Gespräch Kirche-Landesregierung:Kirchen und Landesregierung für weitere Kooperation

18.01.2011 | Greifswald. Die Entwicklung des ländlichen Raumes in Mecklenburg-Vorpommern, Werte- und Bildungsfragen, die Zusammenarbeit von Kirche und Schule sowie der Rechtsextremismus waren Themen bei dem regelmäßigen Gespräch der Landesregierung mit den Kirchenleitungen der beiden evangelischen Kirchen im Bundesland, das am Montagabend (17.1.2011) im Greifswalder Seminar für Kirchlichen Dienst stattfand.

 

Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit erinnerte an die gemeinsame Verantwortung im Bildungsbereich. Die geistigen Grundlagen allgemeiner, freier und gleicher Bildung lägen im jüdisch-christlichen Menschenbild. Die Kirchen leisteten mit ihren Kindertagesstätten, Schulen und durch ihre Mitwirkung im öffentlichen Bildungssystem einen wichtigen Beitrag für die Ausbildung junger Menschen und zur Entwicklung unserer Gesellschaft.

 

Ministerpräsident Erwin Sellering dankte den Kirchen für ihre Arbeit. „Sie sind wichtig für unser Land. Ihre Arbeit ist in vielen sozialen Bereichen unverzichtbar. Und sie stehen für die Vermittlung von Werten, die wir für unser Zusammenleben brauchen.“

 

Beide Seiten sehen großen Gestaltungsbedarf durch die Bevölkerungsentwicklung im Bundesland. „Das ist das große Thema für unsere Arbeit“, sagte Landesbischof Dr. Andreas von Maltzahn und berichtete beispielsweise von herausfordernden Erfahrungen kirchlicher Initiativen in sozialen Brennpunktgebieten. „Wir erleben es außerdem als positiv, wenn Kirchengemeinden und Bürgergemeinden verstärkt zusammenarbeiten.“ Die Kirchen wollen auch weiterhin in der Fläche präsent bleiben, bestätigten die Kirchenvertreter.

 

Ministerpräsident Sellering sagte, dass man nicht alles bezahlen, aber vieles organisieren könne. „Wir brauchen viele Ehrenamtliche, damit Gemeinschaft in den Dörfern bestehen bleibt. Aber wir dürfen die Ehrenamtlichen dabei nicht allein lassen.“ So sei etwa innerhalb von zehn Jahren die Schülerzahl auf ein Drittel zurückgegangen. „Dies in einem Flächenland zu organisieren, ist sehr schwierig“, meinte der Ministerpräsident.

Beide Seiten sprachen sich für eine verstärkte Zusammenarbeit im Bildungsbereich aus. So soll eine „mittelfristige Verlässlichkeit“ des Einsatzes von kirchlichen Mitarbeitern in den Schulen erreicht werden. „Wir müssen zu langfristigeren Verträgen kommen“, so Bildungsminister Henry Tesch. Auch der Einsatz von Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern im Bereich der musikalischen Bildung in den Schulen wurde auf Anregung der Kirchen von Seiten der Landesregierung positiv bewertet. „Das ist ein Feld, wo man anfangen muss“, sagte der Bildungsminister.

 

Die Kirchen seien bereit, sich stärker als bisher an der weiteren Ausgestaltung der Bildungsplanung zu beteiligen, sagte der Schweriner Oberkirchenrat Dr. Jürgen Danielowski. Er regte einen „Basiskurs Religion“ für alle Erzieherinnen und Erzieher an, quasi als Beitrag zur Wertevermittlung in den Bildungseinrichtungen.

 

Ministerpräsident Sellering betonte, die Bekämpfung des Rechtsextremismus sei nach wie vor eine drängende Aufgabe. Es sei gut und wichtig, dass auch die Kirchen sich weiter engagierten. Sellering weiter: „Mit den Regionalzentren für demokratische Kultur haben wir geeignete Einrichtungen geschaffen, die die Arbeit vor Ort unterstützen.“

Landesbischof Andras von Maltzahn dankte den Vertretern der Landesregierung „für ihren Dienst an unserem Land.“

 

Das jährliche Gespräch zwischen der Landesregierung und den beiden Kirchenleitungen ist Bestandteil des so genannten Güstrower Vertrages von 1994, der zwischen dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs sowie der Pommerschen Evangelischen Kirche abgeschlossen wurde. Dieser regelt das Verhältnis von Staat und Kirche im Bundesland. In diesem Jahr fand das Treffen auf Einladung der Kirchen statt.