastoren an einer VBE auf 52 Prozent abgesenkt, bei den Kirchenmusikern jedoch auf 14 Prozent erhöht. „Mit dieser Veränderung sollen Menschen verstärkt auch anders erreicht werden, als es durch die reine Wortverkündigung möglich ist“, so Sauermann. „Und wir haben die C-Kirchenmusiker erstmals in den Stellenplan mit aufgenommen. Küster und Verwaltung wurden erhöht auf zehn Prozent, bei Gemeindepädagogen ist der Prozentsatz bei 24 geblieben.“

Gestartet wurde der Prozess zur Entwicklung eines neuen Stellen- und eines Pfarrgemeindehausplanes Ende 2014, nachdem er aufgrund einer Vorlage des Kirchenkreisrates von der Kirchenkreissynode beschlossen worden war. Unter dem Namen „Stadt, Land, Kirche“ setzten die Initiatoren auf eine breite Beteiligung der Regionen, was ihnen den Vorwurf einbrachte, die Verantwortung für Einschnitte nach unten weg zu delegieren.

Was brauchen wir als Kirche zukünftig?

Sauermann will dies so nicht stehen lassen. Es sei um mehr gegangen als um Stellen- und Pfarrgemeindehausplan. „Wir haben uns darüber Gedanken gemacht, was in diesem jungen Kirchenkreis, der ja erst seit 2012 existiert, die geistlich-theologischen Grundlagen für den weiteren Weg sind.“ Dies sollte in einem breiten Austausch geschehen, um herauszufinden, „was wir zukünftig als Kirche in Mecklenburg brauchen, um gut zu arbeiten“. Dabei sei bald klar gewesen, „dass wir uns unterhalten müssen über die Gebäude, vor allem die Pfarr- und Gemeindehäuser. Und wir müssen uns der Frage stellen, welche personellen Kapazitäten wir zukünftig dafür brauchen und wie diese auch zukünftig gut finanzierbar sind.“

Daraus habe der Kirchenkreisrat ein Konzept für den Beteilungsprozess „Stadt, Land, Kirche“ entwickelt. „Uns lag daran, uns über die Grundfragen des Kirche-Seins in Mecklenburg zu verständigen – und nicht vordergründig einen Prozess zu führen zur Stellen- und Pfarrgemeindehausplanung.“ Das sollte erst im Anschluss geschehen. „Das ist leider nicht so gelungen“, räumt Sauermann ein. „Denn manche Kirchenregionen haben sich dann doch sofort mit der Stellenplanung befasst, ohne zu klären, welche Arbeit mit diesen Stellen getan werden soll – also, was sie inhaltlich wollen.“ Aber es habe auch etliche positive Beispiele als Echo aus Kirchenregionen gegeben.

Besonders positiv verlief der Prozess nach Einschätzung des Propstes dort, wo es gelungen sei, die Diskussion unabhängig von den jetzt handelnden Personen zu führen. „Das ist ja ein Plan, ein Soll für die Zukunft – und damit verbinden wir ein Bild, wie kirchengemeindliche Arbeit in der Region in Zukunft aussieht. Wo dieses Abstrahieren gelungen ist, da entstand eine positive Energie und der Freiraum für Fantasie.“ Sein Lieblingssatz zu dem Prozess: „Es wird nicht schlechter, nicht besser, sondern anders.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 02/2019