Geschichte Greifswald will Gedächtnisort für Friedliche Revolution werden

15.06.2017 · Greifswald.

Greifswald möchte gern den geplanten Gedächtnisort für die Friedliche Revolution in Mecklenburg-Vorpommern 1989 bekommen. Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) hat in einem Brief an die Schweriner Staatskanzlei den ehemaligen Sitz der Stasi-Kreisdienststelle in der Domstraße 7 als Gedenkort vorgeschlagen. Die Symbolkraft dieses Ortes werde nach Ansicht des Stadtoberhauptes noch dadurch unterstrichen, dass heute in diesem Gebäude von einer unabhängigen Justiz Recht gesprochen und über die Verfassung gewacht werde. Zudem seien insbesondere die Universität und das Pommersche Landesmuseum gute Kooperationspartner für einen Gedächtnisort.

Der Landtag hatte am Mitte Mai einstimmig beschlossen, dass möglichst im 30. Jahr des Mauerfalls (2019) ein Gedächtnisort für die Friedliche Revolution im Nordosten eröffnet werden soll. Die Landesregierung wurde beauftragt, unter Beteiligung der Landeszentrale für politische Bildung und der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Eckpunkte und ein Konzept zu erarbeiten. Zudem muss ein geeigneter Standort gefunden werden. Das Ergebnis mit einem Standortvorschlag soll dem Landesparlament bis Ende Mai 2018 vorgelegt werden.

In seinem Brief an die Staatskanzlei betone der Greifswalder Oberbürgermeister, dass sich in der vorpommerschen Hansestadt bereits recht früh ein Protestpotenzial gebildet habe. Dazu zählten das Protestschreiben einer Schicht des Kernkraftwerks "Bruno Leuschner" in Lubmin an den Staatsrat vom Oktober 1988 oder die Vorgänge um die Domeinweihung vom Juni 1989.

Als eine der ersten in der DDR habe sich am 16. Oktober 1989 die Greifswalder SPD gegründet, erklärte Fassbinder. Das erste Friedensgebet im Greifswalder Dom fand am 18. Oktober statt. Die sich daran anschließende erste Demonstration markiere für Greifswald "den Übergang zu nunmehr aktiven, für jedermann sichtbaren Formen des Protestes". Eine Pionierrolle habe die Hansestadt bei der Entmachtung der DDR-Staatssicherheit übernommen, als am 4. Dezember 1989 sowohl die SED-Kreisleitung als auch die Stasi-Kreisdienststelle besetzt wurden.

Quelle: epd