Bettina von Wahl im Interview „Wir unterstützen Projekte, die Brücken schlagen“

Bettina von Wahl

© ELKM/C. Meyer

01.09.2013 · Rostock. Zwei Mal im Jahr können Förderanträge an die Stiftung „Kirche mit Anderen“ in Mecklenburg gestellt werden. Wir sprachen mit Bettina von Wahl, die der 2012 gegründeten Stiftung vorsteht.

Frau von Wahl, die Stiftung möchte missionarische Arbeit, innovative Projekte und neue Wege der Kirche im Bereich der Jugend- und Familienarbeit sowie der Erwachsenenbildung in Mecklenburg fördern. Wie viele Anträge auf finanzielle Unterstützung gingen beim Vorstand bisher ein?

Wir hatten in unserer ersten Antragsrunde, die am 15. März 2013 abgeschlossen war, eine erfreuliche Anzahl von mehr als 30 Anträgen auf Förderung.

Konnten alle Wünsche berücksichtigt werden, oder gab es auch Absagen?

Wir haben den überwiegenden Teil der Anträge befürworten können, aber leider mussten wir auch die Förderung einiger Projekte ablehnen.

Welche Gründe gab es?

Die Gründe dafür waren ganz unterschiedlich. Es gab Projekte, bei denen wir den Eindruck hatten, dass sie noch in der Anfangsphase der Überlegungen stecken. Sie schienen uns einfach nicht ausgereift genug, um sie schon umsetzen zu können. Bei anderen Anträgen sollten wir ein Bauvorhaben unterstützen. Das ist uns nach unserer Satzung und den Förderrichtlinien aber nicht möglich.

Unsere Gelder zielen auf Vorhaben im sozialdiakonischen Bereich, in der Gemeindeentwicklung und in Arbeitsfeldern, in denen Kirche Mitverantwortung in die Gesellschaft wahrnimmt. Wir fördern Personal- und Sachkosten von Projekten, bei denen sich die Kirche und die Gemeinde öffnen und bewusst auf Menschen zugehen, die bisher noch nicht mit dem Glauben in Berührung gekommen sind.

In Mecklenburg liegt der Anteil der Kirchenmitglieder nur bei rund 18 Prozent. Wir können also noch so viele Menschen erreichen, und wir haben mit dem Evangelium eine wunderbare Botschaft, die uns den Weg weist, Menschen in verschiedenen Lebenssituationen entgegen zu kommen.

Wie vielen Projekten konnte die Stiftung finanziell unter die Arme greifen?

Konkret konnten wir 25 Projekte unterstützen. Wir haben zum Beispiel eine Freizeit mit 150 Euro unterstützt und in einem anderen Projekt die Personalkosten von mehr als 30 000 Euro für ein Jahr gefördert. Unsere finanziellen Mittel sind natürlich auch nicht riesig. Sie setzen sich zusammen aus den Zinsen des Stiftungskapitals und der Unterstützung, die wir nach wie vor von der Bayerischen Landeskirche erhalten, wofür wir sehr dankbar sind. Das Budget variiert darum jedes Jahr.

Sie sind derzeit selbst unterwegs, um einige Projekte hautnah zu erleben. Können Sie einige Beispiele nennen, die sie besonders beeindruckt haben?

Ich habe mir bisher vier Projekte angesehen. Jedes für sich hat mich sehr beeindruckt. Zum Beispiel der „Treffpunkt Leben“ in Gelbensande, deren Leiterin aus einer eigenen Lebenskrise heraus eine große Kraft entwickelt hat und jetzt anderen Menschen zur Seite steht.

Oder die Medienwerkstatt in den Kirchengemeinden Jabel/ Kirch Grubenhagen. Dort haben Kinder mit Fotoapparaten die „Kirche als Lebensraum“ entdeckt. Pastor Schur und seine Frau, die Gemeindepädagogin Frau Krause-Schur, haben durch ihre Tätigkeit als Lehrer eine sehr gute Vernetzung mit der Schule erreicht, Berührungsängste abgebaut und so sehr viele Kinder mit einbeziehen können. Ich hoffe, ich finde in den nächsten Wochen noch mehr Zeit, um weitere Projekte zu besuchen.

Bis zum 15. September können Kirchengemeinden, Dienste und Werke, aber auch Vereine, die im Sinne der Stiftungsziele in Mecklenburg tätig sind, erneut Förderantrage an die Stiftung stellen. Wann entscheiden Sie diese?

Der Vorstand wird sich Mitte Oktober wieder zusammensetzen und über die Anträge beraten.

Können Sie einen Tipp geben: Worauf sollten diejenigen achten, die bei der Stiftung einen Antrag auf Unterstützung stellen möchten?

Wir wollen die Kirchengemeinden, Dienste und Werke und Vereine, die im Sinne der Stiftung tätig sind, ermutigen, neue Wege auszuprobieren.
 
Dabei legen wir Wert darauf, dass mehrere Partner zusammen arbeiten. Also zum Beispiel die Kirchengemeinde mit der Nachbargemeinde oder mit der politischen Gemeinde oder einem Verein.

Wir können besonders in unseren ländlichen Strukturen nicht mehr allein vor uns hin werkeln. Wir erreichen so viel mehr, wenn mehrere an einem Strang ziehen.

Die Einzelheiten sind übrigens bequem im Internet unter www.kirche-mv.de/stiftung-kirche-mit-anderen.html nachzulesen. Dort findet sich auch das Antragsformular.

Quelle: ELKM (Das Interview führte Christan Meyer)