Kirchenkreis-Familiencamp Nestbau in Mirow

Von Marion Wulf-Nixdorf

Ein Kranichnest aus Naturmaterial wird mit dem Holzbildhauer und Maler Sven Domann (2.v.re.) aus Güstrow gebaut. Es wird in der Jugendherberge in Mirow bleiben – als Kunstwerk

Foto: Marion Wulf-Nixdorf

01.09.2019 · Mirow. Nestbau, Nestwärme, Nestflucht – das waren einige der Stichworte, die das erste Familiencamp im Kirchenkreis Mecklenburg am vergangenen Wochenende in Mirow bestimmten. Eingeladen hatte das Evangelische Kinder- und Jugendwerk Mecklenburgs.   

Die neunjährige Nele aus Rostock ist die Jüngste in der Workshop-Gruppe „Naturnestbau“. Der Leiter der Gruppe, der Bildhauer und Maler Sven Domann aus Güstrow, hat sie zur Baumeisterin bestimmt. Es soll ein Kranichnest gebaut werden. Nele gibt vor, dass das Nest einen Eingang haben muss. Das hat ein „normales“ Kranichnest nicht, gibt Domann zu bedenken. Aber er lässt Nele bestimmen – wie abgemacht. Sie meint, ein Nest brauche einen Eingang. Das kennt sie schließlich von ihrem kleinen Bruder. Wenn er zu ihr ins Bett kommt, muss er irgendwie reinkommen. Das ist ihre Vorstellung von Nest.

Von Freitagabend bis Sonntagmittag stand das erste Familiencamp des Kirchenkreises Mecklenburg unter dem Thema „Hier muss irgendwo ein Nest sein“ – nach Psalm 84, 4. Knapp 160 Kinder, Jugendliche und Erwachsene, darunter nicht nur Eltern, sondern auch Großeltern, sowie zwölf hauptamtliche Mitarbeiter ließen sich nach Mirow in die Jugendherberge einladen. Aus Bad Doberan kam eine „Gemeinde- Familie“ mit elf Kindern mit Gemeindepädagogin Anne Jax.

Die Nähgruppe fertigt Nester zum Aufbewahren an. Es ist ein Kommen und Gehen. Tine und Samia aus dem Iran, die jetzt in Rostock wohnen, machen mit. Die sechs Nähmaschinen sind aus der Kirchengemeinde Biestow, wo sie sonst der Flüchtlingsarbeit zur Verfügung stehen. Geflüchtete Familien unter anderem aus dem Iran, aus Syrien und Eritrea gehören zum Familiencamp dazu – dabei werden auch Unterschiede deutlich. Stehen die deutschen Eltern meist immerzu neben, vor und hinter ihren Kindern, sitzen die Erwachsenen aus anderen Ländern zusammen, ihre Kinder toben fröhlich irgendwo herum.

Generationen- und länderübergreifend

Es gibt ein Drachennest, Aktionsnest, Geschichtennest, Waldlandschaftsnest, Malnest, man kann Kanu fahren oder filzen – das Angebot ist groß. Die Jugendlichen haben mit Miniaturfiguren Fotos gemacht zu Fragen wie „Wovor hast du Angst“ oder „Was ist dein Traumberuf?“ oder „Wie stellst du dir die Welt in Zukunft vor?“. Nachdenkliche Fotos sind entstanden, die hoffentlich nicht in der Schublade verschwinden.

Auch Erwachsene hatten ein extra Programm in verschiedenen Arbeitsgruppen. Er habe einiges neu sehen gelernt, sagt der Vater eines Zehnjährigen. Aus seinem Beruf als Pastor wusste er vieles von dem Gesagten in der Gruppe „Zank und Streit im Nest“. Als Betroffener, als Vater, habe er es noch einmal anders gehört.

Beim letzten Mecklenburger Kindercamp 2011 in Waren an der Müritz waren 600 Kinder zusammen. „Durch Umstrukturierungen in der Kinder- und Jugendarbeit gab es keine personellen Kapazitäten mehr, ein Camp extra für Kinder zu veranstalten“, sagt Stephan Rodegro, Referent für die Arbeit mit Kindern im Evangelischen Kinder- und Jugendwerk. Das Modell „Familiencamp“ entstand nun nach einer Befragung der Mitarbeiter in den Kirchengemeinden. Und es scheint aufgegangen. Generationenübergreifend. Länderübergreifend. Ein tolles Wochenende.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 35/2019