Ehrenamtliche beleben Friedhöfe In Mecklenburg setzen sich zunehmend Vereine für Friedhöfe ein

Von Anne-Dorle Hoffgaard

Immer mehr Vereine engagieren sich für kirchliche Friedhöfe.

Foto: ELKM

23.11.2020 · Wesenberg/Lübsee/Boizenburg. Ehrenamtlicher Einsatz für kirchliche Friedhöfe hat in Mecklenburg-Vorpommern eine lange Tradition. Doch die Änderungen in der Bestattungskultur und die daraus folgenden finanziellen Engpässe führen vermehrt dazu, dass sich nun Vereine engagieren.

Als der kleine Dorffriedhof in Below bei Wesenberg (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) geschlossen werden sollte, fanden sich Enthusiasten und gründeten 2018 den Verein "Friedhof Below". Ziel sei, den Friedhof innerhalb des Ortes als Begräbnisstätte zu erhalten und ihn auf Vordermann zu bringen, sagt Vereinsvorsitzender Andreas Steglich. Die Eltern des 63-jährigen Lehrers waren - ihrem Wunsch entsprechend - vor einigen Jahren in Below bestattet worden.

"Die kleinen Orte in Mecklenburg haben viel verloren in den letzten 30 Jahren", resümiert Steglich, der selber kein Kirchenmitglied ist. Friedhöfe hätten schon eine Bedeutung, seien ein Ort für Erinnerung und Trauer. In dem etwa 20 Einwohner zählenden Below seien Friedhof und Briefkasten die einzigen sozialen Einrichtungen. Der Friedhof, findet er, hat eine schöne Atmosphäre. Zwar steht keine Kirche darauf, dafür aber etwa ein Dutzend großer Robinien und Eschen sowie einige eiserne Grabkreuze aus dem 19. Jahrhundert.

Einiges hat sich seit der Vereinsgründung bereits getan: Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, wurden Bäume weggenommen oder entästet. Ehrenamtliche mähen regelmäßig das Gras, harken Laub. Geplant ist laut Steglich, auf etwa einem Drittel des gut 400 Quadratmeter großen Friedhofs eine Blühwiese für Insekten zu schaffen. Rosen sollen gepflanzt, abgelaufene Grabstätten eingeebnet, alte Grabsteine erhalten werden. Die Feldsteine der Friedhofsmauer sollen neu aufgeschichtet und ein neues Friedhofstor angeschafft werden.

2019 schloss der Verein "Friedhof Below", der derzeit acht Mitglieder hat, mit der evangelischen Kirchengemeinde Wesenberg einen Vertrag. Der Verein will den Friedhof pflegen, solange er weiter genutzt wird. Friedhofsträgerin bleibt die Kirchengemeinde.

Weitergehende Vereinsaktivitäten gibt es bereits für den Friedhof in Lübsee (Kreis Nordwestmecklenburg). Dort engagiert sich der 2017 gegründete Verein "Freundeskreis der Kirche Lübsee" mit seinen 140 Mitgliedern auch für den parkähnlichen Friedhof rund um die alte Dorfkirche. Er bietet regelmäßig Friedhofsführungen an, organisiert Mitsingkonzerte oder Kino auf dem Friedhof, sagt der zuständige evangelische Gemeindepastor Dirk Greverus aus Roggenstorf.

Wenn die Sanierung der Kirche Lübsee im kommenden Jahr abgeschlossen ist, wolle sich der Verein verstärkt der Entwicklung des Friedhofs zuwenden, sagt Greverus. Wege sollen neu angelegt, eine ordentliche Beleuchtung und mehr Sitzmöglichkeiten geschaffen, der parkähnliche Charakter durch weitere Büsche und Bäume ausgebaut werden.

In Boizenburg (Kreis Ludwigslust-Parchim) hat sich erst vor zwei Monaten ein Friedhofsförderverein gegründet. Seine derzeit 14 Mitglieder wollen unter anderem die größeren Grabkapellen auf dem evangelischen Friedhof - der einzigen Begräbnisstätte in der Kleinstadt - nach und nach instand setzen, sagt Friedhofswart und Vereinsvorsitzender Alexander Jordt.

Erstes Projekt sei die denkmalgeschützte Aussegnungskapelle, die 1788 als Fachwerkbau mit Mansardwalmdach errichtet wurde, so Jordt. Ein Sanierungskonzept gebe es derzeit noch nicht, auch die spätere Nutzung sei noch unklar. Er selber wünsche sich, dass das Gebäude wieder als Trauerhalle genutzt wird. Denn die 1991 errichtete neue Trauerhalle sei "sehr pragmatisch gebaut", etwas lieblos gemacht worden, findet er.

Besonders bei der Pflege von kleinen Friedhöfen laufe immer noch viel über das Ehrenamt, sagt der Friedhofsbeauftragte des evangelischen Kirchenkreises Mecklenburg, Reinhard Wienecke. Oft gebe es aber kaum Konzepte, ehrenamtliche Mitarbeit nachhaltig zu sichern. Erforderlich sei, Ehrenamtliche zu begleiten, zu schulen und interessante Einsatzfelder für sie zu schaffen.

Zudem könnten sich viele der Friedhöfe die Pflege über Dienstleistungen Dritter oder gar in Form von Anstellungen gar nicht leisten, erklärt Wienecke. "Doch es gibt in Mecklenburg auch Beispiele, in denen Kirchbauvereine inzwischen Mitverantwortung für das ganze Areal inklusive Friedhof übernehmen. Oder wo sich Vereine gebildet haben, die sich die Unterhaltung des Friedhofs zur Aufgabe gemacht haben." Und das scheint auch wichtig zu sein. Denn auf fast jedem der rund 600 kirchlichen Friedhöfe in Mecklenburg gibt es laut Wienecke auch wegen der geänderten Bestattungskultur inzwischen zu viel freie Fläche.

Quelle: epd